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Spider-Man 2
Plattform: PS5
Spielzeit: 26 Stunden (100% & Platintrophäe)

Bei einem Hobby wie Videospielen verfällt man irgendwann in den Kritiker-Modus, wo man viele Spiele nur noch nach irgendwelchen komplexen Systemen bewertet. Dabei sollte es doch eigentlich so einfach sein: Macht das Spiel Spaß oder macht das Spiel keinen Spaß?

Spider-Man 2 ist in diesem Sinne wahrscheinlich ein Videospiel in Reinkultur. Ich kann mir ehrlich gesagt niemanden vorstellen, der mit Spidey durch New York schwingt und dabei keine Freude hat. Klar spielt sich das gerade in Story Sequenzen manchmal von alleine und klar hat man nervige Quick Time Events wo es auch einfach eine Cutscene getan hätte. Aber meinen Spaß hat das ganze wirklich zu keinem Zeitpunkt getrübt.

Das Spiel wirkt aber auch so ein wenig, als wäre es nach tiefer Charakterstudie meinerseits produziert worden:

A) Ich liebe Spider-Man. Besonders die animierte Serie in den 90ern hat es mir damals als Kind besonders angetan. Also, diese hier:

Ich bin überrascht das die Serie insgesamt nur 65 Folgen hatte, denn gefühlt habe ich die ersten 10 Jahre meines Lebens nichts anderes geschaut. Wir hatten ja damals nichts in unserem kleinen Dorf und so war mein Highlight immer, wenn die Eltern nach Dresden wollten um shoppen zu gehen, denn das bedeutete Toys “R” Us, was bedeutete eine neue Spider-Man Figur bzw aus der Rogue Gallery. Irgendwann wollten meine Eltern dann, das ich auch mal lese statt TV schauen und haben angefangen, mir Spider-Man Comics zu besorgen.
Später ist das ganze etwas abgeflacht, weil ich vor allem die filmerischen Darstellungen von Peter Parker nicht so gelungen fand. Zumindest bis Tom Holland das ganze gerettet hat. Aber spätestens das Spiel 2018 hatte mich dann auch wieder drin in der Welt.
Dazu kommt noch, das Kraven, der hier eine größere Rolle spielt, immer einer meiner Lieblingsbösewichte war.

B) Ich liebe New York. Nie da gewesen bisher, aber so vieles was mir popkulturell Freude macht spielt dort. Selber eine solch detaillierte Darstellung der Stadt bespielen zu können ist einfach ein Traum.

C) Auch wenn es cool ist heutzutage Marvel furchtbar zu finden, ich mag das ganze schon noch irgendwo. Wie hier mit verschiedenen Anspielungen umgegangen wird zeigt den Respekt, den das Entwicklerstudio vor der Marke hat und vor allem wie viel Spaß sie selbst damit haben. So Sachen wie den Avengers Tower, die Botschaft von Wakanda, das Grab von Ben Parker, das Raft, das Sanctum. An so viele kleine Dinge wurde gedacht und sie sind so organisch eingebaut, das sie komplett authentisch mit dem realen NY verschmelzen.

Ich war mir also schon vor dem Release des Spiels sehr sicher, dass es mir gefallen wird. Der letzte Zweifel war dann spätestens beim Opener verschwunden, der technisch zu dem beeindruckendsten gehört was man im Bereich Gaming je gesehen hat.

Und das ist eigentlich auch mein größter positiver Punkt für dieses Spiel: Nicht nur das die Grafik irre ist, das ganze ist eine perfekte Next Gen Experience. Es gibt keine Ladezeit im gesamten Spiel. Benutzt man beispielweise die Schnellreise auf der Karte im Menü, auch wenn ich nicht weiß wieso man diese braucht so genial wie das Schwingen ist, wird man ansatzlos an dem Punkt rausgeworfen den man ausgewählt hat. Und das wir uns nicht falsch verstehen: Es gibt keine festen Schnellreisepunkte. Man kann sich jeden Pixel der Karte aussuchen und landet im nächsten Augenblick da.

Dazu kann man zwischen Miles Morales Spider-Man und Peter Parker Spider-Man flüssig hin und her wechseln, ebenso komplett ohne Ladezeit. Das hilft ungemein, das ganze Spiel extrem dynamisch darzustellen. Alles ist wie aus einem Guss!

Allgemein machen sie das mit den verschiedenen Charakteren so gut. Manchmal löst man Nebenaufgaben, in denen man sich wild durch die Gegend prügelt und bekommt plötzlich Hilfe vom anderen Spider-Man, ohne das dies groß inszeniert ist. Die Spielwelt wirkt einfach wie ein Slice of Life aus einem New York, wo es eben Superhelden gibt.

Und auch beim Prügeln an sich gibt es Neuerungen, die dem Spiel gut tun: Es gibt jetzt ein Parry System, was die Kämpfe vielfältiger macht. Es gibt nicht mehr die Gadgets und Fähigkeiten in einem Rad, was das Kampfgeschehen pausiert bei der Auswahl sondern die Eingabe über eine Kombination aus Schulter- und Facebutton, was wieder mehr Dynamik hereinbringt. Und für Leute die eher den Stealth Weg mögen gibt es ebenso ein cooles neues Gadget, was das ganze noch etwas spannender macht. Ich hätte mich wirklich stundenlang durch irgendwelche Gegner prügeln können, da man immer wen es etwas fad wird einen neuen Knochen hingeworfen bekommt.
Bonuspunkte für die Bosskämpfe, die ein riesiges Upgrade zum Vorgänger sind.

Von der Story ist es jetzt nichts, was einem Spidey Fan nicht schon bekannt ist. Obwohl, ein paar Twists gibt es schon. Für mich lebte die Story aber eher von den Charakteren, als von der Handlung an sich. Diese sind nämlich sowohl vom Writing, als auch von der Performance her sehr gut. Dazu gibt es immer wieder interessante Momente außerhalb der Superhelden Anzüge, die ebenso mehr Tiefe bringen und dem Pacing der Story sehr gut tun.

Also was soll ich sagen? Ich hatte riesige Erwartungen und diese wurden mindestens gehalten, stellenweise sogar übertroffen. Spider-Man 2 ist ein überragendes Videospiel, was ich wirklich jedem empfehlen würde. Technisch überragend, grafisch beeindruckend, inszenatorisch auf höchstem Blockbuster Niveau, Kämpfe dynamisch und fordernd. Spider-Man 2 liefert genau da, wo Videospiele eigentlich liefern sollten: Spaß.

9,5/10

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