Zuletzt durchgespielt - Thread

Statt am Ende des Jahres den „Spiel des Jahres“-Thread vollzuballern, werde ich in Zukunft wohl häufiger mal in diesem Thread verkehren. Den Anfang macht…

Hi-Fi Rush

Plattform: PC | Entwickler: Tango Gameworks | Spielzeit: 12 Stunden

Wenn Xbox Studios ein Spiel veröffentlicht, ist das ja immer schon ein besonderes, weil seltenes Ereignis. Noch besonderer wird es, wenn es vollkommen aus dem Nichts geschieht. So wie im Fall von Hi-Fi Rush. Nur eingefleischte Fans von Tango Gameworks dürften dieses Spiel auch nur annähernd auf dem Schirm gehabt haben, bevor es am 25.01. direkt mit der offiziellen Ankündigung released wurde.

Da es selbstverständlich auch wieder Day One im Game Pass verfügbar war, habe ich mir nach den ersten positiven Berichten sofort wieder denselbigen für einen Monat auf PC gegönnt und habe losgespielt, bevor ich auch nur eine Sekunde Gameplay gesehen habe.
Eines wird direkt klar: dieses Spiel ist stylisch! Hi-Fi Rush kommt in einem der schönsten Cel-Shading-Stile daher, die ich bisher gesehen habe. Ein absolut zeitloser Grafikstil, der auch in 20 Jahren noch gut aussehen wird.

Das Spiel wäre ein relativ normales Action-Adventure mit ein wenig Platforming, Sammelobjekten und Hack-and-Slash-Einlagen, wenn da nicht dieser eine besondere Kniff wäre: alles läuft im Takt der Musik ab. Der Hauptcharakter Chai schnipst ständig im Beat, Objekte in der Umgebung und Plattformen bewegen sich im Beat, Gegner attackieren im Beat und man selbst muss selbstverständlich auch im Rhythmus des Beats angreifen, wenn man das meiste aus seinen Attacken rausholen möchte. Das fiel mir erstmal etwas schwer, mit der Zeit kam ich aber immer besser zurecht.

Bis dann irgendwann Blocks bzw. Paraden eingeführt wurden. Beim Parieren hatte ich deutlich mehr Probleme sie richtig zu timen, als es bei meinen Angriffen der Fall war. Oftmals wird das Kampfgeschehen auch einfach ein wenig unübersichtlich, was das Abwehren von gegnerischen Attacken schwierig macht. Wenn mir Spiele die Wahl lassen, dann verzichte ich liebend gerne aufs Parieren von Angriffen und konzentriere mich mehr aufs Ausweichen (meine “Parrys” in Elden Ring kann man an einer Hand abzählen). Leider lässt einem Hi-Fi Rush diese Wahl nicht. Manche Gegnertypen sind nur mit perfekt getimten Abwehraktionen zu meistern, was ich an einigen Stellen sehr frustrierend fand.

Ansonsten hat man bei den Kämpfen – die leider nicht frei im normalen Spielverlauf beim Erkunden, sondern ausschließlich in bestimmten Abschnitten in Arenen stattfinden – eine Vielzahl an Möglichkeiten. Es gibt leichte und schwere Angriffe, einige verschiedene Angriffskombos, LIMIT-Break-artige Spezialattacken, einen Enterhaken, mit dem man sich an Gegner heranziehen kann, und Freunde, die man – wenn sie sich nicht gerade im Cooldown befinden – per Knopfdruck herbeirufen kann, damit sie kurzzeitig mit bestimmten Fähigkeiten an deiner Seite kämpfen.
Die normalen Kämpfe können schon durchaus Spaß machen, die Highlights sind allerdings ganz klar die Bosskämpfe. Hier wird inszenatorisch einiges aufgefahren und die Musik nimmt eine noch prominentere Rolle ein. Vor allem wenn bekannte lizenzierte Songs gespielt werden, habe ich die Lautstärke schon mal aufgedreht und bin in einen richtig guten Flow gekommen. Das letzte Drittel des Spiels ist voll davon und war für mich ein klasse Abschluss eines Spiels, das mich gerade im mittleren Teil doch ein bisschen genervt hat (richtig, das Parieren).

Ich wäre nicht überrascht, wenn Hi-Fi Rush am Ende des Jahres auf vielen, vielen Toplisten und hier und da sogar auf Platz 1 wiederzufinden sein wird. Wer den Rhythmus-Part des Spiels komplett fühlt, der wird vermutlich extrem begeistert sein. Die Welt ist kreativ und sieht fantastisch aus, Charaktere und Story hauen nicht von den Socken, sind aber vollkommen in Ordnung (die deutsche Synchro hat mir übrigens auch gefallen) und das Konzept, die Musik so integral ins Spiel einfließen zu lassen, hat man in der Form auch noch nicht so oft gesehen.
Ironischerweise ist es genau dieser USP, der mir nicht ganz so gut gefallen hat. Es wäre ein weitaus weniger besonderes Spiel ohne dieses Gimmick, für mich persönlich aber doch ein wenig spaßiger. Das Erkunden der Welt war zwar ein wenig eingeschränkt, gefiel mir aber dennoch besser, als die auf Timing basierenden Kämpfe. Hätte das Spiel “normale” Action-Kämpfe, dann vielleicht auch mit Gegnern, die sich frei in den Levels bewegen, wäre der durchschnittliche Review-Score sehr wahrscheinlich niedriger, bei mir wäre es aber noch besser angekommen. Trotzdem eine ganz klare Empfehlung von mir. Wenn man den Game Pass hat, dann gibt es sowieso keine Ausrede.

8.5/10

16 „Gefällt mir“