Ferndiagnose vom Sofa - der Onkel Doktor Thread

Das Risiko, dass das so heftig auftritt, dürfte im Promillebereich liegen. Ich hatte in diese Richtung zum ersten Mal nach der vierten oder fünften Runde etwas gespürt. Dabei ging’s dann aber auch nur um harmlose Empfindungsstörungen in den Fingern, nachdem ich unseren kompletten Eisschrank umgeräumt hatte. Hatte das erst gar nicht realisiert, weil leichter Kälteschmerz währenddessen ja völlig normal ist. Nur blieb er in diesem Fall für 1-2 Tage. Im Winter war’s später bei Kälte in den Zehen und im Gesicht ähnlich. Darüber hinaus ging’s allerdings weder bei mir noch bei irgendeinem meiner Mitpatienten.

Anfangs war der Respekt vor möglichen Nebenwirkungen aber auch bei mir riesig. Für die Wohnung hatte ich sogar schon Kotzeimer für jedes Zimmer besorgt und mich aufs Schlimmste eingestellt; letztlich nichts davon gebraucht und während der 6 Monate sogar 10 kg zugenommen, auch wenn Geschmacksstörungen nach den jeweils dreitägigen Krankenhausaufenthalten immer für weitere 2-3 Tage ein Thema waren.

Da hat sich wirklich enorm viel getan und den gängigen Nebenwirkungen wird heute schon prophylaktisch entgegengewirkt. Nur ist man in der Hinsicht vermutlich noch sehr von Serien und Filmen aus der eigenen Jugend geprägt. Wenn da die Diagnose Krebs kam, hatten die Betroffenen eine Episode später Glatze, Augenringe des Todes und sahen aus, als kämen sie gerade aus Lagerhaft zurück.

Auch dafür drücke ich beide Daumen, aber die Chancen, dass das so kommen wird, stehen sehr wahrscheinlich auch bei dir so gut, dass das nicht mal nötig wäre.

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Eventuell schreib ich mal Ende des Jahres was zu meinem Vater und Opa die im April und Mai gestorben sind. Aktuell fällt es mir wieder schwerer darüber noch mehr zu sprechen, würde aber es gerne auch mal irgendwo niederschreiben.

Aber @vintage du machst das echt gut was ich bisher gelesen habe. Ich kann insbesondere verstehen wie sich deine Frau fühlen muss.
Ich bin mir sicher du packst das. Ich wünsche euch nur das beste.

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Wir waren eben an einem von zwei freiwilligen Terminen im Krankenhaus. Ich mache bei einer Studie mit, bei der die Blutwerte nach einer Chemo zwischen Finger (wird dann via einer Platte auf Papier gepresst) und venös verglichen werden, für die Anpassung der Medikamente. Im Idealfall macht man das dann zu Hause und schickt es ein.

The Good
Meine Frau wollte auch da dabei sein, sie begleitet mich an jedem einzelnen Termin. Auch morgen, wenn ich die Bauchtasche mit dem dann hoffentlich leeren Gefäss abgeben kann. Das Ding hat übrigens keine Pumpe, wie sich das so langsam und gleichmässig entleert, habe ich vergessen.

The Bad
Eine Bauchtasche ist sowieso schon scheisse, zumindest für mich. Ich habe sie etwas seitlich getragen, den dünnen Schlau kannst du verstecken. Und obwohl die Alternative ein stationärer Aufenthalt wäre, fühlt sich das in der Öffentlichkeit semi gut an. Du schaust instinktiv, ob noch andere Menschen mit sowas rumlaufen und siehst natürlich niemanden. Morgen kann ich es abgeben, dann bin ich das Teil für zwei Wochen los.

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Aber super gut, dass du die Möglichkeit hast. Ich hatte auch an einer Studie teilgenommen. Beim Arm der Studie, dem ich zugelost wurde, hatte ich keine Wahl und musste ebenfalls im Abstand von jeweils zwei Wochen insgesamt 9x für jeweils zwei Nächte stationär ins Krankenhaus. Bei so einer Diagnose jetzt nichts, worüber man sich beklagt, aber trotzdem extrem nervig gewesen. Mit so einem Teil nach Hause gedurft hätte man hier nur bei dem Studienarm, der andernfalls zum Auftakt einen zweiwöchigen Aufenthalt vorgesehen hätte. Wenn ich mittags mal außerhalb des Krankenhauses unterwegs war, hatte ich mir dieses Gerät einfach in einem Rucksack auf den Rücken gepackt. Auch nicht perfekt, aber vielleicht ist das auch bei dir eine (angenehmere) Alternative?

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Die Studie und die Bauchtasche haben nichts miteinander zu tun. Das Teil kriege ich nun bei jeder Infusionstherapie (ich mag den Begriff lieber). Also 2 Std. vor Ort rein, den Rest während 48 Std. zu Hause. Ob das alle kriegen keine Ahnung, ein Port wie ich ihn habe ist ja auch eine Voraussetzung dafür. Klar ist, dass ich beim nächsten Mal das iPad mitnehme, zwei Stunden aus dem Fenster gucken und ein par Worte wechseln haben beim ersten Mal gereicht. Diese Bauchtasche ist auch nur rund 16 cm gross und aus einem Polyester. Darin ist dann der Behälter.

Bei der Studie geht’s nur um den Piks in den Finger und ob die trockenen Blutwerte mit frischem Blut vergleichbar sind. Das sind auch nur zwei Termine, heute wurde ich geschult (die Anleitung hätte mir gereicht) und in zwei Wochen mache ich das dann unter Aufsicht da alleine.

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Das hatte ich auch so verstanden.

Bei mir ging’s in der Studie darum, welches Schema besser wirkt. Bei meinem Arm gab es zum Auftakt auch immer diverse Infusionen (die vergleichsweise schnell reinliefen) und anschließend diese „48-Stunden-Spritze“. Da dürften sich unsere Behandlungen gleichen oder zumindest sehr ähneln. Nur gab es bei mir leider nicht die Option, mit dieser „Spritze“ nach Hause zu gehen. Das wäre bei mir nur möglich gewesen, wenn ich in den anderen Arm der Studie gekommen wäre. Da hätte man zum Auftakt erst mal zwei Wochen am Stück eine niedrigere Dosis erhalten und mit dieser Vorrichtung dann plötzlich doch nach Hause gedurft, weil ein zweiwöchiger Krankenhausaufenthalt scheinbar doch als unverhältnismäßig eingeschätzt worden wäre. Am Ende ging’s dabei sicher nicht zuletzt um Kohle und eine gut ausgelastete Station. Bei den Visiten wurden Nebenwirkungen jedenfalls richtiggehend aus einem herausgeprügelt und im Entlassungsbrief dann jeweils völlig aufgebauscht als Grund für den stationären Aufenthalt angegeben. :usad:

Vor allem ging es bei der Studie in meinem Fall aber auch um die vorgelagerte Bestrahlung, wo sich unsere Therapiepläne dann doch zu unterscheiden scheinen. Bisher war der Standard für meine Diagnose hier 30x Bestrahlung (6 Wochen, jeden Werktag) und anschließend Infusionstherapie. In Deutschland kein Problem, weil man in der Regel flächendeckend ein Bestrahlungsgerät in Taxireichweite vorfindet. In den USA muss man hingegen gerade in ländlichen Gebieten oft hunderte Kilometer zurücklegen, weshalb man dort dazu übergegangen ist, die Gesamtstrahlendosis innerhalb einer Woche in nur 5 wesentlich stärkeren Einheiten zu verabreichen, was scheinbar genauso gut oder sogar noch besser zu funktionieren scheint. Ob sich das belegen lässt, wird dann das Ergebnis der Studie zeigen.

Den Bestrahlungspart werde ich jedenfalls auch nie vergessen. Vor der ersten Bestrahlung gab es erst mal einen Termin, der nur dazu diente, für die Positionierung relevante Stellen am Bauch per Edding zu markieren, damit nicht jedes Mal völlig neu ausgerichtet werden muss. Wurde gebeten, mich untenrum frei zu machen. Drei Personen im Raum. Hatte mich in dem Kontext nicht groß gestört. Nach 5 Minuten wurde mir dann aber von der jüngsten Frau ein Taschentuch auf dem Penis ausgebreitet, wodurch es nachträglich ohne jede Not doch noch awkward wurde. Auch unvergessen: Nach dem zweiten Termin stand die behandelnde Onkologin vor meiner Umkleidekabine und meinte, sie hätte leider ganz schlechte Nachrichten für mich. Das’ wirklich nichts, was man an so einem Ort von so einer Person hören möchte. Auflösung war, dass eine Blutprobe verloren gegangen war und wiederholt werden musste.

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Zurück aus der Blutabnahme & Sprechstunde

Meine Frau war wie immer dabei. Sie hat um 6 Uhr früh mit der Arbeit begonnen, damit sie ihre Stunden erreicht und um mich begleiten zu können. Wir waren eine halbe Stunde zu früh da, also haben wir uns vor dem Eingang 20 Minuten auf eine Bank gesetzt. Mein erster Gedanke: Dieses Krankenhaus hat über 40 Gebäude und nach der Pathologie dürfte direkt die Onkologie kommen, die du nie sehen willst.

Ich bin trotzdem mit einem Lachen im Gesicht zum Haus 28 und mit dem Lift in den zweiten Stock. Ich sehe das eher so, dass es mit jedem Termin vorwärtsgeht und es zum jetzigen Zeitpunkt keinen Grund gibt, nicht positiv zu sein. Im zweiten Stock angekommen sieht man direkt vor sich den Wartebereich, der gut besucht war. Die Stimmung war ruhig und verständlicherweise eher getrübt. Mir war es egal, ich bin da, um den Scheiss loszuwerden.

The Good
Blutwerte sind prima, ich habe die erste Runde gut überstanden. Die OP Wunde ist extrem gut und schnell verheilt. Im Blut ist mehr von den Medikamenten angekommen, als ich benötige. Also kann die Dosis nächsten Dienstag in der zweiten Runden reduziert werden. Mein Vorschlag viel hilft viel war nicht zielführend, es wirkt nicht besser, wenn man mehr als nötig hineinmacht.

The Bad
Das eine Immun Dingens Medikament können sie mir nicht geben, weil meine Biopsie eine Mutation zeigt, bei der das nicht wirkt. Das zweite Immun Dingens Medikament können sie mir aktuell auch nicht geben, da danach mehrere Wochen eine Operation nicht möglich wäre, was man bei mir noch nicht weiss. So ganz ohne bisschen Pech ging es also auch heute nicht, aber gut es hätte bereits heute schlimmer kommen können.

The ugly
Ich bin heute mit einem stechenden Schmerz aufgewacht, der sich seitlich am rechten Fussballen befindet. Also wenn ich draufdrücke (was ich natürlich mehrmals getan habe) und beim Auftreten. Ich bin also ins Krankenhaus gehumpelt, im Wartebereich dachten die bestimmt ich habe einen Tumor im Fuss. Ich mag meine Onkologin, die hat sich das kurz angesehen und mir dann erklärt, was das alles sein könnte. Gicht zum Beispiel, ich habe ihr gesagt, dass ich dann definitiv in einem 80-jährigen Körper gefangen bin. Mir hat die Erklärung am besten gefallen, dass es Zellen sein könnten, die zerstört worden sind. Den Rest konnte ich mir nicht merken, doch es würde bedeutet, dass das gut reinhaut.

The Ausnahme
Ich bin der erste Patient, der an dieser selber Blut nehmen Studie teilnimmt. Ein Privileg, das ich jetzt nicht unbedingt haben musste, aber hey, vielleicht reicht es ja für eine Erwähnung in einer Publikation. Ich würde auch für ein Foto hin stehen.

The nächste Schritte
Am 30.07. gibt’s die zweite Runde Infusion, am 02.08. ein MRI der Leber, da die Chirurgen schon mal sehen wollen, wo sie arbeiten könnten. Und bald darauf kommt dann das nächste MRT, wovor ich den grössten Respekt habe. Da sieht man dann, ob sich das Ding weiter ausgebreitet hat, was wir natürlich alle nicht hoffen.

The Geschenk
Von meiner Frau nach dem heutigen Termin, der im Großen und Ganzen doch positiv war.

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Das Lied von angenehmen Gesprächen, Sport, Zwangsernährung und einer unheimlichen Begegnung.

Die folgenden Zeilen enthalten keine schlimmen Nachrichten.
Ich dachte, dieser erste Hinweis ist ganz hilfreich.
Ach und wenn das hier jemand trennen will, nur zu, ich will ja hier nicht der Alleinunterhalter in diesem Bereich sein.

Gestern wurde mir die zweite Infusionstherapie verpasst. Anstatt auf eine grüne Wiese mit Kühen, habe ich auf Gebäude gesehen. Dafür waren wir in unter 10 Minuten da und so eine grüne Wiese wird schliesslich auch schnell mal langweilig. Ich hatte schon das eine oder andere Mal etwas Pech, gestern mussten sie zwei Mal das Besteck wechseln, weil Luft gezogen wurde. Das wurde ihnen dann zu heikel und es wurde getauscht (noch nie bei ihr passiert). Es wäre purer Sarkasmus, wenn der Apparat, der dir helfen soll, dich umbringt. Danach lief alles durch und die nächsten 48 Stunden läuft die Suppe wieder zu Hause durch. Ich habe eine neue Bauchtasche erhalten, die sieht schöner aus und man kann sie nicht nicht von einer Touristen Bauchtasche unterscheiden.

Angenehme Gespräche

Meine Onkologin ist im Sommerurlaub, für eine Woche. Ich frage sie nach ihrer Rückkehr, wie es um ihre Work-Life-Balance aussieht.
Ihre Vertretung war sehr sympathisch, da hat die Chemie sofort gepasst. Vielleicht auch aufgrund ihres Alters. Sie ist 32 Jahre alt und hat bis 26 studiert. Sie ist als Oberärztin in unsere Stadt gekommen und macht hier noch ein Jahr für die Onkologie. Eingestuft wurde sie als Assistenzärztin im zweiten Jahr. Auch sonst haben wir uns super unterhalten, über Ärztemangel, über Mitarbeitende, die den Beruf aufgeben, darüber dass sie in der Pharma einen super Job kriegen könnte, über ihre Familienplanung. Ach und noch ein wenig über meine Blutwerte. Die sehen besser aus, als vor der ersten Chemo. Ein einziger Wert ist um 0.01 erhöht, der ist nicht relevant und die wichtigsten Werte sind top. Ich habe meine Blutgruppe (kenne ich bis heute nicht), meinen Vitamin C und D Wert nachbestellt. Vitamin D kam schnell rein und ist im idealen Bereich. Ich supplementierte das ja schon seit Jahren mit rund 7’000 IE am Tag, da ich die Sonne so gut es geht meide. Ich hätte den Wert lieber noch etwas höher, die Einnahme wird also für eine gewisse Zeit erhöht. Vitamin C und Blutgruppe habe ich noch nicht.

Angenehm war auch das Gespräch mit dem Deutschen Ehepaar im Therapierraum. Da stehen immer zwei von diesen Liegestühlen. In meiner Naivität habe ich mir gedacht, warum sie denn ein Kopftuch trägt, die Haare sollen doch nicht ausfallen. Nun vom Brustkrebs, der weg war zum neuen Krebs, der bei ihr so ziemlich überall ist inkl. im Kopf, da wird halt noch ganz anderes gemacht. Ihre positive Einstellung war sehr inspirierend.
Auch die Gespräche mit der Pflege während dieser zwei Stunden war erneut sehr angenehm. Die Onkologie ist ein sensibler Bereich und die Mitarbeitenden werden im Umgang mit den Patientinnen und Patienten bestimmt geschult. Doch Empathie kannst du nicht lernen und das Thema Nähe und Distanz stelle ich mir schwierig vor.

Sport

Ich hatte zwei Wochen Verbot wegen der OP. Also Beine hätte ich etwas früher machen können, doch mit der Chemo Pumpe ins Gym war jetzt nicht sehr motivierend. Hätte man mir vor langer Zeit gesagt, das ich mal einer leitenden Ärztin ein Email schreibe, ob ich nicht einen Tag früher zum Sport darf, da am Tag X die zweite Chemo beginnt, nun ja. Wir haben uns dann auch noch über die Intensität ausgetauscht. Also bin ich am Tag vor der zweiten Chemo ins Gym und habe Beine, Waden, Bauch trainiert. Ohne Squats, denn ich soll den Arm noch nicht heben. Eine Mitarbeiterin, mit der ich mich oft unterhalte, hat mir gesagt, dass sie mich schon lange nicht mehr gesehen hat. Ich muss ein wenig aufpassen, was ich in Zukunft antworte, denn für mich ist es schon Routine, während ich manche Menschen damit überfordere. „Hattest du Ferien?“ „Nein, Krebsbefund und morgen die zweite Chemo“. Das hat sie emotional kurz geschüttelt, was ich so natürlich nicht wollte. Auch meine Friseurin, der ich das erzählt habe und die ihre Mutter Ende Juni wegen Krebs verloren hat. Ich war nicht in der Lage, mit ihr über ihre Mutter zu sprechen, weil ich wohl noch in meinem eigenen Tunnel bin. Um zum Sport zurückzukommen, das hat mir enorm gut getan, mich endlich wieder körperlich anzustrengen. Meinen vierer Split an fünf Tagen kann ich während der Chemo natürlich vergessen. Den ziehe ich in der Zeit ohne Chemo durch. Vor der Chemo darf ich nicht, da ein Reiz einen Tag vor der Infusion sich negativ auswirken kann. Da warte ich also immer bis die drei Tage durch sind und mache dann sowas wie Oberkörper und dann Unterkörper. Wenn du um dein Leben kämpfst, bekommen Muskelaufbau oder Muskelerhalt sowieso eine andere Bedeutung.

Zwangsernährung

Ich war als Kind dünn, als Teenager dünn und auch als Couch-Potato und Skinny Fat sah ich von aussen schmal aus. Und ich werde im Leben keine 50er Arme haben oder sehr breit sein. Das war und ist ok und hat den Vorteil, dass ich schon immer schnell abnehmen konnte, wenn ich wollte. So wie die 20 kg vor ein paar Jahren, da hatte ich keine Probleme. Das bedeutet aber auch, dass ich Schwierigkeiten habe, zuzunehmen, wenn ich nicht lauter Schrott essen will. Und in den letzten Jahren ist Muskulatur dazugekommen, die ebenfalls Kalorien verbrennt. Seit dem Befund habe ich 4 kg abgenommen. Ein guter Teil wird Wasser sein, das auch nicht mehr in der Muskulatur ist. Dann ein wenig Muskelverlust, was schnell wieder da wäre und wohl eher wenig Fett. Ich muss mich aktuell zwingen, genügend zu essen, damit ich nicht weiter abnehme. Das funktioniert ganz gut, doch gestern nach der Chemo habe ich mir eine Tüte Chips reingezimmert, was jetzt nicht die ideale Ernährung ist, egal ob mit oder ohne dem Ding in mir.

Eine unheimliche Begegnung

Der Ablauf einer solchen Infusion ist immer gleich. Am Empfang anmelden, in den Wartebereich setzen, dann Blutabgabe, wieder Wartebereich, Sprechstunde, dann einen Stock höher, Wartebereich und von da zur Therapie.

Wir sitzen also nach der ersten Anmeldung im Wartebereich. Da geht der Lift auf und ich sehe eine Person aus unserer Firma, die seit vielen Jahren kenne und mit der ich schon oft zusammengearbeitet habe. Nachdem sich die Person angemeldet hatte, ist sie zu uns gekommen und sie hat schon von weitem geprüft, ob ich oder ob meine Frau das Band um das Handgelenk trägt. Der Schock war gegenseitig, man erwartet einfach keine bekannten Menschen da. Kurzer Austausch und das Angebot, dass ich mich jederzeit melden kann, da die Person schon ein paar Jahre mehr Routine hat. Alle drei Wochen ist diese Person da, da wurde mir bewusst, was auf mich zukommen kann. Also so weit muss ich ja erst mal kommen, doch ich glaube daran. Dass das kein Beinbruch ist, der nur eine Nachkontrolle braucht war mir schon bewusst. Doch nach 10 Jahren nach wie vor alle drei Wochen da. Wenn’s hilft ist das zu vernachlässigen, für mich war es neu, auch wenn das alles sehr individuell ist.

Uff ich wollte nur ein paar Zeilen schreiben. Wenn das voller Schreibfehler ist oder sich komisch liest, ich habe das tatsächlich alles in einem Rutsch geschrieben.

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Das Runde muss ins Runde

Auch heute keine schlechten Nachrichten, ausser man hat Klaustrophobie.

Ich ging heute ganz entspannt zum MRI. Schliesslich wurde ich da beim letzten Mal und an einem anderen Standort kaum reingeschoben und das war deutlich angenehmer als das MRT.

Meine Gedanken haben sich schnell geändert, als ich da war. Kaum lag ich mit dem Rücken auf der Liege, wurde mir unwohl. Meine Platzangst ist nicht extrem, doch wenn ich auf dem Rücken unters Bett krieche, geht’s bei mir schon los.

Ich schaue mir den Eingang der Röhre hinter meinen Füssen an und und ich hatte zwei Fragen:

  1. Wie weit geht’s rein? Antwort: Die Leber ist in der Mitte der Röhre, der Kopf ist also drinnen
  2. Geht diese Liege noch runter, ich habe das Gefühl, meine Stirn wird da sehr nahe an der Decke von dem Ding sein. Antwort: Nein bleibt so, ich kann einen Nasenspray haben, doch ich soll es doch mal mit geschlossenen Augen versuchen.

Dann erhielt ich wieder einen Kopfhörer. Nur dieses Mal ohne Musik. Und mit dem Kopfhörer wurde mir noch seltsamer. Test vom Notfallknopf in der Hand, funktioniert. Wie schnell wie wohl da ist, wenn ich da drauf drücke?

Dann hatte ich diesen einen Gedanken. Was machen die, wenn ich das nicht durchziehe? Die brauchen diese Bilder, je früher umso besser. Reiss dich zusammen, Augen zu und durch.

Das habe ich dann auch während rund 40 Minuten getan. Ständig diese automatisierte Stimme, einatmen, ausatmen, nicht mehr atmen. Gefolgt von unterschiedlichen, sehr lauten Geräuschen.

Ich bin sicher, dass ich sofort auf diesen Knopf gedrückt hätte, wenn ich meine Augen auch nur für eine Sekunde geöffnet hätte.

Nach mir kam direkt der nächste Patient. An Krücken humpelnd mit einem kaputten Bein. Ich hätte gerne mit ihm getauscht, er hätte den Deal nicht unterschrieben.

Etwas zur Anamnese habe ich auch erfahren. Eine Cousine von mir lebt schon immer in Italien, ich habe sie zuletzt als kleines Kind gesehen. Seit dem letzten Jahr hat sie Lungenkrebs und sie hat nie geraucht. Nun hat sie Ableger im Kopf. Und seit ich das weiss, fühlt sich mein Kopf seltsam an. Die Psyche macht sowas, ich hätte es lieber nicht gewusst.

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Die extra Runde Blutabgabe hat ergeben, dass ich mich jetzt definitiv als Freak fühle. Blutgruppe 0 Negativ. Anteil in % in der Weltbevölkerung ist einstellig.
Ich könnte für alle Menschen spenden (was ich nicht mehr darf) und kann selbst nur Blut von Menschen mit 0 Negativ erhalten. Ich hoffe, dass die ein paar solche Beutel haben, auch wenn es nicht viele Menschen gibt, die sie brauchen.

Kennt ihr eure Blutgruppe und ist vielleicht auch ein seltenes Exemplar unter euch? Kennen muss man die eigenen Blutgruppe nicht, wenn etwas passiert, steckt der Quick Test sowieso schon in euch, bevor ihr viel sagen könnt (oder auch nicht könnt). Mich hat’s einfach interessiert, da ich ständig was abgeben muss.

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Ich bin auch 0 negativ und spende regelmäßig.

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Ich bin A negativ, das ist auch relativ selten.

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0 positiv.
Bin damit sozusagen die Nutte für alle Rhesus-Positiven. :bushlove:

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Hmm meine Mutter hat 0 positiv, Vater weiss es nicht.
Ob ich seine Blutgruppe mit den vorhandenen Daten bestimmen kann? Das muss doch genetisch einen Mix geben, also 0 Positv plus X = 0 Negativ. Oder doch nicht? Finde ich ganz spannend.

@Hecht1983
Finde ich super, von dir. Also von allen Menschen, die Blut spenden. Ich habe das tatsächlich nicht getan. Vielleicht weil unsere grosse Organisation das meiste Blut verkauft. Wobei verkaufen ja nicht bedeutet, dass das dann niemand braucht. Heute denke ich anders, nur jetzt ist es zu spät.

Oh ich bin gar nicht der Freak, das sind die mit RhNull. Davon gibt es wohl keine 50 Menschen auf der Welt.

Und sonst?

Weltweit:

  • A Rhesus positiv 34 %
  • A Rhesus negativ 6 %
  • 0 Rhesus positiv 38 %
  • 0 Rhesus negativ 7 %
  • B Rhesus positiv 9 %
  • B Rhesus negativ 2 %
  • AB Rhesus positiv 3 %
  • AB Rhesus negativ 1 %

Quelle:

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A+ und mindestens zweimal jährlich spenden.

Als (noch) halbwegs junger, fitter Mensch halte ich das für einen ganz wichtigen Dienst an der Gesellschaft. Finde es deshalb auch super, dass viele öffentliche Arbeitgeber für Blutspenden Freizeitausgleich gewähren. Bei der Bundeswehr war es immer ein Tag Urlaub, in der Verwaltung damals immerhin ein halber Tag.

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Nächste Woche folgt Nummer 29.

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B negativ.

Ich bin quasi genötigt, für mich selbst zu spenden. :stuck_out_tongue_winking_eye:

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Ich werde immer blass und bin danach leider im Nirvana wenn ich mein Blut sehe. Sollte ich vielleicht trotzdem nochmal ausprobieren. Mein letzter Versuch ist auch ein Jahrzehnt her. Gute Auffrischung, @vintage

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Ich war früher selbst immer regelmäßig spenden (darf’s jetzt natürlich auch nicht mehr). Das hatte immer ganz wunderbar geklappt. Seit der Diagnose allerdings jede Blutabnahme absolutes Desaster … Teilweise 30-45 Minuten und vier Mitarbeiter*innen für die einfachen Kontrolltermine zwischen den Chemos verschlissen. Zugänge haben oft nicht mal mit Ultraschall als Cheat funktioniert. Momentan läuft’s zumindest über den (dritten) Port relativ zuverlässig, den ich auch genau dafür erst mal behalten werde. Keine Ahnung, was da passiert ist, aber Karriere als Junkie kann ich vergessen.

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Ich hab auch sehr lang mit meiner Angst vor Spritzen zu kämpfen gehabt. Mittlerweile ist das recht easy, solang ich nicht konkret zuschauen muss, wenn das Metall durch die Haut geht.
Daher war dann auch das Vorhaben, regelmäßig Spenden zu gehen vorhanden, da ich aber seit 2 Jahren Biologicals nehme, darf ich das auch nicht mehr. Weiß nichtmal meine Blutgruppe.