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Die Tränen des Königreichs sind getrocknet und auch wenn ich das Spiel bestimmt noch das ein oder andere Mal anwerfen werde, da ich definitiv noch nicht alles entdeckt habe, ist es an der Zeit für ein Fazit.

The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom

Plattform: Nintendo Switch | Entwickler: Nintendo | Spielzeit: 90 Stunden

Der Vorgänger „Breath of the Wild“ hatte mich 2017 als Zelda-Noob weggehauen. Zuvor hatte ich nur „Windwaker HD“ gespielt, was ich okay fand, aber BOTW war ein ganz anderes Level. Vor allem die zuvor wohl noch nie dagewesene Freiheit, die einem das Spiel bot, hat es zu einem besonderen Spielerlebnis gemacht und auf Platz 5 meiner Lieblingsspiele gehievt. Ob der Nachfolger da mithalten kann?

The Good

  • Story: Bereits das starke Intro gibt die Richtung vor. Dieses Mal hat die Geschichte etwas mehr Fleisch und ist für mich auch deutlich einnehmender als beim Vorgänger, wenngleich weiterhin kein großer Fokus auf diesen Bereich gelegt wird. Für diese Art von Spiel ist das für mich aber komplett zufriedenstellend.

  • Fähigkeiten: Die neuen Skills, die Link auf seiner Reise lernt, stellen die von BOTW völlig in den Schatten. Die Synthese, die Zeitumkehr und der Deckensprung sind sehr nützlich, der Star ist aber ein anderer. Der Star des Spiels, wohlgemerkt, nicht nur der unter den Fähigkeiten. ULTRA-HAND! Damit kann man so gut wie alle Objekte miteinander verbinden und die verrücktesten Konstrukte bauen. Dieses innovative Feature so perfekt zu implementieren, ist ein technisches Meisterwerk und nötigt mir großen Respekt ab.
    Die Mechanik ist ein integraler Bestandteil des Spiels und spielt auch in einigen Kämpfen eine entscheidende Rolle, und zwar nicht immer nur auf Seiten des Helden. Richtig gut.

  • Kapseln: Damit man richtig coole Dinge bauen kann, werden einem viele nützliche Gegenstände zur Verfügung gestellt: Gleiter, Ventilatoren, Reifen, Heißluftballons, Kanonen, Raketen und Flammenwerfer, um nur ein paar zu nennen. Manchmal liegen sie in der Gegend rum, alternativ kann man sie in kleinen Kapseln sammeln, und so jederzeit mit sich herumtragen und einsetzen, wann immer man sie braucht. Die Kapseln zieht man dabei aus überdimensionalen Gacha-Automaten. :ulaugh:
    Ich führe das hier als eigenen Punkt an, weil diese Dinger einfach S-Tier Sammelobjekte sind. In der Welt der Videospiele gibt es nicht viele Objekte, die ich so gerne aufgehoben habe, wie diese kleinen Wunderkugeln. Besonders spannend ist es immer, wenn man gänzlich neue entdeckt, die dann mit einem „???“ versehen sind. Umso trauriger war ich, als ich letzten Endes alle entdeckt hatte und mir insgeheim noch mehr gewünscht hätte.

  • Freiheit: Wie schon im Vorgänger macht mir die Erkundung enorm viel Spaß, vor allem, weil einem wieder komplett freie Hand gelassen wird. Wenn man möchte (und den Skill dafür hat), kann man fast direkt zu Spielbeginn zum Endboss gehen.
    Durch die Ultra-Hand-Konstrukte macht es nochmal deutlich mehr Freude, sich von Punkt A zu Punkt B zu bewegen. Egal in welche Richtung man geht, man findet immer etwas Interessantes. Ich möchte gar nicht wissen, wie oft ich vom eigentlichen Weg abgekommen bin, weil ich plötzlich etwas anderes am Horizont entdeckt habe. Als jemand, für den das Erforschen von Welten weit oben auf der Liste der Lieblingsaspekte von Videospielen steht, ist dieser Punkt des Spiels – wie schon bei BOTW – einfach ein großes Plus.
    Auch die Freiheit beim Lösen der Rätsel ist grandios. Für so gut wie jede Challenge gibt es etliche Wege, wie man sie komplettieren kann und das ist mir das ein oder andere Mal sehr zu Gute gekommen. „Hauptsache geschafft“ ist da die Devise.

  • Himmel: Es dürfte jedem bekannt sein, dass die Welt aus BOTW hier zu einem großen Teil wiederverwendet wird. Es gibt aber selbstverständlich auch neue Gebiete, darunter die Himmelsinseln, die über Hyrule aufgetaucht sind. Da kommt natürlich auch wieder die Ultra-Hand-Funktion ins Spiel, mit der man sich schnieke Fluggeräte basteln kann. Auf den Himmelsinseln findet man ein paar optionale Bosse, Truhen mit Schatzkarten und eine Menge Schreine. Fand ich ziemlich cool, auch wenn sie nicht so umfangreich waren, wie ich vor Release gedacht hätte.
    Es ist übrigens echt beeindruckend, dass man sich komplett ohne Ladezeiten vom Himmel auf die Erde stürzen kann. Auf der Switch, wohlgemerkt.

  • Schreine (1/2): Wie schon bei BOTW liebe ich die Rätsel-Schreine, die gerne auch mal mit Physikspielchen daherkommen. Die Fähigkeiten werden wieder gut eingebunden und es entstehen völlig neue Herausforderungen, die so beim Vorgänger noch nicht möglich waren.
    Neben den Schreinen, die einen Fokus auf Rätsel legen, gibt es auch einige, die den Kampf in den Mittelpunkt rücken. Zu Beginn eines solchen Schreins werden einem alle Waffen, Ausrüstungen und Gegenstände abgenommen und man muss mit dem auskommen, was man im Schrein vorfindet. Sehr ähnlich wie die Jotwerde-Insel in BOTW. Immer eine schöne Abwechslung.

  • Dungeons: Ein Kritikpunkt vieler alteingesessener Zelda-Fans an BOTW war das Fehlen klassischer Dungeons. Auch wenn ich die vier Titanen damals ziemlich cool fand, waren sie sehr ähnlich aufgebaut und sahen fast identisch aus. In TOTK gibt es nun „richtige“ Dungeons, die mir letztlich auch besser gefallen haben. Optisch und mechanisch haben sie sich deutlicher voneinander unterschieden, und gerade den Gerudo-Tempel fand ich cool aufgebaut. Insgesamt waren sie vom Schwierigkeitsgrad der Rätsel meiner Meinung nach aber zu einfach. Kenne ich von den anderen Zeldas, die ich mittlerweile gespielt habe (Windwaker und Link’s Awakening), ein bisschen anders.

  • Charme: Die Welt und ihre Charaktere sind einfach sehr sympathisch. Es gibt enorm viele Charaktere mit lustigen Dialogen. Außerdem finde ich es richtig cool, wie diese Charaktere ihren eigenen Tagesablauf haben und auf äußere Umstände (beispielsweise Regen oder… Link) reagieren.
    Auch ist es klasse, wie sie einem oftmals die Quests übermitteln. In Hyrule erzählt man sich viel, weswegen man viele Gerüchte aufschnappt, denen man dann nachgehen kann. Dabei wird einem auf der Karte fast nie gesagt, wo man jetzt genau hingehen muss, vielmehr muss man den NPCs wirklich zuhören, um zu wissen, wo es lang geht.

  • Finale: Der Endkampf ist zwar nicht sonderlich herausfordernd, dafür ist er optisch eine wahre Pracht. Auch von der Mechanik sehr cool. Hat mir richtig gut gefallen und war ein schöner Abschluss für dieses Spiel.

The Bad

  • Switch: Man muss den Entwicklern ein großes Kompliment machen, dass sie dieses Spiel mit dieser Physik-Engine (meiner Erfahrung nach) komplett ohne Bugs auf die Switch gezaubert haben. Da können sich viele andere eine Scheibe abschneiden. Dennoch zeigt die Switch natürlich ihr Alter. 30fps mit ein paar Drops und eine dynamische Auflösung zwischen 720p und 900p tun im Jahre des Herren 2023 einfach weh. Das Spiel könnte noch beeindruckender sein, wenn die technischen Limitationen der Hardware nicht wären. Ich muss aber auch ganz ehrlich sagen, dass ich die Abwesenheit von 60fps gar nicht so stark bemerkt hatte, wie zuvor befürchtet. Gutes Frame-Pacing ist hier der Schlüssel.

  • Behäbigkeit: Schreine betreten. Schrein-Segen abholen. Ausrüstung verbessern. Segen gegen Herz- oder Ausdauercontainer eintauschen. Inventar vergrößern. Das alles und mehr dauert mit der Zeit einfach viel zu lange. War schon bei BOTW so, aber heutzutage stört es mich deutlich mehr. Klar habe ich den Charme positiv herausgestellt und gerade die Sequenzen der Feen (Ausrüstung) und von Maronus (Inventar) sind ultra charmant, aber dann lass mich in einem Rutsch bitte direkt mehrere Verbesserung tätigen mit einer Cutscene, statt alles einzeln machen zu müssen. Es hat mich zum Ende hin echt frustriert. Die Szenen kann man zwar überspringen, aber es dauert trotzdem alles viel länger als nötig.

  • Schreine (2/2): Vorher habe ich die Schreine gelobt, jetzt muss ich meckern. Von meinen geliebten Rätsel-Schreinen gibt es gefühlt zu wenig. Schreine an sich sind mehr als genug da, nur gibt es unzählige, die einfach nur aus einem Gang mit einer Schatztruhe bestehen. Eine Zeit lang war jeder zweite Schrein, den ich angesteuert habe, ein solcher ohne Herausforderung. Ich verstehe, dass in diesen Fällen der Weg dorthin die Challenge sein soll, bei vielen davon gehe ich da aber nicht mit.
    Vielleicht hatte ich bisher Pech, aber das ist mein Eindruck, nachdem ich 3/4 der Schreine abgeschlossen habe.

  • Untergrund: Während mir die Himmelsinseln als neues Gebiet gefallen haben, mochte ich den Untergrund nicht besonders. Es ist jetzt nicht super schlimm, aber ich habe mich so wenig wie nötig dort aufgehalten. Wenn man der Quest folgt, wird man da immerhin ziemlich gut durchgeschleust.

  • Kämpfe: Sie erfüllen ihren Zweck, viel mehr aber auch nicht. Auf diesem Gebiet gibt es leider keine großen Fortschritte im Vergleich zu meinem GOTY von 2017.
    Zwar bekommt man im Verlauf des Spiels Mitstreiter, was ich eigentlich echt cool finde, deren KI lässt aber sehr zu wünschen übrig. Wirklich viel helfen die in den Kämpfen nicht. Immerhin bekommt man durch sie neue Fähigkeiten, die teilweise ziemlich nützlich sind. Ich finde es aber echt nicht gut, wie man sie aktiviert: Man muss immer wieder zum jeweiligen Partner hinlaufen und ihn mit „A“ anklicken, damit man den Skill nutzen kann. Es gibt so viele krude Tastenkombinationen im Spiel, da hätte man hierfür auch noch eine bessere Lösung finden können. Ich weiß nicht wie oft ich die Fähigkeiten aus Versehen bei der Erkundung aktiviert habe, weil die mir beim Aufsammeln von Objekten dazwischen gelaufen sind. Besonders gut der Vogel, der die Objekte dann direkt wegweht. :jeffkoch:
    Die Gegnervielfalt wurde noch ein bisschen hochgeschraubt, leider kämpft man immer und immer wieder gegen dieselben Bossgegner. Ist das Elden Ring, oder was?

  • Dé·jà-vu: Zwar wurde die Welt an einigen Stellen stark verändert (es gibt jetzt beispielsweise viel mehr Höhlen), trotzdem bleibt es im Kern die gleiche wie in BOTW. Wie ich gesagt habe, ich liebe die Erkundung in Videospielen, und auch hier hatte ich wieder meine Freude daran, aber es haut einfach nicht mehr so stark rein, wenn man eine sehr ähnliche Welt schon mal komplett durchforstet hat.
    Gleiches gilt für große Teile der Musik und das gesamte Spielprinzip, einschließlich der Struktur der Hauptmissionen. Ja, es macht mir immer noch Spaß und nach sechs Jahren kann ich das auch gerne nochmal spielen, aber es begeistert mich nicht mehr so extrem wie damals.

The Nitpick

Ich hasse es, wenn man in Spielen Gegner von hohen Plattformen stößt, sie dadurch sterben, man aber ihre Materialien nicht bekommt. Bei TOTK ist das besonders nervig, weil a) es durch die Himmelsinseln viele Orte gibt, wo das leicht passieren kann, und b) weil man die Materialien von Flugtieren im Himmel sogar tatsächlich automatisch bekommt, wenn man sie tötet. Ihr habt das also auf dem Schirm, Nintendo. Es ist möglich! Warum nur in diesem speziellen Fall und nicht generell?

Keine Items bei herunterfallenden Gegnern: :fu:

The Score

Tears of the Kingdom ist ein guter Nachfolger von Breath of the Wild, meiner Meinung nach – und da bin ich anscheinend allein auf weiter Flur – kommt es nicht an den Vorgänger heran, geschweige denn, dass er ihn übertreffen würde. In vielen Bereichen ist TOTK tatsächlich besser, allen voran was Links Fähigkeiten angeht (nochmal: Ultra-Hand ist die beste Mechanik, die Videospiele in den letzten Jahren hervorgebracht haben), allerdings ist es für mein Empfinden eben doch „nur“ mehr BOTW. Und die Magie lässt sich für mich kein zweites Mal einfangen. Dafür hätte es schon ein paar drastischere Unterschiede geben müssen.
Trotzdem ein starkes Spiel, das bei mir aktuell auf Kurs „Spiel des Jahres“ ist, aber für mich ist es nicht der erwartete GOTY-Slam-Dunk.

/10

Vielleicht sogar eher 8.75, aber das bastle ich jetzt nicht im Spiel.

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