Giro, Tour, Flandernrundfahrt - Radrennen

Es ist einfach schade, dass sich der Sport seinen Ruf (zurecht) völlig ruiniert hat. Bei Leistungen wie gestern und heute sind solche Gedanken dann relativ naheliegend. Wobei man auch sagen muss, dass der Rest des Feldes schon auch wirklich eher schwach und/oder verletzt ist. Pog ist den Col de la Colombiere z. B. nicht schneller hoch gefahren als die Tour 2018.

Skeptisch bin ich allerdings weniger wegen der Leistungen an sich, sondern vor allem der Tatsache, dass er sowohl am Berg als auch im Zeitfahren so dominant ist. Einerseits sieht er aus wie Prime Pantani, lässt dann aber auch die absoluten Zeitfahrspezialisten alt aussehen. Dass er auch noch ausgerechnet für UAE fährt, macht mich jetzt nicht weniger misstrauisch. Ich wäre extrem überrascht, wenn Pogacar nicht dopen würde. Allerdings geht mir das mit allen anderen GC Fahrern auch so…

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Also, dass Doping keine Rolle mehr spielt glaubt wohl keiner. Allerdings konnte man die letzten Jahren zumindest so etwas wie Chancengleichheit erkennen.

Wer Bernal beim Giro oder auch andere Spitzenfahrer in den letzten Jahren gesehen hat, der hat zwar auch schon viele Leute gesehen, die ihren Konkurrenten an Berg davon gefahren sind. Aber die haben dann eigentlich immer dafür bezahlt und konnten in den folgenden Tagen nicht mehr weg fahren bzw. wurden selbst irgendwann abgehängt. Bei Roglic hatte man auch eher das Gefühl, dass er zum Ende von großen Rundfahrten etwas schlechter wird und er konnte nicht allen Attacken folgen. Selbst Froome oder Bernal hatten bei ihren Siegen in den letzten Jahren am Ende ein, zwei Minuten Vorsprung vor dem Rest, sodass man schon das Gefühl hatte, dass vor allem auch die Stärke des Teams Sky zu deren Siegen geholfen hat. Zumindest war es einigermaßen spannend ob denn nicht doch jemand mal ne Minute auf Sky rausfahren und somit die Tour gewinnen kann.

Pogacar hat aber ne ganz andere Qualität, braucht kein Team, nicht letztes und auch nicht dieses Jahr. Während der Rest der Elite sich quält fährt er los, dreht sich erstmal gemütlich um und schaut was die anderen machen, und fährt dann lachend auf dem großen Kettenblatt weg. Auch noch 30km vor dem Ziel und dann gleich mal 3 Minuten raus gefahren, was man so gefühlt zum letzten mal bei Floyd Landis gesehen hat.
Und am nächsten Tag, wo Weltklasse-Fahrer wie Quintana am Ende des Tages explodieren, wo es so eklig ist, dass Leute wie Alaphilippe anhalten um sich Handschuhe anziehen zu lassen weil sie das mit den verfrorenen Fingern gar nicht mehr hin bekommen. Wo andere Bergfaher wie Nibali oder Buchmann auch mal gegen die Karenzzeit fahren. Da Büßen alle die am Vortag investiert haben. Außer Pogacar, der legt das große Blatt auf und lässt die Konkurrenz erneut mühelos wie Schüler aussehen.
Dazu hat er mal eben im Zeitfahren alle deklassiert. In einer Disziplin, wo man jahrelang trainieren muss um weltklasse zu sein, wo man im Windkanal Aerodynamik, Sitzposition etc. optimiert und seine gesamte Athletik auf diese Spezialdisziplin ausrichtet. Dort kommt der 60kg Bergfloh und pulverisiert die Zeiten der Welt- und Europmeister.
Da kann einfach niemand mehr an den Weihnachtsmann glauben.

Das einzige was man ihm zu Gute halten kann ist, dass seine Konkurenz dieses Jahr nunmal vergleichsweise sehr schwach ist und Pogacar einfach das Glück hatte, dass er nicht gestürzt ist. Roglic und Thomas sind gestürzt und dadurch nicht in Topform. Lopez durch Sturz sogar raus, ebenso hat sich Landa beim Giro kaputt gestürzt und konnte gar nicht antreten. Carapaz hat den Giro in den Beinen, Bernal ist erst gar nicht dabei. Porte auch nur als Helfer. Uran, Lutsenko, Mas, Valverde, Quintana, Keldermann usw. sind einfach eine Klasse schlechter.

Andererseits hat Pogacar in seinem Umfeld halt auch noch Leute die ganz große Dopingvergangenheiten haben, die zentrale Figuren der Operation Aderlass waren und nur aus Mangel an Beweisen nicht verurteilt wurden. Corona hat bestimmt auch dafür gesorgt, dass eher wenig kontrolliert wurde.
Ironischerweise hatte Eurosport vorgestern nach der Etappe en Team-Arzt von Pogacar interviewt und der sagte, dass Pogacar halt das Talent seiner Generation sei. Man fragt sich ob der Arzt das Sportliche beurteilt oder den Körper? Und wieso Eurosport eigentlich den Arzt interviewt? :smiley:

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Doppelprost :beers:

Weil es so gut passt, hier mal eine Aussage von Thomas De Gent. Man muss dazu wissen, dass De Gent in den letzten jahren so ein bisschen das Duracell-Häschen der Tour war. Sehr oft in Ausreißergruppen zu finden, ansonsten gerne mal als Tempomacher im Wind. Also das ist wirklich keine Laufkundschaft, leider kann ertrotz unveränderter Leistungsdaten nicht mehr richtig mithalten :eek:

I rode one of my best ten-minute efforts ever at the start [of stage 8]. Those values have been recorded since 2013. Normally, with those values, I can ride the whole peloton to pieces. Here, I was 100 metres behind in a group of 70 riders – and I started from the front row. When you’re not in the peloton after that it’s clear that the general level is just much higher.

Ähnliche Aussagen kamen von Nibalis Coach schon letztes Jahr. Seine Leistungsdaten wären unverändert (Nibali hat alle Grand-Tours gewonnen!), aber kann immer weniger mithalten.

Das sind für mich schon alles Indizien die darauf hin deuten, dass da irgendwas ganz tolles im Fahrerfeld zirkuliert. Das ist also nicht pogacar-spezifisch.

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Natürlich nicht. Wenn man sieht, wie WvA erst gestern alle Sprinter (außer Cav) im Sprint schlägt und heute dann mit seinen 80kg alle Bergspezialisten am Mont Ventoux stehen lässt…

Aber ist ja nur auf dem kleinen Blatt, der Loser. :rolleyes:

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Das war 1951 - warum kannte ich die Geschichte vom alten Stahl-Schweden bis heute noch nicht? :eek:

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Diese wirklich überragende Etappe gestern hätte doch noch viel spannender sein können, wenn man das Ziel auf den Mont Ventoux gelegt hätte. Schade.

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Welchen Grund gab es denn, das nicht zu tun? Ich war auch einigermaßen irritiert. Aber auch darüber, dass man 2 Mal da hochfahren musste!

Das man die Etappe da oben nicht enden lässt hat glaub ich mit den äußeren Bedingungen zu tun. Da kann mittags keiner sagen wie nachmittags das Wetter ist. Der Wind macht es den Hubschraubern schwer ordentliche Bilder zu liefern und es kann gut sein dass das Ziel komplett in den Wolken liegt und man die Ankunft nicht sieht. Wäre jetzt meine Vermutung.

Das man den zwei mal hochfährt… mei. der Berg ist halt ne Legende, bietet verschiedene Auffahrten und für den Zuschauer ist es am Ende ja fast egal wie der Hügel heißt wo die hoch müssen. War ja nicht zwei mal der gleiche Anstieg. Und so hat man Höhenmeter für ne entscheidende Etappe, aber muss nicht noch nen zweiten Berg absperren…

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Einerseits das, andererseits mit Sicherheit vor allem aber auch aus logistischen Gründen. Keine Ahnung, wie es oben auf dem Ventoux aussieht, aber reichlich Platz dürfte es da sicher nicht geben, um die nötige Infrastruktur aufzubauen. Dann wird es wahrscheinlich schwer bis unmöglich, da oben alle Team-Betreuer, Journalisten, Fernsehteams, medizinisches Personal usw. unterzubringen.

Nachvollziehbar, schade ist es trotzdem. Die tolle Attacke von Vingegaard ist dadurch ja z.B. auch komplett verpufft.

Ich glaub um den reinen Platz geht es da nicht. Dafür gab es da ja schon reichlich Bergankünfte. Und wenn man nicht ganz hoch will, ist vor dem Chalet Reynard sicher genug Platz. Oder die Fahrer müssen gleich wieder runter wie am Sonntag in Tignes.

Nils Politt gewinnt die 12.Etappe mit der entscheidenden Attacke aus einer Ausreißergruppe.
War sehr schön zu sehen, wie er sich mehrfach an den Kopf fassen muss, weil niemand in Schlagdistanz hinter ihm ist.

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Puh, der Pogacar fährt da schon im feinsten Armstrong- bzw. Contador-Stil hoch. Also ich mache mir da kleine Illusionen bezüglich „sauberes Feld“.

Die deutsche Mixed-Staffel wurde heute Zeitfahr-Weltmeister.
Tony Martin geht damit in seinem letzten Rennen mit Gold in den Ruhestand. Er hatte mit Niklas Arndt und Max Walscheid die Zweitbeste Zeit gefahren. Die Mädels Lisa Klein, Lisa Brennauer und Miele Kröger haben dann die Kohlen aus dem Feuer geholt.
Geil.

Jetzt fragt man sich wer wohl demnächst deutscher Zeitfahr-Meister wird nachdem Tony Martin etwa 23 Jahre hintereinander gewonnen hat :D

Diese Staffel ist ein ganz lustiger Wettbewerb. Nur ist Zeitfahren insofern ein bisschen undankbar, alsdass es die meiste Zeit im Vergleich zu normalen Rennen so… langsam aussieht, wenn nicht gerade das Motorrad direkt hinterherfährt. Wahrscheinlich, weil sie auch bei 55 kmh noch so ruhig und im riesigen Gang unterwegs sind.

Paris Roubaix ab sofort bitte nur noch im Oktober. :hardlove:

Gut 60km noch.

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Was ein Rennen oder?
Fast schade das jetzt zum Ende hin doch noch die Sonne rauskommt. Die Schlammschlacht bis hierhin war super. wenn es so bleibt jetzt, würde ich tippen das MVP bei km 35 losfährt und das Ding dann nach Hause bringt.

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Hauptsache nicht Moscon. :ronaldo:

Aber völlig irre, wie die über das nasse Kopfsteinpflaster brettern.

Moscon als Sieger wäre schon echt eklig für dieses tolle Rennen.

Ärgerlich. :ronaldo:

Edit: Wobei der Radwechsel relativ schnell war und es sicher auch kein schlechter Zeitpunkt ist, um auf ein neues Rad umzusteigen…

Edit2: :ronaldo:

Ich mag ihn nicht, aber muss ihm zugestehen, dass er sich trotz des massiven Pechs sehr wacker schlägt.