Ich möchte natürlich auch wieder meinen Senf dazugeben, wenn auch diesmal in etwas abgespeckter Form. Zu einigen Spielen habe ich schon kleine Reviews geschrieben und diese werde ich dann nur verlinken, sodass nur meine neuen Texte hier stehen.
Ich muss sagen, dass ich so wenige neue Spiele wie schon seit Jahren nicht mehr beendet habe. Das liegt daran, dass mich die Spiele, die ich gespielt habe, verhältnismäßig lange beschäftigt haben. Auch Nintendos Ruhe vor dem Switch-2-Sturm war ein Faktor, da meine Zweitkonsole dadurch das erste Mal seit langer Zeit ein Jahr lang kaum Verwendung fand und mir so gefühlt eine ganze Sparte an Spielen fehlt.
Zunächst die Spiele, die schon vor 2024 erschienen sind, ich aber vergangenes Jahr erstmals durchgespielt habe.
Lil Gator Game
In diesem kurzen Abenteuerspiel schlüpft man in die Rolle eines kleinen Alligators (der Titel des Spiels ist on point) und versucht, seine große Schwester dazu zu bringen, mit einem zu spielen. Wie in den guten alten Zeiten. Leider ist sie in ihre Projekte für die Uni vertieft und muss absagen. Als Held mit Schild und Schwert bewaffnet, mobilisiert man nun mittels kleiner Quests die ganze Insel, um ein Rollenspiel zu inszenieren, das so groß und toll ist, dass die Sis gar keine andere Wahl hat, als mitzumachen. Cooles, chilliges Spiel mit einer überraschend emotionalen Geschichte. Die Kamera hat bei mir stellenweise Motion Sickness verursacht, aber sonst habe ich nicht viel zu meckern.
Escape Academy
Wenn man Fan von Escape Rooms oder Exit-Spielen ist, kann man mit Escape Academy, denke ich, nicht viel falsch machen. Mit 13 Räumen, aus denen man durch das Lösen von Rätseln entkommen muss, ist das Spiel zwar ein wenig kurz (fünf bis sechs Stunden), aber es kommt immerhin über die gesamte Spielzeit keine Langweile auf. Die Räume und Rätsel sind abwechslungsreich und sogar die kleine Story fand ich überraschenderweise gar nicht mal so nervig. Besonderes Lob, dass die Puzzles komplett für vier verschiedene Sprachen (Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch) lokalisiert wurden, was teilweise mit recht großen Änderungen der Rätseldesigns einhergeht.
Kingdom Hearts II
Fast 20 Jahre nach meinem ersten Berührungspunkt mit diesem Spiel, habe ich es endlich beendet. Nachdem der erste Teil einen ziemlichen Impact auf mich als Kind hatte, hatte ich Teil 2 damals relativ schnell abgebrochen. Das war aber auch zu einer Zeit, in der ich generell wenige Spiele durchgespielt hatte, hatte also nicht unbedingt etwas mit dem Spiel an sich zu tun. Es hat sich für mich nie richtig angefühlt, dass ich dieses Kapitel nie geschlossen habe, von daher bin ich umso froher, es nun getan zu haben. Mit dem Schlüsselschwert, natürlich.
Spielerisch übertrumpft es KH1 recht deutlich, was sich vor allem in den Kämpfen zeigt. Die spielen sich auch 2024 noch gut. Auch die Disney-Welten fand ich größtenteils besser als beim Vorgänger. Ein frühes Highlight für mich ist “Port Royal” aus “Fluch der Karibik”, was zu 99 % an “He’s A Pirate” liegt, was während der Kämpfe gespielt wird.
Schade ist halt, dass die Hauptteile der KH-Reihe nicht alleine stehen. Man muss irgendwelche obskuren Spin-offs zocken oder YouTube-Zusammenfassung anschauen, wenn man wenigstens die kleine Chance haben möchte, der Story zu folgen. In der Hinsicht war KH1 besser: Der Teil funktioniert in meinen Augen als einziges Spiel der Reihe auch als Standalone-Game.
Hier nun die 2024er-Titel, die ich gespielt habe, es aber nicht in meine Top 10 geschafft haben:
Paper Mario: Die Legende vom Äonentor
Das Remake des legendären Gamecube-Klassikers, über das ich jahrelang nur überschwängliche Jubelarien hören und lesen durfte. Ich dagegen hatte nach zehn Stunden genug. Mir ging das alles viel zu langsam vonstatten, weswegen ich mich fürs Leben und gegen das zu-Tode-langweilen entschieden habe. Klingt hart, vor allem weil das Spiel super offensichtliche Qualitäten hat, wie den Humor, die charmanten NPCs und ein im Prinzip gutes Kampfsystem mit ein paar Möglichkeiten zur individuellen Entfaltung, aber die ewigen Textboxen, die man nicht schnell wegklicken kann, obwohl man den Inhalt schon drei Mal gelesen hat, das dauernde Backtracking und die unnötig langen Kämpfe haben mich recht schnell gebrochen. Textboxen und Kämpfe sollen im Original wohl sogar schneller sein, von daher weiß ich nicht, was die hier gemacht haben.
Ich möchte nicht ausschließen, dass ich das geliebt hätte, wenn ich es vor 20 Jahren gespielt hätte (mein Lieblingsspiel “Final Fantasy IX” ist berüchtigt für seine langsamen Kämpfe), aber ohne Nostalgiebrille habe ich da heutzutage keinen Nerv mehr für.
The Plucky Squire
Review im „Zuletzt durchgespielt“-Thread!
The Legend of Zelda: Echoes of Wisdom
Review im „Zuletzt durchgespielt“-Thread!
Meine TOP 10
10. Animal Well
Plattform: PS5 | Entwickler: Billy Basso | Spielzeit: 16 Stunden
Musik: ANIMAL WELL
Schon nach wenigen Spielminuten merkt man, dass “Animal Well” irgendwie besonders ist. Man wird ohne Vorgeplänkel in eine einzigartig schöne unterirdische Pixelwelt geworfen und darf dann selbst herausfinden, was man eigentlich tun soll. Keine große Story, keine Tutorials. So zieht man in diesem 2D-Metroidvania dann durch die hübsche Umgebung mitsamt ihrer sensationell guten Soundkulisse und löst die vielen Rätsel, die auf einen warten. Stellenweise sind die sogar etwas knackig und erfordern Kreativität, im Großen und Ganzen kommt man aber ganz gut durch die Hauptmission.
Klassische Kämpfe gibt es nicht, viele der tierischen Bewohner haben es dennoch auf den Spielcharakter abgesehen. Dann heißt es entweder die Beine in die Hand nehmen, oder andere Lösungen finden. Dadurch, dass man sich oftmals nicht wehren kann, entsteht eine angespannte Atmosphäre. Mir ist das eigentlich schon ein bisschen zu creepy, aber ich bin auch ein Schisser.
Frustrierend ist das Spiel für mich an Stellen, wo recht genaues Platforming gefordert ist, streckenweise auch unter Zeitdruck. Ein Fehler bei einem Sprung und man darf eine Extrarunde drehen. Zudem empfinde ich das Backtracking selbst für das Genre als etwas zu viel. Das unzureichende Schnellreisesystem macht es noch nerviger.
Trotz dieser Kritikpunkte ein super interessantes Spiel mit der wohl dichtesten Atmosphäre, die mir im Spieljahr 2024 untergekommen ist. Die schiere Menge an Rätseln ist bemerkenswert. Am meisten beeindruckt war ich, als ich nach dem Erhalt der Platin-Trophäe gelernt habe, was sich noch so alles im Spiel versteckt. Die Meta-Rätsel, die eine ganze Community benötigten, um gelöst zu werden, sind sensationell. Da lohnt sich ein Blick auf YouTube.
9. Prince of Persia: The Lost Crown
Plattform: PS5 | Entwickler: Ubisoft | Spielzeit: 24 Stunden
Musik: Main Theme
Keine Sorge, in dieser Liste werden auch noch andere Genres auftauchen, aber jetzt erstmal das nächste Metroidvania. Ich würde behaupten, “The Lost Crown” ist ein weitaus weniger besonderes Spiel dieses Typs im Vergleich zu “Animal Well”, insgesamt hatte ich hier aber nochmal mehr Spaß.
Das Leveldesign ist stark, mit vielen geheimen Gängen und netten Rätseln, und das Platforming herausfordernd, durch die präzise Steuerung aber stets fair. Wenn man die 100 % erreichen will, muss man allerdings schon ein bisschen was am Pad draufhaben und ein paar Kunststücke vollführen. Sollte man an einer Stelle erstmal nicht weiterkommen, etwa weil einem die nötige Fähigkeit fehlt, kann man an dem Punkt in seiner Karte einen Screenshot anhängen, damit man später genau weiß, was an einem dort genau fehlte. Super praktisch. Dieses Feature sollte Pflicht für jedes Spiel des Genres sein.
Für die Kämpfe hat man im späteren Verlauf ein recht komplexes Arsenal an Waffen und Techniken zur Verfügung, einfaches Button-Mashing tut es auf dem normalen Schwierigkeitsgrad jedoch auch in den meisten Fällen. Den Schwierigkeitsgrad kann man bei Bedarf auch sehr genau anpassen. Das Spiel gibt einem nämlich die Möglichkeit, verschiedene Parameter wie z.B. ausgeteilter/eingesteckter Schaden und das Zeitfenster für Paraden einzustellen.
Super ärgerlich waren die leider viel zu vielen Glitches, die mich einiges an Fortschritt und Nerven gekostet haben. Gerade wenn ich bedenke, dass ich das Spiel mehrere Monate und Patches nach dem Release gespielt habe, ist das für mich unverständlich.
Alles in allem aber trotzdem ein echt cooles Spiel, welches ich Fans des Genres weiterempfehlen würde, auch wenn es den Vergleich mit den bekannten Größen sicherlich nicht ganz standhalten kann.
Über eine Fortsetzung würde ich mich freuen. Hm? Das Team dahinter wurde aufgelöst? Aha, Mensch. :uschroeder:
8. Metaphor: ReFantazio
Plattform: PS5 | Entwickler: ATLUS | Spielzeit: bisher 14 Stunden
Musik: Battle Theme
Hier haben wir es mit einer vorübergehenden Platzierung zu tun, da ich erst knapp 14 Stunden auf dem Tacho habe und gerade mal den erste großen Dungeon abschließen konnte. Ich bin mir sicher, Metaphor wird im Ranking nachträglich noch steigen, glaube aber nicht an eine absolute Spitzenplatzierung. Und das liegt fast ausschließlich am Kalendersystem des Spiels, das innerhalb eines Tages nur eine bestimmte Anzahl von Aktionen ermöglicht. Das haben sie direkt von der Persona-Reihe übernommen und ich hasse es. Und ja, der Fehler liegt bei mir und nicht am System selbst. Ich bin zu festgefahren in meinen Spielgewohnheiten. Ich will immer alles so effizient wie möglich machen und das geht bei diesen Spielen nur, wenn man da mit einem Guide vor der Konsole sitzt. Und da habe ich natürlich auch keinen Bock drauf. Also entweder Dinge verpassen oder einem Guide folgen. Ein Dilemma, auf das ich noch keine Antwort gefunden habe, weswegen ich das Spiel seit mehreren Wochen nicht angefasst habe.
ICH BIN SO DUMM! Denn ansonsten ist es doch genau meine Art Spiel. Interessante Charaktere, eine spannende Prämisse, ein toller Soundtrack, ein cooler Style, ein flottes, rundenbasiertes Kampfsystem, verschiedene Klassen, und natürlich viel Looten & Leveln. Der gute Ersteindruck in diesen Bereichen reicht zumindest schonmal für Platz 8. Ein Update wird es irgendwann wahrscheinlich im Review-Thread geben, wenn ich meine mentale Barriere überwunden habe.
7. Thank Goodness You’re Here
Plattform: PS5 | Entwickler: Coal Supper | Spielzeit: 6 Stunden
Musik: Amble
Review: im „Zuletzt durchgespielt“-Thread!
6. Max Mustard
Plattform: PSVR2 | Entwickler: Toast Interactive | Spielzeit: 6 Stunden
Musik: Mustard’s Adventure
Review: im „Zuletzt durchgespielt“-Thread!
5. Like a Dragon: Infinite Wealth
Plattform: PS5 | Entwickler: Ryu Ga Gotoku Studio | Spielzeit: 97 Stunden
Musik: Burned Out
Review: im „Zuletzt durchgespielt“-Thread!
4. Indiana Jones und der Große Kreis
Plattform: PC | Entwickler: MachineGames | Spielzeit: 33 Stunden
Musik: The Great Circle
Mich spricht nur alle Jubeljahre mal ein Spiel von “Xbox Studios” an, auf Indiana Jones habe ich mich aber schon seit den ersten Trailerschnipseln sehr gefreut. Trotz dessen, dass es in meiner ungeliebten Ego-Perspektive spielt, machte es auf mich immer einen starken Eindruck. Und der hat nicht getäuscht.
Wir haben es hier mit einem ziemlichen Brett zu tun. Erstmal muss die Optik gelobt werden. Toll! Wirklich echt schön anzuschauen und mit einer Menge cooler Kulissen. Für mich war es immer ein Highlight, neue Orte zu erkunden und die Umgebung auf mich wirken zu lassen.
Apropos “erkunden”. Indy macht es etwas anders als sein Nachfolger und/oder Vorgänger Nathan Drake, der seine Uncharted-Spiele – die klar von den Indiana-Jones-Filmen inspiriert wurden – allen voran mit Kugelhagel füllte. Hier wird vielmehr die Knarre gegen die Kamera und das Notizbuch ausgetauscht. Während ich auch den actiongeladenen Abenteuern von Drake nicht abgeneigt bin, ist der Ansatz mit dem Fokus auf Erkundung und das Lösen von Rätseln eine herrliche Abwechslung und hat mir wirklich unfassbar Bock gemacht.
Genug Action gibt es hier aber natürlich auch, denn die Nazis wollen besiegt werden. Revolver und Gewehre sind hier allerdings in der Regel nicht die Waffen der Wahl, da sie viel zu viel Aufmerksamkeit erregen und man schnell eine gefühlte Hundertschaft an den Hacken hat. Stattdessen sind es meist die improvisierten Waffen, wie Besen, Suppenkessel oder… Gitarren, die man zum Ausschalten der Gegner nutzt. Natürlich so gut es geht aus dem Schatten heraus. Stealth spielt eine große Rolle, wobei man bei einigermaßen überlegtem Vorgehen leichtes Spiel hat, weil die Gegner angenehm dumm sind. Nazis halt.
Hat mir Spaß gemacht. Am besten sind eigentlich sogar die reinen Faustkämpfe, die ordentlich Impact vermitteln. Da kann man sich an den verschiedenen Orten auch mit einer Reihe von Preiskämpfern messen. Hier schreibt der Champion der Welt.
Wenn man die Nebenmissionen mal ruhen lässt und sich der guten Hauptgeschichte widmet, darf man einige filmreife Szenen bestaunen, die sicherlich das Meiste in den Schatten stellen, was Indy in den letzten Jahrzehnten so getrieben hat.
Die Geschichte ist spannend, mit einem hassenswerten, aber super gut gespielten Antagonisten.
Generell ist die Vertonung aller Sprachen richtig gut. Aller Sprachen? Korrekt. Ich habe nicht etwa alle Synchros testweise angespielt, nein, sie sind alle in einem Durchlauf zu hören. Die Deutschen sprechen Deutsch, die Italiener sprechen Italienisch, die Ägypter sprechen Ägy Arabisch. Das ist toll umgesetzt und trägt zur Atmosphäre bei.
Abgesehen von ein paar ärgerlichen Glitches, die zum Teil ein Neuladen des Spielstands erforderten, weil bestimmte Dinge nicht getriggert wurden, war das eine tolle Reise für mich. Dieses Spiel wird viele Boomer auf der Welt sehr glücklich gemacht haben.
3. Balatro
Plattform: PS5 | Entwickler: localthunk | Spielzeit: 224 Stunden
Musik: Main Theme
Was soll man zu Balatro noch viel sagen? Für 10-15 € bekommt man hier ein Spiel, mit dem man unzählige Stunden Spaß hat, weil es einfach so ein süchtig machendes Kartenspiel ist, das alle Auszeichnungen verdient, die es in den letzten Wochen bekommen hat. Es dauert in meinen Augen wirklich sehr lange, bis man an den Punkt angelangt, wo es allmählich anfängt langweilig zu werden, weil es immer wieder neue Konstellationen an Jokern gibt, die man fast immer irgendwie so einbauen kann, dass man einen erfolgreichen Run hat.
Zugegeben, mittlerweile bin ich schon länger so weit zu sagen, dass mir das Spiel in der aktuellen Version nicht mehr viel gibt, bis dahin waren es aber auch 20 Stunden in der Demo vor Release, 220 Stunden in der Vollversion, und das Besiegen jedes Stakes mit jedem Deck. Ich würde sagen, ich habe 15 € auch schon schlechter investiert. 2025 soll außerdem ein großes Update kommen und dann ziehen sie mich wahrscheinlich wieder rein. Was heißt hier eigentlich “sie”? Er! Ein Typ hat das Spiel gemacht. Meine Güte, manche Leute sind talentiert. Die werden dann halt auch zurecht Millionäre.
2. Astro Bot
Plattform: PS5 | Entwickler: Asobi | Spielzeit: 40 Stunden
Musik: I am Astro Bot
Nachdem ich in 2020 “Astro’s Playroom” beendet hatte, das auf jeder PS5 vorinstalliert ist, schrieb ich:
Dazu drei Dinge: 1. Den Charakter als solchen finde ich weiterhin nicht sehr spannend, 2. “Potential” würde ich heute “Potenzial” schreiben (beides richtig, aber mittlerweile füge ich mich auch hier der “neuen” Rechtschreibung von 1996), aber am wichtigsten, 3. Sony scheint jetzt mit dem neuen Spiel, welches ganz einfach auf den Namen “Astro Bot” hört, tatsächlich ein größeres Franchise aufzubauen, auch abseits von VR- und Pack-In-Titeln.
Und das freut mich ungemein! Denn Astro Bot kann ein Mini-Mario für Sony werden. Von der Kreativität der Levels ist es schon fast (?) auf Augenhöhe mit dem italienischen Klempner. Die Levels sind dank der großen Anzahl verschiedener Themen und Gimmicks super abwechslungsreich. Dazu gibt es eine Reihe cooler Power-Ups, die den Levels nochmal einen besonderen Anstrich geben. So schrumpft man mit einem per Knopfdruck auf die Größe einer Maus, wodurch man die Umgebung natürlich ganz anders wahrnimmt (das erste Mal war ein kleiner Magic Moment für mich), bei meiner Lieblings-Spezialfähigkeit kann man für ein paar Momente die Zeit anhalten. Hört sich relativ unspektakulär an, weil schon oft gesehen, aber wie es hier implementiert wird, ist absolut fantastisch. So werfen Gegner beispielsweise mit Messern, die man nach aktiviertem Slowdown dann als Plattformen nutzen kann und muss.
Neben den “normalen” Levels gibt es auch die sogenannten “VIP Bot Levels”, die ganz im Zeichen verschiedener PlayStation-IPs stehen. Als Bot durch die Welten von “Uncharted” oder “God of War” mitsamt der ikonischen Musik zu laufen und zu springen ist ein Highlight, der größte Magic Moment war für mich aber, als man auf einmal überraschend in die Welt von “Ape Escape” kam und auch direkt das Spielprinzip von damals wieder aufleben ließ. Auch wenn es nur ein paar Minuten anhielt, es war wirklich ganz toll.
Wo ich eben schon kurz die Musik angesprochen habe, muss ich da nochmal drauf eingehen. Nicht nur die paar geremixten Tracks der bekannten PlayStation-IPs sind gut, der ganze Soundtrack ist einfach nur klasse. Ich höre ihn gerade wieder, während ich diese Zeilen schreibe und es macht einfach nur Spaß.
Während ich die für meinen Geschmack eher geringe Gegnervielfalt als einen der wenigen Schwachpunkte des Spiels ansehe, gibt es aber auch Gegnertypen, die absolut nicht enttäuschen: die Bosse. Die finde ich durch die Bank weg komplett geil. Ich hab noch keinen Platformer mit solch tollen Bosskämpfen gespielt. Die verschiedenen Power-Ups werden dabei wundervoll eingebunden.
Wo ich aber gerade schon mit leichter Kritik um die Ecke kam, muss ich noch einen weiteren Kritikpunkt anbringen. Außerhalb der Power-Ups ist das Moveset vom kleinen Bot doch sehr limitiert und fast schon ein bisschen langweilig. Laufen, springen, schweben und schlagen. Das war’s. Das reicht zwar irgendwie, ist aber auch wirklich das Mindeste an Aktionen, die man in so einen Plattformer bauen kann. Hier sehe ich fast schon das größte Potenzial (ha!) für die Zukunft. Der ewige Mario-Vergleich mag zwar nerven, muss sich aber jedes Spiels des Genres gefallen lassen, und in diesem Aspekt ist Nintendos Maskottchen einfach viel aufregender unterwegs. Ehrlich gesagt auch schon seit seinem ersten Abenteuer in 3D in 1996, und für Astro Bot ist es jetzt auch schon das dritte Spiel mit diesem Moveset.
Das ändert nichts daran, dass wir es hier mit einem extrem guten Spiel zu tun haben, welches sich vor seiner stärksten Konkurrenz absolut nicht verstecken braucht. Grafisch ist es zudem der sicherlich schönste Platformer aller Zeiten. Als PlayStation-Fan der (fast) ersten Stunde sind die zahlreichen Referenzen zu alten Charakteren, die 30 Jahre Sony-Konsolen geprägt haben, ein weiteres schönes Bonbon. Gesondert muss ich auch noch die Speedrun-Level erwähnen, die kostenlos per DLC nachgereicht wurden. Diese Levels, und vor allem mein ärgster Konkurrent @Baumi, haben die Spielzeit nochmal vervielfacht. Hat Bock gemacht!
Spiele dieser Art und in dieser Qualität sind in meinen Augen abseits von Nintendo viel zu rar gesät. Damit ist jetzt hoffentlich Schluss. Vielleicht sorgt der Erfolg dieses Spiels ja dafür, dass sich auch andere Entwickler mal wieder an einen zünftigen Platformer trauen. Genügend ungenutzte Franchises gibt es ja, die sich da anbieten würden.
1. Final Fantasy VII Rebirth
Plattform: PS5 | Entwickler: Square Enix | Spielzeit: 180 Stunden
Musik: Bow Wow Wow (Battle Ver.)
Wer sich meine “Wall of Text” zu meinem GOTY von 2020, “Final Fantasy VII Remake”, durchgelesen hat (die ersten dürften damit gerade fertig geworden sein), den wird Rebirth als meinen Pick für 2024 nicht überraschen. Spätestens jetzt bin ich der FF7R-Trilogie komplett verfallen.
Für mich war der Part der FF7-Geschichte, den Rebirth abdeckt, immer der geilste, obwohl dort in der Story vergleichsweise wenig passierte. Toll daran war einfach, dass man die zugegebenermaßen sehr coole, aber dunkle und eintönige Stadt Midgar verlässt und endlich auf weite Reise geht, um die schöne bunte Welt zu erkunden. Trotz meiner damaligen Lobeshymne hat mir genau das bei Remake für ein JRPG der allerersten Güte gefehlt. Zum Glück gibt es ja jetzt Rebirth.
Wenn man sich erstmal mit einem der beiden suboptimalen Bildmodi “Grafik” (gutes Bild, aber 30fps) oder “Leistung” (60fps, aber verwaschen) arrangiert hat (oder auf PS5 Pro/bald gutem PC spielt), der wird im Gegensatz zum ersten Teil der Trilogie unzählige wunderschöne und abwechslungsreiche Orte entdecken. Ich wurde immer wieder weggeblasen, wie die recht beschaulich ausschauenden Dörfer, Städte und Regionen des Originals hier nachgebildet wurden. Jetzt natürlich auch im Maßstab von 1:1. Das hatte auf jeden Fall seinen Charme, wenn man damals mit einem überdimensionierten Cloud über die Weltkarte lief und stets zwei Köpfe größer als ganze Städte war, aber jetzt durch die Open World zu laufen und aus den Mithril-Minen zu kommen, von weiten schon die ikonische “Sister Ray”-Kanone zu sehen, die über das Meer ragt, und dann ohne Ladezeiten in das wunderschöne Fischerdorf “Unter Junon” einzukehren… Puh, das flasht mich.
Das alles und viel mehr wird natürlich wieder von einem überragenden Soundtrack untermalt, der seinesgleichen sucht. Wieder ist es eine gesunde Mischung aus Neuinterpretationen alter Tracks und gänzlich neuer Kompositionen. Im Hintergrund habe ich hier den offiziellen Soundtrack laufen, der 209 größtenteils wahnsinnig gute Tracks umfasst. Dann habe ich noch einen inoffiziellen (aus dem Spiel gerippt), der nochmal weitere fast 200 (!) Titel enthält. Die meisten davon nicht minder schlecht. Unglaubliche Arbeit, die hier geleistet wird. Die Serie hat vollkommen zu Recht ein Dauerabonnement auf alle “Best Music”-Awards der Videospielwelt.
Das Gameplay im Kampf ist recht ähnlich zu Remake, allerdings nochmal ein gutes Stück besser. Drei neue Charaktere kommen zur Party hinzu und bringen ihr komplett eigenes Moveset und Spielweisen mit. In der Open World kann man zudem jetzt im Gegensatz zum Vorgänger auch seine eigene Truppe zusammenstellen, nur Cloud ist im ersten Durchlauf fest im Team (und bei mir Yuffie, weil Yuffie rockt). Es gibt jetzt kleine Teammoves, die man jederzeit nutzen kann (auch wenn die ATB-Leiste nicht gefüllt ist), und spektakuläre, LIMIT-ähnliche Teamattacken, die großen Schaden anrichten und verschiedene Buffs bringen (z.B. kein MP-Verbrauch für eine gewisse Zeit). In Remake waren Fluggegner ziemlich nervig zu bekämpfen, weil man nur mit den Fernkämpfern Barret und Aerith, oder mit Zaubermagie richtig an sie herankam, in Rebirth ist das kein Problem mehr. Cloud und Yuffie können sich an alle Gegner heran schmeißen und praktisch unendlich lange in der Luft kämpfen, Charaktere wie Tifa können per Teammove in die Luft gehievt werden. Es macht alles SO Bock, wenn man sich darauf einlässt. Ich will eigentlich schon wieder loszocken. Rebirth löst Remake ab, was das beste Kampfsystem aller Zeiten angeht. Ich bete, dass dieses Kampfsystem die FF7R-Trilogie überlebt. Bitte, Square Enix.
Wenn man die Platin-Trophäe möchte, muss man das Kampfsystem mit all seinen Facetten beherrschen, sonst wird man gegen die mächtigen optionalen Gegner keine Chance haben. Definitiv eine der schwersten Challenges meiner “Gaming-Karriere”.
Im Gameplay außerhalb der Kämpfe hat sich noch mehr getan. Die erwähnte Open World löst die engen Korridore vom Vorgänger ab, was mit einigen typischen Elementen des Genres einhergeht, wie z.B. das Aktivieren von Türmen und andere Aufgaben für die Checkliste. Da scheiden sich die Geister, wie cool sowas heutzutage noch ist und ob das überhaupt etwas in einem FF7-Spiel zu suchen hat. Immerhin kann man komplett selbst entscheiden, ob man das macht oder nicht, aber ich habe daran sowieso meine Freude. Zumal man immer mit weiteren coolen optionalen (Boss)Kämpfen oder einzigartiger Materia belohnt wird.
Wenn man keine Lust auf laufen hat, kann man an bestimmten Stellen im Spiel, wie im Original auch, auf andere Fortbewegungsmittel setzen: den Buggy und das Flugzeug “Tiny Bronco”, welches allerdings – alte Veteranen werden es ahnen – nicht mehr flugtüchtig ist und stattdessen als Boot fungiert. Das Mittel der Wahl ist aber zumeist der gute alte Chocobo, der sich je nach Region in Farbe und Funktion unterscheidet. Hier hat man es geschafft, dass die Arten von Vogelvieh mit jedem Mal cooler zu benutzen sind. Am Anfang hat man den schnöden Gelben, der nur schnell rennen kann, später bekommt man den Blauen, mit dem man über Gewässer Wasserfontänen schießen kann, was einen praktisch ermöglicht relativ frei und schnell über die gesamte Region fliegen zu können.
An vielen Stellen im Spiel, teils als Part von Sidequests, werden immer wieder Minispiele eingestreut, die Abwechslung hereinbringen. Ich sehe einige Leute, die sich darüber beschweren, weil das ja Filler sei (heutzutage ist ja eh alles Filler, wenn das Spiel eine gewisse Länge hat). Ich sage: Nein, nein, nein, Leute. DAS ist Final Fantasy (VII), Baby! Genau auf die Scheiße habe ich mega Bock. Siehe auch meine Reviews zu Remake und XVI:
Ich liebe sowas total. In meinen kühnsten Träumen hätte ich allerdings nicht erwartet, wie viele Minigames die da rein packen. Sicherlich sind nicht alle gut (Kistenwerfen mit Cait Sith, “Gears and Gambits” und “Kaktoren-Krawall” waren wohl meine Lowlights), aber die meisten haben mich echt gut unterhalten. Vor allem das Spielen von bekannten FF7-Songs auf dem Piano und natürlich “Blut der Königin” (“Queen’s Blood”), das vielleicht beste Minispiel der FF-Serie. Zumindest hat es für mich die anderen Kartenspiele “Triple Triad” (FF8) und “Tetra Master” (FF9) hinter sich gelassen. Zu “Blut der Könige” gibt es auch eine sehr wilde Storyline, die man verfolgen kann, und u.a. für sowas feiere ich das Spiel.
Generell finde ich die Sidequests um Welten besser als bei Remake. Die gehörten zu meinen wenigen Kritikpunkten. Diesmal finde ich fast alle richtig gut, und wenn es nur ist, um noch mehr Charakterinteraktionen innerhalb der Party zu bekommen. Denn darauf wurde bei den Nebenmissionen der große Fokus gelegt. Jede Mission hat neben Cloud noch ein zweites Gruppenmitglied, das sich verantwortlich fühlt und wichtig für die jeweilige Aufgabe ist, was zu vielen schönen und auch witzigen Interaktionen führt.
Das ist sowieso einer der größten Stärken des Spiels: die Charaktere. Ich fand Cloud, Tifa, Aerith & Co. immer cool, es waren aber nie meine absoluten Lieblinge in der Videospielwelt oder auch nur im FF-Universum. Diese Ehre gebührte der Truppe von Final Fantasy IX. Richtig, Vergangenheitsform. Rebirth hat das geändert. Sorry, Meister Vivi, ihr seid weiterhin S-Tier (FF9 Remake wann?), aber ich habe mich komplett neu in das FF7-Ensemble verliebt. Noch nie wurden die Charaktere so toll dargestellt wie jetzt. Weder in den unzähligen Spin-offs, noch im Original. Großen Respekt an die Schreiberlinge, die so viele schöne Dialoge herbeigezaubert haben und die (englischen) Synchronsprecher und Synchronsprecherinnen, die das alles toll mit Leben gefüllt haben.
Rebirth stellt die Charakterentwicklung jedes einzelnen und die Beziehungen untereinander in den Mittelpunkt. In der Hauptgeschichte auf dem Weg zur großen Konklusion passiert hier tatsächlich sogar relativ wenig. Vielleicht hat man sich zu stark am Original gehalten, da derselbe Abschnitt dort, was die Hauptstory angeht, ziemlich identisch abläuft. Man hat sich den Luxus gegönnt und Rebirth als das angesehen, was es ist: der Mittelteil einer Trilogie.
Für mich funktioniert das sehr gut, kann aber nicht abstreiten, dass dem Spiel etwas mehr Storyfleisch gutgetan hätte, welches die Narrative nennenswert voranbringt. Für die neuen Storyszenen (KINGDOM HEARTS!!!1111elf), die immer mal wieder eingestreut werden, wird man den letzten Teil brauchen, um sie richtig zu deuten und einordnen zu können.
Für wen wird diese Remake-Trilogie gemacht? In erster Linie für mich! Und ich könnte nicht glücklicher sein, dass es tatsächlich ein solches High-Budget-Projekt für Leute wie mich gibt. Jemanden, dessen Papa das originale Final Fantasy VII vor 27 Jahren von Karstadt mitgebracht hat und den es seitdem nicht mehr losgelassen hat.
Wer nicht sieht, wie viel Liebe hier von den originalen Machern hineingeflossen ist oder das Projekt gar als Cashgrab betitelt, den kann ich nicht ernst nehmen. Die Storyänderungen oder die Spiele an sich kann man natürlich trotzdem nicht mögen, aber diese Vorwürfe werde ich auf ewig zurückweisen.
Und natürlich ist da viel Nostalgie und Fanservice dabei, aber ganz ehrlich, wenn ich das Original nicht gespielt hätte und jetzt über diese soon-to-be Trilogie gestolpert wäre, hätte ich mich halt jetzt erst in FF7 verliebt. Viele Referenzen, Orte und Musikstücke hätten zwar nicht denselben Impact gehabt, aber das Spiel trifft auch unabhängig davon einfach zu 100 % meinen Geschmack, egal ob die Charaktere Cloud, Tifa und Barret heißen, oder Kaspar, Melchior und Balthasar. Es fühlt sich für mich wieder wie das Final Fantasy an, welches mich einst zu PS1-Zeiten verzaubert hatte.
Ich liebe dieses Spiel und hoffe, dass sie die Trilogie mit dem nächsten Teil gut zu Ende bringen. Spielerisch mache ich mir keine Sorgen, das große Fragezeichen bleibt die Story. Aber auch hier sage ich ehrlich, dass ein verbocktes Ende der Geschichte zwar Scheiße wäre, es meinen Spaß wahrscheinlich aber nur geringfügig beeinflussen würde. Will sagen: Final Fantasy Re3, GOTY 202X here we go, confirmed! Sollen andere Entwickler halt mal exakt nach meinem Geschmack Spiele basteln.