Jahresrückblicke 2023 - Sofacoach im Umfragefieber

Ich mach auch mal wieder, aber ich bin bei vielen popkulturellen Sachen irgendwie raus, deswegen gibt es nur ein paar Kategorien.

  • Schönster Moment des Jahres
    Als ich bei meinen
    drei
    grossen
    Radtouren
    den jeweils höchsten oder letzten Gipfel erklommen hatte. Das Gefühl, komplett ausgepumpt oben anzukommen, macht echt süchtig.

  • Schlimmster Moment des Jahres
    Meine Entlassung Mitte des Jahres. Meiner Firma ging das Geld aus, weswegen im Juli angekündigt wurde, dass bis Ende August 50% der Stellen gestrichen werden würden. Als mir im Sommerurlaub meine Mitarbeiterin per whatsapp nur „dasf!“ (:ronaldo:) und dann gar nichts mehr schrieb, bekam ich schon eine Vorahnung. Ein kurzes Telefonat mit einem Kumpel bestätigte meine Befürchtungen - ich war nicht auf dem Email-Verteiler der Bleibenden. Urlaub war natürlich ziemlich für den Arsch. Zurück in Basel sagte mein Chef natürlich, dass bei 50% Kündigungen nicht mehr nach Qualifikation und Leistung entschieden werde, aber das ist und bleibt ein sehr schwacher Trost. In der ersten Jahreshälfte hatte ich zusätzliche Mitarbeiter:innen zugeteilt bekommen und erste Projektleitungen übernommen, jetzt wurde ich als einer von wenigen jungen Laborleitern abgeschossen. Ok.

  • Bewegendster Moment des Jahres
    Der Strom an Nachrichten von diversen Kolleg:innen, auch von diversen Leuten aus anderen Abteilungen war wirklich rührend. So viele im Sinne von „mit dir geht die Zukunft der Abteilung“, „die Firma macht einen riesigen Fehler“ etc. Gekrönt wurde es vom Abschied von meinen drei Mitarbeiterinnen, die mir tränenreich sagten, die 4 Jahre mit mir wären die besten ihres Arbeitslebens gewesen. Davon kann ich mir natürlich wenig kaufen, aber zumindest scheine ich nicht alles falsch gemacht zu haben

  • Grösste Überaschung des Jahres
    Das Überraschungs-Geburtstagswochenende, welches meine Frau für mich in Grindelwald organisiert hatte. Ein jahrelanger Traum ging in Erfüllung, nur leicht getrübt durch meinen hundsdämlichen Sonnenstich :ronaldinho:

  • Grösste Enttäuschung des Jahres
    Die Leitung unserer Firma. Vieles lag nicht in deren Hand, aber wie kommuniziert wurde, wie sich die Chefs weggeduckt haben, war enttäuschend. Das Kündigungsgespräch mit dem obersten Chef war so schlecht. Es sei allein seine Entscheidung gewesen blablabla, bestmögliche Zusammensetzung für die Zukunft, dann wusste er allerdings nicht einmal, dass ich bereits seit einem halben Jahr in einer anderen Gruppe bin. Also entweder ein Lügner oder ahnungslos, weiss auch nicht, was besser ist. Im Nachhinein wurde ziemlich klar, wie stark und wichtig die Cliquen waren. Leistungsprinzip my ass.

  • Zitat / Aktion des Jahres (eigen)
    Meine Fahrradfahrten. Zu einer Zeit, in der ich das Gefühl hatte, überhaupt nichts kontrollieren zu können, rein körperliche Leistungen mit purer Sturheit und Willenskraft durchzuboxen, hat sich wahnsinnig gut und befriedigend angefühlt.

  • Zitat / Aktion des Jahres (fremd)
    Sämtliche Leute, die sich nicht nur im Internet, sondern im echten Leben gegen die Hetzer, Brandstifter und sonstigen rechten Arschgeigen gestellt haben

  • Sofacoach Post des Jahres
    Ich freue mich einfach jedes Mal, wenn sich jemand die Mühe gibt, entweder richtig lange Beiträge zusammenzustellen, oder in Photoshop/MS Paint dämliche Memes zusammenkopiert, wie das hier.
    Usergalerie - zeigt her eure Lockdown-Frise! - #85 von Macl
    Das kleingeistig-zickige Auseinanderpflücken besonders im Politikthread, wo Wort für Wort zitiert und auseinandergeklaubt wird, finde ich hingegen ganz mühsam. Sofort werden Sachen und Meinungen unterstellt und mutwillig missverstanden.

  • Mein Bild/Foto des Jahres
    image
    Vom oben erwähnten Wochenende in Grindelwald, der Blick aufs Schreckhorn

  • Youtube/Tik Tok/etc. Video des Jahres

  • Podcast des Jahres
    Mein treuer Begleiter beim Pendeln war der Behind the Bastards-Katalog. Hab es tatsächlich geschafft, mich in weniger als 2 Jahren bis in die Gegenwart durchzuhören. Politisch eigentlich nicht so mein Ding, aber sehr interessant, wenn es nicht gerade irgendwelche religiösen US-Wackos waren. Ansonsten höre ich gerne „das Politikteil“ sowie „Servus, Grüezi, Hallo“ von ZEIT Online

  • Essen/Getränk/Wichtelbier des Jahres
    Notgedrungen habe ich seit diesem Herbst viel mehr Zeit in der Küche verbracht. Mittlerweile macht mir Kochen wirklich Spaß und ich kann ein paar Gerichte auf, finde ich, ziemlich ordentlichem Niveau kochen. Es ist sehr befriedigend, liebe Menschen gut bekochen zu können. Ich nenne aber mal Cacio e Pepe, das neue Lieblingsgericht meiner Frau.

  • Tweet des Jahres
    Musks lächerlich-gefährliches Verhalten zusammen mit dem Gepöbel von @Dion hat mich dazu gebracht, damals noch Twitter den Rücken zu kehren. Und ich vermisse nichts. Besonders im politischen Bereich ist twitter zu sehr Brandbeschleuniger, weil es nur noch um gotcha-Momente und schlagfertige, „witzige“ Comebacks geht, Diskurs findet dort nicht statt.

  • Wort des Jahres

  • Unwort des Jahres
    Diktatur. Ich kann es nicht mehr hören, wie sich (bevorzugt privilegierte) Leute in unseren freien westlichen Medien hinstellen und von irgendwelchen Meinungsdiktaturen schwafeln

  • Persönlichkeit des Jahres
    Robert Habeck hat sicher nicht alles richtig gemacht, aber wenigstens duckt er sich nicht vor allem weg wie unser gnädiger Kanzler

  • Trottel des Jahres
    Jedes Wort über Elon Musk ist eins zuviel. Fritze Merz, Volker Wissing kämen auch in Frage.

  • Gewinner des Jahres
    Der Aktienkurs von Novo Nordisk und Eli Lilly durch die GLP1-Agonist-Abnehmspritzen Ozempic und Mounjaro

  • Verlierer des Jahres
    Die Grünen. Ich finde es erschreckend, wie tief der Hass bei manchen auf die Grünen ist. Ich finde, dieser Artikel der ZEIT fasst es ganz gut zusammen.

Keine Frage: Die Ampelpolitik ist nicht immer allererste Sahne. Es ist unter taktischen Gesichtspunkten beispielsweise nicht sehr klug, einer der am besten organisierten Interessengruppen im Land die Subventionen zu streichen. Vor allem nicht, wenn diese Gruppe über Fahrzeuge verfügt, die zehn Tonnen wiegen. Für den politischen Diskurs gilt: Size matters, auf die Größe kommt es an. Versuchen Sie einmal, mit einem Fahrrad eine Autobahnauffahrt zu blockieren.Anderseits ist politische Taktik nicht dasselbe wie Politik, und das Geld muss von irgendwoher kommen, wenn die Schuldenbremse im Grundgesetz nicht angetastet werden soll. Und das will die Opposition bekanntlich nicht, deren Zustimmung für eine Reform der Verfassung nötig wäre. Wäre es besser, statt bei den Bauern bei den Alleinerziehenden zu kürzen? Oder bei der Bundeswehr? Das wäre die Diskussion, die geführt werden muss. Stattdessen ist das Land in Aufruhr wegen eines Sparvorhabens, das faktisch die Opposition der Regierung aufgezwungen hat. Aber klar: Die Ampel muss weg, dann wird alles gut.

  • Album des Jahres
    The National werden wohl nie mehr die Form von Alligator-Boxer-High Violet erreichen. Aber nach dem einfach nur langweiligen Easy to find (plattentests.de mit der ersten 10/10 für The National :ulaugh:) haben sie mit First two pages of Frankenstein gezeigt, dass sie es noch können. Die Sequenz aus Eucalyptus, New Order T-Shirt und This isn’t helping (mit der grossartigen Phoebe Bridgers) ist schon ziemlich gut.

  • Most Wanted Album 2024
    Ich kriege sowieso alles erst mit zwei Jahren Verspätung mit, also keine Ahnung :bart:

  • Konzert / Festival des Jahres
    Das Live-Album von Porcupine Tree (komplette Playlist) fand ich sehr, sehr stark. Auf youtube gibt es ein paar der Lieder auch mit Video

  • Musiker(in) des Jahres
    Hab gehört diese Taylor Swift soll recht bekannt und wichtig sein

  • Top-Film des Jahres
    Hab dieses Jahr viel zu wenige gesehen, auch hier gibt es viel aufzuholen

  • Flop-Film des Jahres
    Barbie war sicher kein Flop, aber nach all der popkulturellen Aufarbeitung im Feuilleton hatte ich mir ein bisschen mehr erwartet als viel Hochglanz

  • Top-Serie des Jahres
    Ich hab nur eine riesige Liste an Serien, die ich aufholen muss

  • (Hör-)Buch des Jahres
    Nicht aus diesem Jahr, aber „Americanah“ von Chimamanda Ngozi Adichie fand ich toll.

  • Top-Spiel des Jahres
    Ich hab endlich Horizon: Zero Dawn auf PC spielen können. Großartiges Spiel, die Atmosphäre, die Charaktere, wie man Stück für Stück die Geschichte rekonstruiert, toll.

  • Flop-Spiel des Jahres
    Uncharted (jaja, auch schon Jahre alt) - ist ja alles ganz witzig gemacht und macht Spaß, aber fühlte sich doch häufig an, als müsste man jetzt eben die Kampf- oder Klettersequenz erledigen, damit die nächste coole Zwischensequenz starten kann

  • Most Wanted Game 2024
    Weiss nich, vielleicht der noch nicht angekündigte PC-Port von Horizon: Forbidden West?

  • Mannschaft des Jahres
    Nicht meine Sportart, aber die deutschen Basketballer haben eine tolle Geschichte geschrieben

  • Sportler des Jahres
    Ich mag ihn nicht besonders, und nutzlose GOAT-Debatten noch viel weniger, aber Novak Djokovic hat wirklich Beeindruckendes geleistet.

  • Sportlerin des Jahres
    Hm, da fällt mir spontan niemand ein, Iga Swiatek hat fabelhaftes Tennis gespielt, ansonsten verfolge ich nicht so viele Sportarten im Detail.

  • Talent / Neuentdeckung des Jahres
    Jannik Sinner hat sich wahnsinnig entwickelt, der Kampf zwische

  • AbsteigerIN / Enttäuschung des Jahres
    Fussball interessiert mich mittlerweile nur noch wenig.

  • ComebackerIn des Jahres

  • Tor/Touchdown/bester Ballwechsel des Jahres
    Der hier zwischen Jannik Sinner und Carlos Alcaraz
    https://www.youtube.com/shorts/0vOoQzTFd9E

  • 2023 war…
    Nachdem ich Anfang des Jahres den Allzeitrekord für Likes auf sofacoach mit einem sehr persönlichen Text über eine stille Geburt (hätte ich auch sehr gut ohne auskommen können) gebrochen hatte, dachte ich, ab jetzt geht’s bergauf und schloss mit:

Und tatsächlich ging es in der ersten Jahreshälfte alles gut los, privat und in der Arbeit, aber in der zweiten Hälfte…Joa. Hat so mittelgut geklappt. In puncto Familienplanung haben wir seitdem auch noch zwei weitere Tiefschläge kassiert. Langsam ist echt mal gut. Wenn die einzigen wirklich positiven Erinnerungen daraus bestehen, dass ich erfolgreich einen blöden Berg hochgegurkt bin, sagt das schon einiges über das Jahr aus.

  • 2024 wird…

Ich flüchte mich mal in Zweckoptimismus. Im Winter arbeitslos werden ist echt unlustig. Die Tage kurz, das Wetter kalt und düster, der Jobmarkt bewegt sich kaum, da ist es nicht leicht, die Laune und Hoffnung aufrecht zu halten. Ich hoffe, die Talsohle ist durchschritten, aber meine Prognose des letzten Jahres war ja auch nicht so richtig akkurat :ulaugh:

edit: Ok, der letzte Teil klingt geradezu depressiv. Aber mental geht es mir gut, ich bin gesund, sehr gut ausgebildet, habe keine Geldsorgen und werde sicher bald wieder einen Job finden. Außerdem habe ich eine tolle Frau, eine tolle Familie und viel Rückhalt. Vielleicht war ich bisher einfach (zu?) sehr vom Glück verwöhnt, jedenfalls bin ich bereit, dass mal wieder was richtig Gutes passiert.

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