Wow, das war heftig, Tour entschieden, einen solchen Einbruch hätte wohl keiner erwartet.
Anscheinend ist ja ein bisschen die Luft raus nach diesem Monster von Etappe am Col de la Loze. Vielleicht hab ich morgen Lust auf ein bisschen Recap, aber vom heutigen Tag blieben bei mir drei Sachen hängen:
- Kasper Asgreen hat echt Beine aus Stahl. Zwei Tage nacheinander in der dritten Tourwoche solche Attacken zu reiten und beinahe auch am zweiten Tag zu gewinnen, Reschpekt
- Bora - haste Scheisse am Fuss, haste Scheisse am Fuss. Erst alle grossen Hindley-Hoffnungen durch diesen beschissenen Massencrash zerstört, dann Pollitt heute in der Fluchgruppe. Eine Etappe, die ihm durchaus liegt, dann reisst ihm die Kette. Er kriegt vom neutralen Shimano-Service ein erstes Rad, zu klein. Ein zweites, falsche Pedale. Beim dritten hat er eh nur noch gekotzt und hatte keine Lust mehr.
- Das eigentliche Highlight, Matej Mohorics Sieger-Interview. So offen und emotional hört man Sportler nicht häufig reden.
Post-race interview - Stage 19 - Tour de France 2023 - YouTube
Die Zuschauermassen gerade am Aufstieg zum Petit Ballon, das Volksfest für Pinots Abschiedsveranstaltung
Pogacar irgendwas zwischen und
Konnte heut nicht schauen weil selbst unterwegs, aber das ausgerechnet Bora heute Paris gewinnt… unglaublich.
Ich ziehe es mal hier rüber, da es besser passt, aber an dieser Stelle noch eine persönliche Anekdote zu Marcus Burghardt. Dieser war zu seiner U23-Zeit bei Team Wiesenhof regelmäßig im Forum von cycling4fans unterwegs (ich erinnere mich noch an seinen Nick) und gewährte immer wieder ein paar interessante Einblicke in seinen Trainings- und Rennalltag. Das alleine war schon cool, aber selbst als er 2005 dann Profi bei T-Mobile wurde (!), postete er hin und wieder noch. Freilich reduzierte es sich aber nach und nach deutlich.
Dadurch war er mir einfach sympathisch, auch weil er vom Fahrertyp her auf die flämischen Klassiker spezialisiert war. So verfolgte ich vor allem die ersten Jahre seiner Karriere recht intensiv, fieberte via cycling.tv (gibt’s nicht mehr) mit, als er bereits im ersten Profijahr beim Frühjahrsklassiker Dwars door Vlaanderen an einem Sieg schnupperte und werde seinen ersten großen Erfolg - bei Gent-Wevelgem 2007 - nie vergessen.
Eine taktische Meisterleistung von T-Mobile durch das Zusammenspiel von Burgi (187) und Hammond. Gegen Kaliber wie Freire und Ventoso hätte er in einem Sprint natürlich keine Chance gehabt, aber dieser Antritt 1,3 km vor dem Ziel ist einfach unwiderstehlich gewesen.
Du musst dich also nicht grämen, dass du sein Hinterrad nicht halten konntest @raynewooney
Nach 2010 blieben die individuellen Erfolge (mit Ausnahme der DM) leider aus, aber als eines der besten Arbeitstiere im Feld war er dennoch immer ein wichtiger und geschätzter Fahrer in seinen Teams. Und ich glaube, dass Burgi der einzige Fahrer ist, von dem ich auch tatsächlich mal Fan war. Leider musste er dann verletzungsbedingt seine Karriere früher als von ihm erhofft beenden.
Leider hinter einer Paywall, aber vielleicht kann jemand Licht ins Dunkele bringen: Radsport-Leistungsvergleich: »Armstrong und Contador hätten gegen Vingegaard und Pogačar kaum eine Chance« - DER SPIEGEL
Ohne da jetzt reingelesen zu haben. Aber „Abiturient, frei zugängliche Daten & kaum eine Chance“.
Das riecht schon sehr nach dem üblichen Käse. Da wird eine Auffahrt zu einem speziellen Berg genommen, da werden dann die Bestzeiten und evtl. verfügbaren oder errechneten Wattwerte auf Watt pro kg umgerechnet und dann wird gesagt, dass das im Vergleich zu früher quasi kaum zu erklären ist. Oder sie haben nen Journalisten, der das ganze in Relation setzt, und dazu schreibt das die Trainingsmethoden andere sind, das flächendeckend kontrolliert wird, es kaum noch 250km Etappen, und das es auch beim Material ganz dezente Unterschiede im Vergleich zu vor 25 Jahren gibt.
Aber wenn mir gleich auf dem Weg zum Bäcker ein Spiegel in die Hand fällt, nehm ich ihn mit.
Wie weiter oben schonmal geschrieben. Ich will nicht behaupten, dass der Radsport komplett sauber ist. Aber mich nervt diese ewige Konzentration auf den Sport, jeden Sommer wenn es an die Tour geht. Ansonsten wird höchstens mal was geschrieben wenn ein deutscher was großes gewinnt, und zur Tour gehts dann wieder um Doping. Bin mir recht sicher das in jedem Spitzensport in gleichem Maße nachgeholfen wird.
Falls es nicht schon zu spät ist, in der Printausgabe ist der Artikel nicht zu finden.
Ja, keine Profis, aber verfolgt jemand die „Punkte“ beim Transcontinental?!
Echt spannend, wie die Teilnehmer sich selbst die (Um-)Wege suchen und mit unterschiedlichen Ambitionen am Start sind.
In der Zeit gab es dazu eigentlich einen ganz guten Artikel der genau das erklärt was @raynewooney schon geschrieben hat. Kurzer Teaser:
Sportwissenschaftler und Radpsorttrainer zum Material, Aerodynamik usw:
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[Das] heißt: Wer heute fährt, muss 30 bis 40 Watt weniger treten, um genauso schnell zu fahren wie früher Marco Pantani.
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„Man weiß, dass die Allerbesten mittlerweile über eine Zeit von 20 Minuten an die 6,8 bis sieben Watt pro Kilo fahren können“, sagt er. „Das entwickelt sich einfach weiter. Zu den Zeiten von Chris Froome oder Vincenzo Nibali waren es eher 6,3 bis 6,5 Watt pro Kilo.“
Paul Voß, Profi von 2006 bis 2016, unter anderem 3 mal die Tour de France gefahren:
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„Bei uns war die Regel: Wer trinkt, zeigt Schwäche“ […] „Und dann das Essen: Mal aß man viel, mal aß man wenig, aber eigentlich nie richtig. Heute nimmt man 120 Gramm Kohlenhydrate die Stunde zu sich: Da waren wir so weit weg von!“
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„In den Nachwuchsklassen werden mittlerweile Werte gefahren, die in meiner Generation auch bei den Profis nur die Besten gefahren sind“
Übrigens schickt sich der deutsche Frauenradsport an ein gehöriges Wort in der Weltspitze mitzureden.
Liane Lippert und Ricarda Bauernfeind haben eine Etappe bei der Tour de France Femmes gewonnen. Erstere hätte wohl auch realistische Chancen gehabt im GC noch weiter vorne zu landen, wäre sie nicht Edelhelferin für die Überfahrerin der letzten 15 Jahre (van Vleuten) gewesen.
Antonia Niedermaier hatte beim Giro Donne eine Etappe gewonnen und lag im GC auf Platz 2 bevor leider eine andere Fahrerin (Pogacars Freundin) heftig stürzt und dabei Niedermaier mitreißt, die dann ebenso heftig auf den Randstein fällt und aufgeben muss.
Lippert ist 25 Jahre, Bauernfeind 23 und Niedermaier 20 Jahre alt. Niedermaier wäre auch beinahe deutsche Zeitfahrmeisterin geworden. Sie ist die schnellste Zeit auf dem Kurs gefahren, hatte sich allerdings nur in der U23-Klasse gemeldet, sodass die Siegerin der Erwachsenen mit einer langsameren Zeit gewann
Bei der WM in Glasgow haben die Damen jedenfalls ein richtig starkes Team, da könnte was gehen.
Großartiges Material von der 1997er Tour de France.
Unterlegt mit sarkastischen Kommentaren, wer alles wie gedopt ist. Gibt es auch für die 1996er Tour mit Bjarne Riis.
Heute WM Strassenrennen der Profis. Allerdings grad unterbrochen wegen Protesten.
Der kurs verspricht einiges und gerade die Konstellation, dass sonstige Kontrahenten heute im Nationaldress zusammen arbeiten müssen, macht es schon spannend.
Der Kurs in der Innenstadt von Glasgow mit den vielen engen Kurven ist schon besonders und verspricht ein spannendes Finale.
Nach der fast einstündigen Unterbrechung läuft das Rennen inzwischen wieder.
Es ist Wahnsinn, was dort abgeht, wenn man bedenkt, dass die noch immer 90 Kilometer zu fahren haben.
Echt abgefahren mit diesen Regen"vorhängen". Die eine Gruppe fährt im Platzregen, die andere 30 Sekunden weiter im Trockenen und Sonnenschein. Schottisches Wetter
Riesenleistung von van der Poel, wie locker er da die anderen Großen im Finale abgehängt hat. Und auch den Sturz überraschend gut weggesteckt.
Nach dem Sieg heute ist van der Poel für mich der Rennfahrer des Jahres 2023.