Russland ist die Schutzmacht für Armenien, die Türkei die für Aserbaidschan.
Der Konflikt um die Region Bergkarabach besteht dort seit Ewigkeiten. Zu Zeiten der Sowjetunion war dort der Deckel drauf, weil Armenien und Aserbaidschan beide Teil der UdSSR waren.
Aus dieser Zeit kommt auch die, nennen wir es mal, Verantwortung Russlands für die Region. Natürlich handelt Moskau auch aus Eigeninteresse, denn es kann nicht in ihrem Sinne sein, wenn andere Länder, wie zum Beispiel die Türkei, in der Region an Einfluss gewinnen.
Seit der letzten größeren Eskalation des Konflikts hat Russland ein erhöhtes Kontingent als Friedenstruppen dort stationiert. Blauhelme ohne Mandat sozusagen, ausgehandelt zwischen Moskau und Ankara.
Ich gehe davon aus, dass Russland Teile dieser Truppen jetzt abzieht, um sie in die Ukraine zu verlegen. Das führt natürlich zu einer Destabilisierung, die Aserbaidschan jetzt ausnutzt.
"Putin ordnet Teilmobilisierung an […] Demnach betrifft die Teilmobilisierung zunächst nur Reservisten. Weiterhin habe er die Rüstungsindustrie angewiesen, ihre Produktionskapazitäten zu steigern, sagte Putin. „Die Entscheidung ist komplett adäquat zu den Bedrohungen, die sich uns stellen“, sagte er in Bezug auf die Ukraine, der er vorwarf, in kürzlich von russischer Besatzung befreiten Gebieten „Gräueltaten“ zu verüben.
Dies werde man nicht dulden und die Bevölkerung in den besetzten Gebieten Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson davor „schützen“. Darüber hinaus kündigte Putin an, „alles zu tun, um die sichere Durchführung von Referenden“ in den Gebieten zu gewährleisten. Mit den am Dienstag angekündigten Scheinreferenden soll die Annexion der Gebiete an Russland besiegelt werden."
Nach Ankündigung der Fake-Referenden war das ja fast schon erwartbar.
Die Russen sind ja nicht blöd, selbst bei der üblen Propaganda wird den meisten klar sein, dass sie hier womöglich als Kanonenfutter für einen manischen Diktator enden, wer will das schon. Wird interessant sein, ob das wieder die Proteste bei der jüngeren Generation anheizt, obwohl die Strafen weiterhin drakonisch sind. Wenn meine realistischen Optionen sind, im Gefängnis zu landen oder womöglich im Krieg zu fallen, ändert das die Ausgangslage…
Vielleicht sind das auch nur ganz normale Menschen, die keinen Bock darauf haben, Soldat zu sein.
Wenn hier mobilisiert werden würden, verschwänden hier doch hoffentlich auch möglichst viele.
Nach der TV-Ansprache und Verkündung der Teilmobilisierung brodelt es mittlerweile auch in der Gerüchteküche. Offenbar ist nicht nur von 300k Reservisten die Rede sondern (bis zu) 1 Millionen, primär offenbar aus Regionen mit ethnischen Minderheiten.
War das nicht von Anfang an der Fall? Ich habe mehrfach gelesen, dass sich die westrussische und städtische Bevölkerung mittels verschiedener Tricks vor dem Dienst drückt, die der armen ostrussischen nicht zur Verfügung stehen.
Zynisch könnte man sagen, dass einkalkuliert wird, dass die ethnischen Minderheiten eh keine Stimme im politischen Russland haben. Folglich kann man sie auch ohne den riesigen Aufschrei verheizen, den der Tod zehntausender Männer aus der komfortablen Mittelschicht zur Folge hätte.
Ganz unabhängig von Minderheitenfragen fällt es ja auch mehr auf, wenn 10.000 Mann aus Moskau gefallen sind, als wenn in 10.000 Dörfern bis zum Pazifik jeweils einer von der Spezialoperation nicht zurückkommt.
Dass die herrschende Klasse lieber diejenigen verheizt, deren Klasse, Rasse, Herkunft nicht oben in der Hierarchie stehen ist doch einer der ältesten Hüte.
Das ist schon hart, einfach so aus dem Leben gerissen werden weil der irre im Kreml neues Kanonenfutter braucht.
Die sind doch jetzt schon Walking deads.
Kein Plan wie echt das alles ist und wie sehr die Berichte alle stimmen. Aber warum sollte das Fake sein - die Grenzübergänge sprechen ja für sich.
Was ich aber sagen will: mit denen wird man doch nichts reißen? Was versprechen sich die Leute um Putin davon? Das wird sich doch eher schlecht als gut für die auswirken.
Hardliner in Putins Umfeld hätten am liebsten eine Generalmobilmachung gesehen, also alle wehrfähigen Bürger an die Waffen.
Manche sehen in dieser Teilmobilmachung ein Zugeständnis von Putin an diese Gruppe, dass er die Zahl der Soldaten zumindest aufstockt, während er aber die Belastung auf die Bevölkerung möglichst klein hält. Wie sehr das misslingt sieht man ja an den panischen Reaktionen, jeder befürchtet, einer der 300.000 oder mehr zu sein, die jetzt eingezogen werden.
Putin hat die Situation rund um den Einmarsch vollkommen falsch eingeschätzt und jetzt ist er da zu tief drin, um irgendwie noch rauszukommen.
Was er jetzt mit den Truppen genau plant, weiß er vielleicht selbst noch nicht genau. Denkbar wäre, sie für eine Gegenoffensive im Frühjahr auszubilden, aber dafür muss er sie ein halbes Jahr versorgen und schon die Ausrüstung dürfte schwer zu bekommen sein. Viele der Uniformen haben Löcher und die Gewehre sind nur einmal fallen gelassen worden.
Kann aber genauso sein, dass er sie in ein drei bis acht Wochen Intensivtraining schickt und dann rein in den Fleischwolf. An der Menge der Soldaten ist es bisher nicht gescheitert. Versorgung, Nachschub, Ausrüstung, Planung. Ob jetzt 5 oder 15 Mann an einer Kanone stehen, die nicht schießt, ist ja recht egal.
Ich hab vor dem Angriff auch nicht erwartet, dass die russische Armee in so schlechter Verfassung ist, dass sie gegen die Ukraine versagen würde. Die Reaktionen des Westens waren aber so zu erwarten und deshalb hat es ja auch jeden außerhalb von Putins Kopf überrascht, dass er es durchgezogen hat. Jetzt verliert er nicht nur dort, sondern der Armenien Azerbaijan Konflikt wird wieder heiß und auch sonst wird Zentralasien gerade instabiler, wo die Russen bisher als Ordnungsmacht präsent waren. Dort werden jetzt China und Indien geopolitisch aktiver, während die USA ihre Fühler nach Armenien ausstrecken. Währenddessen verlieren die Russen gerade täglich über 500 Mann in der Ostukraine und haben schon die Panzerproduktion der letzten 10 Jahre dort verbraten. War eine Wahnsinnswoche für Putin.