Ferndiagnose vom Sofa - der Onkel Doktor Thread

Ein review von einer Bestrahlung empfinde ich etwas unpassend, doch das ging eben sehr schnell.

In einer Kabine den Oberkörper frei machen und die Schuhe ausziehen. Abholung und vor einem Terminal mit mehreren Bildschirmen, Knöpfen, Schalter und anderem technischen Zeug die Erklärung, was geschieht.

Die Ecke rum in den grossen Raum, auf der Liege war mein ausgehärtetes Cockpit, welches bei der Messung letzte Woche gemacht wurde. Hingelegt, Arme nach hinten und der kleine Kasten, der die Atmung misst, wurde erneut auf meine Bauch geklebt. Ich solle normal atmen und mich melden, wenn was ist.

Dann ging es los, die Maschine mit drei Schwenkarmen kreiste um mich rum, von rechts nach links und wieder zurück. Das war das CT, welches als Vergleich gemacht wurde. Dann wurde geschossen, vier Mal ging es um mich rum. Nichts gespürt.

Nach ein paar Minuten anziehen , bei der Pflege klingeln für die weiteren Termine (habe ich bereits in der App) und der Hinweis, dass ich alles tun kann, ausse heiss baden.

Das war so der nie neuste Methode, die da mm genau ist. Ob erfolgreich oder nicht weiss ich wohl erst in ein paar Wochen.

Wie immer bin ich keine Referenz und je nach Ort der Bestrahlung kann das unterschiedlich sein. Frau Aminati teilt ihr Weg öffentlich und bei ihrer Bestrahlung am Kopf war sie auf dem Bild sehr eingewickelt. Nebenwirkungen gibt es bei mir hoffentlich keine, wir werden es sehen, morgen geht’s weiter.

Nur etwas hat mir heute Angst gemacht. Im Wartebereich habe ich eine ältere Person gesehen und ich hatte das Gefühl, dem Tod direkt in die Augen zu sehen. Dieser Mensch sah nicht gut aus.

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Heute gab’s die Nachbesprechung zum MRT. Das vordere Kreuzband ist an der Oberschenkelseite abgerissen. Also kein klassischer Kreuzbandriss, sondern ein Kreuzbandabriss.

Das klingt irgendwie erstmal schlimmer so rein vom Wording, ist aber ein bisschen Glück im Unglück. Den Abriss kann man oft einfach wieder annähen und das bestehende Kreuzband einfach weiterverwenden. Das hat den Vorteil, dass zum einen keine Sehne woanders entnommen werden muss und dass nur an einer Stelle durch den Knochen gebohrt werden muss, um das Kreuzband wieder zu fixieren. Und weil das Gewebe an sich intakt und auch dran gewöhnt ist, ein Kreuzband zu sein, heilt das ganze schneller als eine Rekonstruktion aus Sehnengewebe. Das bedeutet, dass es vielleicht doch nicht meine Saison war. Das Kreispokalfinale ist Anfang Juni. Wäre ein schönes Ziel.

Der Nachteil: wenn man annähen will, dann muss man das zeitnah machen, damit das abgerissene Band nicht verkümmert und noch verwendet werden kann. Das bedeutet dass ich in meinem Kopf langsam zulassen muss, dass diese OP-Scheiße real ist. Ich hab da so unglaublich Schiss vor. Meine leibliche Oma ist bei einer Routine-OP durch eine Embolie gestorben, das hängt mir unglaublich nach und ich scheiße mich wirklich ein vor Angst. Der Doc meinte, die OP dauert beim Annähen nur ca. 45 Minuten und man kann das auch mit Spinaldingenskirchen machen. So oder so alle Scheiße. Allein der Gedanke drei Tage da stationär zu liegen ist komplette Überscheiße. Alles wegen so einer dummen Pimmelaktion beim Kicken. Ich bin in meinem Leben 100 Mal so gefoult worden, nie was passiert. Warum denn jetzt direkt das ey?

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Ist das deine erste OP? Deine Angst kann ich nachvollziehen und die kann ich dir auch nicht nehmen. Was mir geholfen hat waren mehrere Operationen und eine gewisse Routine. Der Ablauf war immer ähnlich und ich wusste, was kommen wird. Das hilft dir natürlich nicht, doch was dir helfen könnte:

  • Mache dir keine Gedanken darüber, wer mit was wo bohrt, schneidet oder näht. Das ist alles ein Handwerk und wir sind uns das nicht gewohnt, weil wir es nicht tun. Das verunsichert, doch die wissen was sie tun und die tun das so oft, dass sie es im Schlaf könnten.
  • Sie müssen dir Risiken erklären. So wie auch Risiken auf einer Packung Tabletten zu lesen sind. Überlege dir mal, was es sonst für Risiken gibt wenn du über die Strasse gehst, mit dem Auto fährst, den Bus nimmst oder duschen gehst. Kann da überall etwas passieren? Ja aber es ist unwahrscheinlich. Bei einer OP ist es genauso.
  • Wenn es eine Vollnarkose ist, macht dir keine Gedanken, ob etwas schief gehen wird oder nicht. Warum? Weil du es nicht mehr weisst, wenn du nicht mehr da bist. Klingt hart und sicher sind wir uns da auch nicht, doch mache dir mal diese Gedanken. Mich hat das bei der ersten, grossen OP beruhigt. Ich hatte bei dieser OP drei Embolien, zwei in der Lunge und eine in der Leber. Während der OP merkt man das nicht und wäre es schlecht ausgegangen hätte ich es auch nicht bemerkt. Und dann kommt der nächste, wichtige Punkt
  • Die Medizin hat in den letzten Jahren enorme Fortschritt gemacht. Wenn du in deinem Umfeld nach Operationen und Narben fragst, dann waren diese viel grösser als heute. Roboter, KI, enorme Rechen-Power, Minimal-invasiv. Schau mich an, die bestrahlen mich in wenigen Minuten auf einen Millimeter genau oder haben mich mit einem Roboter aufgeschnitten, wo sie früher ein schönes Y in den Oberkörper gefräst hätten.
  • Wenn es eine lokale Anästhesie und du gefragt wirst, ob du dabei etwas dösen willst, sage ja. Du kriegst dann zusätzlich etwas, was dich entspannt. Ab und zu nickst du ein, wirst wieder wach, alles schön und angenehm.
  • Wenn es eine Vollnarkose ist, versuche an etwas schönes zu denken, wenn sie dir Sauerstoff zur Sättigung geben. Kurz danach wirst du einschlafen und in der Regel wacht man wieder so auf, wie man eingeschlafen ist. Panisch oder entspannt, das kannst du beeinflussen.
  • Bist du so versichert, dass du danach ein Einzelzimmer hast? Glückwunsch, geniesse die ruhige Zeit, in der du nichts tun musst und du dich auf zu Hause freuen kannst. Bist du so versichert, dass du das Zimmer teilen wirst? Frage nach einem anderen Zimmer, wenn die Person(en) neben dir nicht passen. Oder frage was es dich kostet, alleine zu sein.
  • Ach und freue dich darauf, dass es los geht. Die OP hat einen Grund und danach wird’s dir besser gehen. Und so eine Narbe macht dich attraktiv.

Ich wünsche niemanden eine OP Routine, doch ich hatte immer Bammel vor einer Blutspende und heute könnte man mich anrufen, um mich total zu öffnen, und ich würde spontan vorbeigehen.

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OP Routine ist eine schöne Wortschöpfung. Ging mir bei der vierten Handgelenks-OP irgendwie auch so. Drittes Mal gleiches Krankenhaus, gleiches Personal, man kannte sich.

Alles rückblickend nicht wild. Wobei das Aufwachen bei der vierten OP komisch war, als man mir das ganze Altmetall abgenommen hat. Bin gerade wach geworden, da ist eine der 14 Schrauben abgerissen. Hat sich angefühlt wie der Moment, in dem man selbst in der Werkstatt eine Schraube abreißt.

Man wünscht es niemandem, aber es ist alles wirklich erträglich und vergeht sehr schnell.

Das mit deiner Oma tut mir sehr leid, das würde mich glaub ich auch anknacksen.

In dem Kontext bemerkenswert, wie unterschiedlich Menschen an OPs herangehen. Manche Leute wollen gar nichts wissen und einfach nur ausgeknockt werden. Mir hat es extrem geholfen, beim Aufklärungsgespräch fachbezogene Fragen zu stellen. Die Ärztinnen waren glaube ich ob meiner Neugier leicht irritiert, aber ich wollte einfach ganz genau verstehen, was da mit meiner Frau passieren wird, das gab mir Sicherheit. Vielleicht dir ja auch?

Deswegen: Nutz das Aufklärungsgespräch mit der Anästhesie, um all deine Fragen loszuwerden. Da könnten sie dir zum Beispiel auch sagen, dass das Embolierisiko neben Klassikern wie dem Rauchen stark ans Alter gekoppelt ist, weswegen das bei dir gering wäre. Und 3 Tage liegen macht man doch gar nicht mehr, oder? Wird selbst bei komplett künstlichem Knie nicht mittlerweile noch am selben Tag mobilisiert und Reha begonnen?

Da hatte ich bei einer OP auch eine Extremistin. Die hat das mit den Risiken einer PDA nahe dem Rückenmark sehr ausführlich beschrieben. Bis hin zum Hemiplegiker. Wir waren so verunsichert, dass ich keine machen wollte. Davon hat sie dann abgeraten, denn diese Patienten schreien dann schon mal vor lauter Schmerzen die Abteilung zusammen. Dann wollte sie noch einen Termin bei der Stomaberatung vereinbaren, damit die mitbestimmen kann, wo das hinkommt. Denn während der OP machen die das einfach.

Beim Gespräch mir dem Chirurg war der sehr überrascht. PDA machen sie sehr, sehr viele, das Risiko ist fast Null. Und Stoma wird bei mir nicht nötig sein.

Erstmal vielen Dank für diese aufmunternden Worte. Ich weiß schon, dass diese Angst nicht wirklich rational ist. Für den Arzt ist Kreuzband neu machen so wie für mich ne Excel Tabelle formatieren oder so. Weiß ich alles. Das mit der OP Routine trifft es ganz gut. Die habe ich nämlich gar nicht. Einmal mit 12 oder so Polypen OP, sonst nie “drin” gewesen.

Ja, das hab ich die ganze Zeit beim Verfassen meines Posts auch gedacht. Du gehst da einfach rein “Ja GuMo wollte hier evtl. jemand ne halbe Leber haben ja hier bitteschöööööön” und ich kack mich wegen bisl schnippeln im Knie so an. Ist ehrlich gesagt auch ein positiver Gedanke für mich. Also ohne das jetzt gut zu finden dass du das machen musstest. Weißt hoffentlich was ich meine.

Ja, den Gedanken habe ich auch. Und, um mal viel deeper zu werden als es sich für eine Mini-OP richtig anfühlt, ich selbst bin sehr fein mit meiner eigenen Sterblichkeit und habe glaube ich relativ wenig Angst vor dem Sterben und tot sein so im Vergleich zu anderen Leuten. Meine Sorge gilt da meinen Kindern. Der Gedanke daran dass ich denen tschüss sage und nicht mehr wiederkomme dreht mir alles im Magen um.

Ja. Da wird schon am Tag 1 direkt gearbeitet. Mit “drin liegen” meinte ich eher den Krankenhausaufenthalt selbst. Scheiß WLAN, scheiß essen, scheiß Zugang am Handgelenk liegen, überall kranke Leute um einen rum, der eklige Geruch, das widerliche Badezimmer, alles einfach. Das ist für mich eine Parallelwelt in der ich nicht sein möchte.

Naja. I guess ich bin jetzt 39 und muss mich auch so benehmen. Wird schon klappen irgendwie. Werde hier auf jeden Fall meinen präventiven Abschiedspost schreiben, wenn es so weit ist.

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Das, und mein völlig verweinter und fertiger Vater in dem Moment als meine Schwester für tot erklärt wurde, haben bei mir den letzten Wunsch nach eigenen Kindern zum erlöschen gebracht.

Wenn ich gehe, gehe ich fein, und alle Trauernden passen in meinen T4

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Abschlussgespräch erledigt und warten auf die letzte von drei Bestrahlungen. Und dann heisst es wieder warten bis Ende November/Anfang Dezember, um mit einem weiteren CT zu schauen, was daraus geworden ist und ob das Ding tot ist. Und da sind noch die übrigen vier. Teilweise so klein, dass man sie im Planungs CT fast nicht sieht. Und eine ist halb tot und sieht aus wie ein Donut. Dumm nur, dass sie halt trotzdem da sind. Die können auch so bleiben, doch das ist mir zu unsicher und ich will sie wegha en. Blöd, dass eine davon nahe der Bronchien liegt. Scheiss Marathon, der nun bereits 15 Monate läuft. Ich glaube mir wäre es lieber, mehr Risiken einzugehen, dami das Zeug rausgeschnitten wird. :rolleyes:

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Ich bezweifel, dass wir alle in einen T4 passen. Oder seid ihr alle nur Doppelaccounts von Dion?

Ich geh hier ja als letzter und mache das Licht aus.

Wenn Dion mir den Schalter zeigt.

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Ich bin heute morgen 6:30 rein, komplette Sanierung des Sprunggelenks. Die OP hat ca. 90 Minuten gedauert, um 10 habe ich im Aufwachraum Ghost of Yotei bestellt, weil ich die nächsten drei, womöglich vier Monate zuhause rumgammle.

Diese Leute wissen was sie tun, das kommt schon gut.

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Einer meiner Lieblingshelvetismen.

Kommt schon gut >> das wird schon (gut werden)

Was ist eure Meinung zur Tetanus-Impfung? Je nach Land liest man alle 5 bis 20 Jahre auffrischen. Die WHO hat 2017 die Empfehlung komplett zurückgenommen und sagt, dass es bei vorhandener Immunisierung ein Leben lang hält.
Bei etwa 15 Fällen pro Jahr in Deutschland und 0 bis 2 bei uns in der Schweiz ist das Risiko tief.

Im Vergleich zu welchem Risiko?

Nur mal um beide Seiten bewerten zu können…

Das Risiko, daran zu erkranken und es nicht zu überleben.

Die Empfehlung der STIKO ist eine Auffrischung alle 10 Jahre. Als Hundebesitzer, der viel in Wald und Wiesen unterwegs ist, hab ich mich bisher immer dran gehalten - wüsste auch keinen Grund, der dagegen spricht. :ka:

Hatte bisher auch alle 10 Jahre mal die Situation, dass ich mir was nähen lassen musste. Und jedesmal kam die Frage, wann die letzte Tetanus war, hatte ich die Spritze schon drin, bevor ich “weiß ich nicht” sagen konnte

Long Story Short: tut euch mehr weh.

Moday morning

Habe mir fünfmal durchgelesen bis ich gecheckt habe dass da nich die Schneider*in nachgefragt hat.

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Ah sorry… das war etwas undeutlich formuliert. Nein, ich habe das großartige Talent, mir pro Dekade mal irgendwas aufzureissen, was nicht per Pflaster und Spucke wieder zusammenwächst.

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