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Und direkt hinterher das nächste Open-World-Spiel. Diesmal jedoch in deutlich kleinerem Umfang.

Tchia Platin-Trophäe #59

Plattform: PS5 | Entwickler: Awaceb | Spielzeit: 23 Stunden

In diesem 3D-Open-World-Adventure schlüpft man in die Rolle des titelgebenden Mädchens „Tchia“, das durch die Inseln Neukaledoniens reist, um ihren Vater aus den Fängen des Herrschers zu befreien.

The Good

  • Day One im PS Plus Extra- und Premium-Katalog enthalten.
  • Der Flair und die Kultur von Neukaledonien – wo die Entwickler auch ursprünglich herkommen – wird dem Spieler wunderbar nähergebracht. Die Sprachausgabe ist auf Französisch/Drehu und wurde komplett von einheimischen Sprechern vertont. Man lernt zudem ein wenig über die Bräuche dieser Inselgruppe und auch das lokale Essen wird nett modelliert präsentiert.
  • Die schöne Musik wurde mit landestypischen Instrumenten wie der Ukulele eingespielt und ist eines der Highlights des Spiels. Immer mal wieder greift man selbst zum Instrument und darf in kleinen Rhythmus-Minispiel-Sequenzen mitjammen. Wenn man darauf keine Lust hat, kann man auch auf „Autoplay“ stellen, aber zu verlieren hat man ohnehin nichts und es sind immer coole, kleine Momente.
  • Die Landschaften können zeitweise echt cool aussehen. Gerade wenn die Sonne langsam untergeht und man mit dem Floß über das Wasser schippert (siehe Screenshot).
  • Die Story-Zwischensequenzen haben einige recht witzige und süße Momente.
  • Das Floß ist ein spaßiges Fortbewegungsmittel. Während der Fahrt ist man „frei“ auf dem Floß und muss manuell zum Segel, Steuer und Anker gehen, um diese zu bedienen. Diese aktive Art der Steuerung gefällt mir besser, als wenn man einfach nur mit dem Analogstick lenken und mit R2 Gas geben würde.
  • Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an weiteren Arten der Fortbewegung: laufen, klettern, schwimmen, tauchen, Hänge runterrutschen, per Glider gleiten und als zentrales Feature des Spiels: den Seelensprung.
    Mit dem Seelensprung kann man in fast jedes Objekt oder Tier springen und dieses dann steuern, bis die Seelen-Leiste aufgebraucht ist. Springt man in ein Tier, kann man dessen Fähigkeit nutzen. Beispielsweise kann man als Vogel fliegen (und kacken), als Fisch schneller schwimmen, als Hund graben und als Krabbe kneifen. Es macht Spaß, die verschiedenen Tiere nach und nach auszuprobieren und so die Inseln zu erkunden.
  • Mit dem Seelenwurf kann man Objekte, in die man sich vorher verwandelt hat, weit wegschießen. Clevere Abenteurer nutzen dies als weitere und auch (mit Ausnahme der Schnellreise) als schnellste Fortbewegungsmethode: z.B. in einen Stein verwandeln → Stein wegschleudern → wieder in den wegfliegenden Stein verwandeln. Repeat. Das macht man so lange, bis man am Ziel ankommt oder die Seelenleiste aufgebraucht ist.
  • Das Maximum der Leiste kann man per Seelenfrucht erhöhen, die man in kleinen Dungeons erspielen kann. Diese Dungeons bieten die größte Abwechslung im Spiel. In einem Dungeon muss man z.B. in einem Ball à la Super Monkey Ball einen Parkour erfolgreich abschließen, in einem anderen muss man in Tic Tac Toe gewinnen. Von diesen besonderen Challenges gibt es aber leider nur eine Handvoll.
  • An weiteren Nebenaktivitäten mangelt es in der offenen Welt allerdings nicht: Wettrennen (zu Fuß, per Floß oder als Tier), Zielschießen, Turmspringen, Greifautomaten, Steine balancieren, Schatzsuchen und das Ausschalten von Soldaten-Camps.
  • Das Aussehen von Tchia und vom Floß kann man durch allerlei Kosmetik-Items verändern, die man überall auf den Inseln finden kann.

The Bad

  • Bis auf die Licht- und Wassereffekte ist das Spiel kein wirklicher Hingucker, auch wenn diese beiden Aspekte schon viel ausmachen. Vom Stil der Charaktermodelle, allen voran der Gesichter, bin ich kein großer Fan.
  • Bei Release lief das Spiel ausschließlich mit 4K/30fps. Ich habe mich mittlerweile so an 60fps gewöhnt, dass ich nur noch richtige Topspiele mit so wenigen Bildern pro Sekunde spielen „möchte“. Immerhin wurde schnell ein 60fps-Performance-Modus nachgereicht, der schafft aber nur 1080p, was bei dem gebotenen Look und Spielerlebnis nicht wirklich zufriedenstellend ist. Natürlich haben wir es hier mit einem neuen, kleinen Team zu tun und da darf man nicht die ganz hohen Erwartungen haben, aber man hat von vergleichbaren Entwicklern schon bessere Optimierungen gesehen.
  • Ich wurde mit einigen heftigen Bugs und Glitches konfrontiert. Einmal war das Spiel nach jedem Laden des Spielstands etwa fünf Sekunden später komplett eingefroren, sodass ein Neustart des Spiels nötig war. Nach einigen Versuchen konnte ich es zum Glück schaffen, irgendwie mit dem Floß aus dieser vermaledeiten Lage zu entkommen, sonst hätte ich etwa fünf Stunden Spielzeit verloren. Und das wäre es dann gewesen mit mir und Tchia.
  • Die Geschichte fühlt sich erwartungsgemäß wie Beiwerk an, was okay ist, weil das Erkunden für mich den Hauptreiz des Spiels ausgemacht hat. Trotzdem ist es komisch, wenn man im Menü sieht, dass man in Kapitel 5 von 10 ist und bis dahin nicht wirklich etwas passiert ist. Später wurde allerdings versucht, den ein oder anderen schockierenden Moment einzubauen, wo ich mich dann aber auch nur nach dem Sinn gefragt habe. In einer Sequenz wird ein Baby vom Bösewicht gefressen, in einer weiteren Szene ein anderes Baby als Geisel genommen und dann tatsächlich per Messer verletzt. Sogar Blut ist zu sehen. :zuck: Wieso? Das passt einfach mal gar nicht zum Flair des Spiels.
  • Ich bin ein Verfechter davon, dass nicht jedes Spiel Kämpfe braucht. Hier sind sie für mich aber begrüßenswert, weil sonst echt zu wenig los wäre. Leider sind die Kämpfe gegen die sogenannten Maano-Soldaten richtig schwach und eintönig. Es gibt nur eine Art des Angriffs: Seelensprung in ein explosives Objekt wie Öllampen oder Kanister und dann per Seelenwurf auf den Gegner schießen. Das macht auf Dauer leider keinen Spaß.
  • Mit den eigentlich coolen Seelensprung- und Seelenwurf-Mechaniken wird erschreckend wenig gemacht. Sie sind sogar fast komplett optional und werden eigentlich nur zur Fortbewegung und eben den Kämpfen genutzt. Ansonsten gibt es keine Rätsel, Passagen oder sonstiges, die diese Features kreativ einsetzen. Sehr irritierend. Die Tierfähigkeiten sind ebenfalls nur bei den optionalen Schatzsuchen von Belang.
  • Wenn man 100% erreichen will, wird das Reisen zwischen den Inseln trotz der vielen unterschiedlichen Fortbewegungsmethoden irgendwann ein bisschen zäh. Schnellreisen sind nur von Anleger zu Anleger möglich und der eigene Standort wird auf der Karte nicht in Echtzeit angezeigt, was das Ganze nochmal erschwert.
    Vielleicht fragt ihr euch jetzt, warum ich immer versuche die Spiele zu 100% zu komplettieren, wenn es mich ständig nervt. Na, weil ich dumm bin. Platin-Trophäe #59!

The Nitpick

Jetzt wird es richtig pedantisch, aber dafür gibt es die Kategorie ja. :_d:
Ich mag es nicht, wenn Countdowns ständig hin- und herwackeln, weil die einzelnen Ziffern nicht fixiert sind. Alternativ könnte man auch Monospace Fonts verwenden, bei denen jeder Buchstabe und jede Ziffer gleich groß ist.
Diese Unart (!) sieht man in anderen Spielen und bei irgendwelchen TV-Shows auch ganz oft. Bei Tchia schaut das so aus (Hintergrund ignorieren):

Tchia Countdown

Wenn es gut gemacht wäre, würde sich die „2“ am Anfang nie bewegen. So ist das doch fürchterlich, nicht wahr? …Niemand?

Rumgezappel bei Countdowns: :fu:

The Score

In Tchia steckt ohne Wenn und Aber viel Herz und es ist toll anzusehen, wie ein kleines Team ihre Heimat der restlichen Welt präsentieren will. Das hat für mich auch echt gut geklappt. Zwar gab es nur einen kleinen Einblick, aber ich denke, ich habe ein ganz gutes Gefühl für die Lebensweise der Neukaledonier bekommen.
Im Spiel sind einige gute Ideen, diese fügen sich für mich aber zu keinem zufriedenstellenden Gesamtergebnis zusammen. Die Erkundung der Inseln macht zwar eine Zeit lang durchaus Spaß, viel mehr hat Tchia aber auch nicht zu bieten. Es wirkt unausgegoren. Nach den schönen Trailern hatte ich mir etwas mehr erhofft, weswegen ich eine gewisse Enttäuschung nicht abstreiten kann.

6,75/10

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