Ich habe mich in letzter Zeit dem Videospiel-Werk von Josef Fares gewidmet. Nach „Split Fiction“ (Review unten) und einem Replay von „It Takes Two“ (Review im GOTY 2021 Thread), habe ich nun auch sein Erstlingswerk „Brothers: A Tale of Two Sons“ (Review unten) durchgespielt. Oder zumindest das Remake davon, wo Fares seine Finger nicht mehr direkt im Spiel hatte. „A Way Out“ soll bald folgen.
Kurz dazwischengeschoben hat sich einer der Indie-Hits des Jahres, von dem ich im allgemeinen Videospiel-Thread schon geschwärmt habe, aber der Vollständigkeit halber auch hier nochmal.
Was ich gemerkt habe ist, dass das selbstauferlegte 1000-Zeichen-Limit zu strikt für mich ist.
Ich lockere es wieder ein wenig.
Split Fiction
Spiel Nr. 7 in 2025 | Entwickler: Hazelight Studios | Jahr: 2025 | Gespielt auf: PC
Das nächste reine Koop-Spiel im Splitscreen von Hazelight. Diesmal steuert man zwei Autorinnen, die völlig verschiedene Vorlieben für Geschichten haben: Sci-Fi vs. Fantasy. Da man in die von den beiden geschriebenen Storys eintaucht, spiegeln die bereisten Spielwelten diesen Kontrast wider: mal fliegt man mit Jetpacks durch Laserhindernisse, mal mit Drachen durch Ruinen.
Ich habe, wie schon It Takes Two, wieder mit meinem Kumpel gespielt, der nicht viel Erfahrung am Pad hat. Gerade zu Beginn war das schon ziemlich hart, weil es schnell actionreich wird (die Kamera als Nemesis), mit der Zeit wurde sich daran gewöhnt. Ein Minus gegenüber ITT: beim Drücken auf R3 richtet sich die Kamera nicht mehr auf den Spielpartner aus. Beim Vorgänger war das super hilfreich, weil ich dann einfach vorangehen konnte und mein Partner mir mit einem Knopfdruck leicht folgen konnte.
Dickes Plus gegenüber ITT: es gibt jetzt eine Option, mit der man den Schaden der Gegner stark reduzieren kann. Macht die meisten Bosskämpfe ziemlich trivial. Nehme ich!
Die Story ist wieder keine hohe Kunst, stört mich aber herzlich wenig, da sie eh nur als Vehikel dient, um die Level zu kontextualisieren. Und die sind wieder wahnsinnig gut. Gewohnt viele clevere Mechaniken, die oft nur kurze Zeit im Einsatz sind, ehe sie von neuen ersetzt werden. Spielerisch ist das im Vergleich zu ITT nochmal ein Sprung. Gleiches gilt für Grafik und Schauplätze, die mich stellenweise ziemlich beeindruckt haben.
Neben den normalen Levels, gibt es auch eine Vielzahl von Nebensträngen, die einen in andere Welten ziehen und wiederum neues Gameplay einführen. Zum Teil sind in diesen optionalen Missionen die wahren Schätze zu finden. Sehr viel, sehr cooles Zeug dabei.
Verzichtet wurde diesmal dafür auf die Vielzahl an Minigames, die man zuvor vielerorts finden konnte. Auch die quatschigen Interaktionen mit der Umgebung wurden stark reduziert. Schade. Das fand ich sehr charmant.
Auch muss ich sagen, dass ich das Setting von ITT mit der Toy-Story-esken Welt insgesamt lieber mochte.
Dennoch wieder ein super spaßiges Spiel, welches dann auch noch mit einem grandiosen Finale aufwartet. Hazelight ist aktuell einer der besten Videospielentwickler überhaupt.
9/10
Blue Prince
Spiel Nr. 8 in 2025 | Entwickler: Dogubomb | Jahr: 2025 | Gespielt auf: PS5
In diesem Puzzle-Roguelite spielt man einen Jungen, der das Herrenhaus seines Onkels erben soll. Die einzige Bedingung: man muss den „Raum 46“ finden, den abseits vom Onkel noch niemand zu Gesicht bekommen hat.
Man startet seine Runs in der Eingangshalle. Immer wenn man eine Tür öffnet, bekommt man drei Raumpläne zur Auswahl, von denen man sich einen aussucht. Jeder Raum hat eigene Funktionen, Rätsel und Gänge, die man wohlüberlegt setzen muss, um in keiner Sackgasse zu landen oder unnötig seine begrenzten Schritte zu verschwenden. Das Spiel hat eine große Lernkurve, was das angeht. Man schaltet auch immer wieder neue permanente Upgrades frei, die einem das Leben erleichtern. Das sind tolle Momente.
Es macht mega Bock, die kleinen und großen Mysterien der Villa zu entdecken und sukzessive auch zu lösen. Gänsehaut, wenn man begreift, dass man schon hunderte Male an Rätsel vorbeigelaufen ist, die man zuvor nie als solche erkannt hat. Manchmal kommt man selbst darauf, manchmal findet man Hinweise, die einen in die richtige Richtung lenken. Wer nach dem Spielen keinen riesigen Screenshot-Ordner und/oder zig selbstgeschriebene Notizen besitzt, der macht etwas falsch.
Nach gut 20 Stunden hatte ich den Raum 46 betreten, fertig war ich aber noch lange nicht. Und ich bin es auch 30 Stunden später nicht. Es gibt noch zu viel zu entdecken, als dass ich schon aufhören wollen würde. Und auch nach 70+ Ingame-Tagen gibt es fast jeden Lauf neue Dinge, die ich entdecke oder selbstgesteckte Ziele, die ich schaffe. Deswegen sehe ich auch nicht den Kritikpunkt, dass der Zufall bestimmt, ob man Fortschritt macht. Es gibt immer was zu tun. Erst nach zig Spielstunden kommt RNG stark zum Tragen, wenn man ganz bestimmte Dinge erreichen will.
Den spaßigen Gameplay-Loop begleitet ein dezenter Soundtrack, der aber in den richtigen Momenten echt hittet.
Blue Prince ist sicher nicht für jeden etwas, aber für mich ist es ein ganz tolles Spiel und mein bisheriger Favorit in diesem Jahr.
9,25/10
Brothers: A Tale of Two Sons Remake 
Spiel Nr. 10 in 2025 | Entwickler: Avantgarden | Jahr: 2024 | Gespielt auf: PS5
Nach zwei Reviews mit Kracherspielen kommt nun leider ein Downer. „Brothers“ ist ein kleiner Indie-Klassiker, den ich in Form des 2024er-Remakes durchgespielt habe. Das Hauptgimmick des Spiels ist, dass man die beiden Brüder mit den beiden Analogsticks lenkt. Ein Bruder mit dem linken Stick, den anderen mit dem rechten Stick.
Das ist eigentlich eine coole Idee, aber wirklich Spaß macht das nicht. Mit Ausnahme von ein paar Segmenten fand ich auch nicht, dass diese besondere Art der Steuerung interessant eingesetzt worden wäre.
Die Geschichte dieses rund vierstündigen Spiels ist auf dem Papier sehr emotional, mich hat das Ganze aber ehrlich gesagt recht kaltgelassen. Eigentlich bin ich empfänglich für die hier präsentierten Themen, aber irgendwie sollte es nicht sein.
Einige Szenen in der Story haben aber schon Eindruck hinterlassen, weil ich sie als etwas unbehaglich empfand.
Immerhin ist das Spiel ziemlich hübsch anzuschauen. Es sieht alles ein wenig so aus, als ob man in einem Miniatur Wunderland spielt. Wenn ich mir Videos vom Original anschaue, wurde optisch definitiv einiges getan. Vielleicht hat es sogar etwas Charme verloren, aber mir gefällt die neue Version in dieser Hinsicht.
Reicht aber natürlich nicht, um einen positiven Eindruck bei mir zu hinterlassen. Es sei allen unbenommen, die das Game feiern, aber ich muss hier aus der Reihe tanzen. Es sagt viel aus, dass ich für dieses kurze Spiel drei Wochen gebraucht habe.
5,5/10