Am nächsten Morgen fühlten sich die Beine ein bisschen schwer ein, aber die Zerstörung war nicht so komplett wie nach meiner Südtirol-Aktion. Also alles wieder eingepackt, mir was von den dutzenden Bodensee-Radtourist:innen abgeguckt und fleissig Käsesemmeln geschmiert und los gings. Ich wollte einfach mal gucken, wie weit ich komme, bevor ich in den Zug steigen muss.
Das Wetter war etwas kühl, aber wunderschön, also direkt Foto-Op am Bodensee:
Nach etwa 30 Kilometern kamen die ersten Anstiege, wo ich dann doch die müden Beine etwas zwingen musste. Ich merkte direkt, wie das Tempo auch bei kleineren Hügeln, von denen es zwischen Bodensee und Zürich so einige gibt, komplett in die Knie ging. Aber ich fuhr stetig zwischen Äpfelbäumen und auf Waldwegen
Und auf einmal waren es doch nur noch 35 Kilometer bis Zürich, und mir wurde klar, hey, ich kann das durchziehen. Gesagt, (langsam) getan, und die Erleichterung war so gross, als ich endlich den Zürichberg, mein letztes Hindernis, vor mir auftauchen sah. Ich musste feststellen, dass die Einstellung „Gravel bike“ bei komoot sehr nervig werden kann, wenn es einen ständig von toll gepflegten Velorouten auf irgendwelche Mistpfade lenken will. Mein absoluter Favorit war der allerallerletzte Anstieg, ich hätte mir was denken können, als der für Autos gesperrt war
Kurze Zeit später war es dann aber wirklich geschafft, und ich konnte endlich vom Rad steigen.
Erkenntnisse:
- Ich kann in zwei Tagen 270 Kilometer und 3200 Höhenmeter abspulen, ohne zu sterben
- Ich kann nicht nur an 2 Tagen hintereinander fahren, sondern an 2 Tagen über 100km
- Es ist komplett unvorhersehbar, wann mir der Hintern wehtut, aber ansonsten ist auch Langstrecke kein Problem: 7.5+5.5h im Sattel
- Zum Glück war ich in wunder, wunderschönen Gegenden unterwegs - sonst wäre mir vermutlich echt langweilig geworden
- Die Arschraketentasche hat nur gestört, wenn ich in den Wiegetritt ging, dann musste ich deutlich mehr die Arme zur Stabilisation einsetzen. Und man muss sich beim Packen wirklichen Gedanken machen, sonst räumt man ständig um. Hab mir schon eine kleine Oberrohrtasche für die nächsten dummen Ideen besorgt