Ich gebe dir Recht; die letzten ca. 25 Jahre, seit ich das Ganze verfolge, hatte meistens der Giro das interessantere/spektakulärere/abwechslungsreichere Profil.
Aber dieses Jahr hätten es für meinen Geschmack gerne ein paar mehr Bergankünfte sein dürfen.
Neee, diese vielen Bergankünfte führen nur dazu, dass der GC-Sieger am Ende auch das Bergtrikot hat und es gibt dann darum keinen Kampf mehr.
Bin da bei den Kollegen vom Besenwagen, da sollten die Veranstalter versuchen, wieder mehr Spannung in die Wertungstrikots zu bekommen.
Lieber spart man sich so Sachen wie am Dienstag, wo man gefühlt den ganzen Tag keinen einzigen Höhenmeter fährt. So eine Überführungsetappe direkt nach dem Ruhetag verstehe ich nicht.
Bora und vor allem Roglic wirken da mMn sehr abgeklärt. Da ist alles auf den Sieg des Giro ausgerichtet und es scheinen alle Fahrer in Topform zu sein. Heute war man sicher nicht traurig, das rosane Trikot wieder abgeben zu können. So kann man Lidl am Dienstag arbeiten lassen und Pedersen (was ein sympathischer Typ) holt sich noch eine Etappe. Außerdem umgeht man die ganzen Extratermine die man als Gesamtführender hat.
Kleines Polster auf die anderen GC Fahrer hat man auch schon. Im zweiten Zeitfahren sollte er das auf jeden Fall noch vergrößern können und dann kommt es auf die Bergform an und darauf, dass er auf dem Rad bleibt. Würde es ihm schon gönnen noch eine Grand Tour zu gewinnen, was nur geht, wenn die drei Großen nicht mitfahren.
Hat irgendein Sport eine schlimmere Ästhetik als Radsport?
Ja, American Football. Aber sonst nicht viel, oder?
Skispringen
Good call, aber beim Wintersport ist abgesehen vom Eiskunstlauf meistens der komplette Körper bedeckt, das spricht für ihn.
Nach der heutigen Etappe sollte das völlig klar sein.
Erst der Regen, dann die Berge, die Stürze (braucht niemand), GC Fahrer gehen krachen, das Finale, Carapaz
Bin sehr gespannt wie das ausgeht.
Ja, mir macht dieser Giro auch richtig Spaß. Carapaz attackiert wie wild, kein Pogacar mit 50k-Solos über drei Gipfel, kleine Zeitabstände und schon mehrere Siegpremieren.
Die Hauptlektion sollte meiner Meinung nach vor allem sein, dass Roglic kein GC-Kandidat mehr für die ganz großen Aufgaben sein kann. Er war zum Zeitpunkt des Wechsels, finde ich, gerade schon über seinen Zenith hinaus. Seitdem hat er die Vuelta gewonnen, was eine Riesenleistung ist, aber bei Giro und Tour reicht es nicht mehr. Unter anderem, weil er wirklich DAUERND crasht. Bei diesem Giro allein glaube ich vier Mal?
Das Management fragt sich vermutlich auch gerade, was sie nun machen sollen. Die Klassikertruppe hat wirklich NULL Ergebnisse eingefahren, alles andere wurde Roglic und Tour untergeordnet. Da müsste schon sehr viel passieren, dass dieser mit Vingegaard und Pogacar mithalten kann. Evenepoel sehe ich auch noch stärker, aber der ist auch so ein Crashpilot.
Naja, wen hätte Bora denn sonst holen können der wenigstens eine Minimalchance auf nen Toursieg hat?
Wenn Pogacar oder Vingegaard mitfahren ist die Chance auf einen anderen Sieger einfach minimalst. Roglic oder Evenepoel kämen doch auch erst in Frage falls die anderen crashen oder was wildes passiert. Das wird man auch bei Bora so sehen sonst hätte man ihn ja wohl kaum für den Giro gemeldet. Nie im leben hat man da der Tour alles untergeordnet.
Dass er beim hiesigen Giro nach seinen vielen Stürzen in der zweiten Woche nicht gut aussah kann passieren. Keiner weiß wie Woche 3 ausgesehen hätte wo er normalweise stark ist, insbesondere wenn er nicht dauernd gestürzt wäre. Gestern gab es ja schon mal einen Vorgeschmack darauf, dass der ein oder andere Fahrer sein Pulver schon verschossen haben könnte. Also ich stimme dem Abgesang noch nicht ganz zu. Für Giro und Vuelta ist er weiter eine sehr realistische Option (wenn Pogacar nicht dabei ist). Dazu schießt er locker zwei einwöchige Rundfahrten pro Jahr ab.
Davon ab stimme ich zu. Der Giro macht einfach Spaß und die Streckenführung ist dieses Jahr echt super. Indem man die harten Bergetappen erst am Ende hat und die ersten zwei Wochen überschaubares Terrain gefahren ist konnte sich die Gesamtwertung noch nicht wirklich selektieren.
Einzig die vielen üblen Stürze sind in der Häufigkeit schon ein Wehrmutstropfen. Ciccone, Roglic, Tarling, Hindley, Landa… Das sind schon viele Top-Fahrer kaputt gegangen. Auch der Crash von Hollmann oder Martinelli, der in der Abfahrt über die Leitplanke fällt ist einfach so scheiß gefährlich.
Du hast Recht, nach Pogacar und Vingegaard kommt erstmal eine Weile nichts mehr. Vielleicht hätte ich „die ganz grosse Aufgabe“ sagen sollen, denn 2023 sah es schon noch so aus, als könnte er zumindest mit Pogi und JV mithalten. Dem würde ich mittlerweile widersprechen.
Mit „Alles unterordnen“ meinte ich, dass ein Toursieg die Zielvorgabe beim Einstieg von Red Bull war. Denn in der öffentlichen Wahrnehmung kommt nach der Tour de France eine sehr grosse Lücke zu Giro und Vuelta.
Klar, weiss man nicht. Aber ich würde behaupten, dass das bei ihm schon langsam über das normale Mass hinausgeht. Er ist aus 5 der letzten 9 Grand Tours gecrasht.
Dass er einer der schlechtesten Radfahrer der World-Tour ist bezweifel ich ja gar nicht.
Hmmm, wollte die ganze Zeit schon was schreiben aber irgendwas kam immer dazwischen.
Spannender ist eine Grand Tour auf jeden Fall, wenn Pogacar nicht mitfährt. Auch wenn ich den gern sehe. Glaube das ist wirklich n guter Typ. Aber die Spannung hebt er nicht an…
Roglic ist mittlerweile 35. Dass der die letzten Attacken auf GCs fahren wird, war klar und die Vuelta war auf jeden Fall ein Erfolg. Das er bei der Tour maximal um das Podium mitfahren wird, ist sicher alles beteiligten klar, und auch dafür braucht es eine Menge Glück. Der Giro war eigentlich gesetzt und alles schien für Roglic zu laufen. Auch wenn er keinen topfitten Eindruck machte in der ersten Woche.
Aber irgendwie sah das von Beginn an komisch aus. Kein sprinten um Bonussekunden, diese lakonischen (wenn auch sehr witzigen) Interviews und keine einzige Attacke die man gesehen hat. Das ist mir alles zu ruhig und zu bieder. Wenn man den Giro gewinnen möchte, dann muss man auch mal was zeigen. Immer nur hinten mitfahren und kurz vor Ziel überholen… Langweilig und unsportlich. Der Ausfall von Hindley war ein herber Schlag, und das Roglic sich dann bei jeder Gelegenheit auf den Asphalt legt hilft natürlich auch nicht. Irgendwo tut er mir schon fast leid, andererseits, wenn man soooo oft Pech hat, dann ist da auch ein bißchen Unvermögen dabei. Der sitzt nicht gut auf dem Rad. Wie @der_f sagt, nur 4 der letzten 9 Grand Tours beendet.
Zabel meinte im Podcast gestern auch, dass er und andere Fahrer immer geschaut haben, nicht neben oder hinter Roglic zu fahren. Ist also nicht nur nach außen die Wahrnehmung.
Jetzt muss man sich bei Bora glaube ich einige Fragen stellen. Die Tour ist unter normalen Bedingungen eine Unmöglichkeit. Die Klassikersaison war maximal schwach und der Giro am Ende auch. Vielleicht kann Denz das Ding heute abschiessen. Aber auch das reisst es ja nicht raus. Roglic hat keinen Vertrag für 2026 und wenn man ehrlich ist, muss man ihm den auch nicht mehr geben. Wäre man letztes Jahr all in gegangen, ich glaube man hätte Remco holen können. Der ist mMn auch der deutlich talentiertere Fahrer und ich finde auch nicht, dass er so ein Bruchpilot ist. Am ende muss man sich die Frage stellen, wer das Team nächstes Jahr anführen soll, und ob Denk immer noch der richtige Chef für die Bude ist. Ich denke nein. Vlasov hat nicht gezeigt wofür man ihn geholt hat, van Poppel bleibt hinter den Erwartungen… irgendwie alles seltsam. Vielleicht, hoffentlich straft man mich bei der Tour lügen und zeigt eine bombastische Teamleistung. Aber wenn nicht, muss da wirklich ein großer Umbruch her.
Der Rest vom Giro… einfach nur geil. Sonntag schon ne mega Etappe, Dienstag dann dieser Kracher. Heute nochmal entspannt und dann noch 2 richtige Kracher mit einem Gravelstück am Samstag. Da kann wirklich noch alles passieren. Ohne Stürze würde ich sagen, dass Carapaz dem del Toro im Hochgebirge noch einiges an Zeit abnehmen kann und der Sieger am Ende unter ihm und Yates ausgemacht wird. Würde es Carapaz schon sehr gönnen…
Sorry, das war schlecht formuliert. Ich hätte sagen sollen, dass er für sein junges Alter schon ganz schön viele, teils schwere Verletzungen mit sich rumschleppt.
Ja, das stimmt schon. Gerade der Sturz bei der Lombardeirundfahrt, wo er 10m die Brücke runtersegelt… Da kann man schon von viel Glück sprechen, dass er da lebendig raus ist. Das war unglücklich. Aber mir fällt kein Sturz ein, bei dem ich sagen würde das er da wirklich unsicher auf dem Rad sitzt. Im Gegenteil, ich finde das er eher einer der talentierteren Radfahrer mir wirklich gutem Bikehandling ist.
Irgendwie bekommt man immer mehr das Gefühl, dass es bei RBBH irgendwo knirscht. Da geht heute so eine riesige Gruppe stiften, und man hat nur einen einzigen Fahrer dabei. Das kann doch nicht deren Anspruch sein. Sicher schickt man Pellizzari die Tage nochmal los um ne Etappe zu holen, aber da heute wäre zumindest Tratnik so ein Motor gewesen der da noch ein paar andere aus den Schuhen fahren kann.
Ja. Super gut. Hätte ich nicht mit gerechnet, dass er sich aus der Gruppe da allein rausfahren kann. Starke Vorstellung.
Ja sieht schon sehr danach aus.
Gefühlt werden alle Fahrer die da hin wechseln schlechter. Van Poppel, Van Gils, Lazkano, die Van Dijke Brüder, Tratnik, Moscon, Adria, Pithie, Jungels, Haller, … Hat man bei irgendeinem dieser Fahrer das Gefühl daß er nicht schlechter geworden ist nachdem er dort hin gewechselt ist?
Dazu die Aussagen von Kämna, Schachmann, Buchmann nachdem sie das Team verlassen haben.
Glaube einfach die haben null Struktur und Hierarchie im Team, gepaart mit nem schlechten Mindset.
Das war ja mal ein bizarrer Schlusspunkt des Giros. Am letzten großen Anstieg, den Col de la Finestre entscheidet sich die Rundfahrt spektakulär.
Wie ich es aus der Zusammenfassung gesehen habe hat Carapaz Attacke um Attacke gefahren, die del Toro immer gekontert hat. Die beiden waren bereits ein gutes Stück vor dem Peloton.
Dann Auftritt Simon Yates. Fährt erstmal alleine zu den beiden nach vorne und lässt sie dann nach zwei, drei Attacken (die Carapaz gekontert hat) tatsächlich stehen. Er kurbelt also den Col de la Finestere wie verrückt nach oben. Hinten versucht Carapaz hinterher zu kommen und del Toro… lutscht den ganzen Berg nur an Carapaz’ Hinterrad nach oben. Verweigert die Zusammenarbeit. Oben hat Yates schon virtuell fast die Führung übernommen und für die Abfahrt und das folgende Flachstück noch van Aert als Diesellok-Relaisstation parat stehen. Yates fliegt also weiterhin und die beiden hinten… legen die Beine hoch
Kannste dir nicht ausdenken, aber del Toro hatte als Führender einfach keinen Bock um den Giro Sieg zu kämpfen und hoffte ernsthaft, dass Carapaz ihn nicht nur den Berg sondern die ganze restliche Etappe zieht
Carapaz war komplett bedient weil del Toro wirklich null Initiative zeigte und hat dann verständlicherweise mit Leck Mich Einstellung gar nix mehr gemacht. Richtig schön dann als von hinten Rafal Majka auffährt der in den letzen Tagen unfassbar für del Toro gerackert hat. Sah aus als wäre der fast vom Rad gestiegen ob der Scheißeinstellung seines Leaders.
Und so gibt Yates den beiden 5Minuten mit und gewinnt den Giro
del Toro im Ziel trotzdem total happy unterwegs. Einfach skurril. Dazu diese Aussage:
„Carapaz told me he wasn’t going to help me because I didn’t help him when we were 20 seconds behind. I told him, OK. If I’ve already lost first place, I’m not going to lose second,“