Fuck, ich wollte hier noch Marius Bülter rein werfen!
Hat die schlechteste Passquote aller Flügelspieler in ganz Europa. Auch eine Leistung.
Brightons Owner ist Tony Bloom. Der ist professioneller Poker-Spieler, dementsprechend analytics-/zahlengetrieben und hat mit diesem Approach gleichzeitig Brighton von einem Drittligisten zu einem EL-Teilnehmer gemacht und in Belgien St. Gilloise aus der zweiten Liga in die CL geführt.
Wenig überraschend, dass gerade er sich nun wohl die Dienste von Verbruggen (verrückte Stats s.o.) sichert:
Ich weiß das es die Datenbank bei dir nicht hergibt, aber du bist ja allgemein viel in dem Bereich unterwegs: Hast du schon irgendwas von besonderen Maßnahmen/Modellen gehört, die Haralabob Voulgaris benutzt?
Der ist ja ebenso ehemaliger Profigambler, Pokerspieler und war neben einigen Podcast Auftritten bei Bill Simmons auch berühmt geworden weil er dann für die Analytics Abteilung der Dallas Mavericks gearbeitet hat. Mittlerweile ist er Besitzer des spanischen Drittligisten CD Castellón.
Nein, sagt mir leider nichts, aber werde die Augen offenhalten.
In meiner Vorstellung ist dieser Thread hier professioneller und fundierter als die Arbeit der Scoutingabteilungen von mindestens zehn Bundesligisten.
Als ich vor ein paar Jahren mal diesbezüglich recherchiert habe, bestand die Scouting-Abteilung des FC Augsburg aus 4 Leuten. Die waren verantwortlich für Scouting, Spiele beobachten, Videoanalyse etc. pp. No Chance, dass da irgendeiner auch nur irgendwas mit Zahlen gemacht hat. Seit ein paar Jahren ist der 31-jährige Timon Pauls da nun in der Leitung, Augsburg holt in der Winterpause auf einmal gefühlt 10 Spieler, 2-3 davon schlagen richtig ein (Berisha, Engels) und multiplizieren ihren Wiederverkaufswert, zack, Geld vorhanden für einen Haufen teurere Lose. Denke, so kann man einen kleinsten Verein am schnellsten entwickeln.
Wenn ich dieses Kommittee bei Bayern da anschaue, traue ich auch nur Neppe zu, Zahlen überhaupt zu prüfen, geschweige denn ernstzunehmen. Und den hat man wohl primär wegen seines Netzwerkes erstmal behalten, das sagt doch schon alles.
Wobei das bei den Bayern ja auch deutlich weniger wichtig ist. Alles was ich immer höre, ist, dass Zahlen in erster Linie genutzt werden, um den Spielerpool in dem man sucht aus tausenden auf duzende runterzubrechen. Danach ist für eine Verpflichtung auch bei den zahlengetriebensten sportlichen Führungen das Video-Scouting das wichtigste. Und das runterbrechen auf wenige Spieler passiert bei den Bayern alleine dadurch, dass es in den Gefilden gar nicht so viele Spieler gibt.
Das echte Know-How im Daten-Scouting steckt darin, eigene Modelle zu bauen, die möglchst gut vorhersagen, wie gut ein Spieler aus einem anderen Umfeld/Spielsystem in das eigene integrierbar ist und wo eigentlich die Lücken im eigenen Kader sind, die man mit den Spielern schließen möchte. Dafür braucht es aber eben eine wirkliche Vereinsstrategie. Daran scheitern viele Bundesligaclubs am ehesten. Was soll eine Scoutingabteilung schon machen, wenn sie nicht wissen, ob sie nun Spieler für Matarazzo, Labadia oder Hoeness holen sollen.
Bayern war in der Hinsicht ein Scheißbeispiel, habs nur genommen, um zu sagen, dass selbst beim Branchenprimus das vermutlich recht stiefmütterlich behandelt wird. Und das verstehe ich nicht. Die wenigen Vereine, die sich das stark auf die Fahnen schreiben, waren zuletzt schließlich außerordentlich erfolgreich.
Das mit dem Runterbrechten und der Verknüpfung mit Video-/Livescouting sehe ich genauso. Zahlen können „Leads“ geben, wo es sich lohnt, genauer hinzuschauen. Und das mit der Integration sehe ich auch so. Ein 6er bei Bochum wird IMMER ganz andere Passstatistiken auflegen als einer bei Bayern. Auch wenn hier mit Normierung sowie Vergleichen innerhalb der Teams (wie bei Bella-Kotchap mit den anderen Soton-Defendern) meines Erachtens schon einiges an „Rauschen“ aus den Daten genommen werden kann.
Das mit dem Trainer sehe ich wiederum zumindest teilweise, viele Spielerprofile funktionieren systemunabhängig.
Das Megatalent schlechthin, dass bei mir bei diversen Suchen aufpoppt, ist übrigens
Rayan Cherki (19, Lyon)
Sicher kein Geheimtipp mehr, da jedem FM-Spieler ein Begriff und anscheinend gab es auch schon Avancen von PSG. Aber holy fuck sind seine Stats gut.
Unter allen offensiven Mittelfeldspielern / Flügelspielern gehört er zu den besten…
- 1% bei expected Assists
- 3% bei Torschussvorlagen
- 3% bei Pässen in den Strafraum
- 5% bei progressiven Pässen
- 5% bei erfolgreichen :dreieck:-Taste Pässen hinter die Verteidiger
- 3% bei jeglichen Aktionen, die zu Torschüssen führen (Dribblings, Pässe, eigene Schüsse, …)
- 5% bei Ballkontakten im gegnerischen Drittel & Strafraum
- 1% bei erfolgreichen Dribblings
- 2% bei vertikaler Dribbleentfernung
- 2% bei Dribblings ins gegnerische Drittel hinein
- 3% bei Dribblings in den gegnerischen Strafraum hinein
Torgefährlich ist er bisher nur so lala und defensiv macht er einfach überhaupt nix, aber das ist eine sprudelnde Kreativitätsmaschine vor dem Herren.
99-Perzentil bei sowohl expected Assists als auch erfolgreichen Dribblings.
Hat nicht mislintat diese art von scouting mitentwickelt? Das erzählt er doch in diesem stuttgart-podcast. Und gab es da nicht sogar eine version die allen vereinen zur Verfügung steht?
Ich staune auch darüber, dass diese art so wenig anwendung findet.
Was geben deine Daten zu Zeki Amdouni vom FC Basel her? 22 und sein Marktwert steigt aktuell nach jedem Spiel.
Hab nicht das volle Datenset, aber man findet online einige Quellen.
Scheint zumindest bisher kein „echter Neuner“ zu sein, sondern viel eher ein spielstarker Offensivallrounder. Das zeigt sich an verschiedenen Stellen:
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Hatte in der Liga 12 Tore und 4 Assists, nach „expected“ Stats hätte es aber eher 10+6 sein können.
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Scheint komplett beidfüßig zu sein, seine 12 Tore sind 5x Rechts, 4x Links, 3x Kopf. Starke Vielseitigkeit. Seine 5 Tore in der EM-Quali passen hier ins Bild (3x links, 2x rechts).
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Dass er kein reiner Abschlussspieler ist, sieht man auch an der Anzahl seiner Schüsse. Das sind lediglich knapp über 2 pro Spiel. Zeqiri, der bei Basel rein als Mittelstürmer spielt, hat da fast 50% mehr Abschlüsse. Zum Vergleich: In der Bundesliga liegen in der Range 2.0 - 2.5 Schüsse pro 90 Spieler wie Kramaric, Lukebakio, Bülter, Tomas, Reus, Demirovic. Also jetzt nicht zwingend die Prototyp Neuner. Spiegelt sich auch in den xG wieder, ~0.4 auf 90 Minuten sind gut, aber nicht unfassbar.
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Er wirkt nach Stats sehr spielstark. Über 2 erfolgreiche Dribblings pro Spiel ist statistisch viel. Weiterhin bereitet er über 1,5 Torschüsse pro Spiel vor und hat über 0.2 expected Assists pro 90 Minuten. Das sind hervorragende Werte für einen Quasi-Stürmer.
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Weiterhin hat er ein sehr zuverlässiges Passspiel, knapp 80% angekommene Pässe sind auf offensiven Positionen eine Menge.
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Er scheint sich auch für Zweikämpfe nicht zu schade zu sein und wirft sich rein, deutlich über 10 Zweikämpfe pro 90 Minuten ist für einen Offensivspieler extrem viel. Und 45% Zweikampfquote ist auf seiner Position auch nicht schlecht. Scheint auch in der Luft nicht nutzlos zu sein, hat auch hier 45% gewonnene Kopfballduelle.
Um das mal zusammenzufassen, nach Statistiken primär ein relativ spielstarker, vielseitiger Offensivspieler ohne nennenswerte Schwächen. In der Bundesliga gibt es mit diesem Profil (Torgefahr + kreativ + Dribblings) als passendsten Vergleich vermutlich Jonathan Burkardt, wobei dessen Passquote deutlich niedriger ist.
Viele der Stats werden jedoch systembedingt sein und das heißt nicht, dass er nicht in eine echte Neunerrolle reichwachsen kann.
Ob er als „klassischer Neuner“ gut genug in Sachen Strafraumbesetzung etc sein könnte, muss sich noch zeigen, sobald er diese Position mal konstant spielen darf. Erste Indikationen sind positiv, in 16 Spielen als Mittelstürmer 12 Tore für Basel diese Saison sind vielversprechend. Gegen Rumänien gestern waren es auch 5 Torschüsse.
Falls Teams ihm das zutrauen, würde ich mich nicht wundern, wenn er auf einmal als Muani-Nachfolger bei Frankfurt oder Nkunku-Nachfolger bei Leipzig im Gespräch ist. Die relativ ähnliche Spielertypen sind, aber halt 1-2 Levels drüber.
Magst du zwischendurch mal so junge Superstars auf den Is-the-Hype-real? Faktor überprüfen?
Also bspw. Wirtz und Musiala, Moukoko, etc.
Geile Idee, gib / gebt mir ruhig noch ein paar Namen.
Wer schlecht abschneidet kann ja noch in die MOST OVERRATED Wahl rein.
Mich würden dann nämlich zB Gavi und Pedri interessieren.
Skhiri, ähem.
Wow diese Infos sind bemerkenswert.
Shkiri. Wirklich eine Maschine. Hatte schon viel von ihm gehalten, nach „statistischem Deep Dive“ bin ich nun noch größerer Fan.
Was zeichnet einen guten zentralen Mittelfeldspieler aus? Würde sagen:
Mit dem Ball: Spielkontrolle & Ballkontakte, Ballsicherheit, ein effizienter Ballvortrag, Kreativität und als Bonus eine gewisse Torgefahr.
Gegen den Ball ein gutes Verständnis für das Spiel / Räume, Physis, Lauf- & Kopfballstärke (gerade als DM/ZM bei gegnerischen Abstößen etc. relevant) und Zweikampfstärke.
Wie rankt Shkiri nun in diesen Kategorien statistisch?
1.) Es ist jetzt nicht so, dass er den Ball förmlich anzieht (bei Köln hat z.B. ein Hector mehr Ballkontakte pro 90 Minuten als er), aber ca. 65 Ballkontakte pro Spiel sind dennoch überdurchschnittlich für zentrale Mittelfeldspieler. Statistisch ist er damit kein Ballbesitzmetronom wie Rodri, Kroos, Verratti und Kimmich - selbst nicht für Bundesligaverhältnisse - aber es ist auch nicht so, dass sich seine hauptsächliche Spielweise ohne Ball abspielt wie bei einem Goretzka.
2.) Wenn er den Ball hat, verliert er ihn kaum. Seine extrem große Ballsicherheit zeigt sich u.a. in der Passauswahl: Er versucht unterdurchschnittlich viele lange Bälle (gerade mal ~5 pro Spiel), bringt diese aber zu 83% an den Mann und gehört damit zu den besten 2% (!) aller Mittelfeldspieler. Auch seine generelle Passquote von 88% ist extrem gut. Und das bei Köln. Er hat eine bessere Passquote als Kölns Innenverteidiger und das ist GANZ selten. Zudem begeht er unterdurchschnittlich oft technische Fehler, die zu einem Ballverlust führen.
3.) Diese Ballsicherheit zeigt sich auch enorm in seinem sicheren, aber risikoaversen Ballvortrag. Hier gilt dasselbe Muster wie bei langen Bällen: Er geht wenig in Dribblings, gewinnt dann aber sehr viele. Bei der Quote erfolgreicher Dribblings gehört er ebenfalls zu den besten 2% aller Mittelfeldspieler. Ggfs. ist er vielleicht sogar zu ballsicher und sollte sich mehr trauen. Denn bei der (progressiv) zurückgelegten Distanz im Dribbling ist er zwar überdurchschnittlich, aber vielleicht ginge da sogar noch mehr.
4.) In Sachen Kreativität nach vorne wäre bei anderer taktischer Anweisung ggfs. mehr möglich. Er hat kaum Ballkontakte im gegnerischen Drittel (unterste 10% aller MF) und wenn, dann gerne im Strafraum. Die Tatsache, dass sich sein Spiel primär im mittleren Drittel abspielt, hat sehr wenige (expected) Assists zur Folge. Auch bei Torschussvorlagen, „Shot Creating Actions“ generell, Pässen in den Strafraum und Pässen ins letzte Drittel sind seine Stats in Sachen Quantität eher unterdurchschnittlich. Sage nicht, dass er das nicht könnte, aber als 6er konnte / musste er es bisher nicht nachweisen. Ich sach ma so, ein Busquets war auch nie für die Anzahl seiner Torschussvorlagen bekannt. Aber manch heutiger Weltklasse-Sechser wie Rodri schafft es, auch hier sehr gut auszusehen.
5.) Was für Shkiris Profil (extrem ballsicherer, relativ tief spielender Sechser) komplett ungewöhnlich ist, ist seine extreme Torgefahr. Sieben Saisontore für einen taktisch eigentlich sehr disziplinierten Sechser. Und das ohne Elfer. Obwohl er fast nie vorne rumturnt, kommt er regelmäßig in gute Abschlusspositionen. In Sachen xG gehört er zu den besten 25% aller Mittelfeldspieler (und das wie gesagt bei unglaublich wenig Ballkontakten im gegnerischen Drittel) und sein hervorragendes Spielverständnis deutet sich auch hier wieder an: Wenn er zu einer Chance kommt, ist es meist direkt eine Großchance. Jeder fünfte Schuss ein (erwartetes) Tor, mit dieser Chancenqualität gehört er mal wieder zu den besten 5% aller Mittelfeldspieler.
6.) In den defensiven Spielverständnis-Stats steht er auch sehr gut da, alles andere hätte mich auch gewundert. Sehr viele Balleroberungen, sehr viele Interceptions (top 4% aller MF), relativ viele geblockte Pass- und Schusswege. Spielverständnis trieft bei ihm offensiv wie defensiv wirklich aus jeder statistischen Pore.
7.) Er ist ein Arbeitstier beim Wege zulaufen, letztes Jahr hatte er die höchste Laufleistung der ganzen Liga (!). Pferdelunge. Und in der Luft ist er auch eine Maschine. 65% gewonnene Kopfballduelle stellen ihn auch in dieser Kategorie in die allerhöchste Riege aller Mittelfeldspieler. Das einzige was ihm fehlt ist Top Speed, auf der Sechserposition ist das jedoch noch am ehesten zu verkraften.
8.) Er ist relativ zweikampfstark aber kein Zweikampfmonster (56% gewonnen). Gerade gegen flinke Dribbler Probleme (gewinnt in solchen Situationen nur knapp 40% der Duelle). Da dies aber eine statistische Abweichung zu sein scheint (die Werte hier waren in den Jahren zuvor sogar sehr gut) und er auch viel über das Spielverständnis löst, passt das schon. Würde zusammenfassend sagen „Mann gegen Mann“ am Boden ist er gut, aber kein Abräumer höchster Güte.
Bonus: Auch charakterlich scheint er ein guter Junge zu sein. Coach Baumgart:
„Ellyes ist nicht zu ersetzen. Ihm geht es nicht ums Geld, sondern um den sportlichen Bereich. Wenn es ums Finanzielle gehen würde, wäre er schon viel früher weg gewesen. Er hat sich menschlich hier immer wohlgefühlt und das sieht man auch in jeder Phase, wie er arbeitet, obwohl er weiß, dass er geht.“
Das ist ein richtig geiler 6er, der annähernd komplett ist und auch wenn er noch kein „Household Name“ ist, nicht zu Unrecht gerade bei Vereinen wie dem AC Mailand im Gespräch ist. Und dann ist er auch noch ablösefrei!!! Verstünde null, wenn ein Team wie Dortmund da nicht stark hinterher wäre. Keine nennenswerten Schwächen, ausgeprägte Stärken (Spielverständnis, Ballsicherheit, Torgefahr) - er ist vielleicht kein Weltklasse-Sechser wie Rice, Rodri oder Casemiro, aber es würde mich echt nicht wundern, wenn er sich bei seiner nächsten Station in der Riege dahinter einreiht und internationale Bekanntheit erlangt.
Wehe der wird bei Wolfsburg verschwendet.