Gestern um 16 Uhr wurde ich entlassen. Ich hätte mir schlafen auf dem Rücken antrainieren sollen. Ich habe mal gelesen, dass das die beste Variante ist, ich weiss nicht, ob das stimmt. Das war nun eine ganz schlimme Nacht. Im Krankenhaus ist das Bett schmal, vielleicht kann man da besser auf dem Rücken schlafen. Zu Hause war’s eine Qual. Abwechselnd hatte sich der linke - und der rechte Teil der Leber gemeldet, die Schmerzmittel haben wenig geholfen. Es ist wie ein permanentes Seitenstechen, das nicht weggeht.
Den Blutverdünner gab es gestern um 2 Uhr früh. Für mindestens drei Monate schlucke ich das in Form von Tabletten. Wie sie mir in ein paar Wochen die halbe Leber herausschneiden wollen, während ich auf Blutverdünner bin, werden sie mir erklären müssen. Und wenn ich mir in der App die Notizen der Ärzte durchlese, bin ich innerhalb von ein paar Wochen von topfit zum Trümmerhaufen geworden.
Mehrere kleine Embolien in der Lunge und in der Leber
Verdacht auf zwei Infarkte in der Lunge
Anfang nächster Woche Überweisung in die Angiologie (Arterien, Venen und Lymphgefässe), wo auch noch der Unterkörper geröntgt wird.
Habe ich nun Glück gehabt, dass sich da keine grössere Embolie gebildet hat und abging?
Oder habe ich Pech und habe bin gebaut wie meine Mutter, die zwei Hirnblutungen hatte?
Ich bin froh und dankbar, dass wieder etwas geschafft ist. Doch scheinbar entwickelt sich dieser Kampf jetzt an mehreren Fronten, was etwas frustrierend ist. Heute ist Sonntag, bereits am nächsten Mittwoch folgt die nächste Chemo und die Einladung zur Angiologie kommt bestimmt in den nächsten paar Stunden.
Zum Thema Rueckenschlafen: Aus medizinischen Gruenden musste ich mir das vor ein paar Jahren auch antrainieren. Nach 30 Jahren Bauchschlaefergewohnheiten war das anfangs gar nicht soooo einfach, obwohl ich grundsaetzlich ein herausragender Schlafsack war. Was half war eine Mischung aus Neuem und bewussten Routinen. Ein gutes frisches Kopfkissen, eine Tasse Tee mit ins Bett und YT-Videos zum Einschlafen. Hat ein paar Wochen gedauert, aber mittlerweile schlafe ich wahrscheinlich sogar besser als zuvor und bevorzuge die Rueckenlage obwohl ich zumindest Seitenlage wieder schaffen wuerde.
Und zoeger auch nicht das Schlafthema mit deinem Arzt zu besprechen und eventuell ein Schlaflabor aufzusuchen wenn du nicht klar kommst. Ein guter Schlaf ist unheimlich wichtig.
Hui mein Tumormarker im Blut ist von 17.4, dann 8.9 heute bei 3.9. Im Grunde tiefer als der Referenzwert bei einem Raucher. Da gehen wir mir Freude in die sechste Chemo, die in ein paar Minuten startet.
Ansonsten fühle ich mich ein wenig wie ein alter Mann. Ruhepuls ist aktuell bei 90 bis 100, mein linker Leberlappen, der das ganze Blut erhält, drückt wie wild (hoffentlich weil er wächst) und das mit dem Sport nächste Woche wird abgesehen von ein paar Schritten auf dem Laufband nichts. Schuhe anziehen und mein Puls ist bei 120. Die Apple Watch hat sich auch schon gemeldet, glücklicherweise ist das konstant.
Meine beiden Lungenembolien und die in der Leber waren aussen und daher nicht sehr gefährlich, etwas Glück war dennoch dabei.
Alles in allem ein weiterer, guter Termin und es läuft weiterhin ganz gut.
Und da ich beginne, auf mich selbst zu achten, habe ich mich im Geschäft für die gesamte Woche abgemeldet und schaue zu Hause House of the dragon.
Mir ist das nicht bewusst, auch wenn heute im Spital eine für uns bisher umbekannte Angestellte gesagt hat, dass wir ein spezielles Team sind. Vielleicht weil wir schon so lange zusammen sind oder weil wir kaum physische, soziale Kontakte haben.
Ich bewundere die Menschen um mich rum. Das Forum hier sammelt Geld und macht einem Typen ein Geschenk, der sich bei Forenaktivitäten zurückhält. Abgesehen von den grandiosen Umfragen habe ich in den letzten Jahren nur einmal dem Piloten @Remsen etwas über Luzern erzählt, während er mit seinem Flugzeug seine ganze Kohle schmuggelte.
Oder der ehemalige Arbeitskollege, der aktuell so eine Art sabbatical in der Türkei macht. Mit Frau und Kind für ein Jahr in die Türkei ausgewandert.
Am Tag vor der OP klopfte es an der Türe und er stand mit einem Blumenstrauss da. Der kam wegen mir aus der Tükei. Ich habe vergessen, das hier zu erwähnen.
Aus menschlicher Sicht alles nachvollziehbar und schön, doch mich überfordert das noch heute. Und ich darf nicht zu oft an diese Dinge denken, denn seit den Scheiss in mir habe, bin ich mental wohl umgezogen und lebe noch näher am Wasser.
Sobald ich lese, höre oder sehe, dass Menschen leid zugefügt werden, geht‘s bei mit los. So wie gestern das Video mit den Raketen auf Israel. Schätze ich bin sensibler geworden, vielleicht auch nur vorübergehend.
Vielleicht musst du aber auch gerade jetzt Mal nicht funktionieren und irgendwie tough sein und du bist einfach du selbst - oder zumindest dir selbst etwas näher.
Es beeindruckt mich eure Harmonie im Allgemeinen und die Fokussierung auf das gemeinsame Ziel.
Es wirkt ja mittlerweile fast schon wie eine lästige Kleinigkeit, die du bzw. ihr da souverän abreißt.
Mir ist auch klar, dass das nicht in jedem Detail so ist, aber aus deinen Berichten nehme ich einfach eine sehr gute Atmosphäre (…besser vielleicht Lebensfreude?) bei euch wahr.
Und ganz ehrlich: deine „nur weil mir gerade richtig dumme Scheiße passiert, muss nicht auch die Welt um mich herum leiden“-Einstellung ist einfach inspirierend und vorbildlich.
Ja mei, ihr macht das einfach gut. Wie ihr diese Situation als Team angegangen seid, den Kampf angenommen habt ohne zu hadern (auch wenn es diese Momente sicher auch gibt) und trotzdem irgendwie euer Leben weiterlebt, das verdient halt Respekt. Und ich glaube jeder der bei deinen Berichten mitliest, nimmt etwas mit, was ihm in einer ähnlichen Lage helfen wird, dem einen nur ein wenig, dem anderen etwas mehr…