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A Plague Tale Requiem
Plattform: PS5
Spielzeit: 22 Stunden

Das erste A Plague Tale war vor ein paar Jahren ja ein großer Überraschungshit. Bei Spielen aus europäischen, kleineren Studios hat man ja immer so einen gewissen Eurojunk zu erwarten. Doch hier waren eigentlich alle überzeugt, das man ein sehr gutes Erstlingswerk hingelegt hat. Mir persönlich war das ganze etwas zu geradlinig: Es wurde einem vermittelt das man mit Ressourcenknappheit zu kämpfen hat, wird aber die ganze Zeit einen Korridor langgeschickt und kann die Verbrauchsmittel eigentlich nicht verfehlen. Was einen bei der Stange gehalten hat war dagegen die gute Grafik und vor allem die gute Story.

Jetzt kam also Teil 2 und ich war ziemlich gespannt drauf. Und das war eine ganz seltsame Reise: Am Anfang war ich fasziniert vom Setting und den Neuigkeiten in Sachen Spielwelt. Dann schlich sich langsam etwas die Langweile ein, da man doch recht schnell wieder ins eintönige Gameplay des Vorgängers abgedriftet ist. Und gegen Ende dreht man einfach alles was man bis dahin gut gemacht hat auf ein neues Level und hinterlässt einen überwältigenden Eindruck.

Grundsätzlich zur Story: Hugo und Amicia wirken nun sehr zufrieden. Die Bedrohung scheint zerschlagen und so kann man sich entspannt der Umgebung hingeben und das Leben als Geschwister wieder genießen. Aber natürlich wäre dies keine gute Grundlage für ein Videospiel, also geht es mit der Harmonie schnell wieder bergab. Und so zieht es sich dann durch das gesamte Spiel: Kurzes Hoch, zerschmetterndes Tief. Die Stimmung im Spiel ist absolut erdrückend und depressiv, etwas was man sich vor dem Spielen definitiv bewusst machen sollte.

Spielerisch löst man wieder Rätsel, schleicht um Soldaten herum und vermeidet Rattenschwärme. Man hat dafür 2 neue Werkzeuge: Die Möglichkeit Waffen mit Teer zu verstärken für besseres Feuer und ein alternatives Geschütz für gepanzerte Gegner. Meine liebsten Abschnitte waren eigentlich die, wo man mal ohne den Einfluss von Gegnern ein Rätsel lösen musste. Davon hätte ich auch gerne mehr gehabt, oder insgesamt die anderen Abschnitte einfach etwas kürzer. Für 20+ Stunden trägt sich das nämlich sonst wirklich nur schwer. Was ich aber cool fand: Je nachdem wie man Abschnitte mit Gegnern löst bekommt man verschiedene Fortschritte in den entsprechenden Skills, also Schleichten, Töten oder das benutzen von Hilfsmitteln. So macht das Spiel es einem leichter seinen bevorzugten Spielstil auch in den Bereichen anzuwenden, wo es eigentlich nicht die beste Variante wäre.

Das andere positive ist definitiv die Inszenierung: Die Perfomance von der englischen Stimme von Amicia ist mit das beste, was ich je in einem Videospiel gehört habe. Die Charaktere sind alle sehr gut geschrieben und passen in diese graue Welt in Sachen Moralkompass sehr gut hinein. Getoppt wird das ganze dann wirklich mit einem Ende, was in Sachen Videospiele ins oberste Regal gehört. Die Entscheidungen die man da trifft und wie man es darstellt ist so intensiv, das die letzten 2 Stunden des Spiels wirklich atemberaubend gut waren. Ich war bis dahin so irgendwo zwischen einer 7 und 8, aber das hat meinen Eindruck nochmal komplett auf den Kopf gestellt.

Grafisch ist das Spiel wirklich sehr schön, wenn auch manchmal etwas matschig. Die 30-40 FPS würden eigentlich nicht stören, wenn sie denn konstant wären. Aber die Einbrüche sind teilweise wirklich etwas anstrengend und schwer nachzuvollziehen, da es auch in Momenten auftaucht die eigentlich ruhiger sind. Dazu hatte ich 2 Abstürze, aber ich hatte das ganze ja auch schon vor dem Day 1 Patch angefangen.

Und ein letzter kleiner Kritikpunkt: Die Rücksetzpunkte sind teilweise sehr schwer nachvollziehbar. Mal macht man 2 Schritte und bekommt einen Sicherungspunkt von dem man beim Scheitern fortsetzen kann, andermal macht man einen 30 Minuten Abschnitt nochmal weil einfach ewig kein solcher Punkt erscheint. Gerade die Abschnitte wo der Weg schwer erkennbar war und scheitern vorprogrammiert ist, wurden dann manchmal etwas frustrierend.

Aber ich will gar nicht so viel meckern: A Plague Tale Requiem ist letztendlich eines der besten Spiele des Jahres dank der genialen Performances, Charaktere und Geschichte. Ich bin sehr gespannt wo die Reise hingeht mit der Franchise.

8,5/10

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