Giro, Tour, Flandernrundfahrt - Radrennen

Gerade geht ja die Tour de Suisse, eins der beiden klassischen Vorbereitungsrennen der Tour de France, zu Ende. Ist ja sozusagen mein neues Heimrennen und allgemein eine der schönsten Runden (Schweiz im Frühling/Frühsommer :love: ).
Bei der Etappe rings um Zürich stand ganz am Ende die kürzere Westseite meines Hausanstiegs, des Albispasses, an. Hab noch nie gezielt versucht, das auf Maximaltempo zu fahren, da es für mich meistens der letzte Anstieg der Runde ist, aber das war mein bestes Ergebnis bisher:

Und so sind die Profis da nach fast 160 km hochgerauscht (PR von Matthew Riccitello)

:ulaugh:

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So, nach langer Ungewissheit steht nun fest: Jonas Vingegaard tritt bei der Tour de France an. Zeit, um mal eine kleine Umfrage ins Leben zu rufen.

Wer gewinnt die Tour?

Jonas Vingegaard (27, DEN, Team Visma | Lease a Bike)

  • Zweimaliger Tour-Sieger ('23, '22), Frühjahr nach Plan, dann der schwere Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt Anfang April. U.a. Schlüsselbeinfraktur, Rippenbrüche, Lungenquetschung. Seitdem keinerlei Rennen mehr. Auch für seine besten Helfer Wout van Aert (Schlüsselbeinbruch) und Sepp Kuss (Formtief) lief die Saison bisher alles andere als ideal.

Tadej Pogačar (25, SLO, UAE Team Emirates)

  • Zweimaliger Tour-Sieger ('21, '20). Egal was Pogačar dieses Jahr anfässt, es scheint zu klappen. Giro-Sieg inkl. sechs Etappensiegen, Lüttich-Bastogne-Lüttich, Strade Bianche, Katalonien-Rundfahrt. Es sieht alles so spielerisch leicht bei ihm aus. Das um ihn gestellte Team sieht nach einem der stärksten aller Zeiten auf. Allein Juan Ayuso, João Almeida und Adam Yates würden in anderen Mannschaften als Kapitäne locker um die Top 10 fahren. Auf dem Papier scheint die Sache eindeutig, aber Pogačar hat diesen Jahr eben schon eine Drei-Wochen-Rundfahrt in den Knochen. Wie gut konnte er sich in den knapp fünf Wochen wirklich erholen?

Primož Roglič (34, SLO, BORA - hansgrohe)

  • Roglič hat noch nie die Tour gewonnen. Damit ihm dies endlich gelingt, hat er zu Saisonbeginn das Team gewechselt. So richtig ist der Start aber nicht geglückt, denn auch ihn hat es bei diesem schlimmen Sturz während der Baskenland-Rundfahrt erwischt, allerdings ist er deutlich glimpfliger als Vingegaard davon gekommen. Bei der Dauphiné-Rundfahrt Anfang Juni konnte BORA dann zum ersten Mal den Slowenen zusammen mit Aleksandr Vlasov und Jai Hindley ins Rennen schicken. Auch wenn das gut klappte (immerhin hat Roglič gewonnen), wirkte Roglič für mich nicht durchgängig souverän.

Remco Evenepoel (24, BEL, Soudal Quick-Step)

  • Der Außenseiter unter den Favoriten. Ordentliches Frühjahr, dann ebenfalls der Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt. Vor drei Wochen bei der Dauphiné-Rundfahrt dann auch immer wieder mit Schwächephasen. Er hat das zwar heruntergespielt, aber wie viel davon wahr ist, wird man dann ja sehen. Im Vergleich ist sein Team am schwächsten einzuschätzen.
Wer gewinnt die Tour de France 2024?
  • Jonas Vingegaard
  • Tadej Pogačar
  • Primož Roglič
  • Remco Evenepoel
  • Jemand anderes
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Auf dem Papier muss es eigentlich Pogacar machen. Denn nüchtern betrachtet ist er der kompletteste Fahrer der Welt und kann auf jedem Terrain brillieren und dominieren:
Flache Eintagesrennen wie Milan-San Remo :white_check_mark: (nicht gewonnen, aber mehrmals Podium)
Hügelige Monumente wie Il Lombardia, Flandern, LBL :white_check_mark: :white_check_mark: :white_check_mark:
Etappenrennen wie Paris-Nice :white_check_mark:
Grand Tours :white_check_mark:

Als er 2023 in den Frühlingsklassikern losgelegt hat wie die Feuerwehr, meinten viele Kommentatoren, dass es vielleicht zulasten seiner Grand Tour-Leistungen gehen könnte. Dann kam die Verletzung und der große Zusammenbruch am Col de la Loze, bevor er im Herbst 2023 wieder alles in Grund und Boden gefahren hat.
Und dieses Jahr bisher so?
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Obendrein hat er ein Team, dass wie gerade bei der Tour de Suisse mit sehr komfortablem Vorsprüngen Platz 1 und 2 belegt hat (Yates+Almeida)

Vingegaards Vorteil der vergangenen Jahre war das deutlich stärkere Team, dass ihn auf allen flachen bis hügeligen Etappen beschützt und Pogacar pausenlos unter Druck gesetzt hat. Seine Stärken sind die hohen Berge mit extrem langen Anstiegen sowie das Zeitfahren.
Nach Vismas Seuchenfrühling fehlen wichtige Rouleure wie Dylan van Baarle verletzt, kommen wie Wout van Aert gerade erst von Verletzungen zurück oder haben wie Edelkletterer Sepp Kuss eine rätselhaft schlechte Form. Vingegaard fährt allgemein viel weniger Renntage als Pogacar und fokussiert sich ganz stark auf die Tour. Die Standortbestimmung ist deswegen bei ihm immer kompliziert und nun eigentlich unmöglich.

Je nach Yates’ Leistung bei den Zeitfahren es nicht für unmöglich, dass UAE Plätze 1 und 2 mit Pogacar und Yates holt, während sich Roglic und Vingegaard ums Podium kabbeln. Evenepoel wird wie bei der Vuelta in Woche 2 an einem Monsterberg abstinken und dann zwei Tagessiege holen oder so.

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Sepp Kuss wird die Tour nicht fahren. Dadurch verliert Vingegaard seinen wichtigsten Helfer der letzten 2 Jahre (Visma bei X).

Die Form von Kuss war ja nach dem extremen letzten Jahr sowieso nicht da, wird wohl derzeit auch mit heftigen Corona Nachwehen begründet.

Ich erwarte eine Machtdemonstration von Pog.

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Ich glaube das ist ein krasserer Rückschlag für visma als man annimmt.
BOLD prediction: pog gewinnt, sein Helfer yates wird zweiter und roglic und vingegaard streiten sich um die drei. Remco mit ach und Krach unter den top 10.

Zumindest sind wir uns einig :4:
Naja, vielleicht müssen wir uns einfach darauf einstellen, dass die Spannung dieses Jahr vom „Rennen im Rennen“ kommt, also Sonderklassifizierungen, Tagessieger und sowas.

Hah. Stimmt, beim Schreiben dachte ich noch „das hab ich doch so ähnlich auch mal gelesen.“ War also hier. Je mehr ich drüber nachdenke, wahrscheinlich wird es nichtmal ein krasser Fight um die 3. Durch die Ausfälle würde ich die Helfer von Roglic insgesamt stärker einschätzen als die Visma-Truppe. Dazu noch ein nicht 100% fitter JV. Vielleicht fährt auch der gerade so noch um die Top10 mit.
Oder es kommt ganz anders und man erkennt in der ersten Woche bei Visma, dass das nix wird mit dem GC und schickt JV gleich nach Hause und lässt WvA auf Etappenjagd gehen und vielleicht das Punktetrikot angreifen. Das könnte dann in jedem Fall Spaß in die Sache bringen.

Aber sollte Pop das Ding wirklich abschiessen, dann sollte er mMn auch noch die Vuelta anvisieren und sich mit dem Triple verewigen. Wäre er nicht so sympathisch und unterhaltsam, wäre das dann der perfekte Moment um eine zweite Karriere als Skispringer oder so anzugehen.

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Ah schön, wieder 3 Wochen Tour-Berieselung.

Der perfekte Mix aus Hochleistungssport, Reisemagazin und Mittagsschlaf.

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Schöner kann man das wohl nicht formulieren.
Weiß nicht ob das auch ausserhalb der Bubble ankommt, aber die Vorfreude dieses Jahr wird schon sehr gut am köcheln gehalten. Erst die Netflix-Doku, witzige Teampräsentationen, gestern Red Bull - Bora Reveal und auf der ARD gibt es ne gute Doku zum Team Bora und dessen Geschichte. Die erste Folge war jedenfalls gut anzuschauen. Ärgere mich fast ein wenig, dass ich erst am Sonntag einsteigen kann.

Also der hier vorherrschenden Meinung, dass die Tour klar an Pogacar geht kann ich nicht nachvollziehen. Ich finde das ist so offen wie seit 10 Jahren nicht mehr. Es sind 3 Wochen Rundfahrt. Da kann so viel an Pannen, Erkältung oder sonst was passieren.

Pogacar
Klar, nach der Machtdemonstration im Frühjahr und beim Giro denken alle der holt das Ding. Die Form in die Tour zu retten ist machbar, aber dies auch noch 3 Wochen zu halten ist nicht so einfach. Wenn er bei der Tour die letzten Jahre geschwächelt hat, dann war es auch hinten raus in Woche 3. Beim Zeitfahren hat er letztes Jahr eine harte Packung von Vingegaard bekommen. Sein Team hingegen ist sehr stark (Soler, Yates, Ayuso und Almeida).

Vingegaard
Er kommt aus ner Verletzung bei der keiner weiß wie fit er ist. Die extremen Berge wo er der Beste ist kommen am Schluss. Kann gut sein, dass sein Start nur ein Marketing-Gag ist und er nach 4 Tagen aussteigt. Oder aber er rollt sich gemütlich ein und dreht in Woche 3 auf. Ein paar Flaschen können die verbliebenen Jumbo Vismas auch noch ranschleppen. Ja, sein Team ist nicht mit der stärksten Besetzung da, aber da fahren immer noch Jörgensen, Keldermann, Tratnik, Laporte und WvA. Alles andere als Zweitklassige Fahrer. Am Ende kommt es dann halt auch weniger aus Team als auf den Fahrer selbst an. Letzte Etappe Zeitfahren gibts ja auch noch.

Roglic
Wie gesagt, es kommt auf den Fahrer an. Er hat vermutlich nicht ganz den Punch von Pogacar oder die Peak-Leistung von Vingegaard und schon gar nicht die Rennintelligenz der beiden. Aber er hat ein krasses Team am Start wo auch noch Vlasov als Geheimfavorit mitfährt und wo man die Konkurrenz mächtig stressen kann. Andererseits, wenn sie sich auf den Asphalt legen kann man darauf gehen, dass Roglic dabei ist. Wie oft ist er bei der Tour schon raus gestürzt? Also falls Pogacar und Vingegaard schwächeln kann Roglic definitv der Nutznießer sein, oder vielleicht sogar Vlasov.

Evenepoel
Kann man schlecht einschätzen. Komisches Team. Die Form ist bisher so lala. Aber versuchen wird er es sicherlich. Wahrscheinlich wird er sogar auf den etwas gemäßigteren Etappen Vollgas geben um Nachteile im Hochgebirge ausgleichen zu können.


Alles in allem verspricht das mächtig Action. Es gibt nicht den einen Gejagten wie sonst immer. Sondern Drei, Vier, Fünf Favoriten und vor allem Teams die gegeneinander fahren um das Ding zu gewinnen. Spannung nur vom „Rennen im Rennen“. Nä. :uirre:

Ach, und außerdem bittet Cavendish doch auch noch zu dem einen allerletzten Tanz. :sabber:

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Das wäre wirklich mein allergrößter Wunsch, dass er sich noch eine Etappe holt. Am besten gleich die erste mögliche, und sich ab dann nur noch feiern lassen so lang er halt Bock hat. Dann aussteigen, Karriereende, Bussi baba!

Ich geb dir schon Recht, dass es sich so spannend anhört wie lang nicht mehr, und dass man Krankheiten und Stürze nie vorhersehen kann.
Allerdings ist Pogacar nach dem Giro in die Regeneration und dann in die Höhe, um gestern anzukündigen das er sich besser fühlt als vorm Giro. Wenn da auch nur ein Funken Wahrheit dran ist und er sich nix einfängt und nicht stürzt, dann wird er den anderen die Tour dermaßen um die Ohren hauen. Ich gehe von einer Attacke ab Etappe 1 aus. Pog wird den überwiegenden Teil der Tour in Gelb unterwegs sein.
Außer es gibt was unvorhergesehenes. Aber darauf spekuliert man ja nicht.

Hier mal Teil 1 der Sportschau-Doku. Lässt sich wirklich gut gucken und mMn ist der große Teil von Bora wirklich ein ziemlich sympathischer Haufen.

Mal sehen wie sich das Bild zum Ende der Saison hält. Da wird der Kader sicher sauber ausgemistet. Hoffentlich ohne weitere Geschichten wie bei Buchmann.

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Hat jemand einen guten Podcast für Tour Vorschau? Gerne auch Englisch

Lanterne Rouge sind zwei unterhaltsame, sehr fachkundige Fahrrad-Nerds. Lanterne Rouge macht die besten Race Recaps überhaupt, hat Zugang zu allen von ASO organisierten Rennen. Patrick Broe (links) ist auch Teil des Managements von Visma LAB.
Manchmal check ich beim Podcast zwischendurch kurz nichts, wenn sie sich an zweitklassige Rennen in Belgien von 2012 erinnern, aber macht ja nichts. Podcast wurde leider ganz kurz vor Bekanntgabe der Kuss-Nichtnominierung aufgenommen.

GCN fand ich auch ganz solide

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Podcasts höre ich zu dem Thema eigentlich nur den Besenwagen und Geraint Thomas. Dann das Sonderheft studieren (noch nicht geschafft dieses Jahr) und die Glotze während der Übertragung durchlaufen lassen.

Pogacar anscheinend mit Covid in den letzten Wochen. Mal sehen ob sich das auswirkt. Er sagt zwar er sei voll wieder da, aber weiß man ja nie ob das nicht doch noch an der Form rüttelt. Wär nur schade wenn es im Feld rumgeht und Fahrer deswegen abbrechen müssen.

Cavendish sieht übel aus heute.
Und das schon am ersten Tag der Tour.

Joa, genau wie Fabio Jakobsen. Sprinter, besonders kräftig gebaute, enden bei hügeligen Strecken im Gruppetto, egal bei welcher Etappe. Besonders bei dieser Hitze :ka:

Ich feier eher Romain Bardet. Bei seiner letzten Tour zum ersten Mal in Gelb nach dieser Flucht über 50k ist doch schon die erste coole Geschichte. Bisschen schade, dass es nicht zuhause in Frankreich ist.

edit: Ok, anscheinend hat sich Cav auch noch auf dem Rad übergeben. Ich würde immer noch auf die Hitze tippen, aber mal sehen, wie er das weiter wegsteckt. Immerhin geht es morgen fast so fies weiter wie heute, bevor dann zum ersten Mal gesprintet wird.

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Nochmal zu der Hitze gestern, Zitat von Rolf Aldag (RedBull-Bora):

Link

9.06.2024 | (rsn) – Die Hitzeschlacht zwischen Florenz und Rimini zum Auftakt der Tour de France hat möglicherweise auch für die Vertagung des ersten Angriffs unter den Favoriten in der Gesamtwertung gesorgt. Das jedenfalls legten die Aussagen der Verantwortlichen bei Red Bull – Bora – hansgrohe und dem UAE Team Emirates nach der 1. Etappe nahe. Tatsächlich war der erste Tag bei der 111. Frankreich-Rundfahrt wohl der heißeste, den der größte Teil des Pelotons in dieser Saison bislang im Rennsattel verbracht hat. Bei Temperaturen nahe der 35 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit litten die Fahrer von Beginn an. Dazu kam, dass allen bewusst war, wie wichtig die Etappe auch für den Kampf um Gelb schon werden könnte, wenn die erwarteten Attacken an den letzten Anstiegen erfolgt wären.
„Die Aufgabe war klar: Man muss den Kapitän vorn halten. Das hat jedes Team gemacht. Deswegen hat man logischerweise sehr viele Helfer verbrannt. Aber das ist alternativlos, denn auf dieser Strecke will man nicht irgendwo zu weit hinten sitzen“, erklärte Aldag.
„Wir haben angefangen zu fahren, als die Ausreißergruppe weg war. Dabei war das Ziel nicht, die Gruppe wiederzuholen, sondern es ging um Sicherheitsaspekte. Es war sehr, sehr nervös. UAE hat übernommen, Visma hat übernommen - klar, um mit Wout van Aert möglicherweise um die Etappe zu sprinten. Für die war es logisch, damit hatten wir aber nichts zu tun. Allein dieses ‚Dragrace‘, dieses Positionieren, da stellt es dich auf, wenn du immer um die Wette nebeneinander herfährst. Insofern waren unsere drei Bergfahrer am Ende noch vorn und alle anderen hat es im Sinne der Sache in die Luft gesprengt.“

Mit anderen Worten: Selbst die bergfesten Fahrer mussten schon so leiden, dass für echte Attacken kaum Raum blieb, ohne schon am ersten Tag komplett über die Schmerzgrenze zu gehen. Für Vingegaard sicher positiv, wenn er so lang wie möglich einfach „nur“ mitfahren kann. Vielleicht geht es heute in sachen Gesamtwertung etwas mehr zur Sache, die beiden Anstiege zum Colle di San Luca gäben es her:

Bei weiterhin großer Hitze zwei Mal 2km mit über 10% ist ziemlich happig.

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Ich finde es sehr positiv, dass die Organisatoren, so wie dieses Jahr auch beim Giro, gleich die ersten Etappen anspruchsvoll gestaltet haben.
Früher war das ja normal erstmal 4-5 Etappen bloßes Einrollen mit Massensprintankünften.

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