Ferndiagnose vom Sofa - der Onkel Doktor Thread

in Verbindung mit einer ziemlich leichten Verfügbarkeit des entsprechenden Mittels auch keine ganz so gute Kombination.

Auf jeden Fall aber alle Spritzensteuersatz…

Der letzte Schlauch kam heute Nachmittag raus. Meine Blutwerte sind so gut, dass ich morgen Freitag um 10 Uhr nach Hause kann und bis am 18.04. krankgeschrieben bin. 6 Wochen nicht mehr als 5 kg heben wird hart, doch ein PS5 Controller wiegt weniger und ein paar km auf dem Laufband werde ich bestimmt gehen.

Was ich auch noch schreiben möchte:

Vor ein paar Monaten habe ich viele hier ungefragt in etwas hineingezogen, das mich privat getroffen – und das mein Leben bedroht hat. Wir kennen uns in Grunde nicht und dennoch stehen mir die Menschen hier auf eine gewisse Art nahe.

Ich habe in den letzten Monaten verschiedene Aussagen erhalten:

Ende Juni 2024: Aussage «Darmkrebs» nach einer Darm- und Magenspiegelung. Dies, nachdem ich auf der Toilette Blut verloren habe. Es war das einzige- und letzte Mal, es war ganz gut, dass ich das abklären liess.

05.07.2024: Mehrere Metastasen in beiden Leberhälften, teilweise über 4 cm gross. Dazu mehrere befallene Lymphknoten. Aussage «nicht unmöglich, aber schwierig». Es stand nicht sonderlich gut und mich und ich hatte Angst, das Jahr 2025 nicht zu erleben, was ich nach aussen nie gezeigt habe.

31.03. letzte Operation, Aussage «Tumorfrei». Auch wenn der abschliessende Bericht aus der Pathologie noch fehlt, der Scheiss ist raus.

Das Tempo der Behandlungen war bei mir sehr hoch, was so nicht oft möglich ist. Ich hatte gute Voraussetzungen und ich habe alles sehr gut verkraftet. Den einen Rückschlag und den nicht geplanten, 14 Tage stationären Aufenthalt inkl. Weihnachten mal ausgenommen.

Nach 12 Chemotherapien, 7 chirurgischen Eingriffen, unzähligen Blutentnahmen, Besuchen in Röhren, die Entnahme von über 50% meiner Leber (die wächst wieder), und die freiwillige Teilnahme an einer Studie fängt nun die Nachsorge an. Die nächsten zwei Jahre sind die kritischsten und man zählt fünf Jahre, bis man als geheilt gilt. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich nach fünf Jahren diese Aussage erhalten werde.

Vielen Dank, dass ihr in all den Monaten mitgelesen habt. Die Sache mit dem Shirt, die Spende und das Video werde ich nie vergessen.

Eine solche Diagnose verändert das Leben nachhaltig. Es ist nicht abgeschlossen und wir werden bei den nächsten Untersuchungen nervös sein. Doch es soll nicht mehr das zentrale Thema sein und wir haben dem Ding ordentlich in den Arsch getreten. Ich dokumentiere die Nachsorge nicht und ich hoffe sehr, dass ihr hier nie lesen müsst, dass er wieder da ist.

Nach all der Stärke in den letzten Monaten nimmt mich das emotional gerade ziemlich mit. Wahrscheinlich, weil ich mir selbst so gut wie keine Zeit gegeben habe, um zu reflektieren, was alles war. Ich habe immer nur eine Richtung gesehen und die Verarbeitung warten gelassen.

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Du bist ein verdammtes Vorbild, Teufelskerl! :smiling_face_with_tear::fist:

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ICH WEINE NICHT IHR WEINT!!

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Der Bericht der Histologie ist da. Ich überfliege sowas und denke gut alles raus. Meine Frau ist Detailverliebt. Und was sie nicht versteht, wird nachgefragt. Eben hat sie 15 Minuten mit dem Chef telefoniert, der am Roboter stand. Was ich mir von diesem Gespräch gemerkt habe:

Wenn das primäre Ding etwas weiter unten gewesen wäre, hätte es in die Lunge gestreut und nicht in die Leber. Beides nicht schön, doch die Leber war mir lieber.

Das Teil zeigte sich unbeeindruckt von den Chemos. Es wurde kleiner, doch es war sehr aktiv, voller Polypen und anderem Zeugs und war voller aktiven Zellen. Auch er konnte sich das nicht erklären. Womöglich wurde ich von Aliens entführt, das ist meine Erklärung dafür.
Das Ding hat sich nicht komplett durch die Darmwand gefressen, was auch ganz gut war.

Dann haben sie sich über Tumor Budding unterhalten, was ein score ist. Im Grunde geht‘s da um die Überlebenschance ab Diagnose.

Am Ende bleibt es wie vor dem Bericht. Wahrscheinlich alles raus und bis zum nächsten CT und MRT möchte ich möglichst nichts wissen. Und ich versuche meine Frau weiterhin zu motivieren, die Berichte nach den Untersuchungen nicht zu lesen und auf die Besprechung zu warten. Denn wenn die KI da wieder was einzeichnet, wären das wieder lange Tage.

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Ich habe heute den Austrittsbericht vom April nochmal durchgelesen, also nach der letzten OP. Da ist mir etwas aufgefallen:

„Status nach Cholezystektomie“

Kurz Google gestartet, Entfernung der Gallenblase. Hä? das war so nie ein Thema bei den Besprechungen. Also kurz in der App gefragt. Und nun kommt prompt die Antwort, dass das Ding zusammen mit der rechten Leberhälfte entfernt wurde.

:ustaun:

Äh lol? Nicht dass ich das Ding vermisse, immerhin bin ich dadurch auch den einen Gallenstein los. Eine Info wäre dennoch ganz hilfreich gewesen. Ich meine da fehlt 60% von etwas, da wurde 30 cm rausgeschnitten und nun noch das. Wenn ihr mal Drogen schmuggeln wollt, ich habe Platz.

Nachtrag:
Der Chef hat sich gemeldet. Das war technisch nicht anders möglich und für sie als Chirurgen ist es selbstverständlich, dass die Gallenblase bei so einer OP raus muss. Sie werden dies in Zukunft besser kommunizieren.

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Das haben wir immer so gemacht!