Allein in die „Operation Warp Speed“ sind 12,4 Milliarden (!!!11) Steuergelder reingeflossen. Warum sollten dann private Profite (die eben zu großen Teilen von öffentlicher Hand ermöglicht wurden) relevanter sein als hunderttausende Menschenleben, vor allem in ärmeren Ländern?
Die Biontech Aktie hat sich seit Ende Januar 2020 mehr als verfünffacht, man kann davon ausgehen, dass Shareholder da bereits rein aus monetärer Sicht ausreichend von ihrer Innovation profitiert haben…
Das wird aber auch heisser gekocht als gegessen. Für mich klingt das in erster Linie nach einem öffentlichkeitswirksamen Statement als tatsächlichen Konzessionen. Man beachte das Ende des zweiten Absatzes:
Schön und gut, dass die Patente von US-Seite freigegeben werden sollen. Aber erstens muss das noch durch die WTO-Verhandlungen, wo fleissig Lobby-Arbeit geleistet werden wird.
Und zweitens: Soweit ich das überblicke, sind Patente nicht der Flaschenhals, als der sie verkauft werden. Das weitaus grössere Hindernis ist die Tatsache, dass man so eine Impfstoffproduktion nicht mit einem x-beliebigen Maschinenbau vergleichen kann und sowohl Expertise als auch Rohstoffe stark limitiert sind. Vereine wie J&J, die seit Jahrzehnten Impfstoffe produzieren, haben Monate bis Jahre gebraucht, um die Produktion anlaufen zu lassen. CureVac kann jetzt schon nicht genügend Rohstoffe für seine Impfstoffproduktion zusammenkratzen.
Ich glaube an der Praxis der Vorschläge gibt es etliches zu kritisieren, da bin ich nicht kompetent.
Vergesellschaftung und Global Governance, so selten sie auch angewendet wurden haben sich historisch als effektive Mittel zur Krisenbewältigung erwiesen.
Zumal die Impfstoffe allesamt maßgeblich nicht von den Unternehmen „erfunden“ wurden, sondern in weiten Teilen durch ein globales Netzwerk öffentlich finanzierter WissenschftlerInnen ermöglicht.
Was die Verteilung der Impfstoffe angeht, und wie stark der soziale/finanzielle Status den Zugang erleichtert, sind da ein paar gute Argumente drin. Es stimmt weiterhin auch, dass sich viele grosse Pharmafirmen weitestgehend aus der Impfstoffforschung zurückgezogen hatten, weil es bis auf die mRNA-Technologie wenig Aussicht auf gute neue Wirkstoffe gab. Und die mRNA-Technologie war klinisch noch komplett unbewiesen, das stellt der Artikel komplett falsch dar.
Wo es um die Wissenschaft geht, wird es in diesem Artikel ziemlich schnell ziemlich wackelig. Offensichtlich hat der Autor wenig Ahnung von Wissenschaft und der Übersetzung von Grundlagenforschung in Medikamentenentwicklung. Einige Aussagen sind wirklich grob falsch.
im grunde genommen das, was das f hier schreibt:
„Und zweitens: Soweit ich das überblicke, sind Patente nicht der Flaschenhals, als der sie verkauft werden. Das weitaus grössere Hindernis ist die Tatsache, dass man so eine Impfstoffproduktion nicht mit einem x-beliebigen Maschinenbau vergleichen kann und sowohl Expertise als auch Rohstoffe stark limitiert sind. Vereine wie J&J, die seit Jahrzehnten Impfstoffe produzieren, haben Monate bis Jahre gebraucht, um die Produktion anlaufen zu lassen. CureVac kann jetzt schon nicht genügend Rohstoffe für seine Impfstoffproduktion zusammenkratzen.“
Wenn die Patente freigegeben werden, wird das nicht zwangsläufig und vor allem nicht kurzfristig zu mehr Impfdosen führen.
Impfstoffe können nicht einfach so „kopiert“ werden und in massen nachproduziert werden.
Es hängt nicht an den Patentinhabern, dass die Impfstoffknappheit weltweit ein problem ist, sondern daran, dass eben erstmal produziert werden muss, wofür Rohstoffe fehlen.
Zahlreiche Produktionen stellen bereits in lizenz für die „Erfinder“ her.
Das sind für mich jetzt erstmal die praktischen Hindernisse.
Was das als Signal für die Zukunft bedeutet, mag ich mir dann aber auch nicht ausmalen.
Es ist nun mal leider so, dass in den bereichen geforscht wird, wo man auch geld verdienen kann (s. Antibiotika, mit denen eben nicht mehr so viel kohle gemacht werden kann).
Wenn jetzt der finanzielle Anreiz für künftige Forschungen gestrichen wird durch das Damoklesschwert „Patentaufhebung“, wird das heftige Folgen haben, befürchte ich.
Da wird allerdings auch sehr fleissig von Pharmaseite der Teufel an die Wand gemalt. Und das sage ich als Angestellter in und allgemeiner Befürworter der Pharmabranche.
In der Zukunft sehe ich den grössten Spielraum bei Zwangslizenzen, was in Indien schon bei mehreren Wirkstoffen durchgezogen wurde. Das bedeutet nicht, dass die Firmen enteignet werden, sondern z.B. gezwungen werden, besonders ärmere Märkte über Lizenznehmer günstiger zu bedienen.
Ich weiss, ich mach hier ein bisschen den Alleinunterhalter, aber hier ist noch ein Twitterthread, der die ganze Patent-Chose aus Sicht der Pharma-Experten gut zusammenfasst. Ja, er arbeitet für den Pharmariesen Takeda, aber der Tenor ist überall der gleiche.
@Thrasher z.B. beim dritten Punkt (Rohmaterialien und Komponenten) käme dein „war time planning“ ins Spiel. Genau der Teil wurde ja in den US zentralisiert, der Erfolg gibt ihnen Recht. Man darf aber nicht unterschlagen, dass das teils auf Kosten anderer Länder und internationaler Firmen geschehen ist. Die Gesamtmenge und -produktionskapazität der Lipide oder Adjuvantien weltweit ist begrenzt, daran ändert auch eine Verstaatlichung nichts. Internationale Kooperation wäre vielerorts der Schlüssel, aber auch kein Allheilmittel. (und andererseits wissen wir alle, dass America First putzmunter ist, egal, wie viel freundlicher die Kommunikation daherkommt)
edit: Ich rede jetzt übrigens erst einmal nur von Impfstoffen. Für viele andere Medikamente ist es viel einfacher und günstiger, die Technologie zu transferieren.
Sehr hilfreich ist die Grafik in der Sektion „wie hoch ist das Risiko nach der Impfung“, die Risken und Nutzen gegenüberstellt. Man beachte, dass die Rechnung auf einer Inzidenz von 55 basiert, die Rechnung fällt also momentan stärker zugunsten des Impfstoffes aus.
Die Wahrscheinlichkeit in meinem Alter eine schweren Schaden durch Impfen zu bekommen liegt also irgendwo zwischen in den nächsten 4 bis 11 Jahren vom Blitz getroffen zu werden. Oder alternativ in etwa so hoch wie ein schalker Meistertitel in den nächsten 2 Jahren mit anschließendem Championsleague-Triumph.
Die guten Nachrichten des Tages:
Astra für alle! Naja nicht für alle, aber Ärzte dürfen nun freier entscheiden wer was möglichst dringend benötigt. Eine pragmatische und vertretbare Lösung.
Die Inzidenz fällt rasant. Alle Bundesländer sind unter 200, sechs sogar unter 100.
Gibt es eigentlich schon ne Astra-Werbung, in der eine Astra-Bierflasche eine feiernde Corona-Flasche von der Tanzfläche knüppelt? Denen würde ich sowas tatsächlich zutrauen.
So, ich wurde gestern auch mit Biontech geimpft. Bisher keine Nebenwirkungen bis auf die obligatorischen Schmerzen im Arm. War auch erst die erste Dosis.
PS: Wurde als Kontaktperson einer Schwangeren geimpft.
Ahja gut. Jetzt wird mir klar wieso ich seit 3 Wochen nix vom Impfzentrum höre (und auch niemand meiner Freunde aus Prio 3)
400.000 Impfungen wurden über das Land an Menschen aus der Priogruppe 2 verabreicht. Davon sind laut Gesundheitsministerium rund 353.000 Erstimpfungen und 43.000 Zweitimpfungen. In dieser Gruppe warten auf der Landesliste noch 134.000 Menschen auf ihre Impfungen.
Und bei unseren Nachbarn in Hessen hat einfach jeder aus der Prio 3 der sich registriert hat innerhalb von 1-2 Tagen manchmal sogar von Minuten einen Termin bekommen.
Hatte hier im Saarland als Prio 3 nach 2 Tagen schon eine Einladung vom Impfzentrum (für in 4 Wochen), hab ich aber abgesagt, weil mein Hautarzt (!), bei dem ich mich auf die Liste gesetzt hab, für diese Woche schon was frei hatte. Biontech, nur leichte Schmerzen um Einstichstelle wie bei der Grippeimpfung, am 01.06. schon die zweite, im Umfeld auch schon viele (Lehrer, Ärzte, Steuerberater, Finanzbeamte, Stadtwerkemitarbeiter) geimpft, Ältere sowieso, krass wie schnell das auf einmal geht…
Das schreit doch nach einer Neuauflage des Sofacoach-Impfbarometers. Knapp 3 Wochen (18.04.) ist die letzte Umfrage her. Damals hatten 2 User bereits beide Impfdosen, 17 User hatten nur eine Dosis und gerade einmal 4 User hatten einen Impftermin in Aussicht. Damit eine Erstimpfquote von 16,8%.