Ich bin mal so frei und zitiere da die Sandplatzgötter, die das meiner Meinung nach - nachdem in deren „Roger zieht zurück“ Beitrag auf Facebook eine hitzige Diskussion entstanden ist, die sich unter Anderem um genau deine Frage gedreht hat - hervorragend zusammenfassen:
Sandplatzgötter
Hui, dass wir noch mal als Federer-Versteher ausgemacht werden, hätten wir uns auch nicht träumen lassen.^^Die teilweise harsche Kritik am Rückzug des Schweizers aus dem Turnier hat uns aber durchaus mehr überrascht als der Move des Maestros selber.
Federer hat genau das wahr gemacht, was er seit Beginn seines Comebacks immer wieder als Vorgehensweise skizziert hat: Nach jedem Match neu evaluieren, zur Not die (bitte nie vergessen: fast VIERZIGJÄHRIGEN) Knochen schonen und mehr oder weniger alles auf der Rasensaison bzw. Wimbledon (und vielleicht noch mit Einschränkungen Olympia) unterordnen. Voila, er hat da mit recht offenen Karten gespielt.
Er ist ganz offensichtlich nicht in der Verfassung, ein Sandplatzturnier -geschweige denn Roland Garros - zu gewinnen, er hat schon alles gewonnen, höchstwahrscheinlich nur noch wenige Matches auf absolutem Top-Niveau im Tank, für die er beste Bedingungen braucht. Wer will es ihm da verdenken, dass er den Traum vom allerletzten Wimbledon nicht gefährden will?
Ist das höchst egoistisch? Ja, sicher! Federer ordnet alles seinen persönlichen Zielen unter. Macht er seit Jahren. Und unserer Wahrnehmung nach befindet er sich da in bester Gesellschaft anderer Top-Profis. Novak Djokovic hat auch offen angekündigt, dass er, nachdem der Nummer-eins-Rekord ihm gehört, nur noch Grand-Slam-Siege im Auge hat und alles andere B-Ware für ihn ist. Turnierdirektoren von Masters-Events machen da Purzelbäume vor Freude. Ihr könnt aber auch gerne beim 500er-Veranstalter in Wien nachfragen…^^.
Rafael Nadal ist 2016 selbst aus RG vor seinem Match gegen Granollers rausgegangen, nachdem er in Runde eins mit Sam Groth bei einem 61 61 61 und in Runde zwei mit Facundo Bagnis beim 63 60 63 Kitschikatschi auf Court Philippe-Chatrier gespielt hat. Womit wir beim nächsten Thema wären: Hätte Bagnis da die dritte Runde spielen sollen? Denn Dominik Koepfer, so sagen ja viele in den Kommentaren, hätte so eine Chance jetzt verdient.
Wir sagen da: NÖ! Wir sind große Fans von Koepfer und seiner Entwicklung, aber der hat gestern ein Tennismatch verloren. Und das auch nicht, weil der Gegner den sterbenden Schwan gegeben hätte. Sondern, weil der Gegner im entscheidenden Moment besser war. Und dann ist man raus, egal was danach passiert. Man kann gerne Matches nach hinten schieben, wenn sie dadurch stattfinden können, aber Verlierer wieder in ein Turnier mit K.O.-Modus einbauen? - lass mal besser.
Ähnlich ist unsere Einstellung auch zum Vorschlag, Roger hätte gestern - wann auch immer - aufgeben sollen. Ernsthaft? Wie denn? Verletzung vortäuschen, die er ja nach der Definition vieler hier gerade nicht hat? Das wäre irgendwie „sportlicher“ gewesen? Hm.