Zum Jahresabschluss: Habe in den letzten Wochen/Monaten auch einige Apple+ Serien abseits von Ted Lasso gesehen, auf der Plattform gibt es zwar nicht viel Masse, aber durchaus Klasse (also das Gegenteil von Amazon Prime), hier kurz vorgestellt, falls jemand noch ein Abo hat und nicht weiß, was sich lohnt:
The Line (Dokumentation)
Mein persönlicher Favorit derzeit. Der Hashtag #freeeddie hat zumindest in Amerika für Schlagzeilen gesorgt. Der US Navy Soldat Eddie Gallagher soll in Mossul Kriegsverbrechen begangen haben. Andere Soldaten packen daraufhin aus, was unter Navy-Soldaten extrem selten ist, es entwickelt sich eine riesige Diskussion in den US Medien zum Umgang mit eigenen Soldaten und IS-Kämpfern, Donald Trump spielt natürlich auch eine unrühmliche Rolle und im Gerichtsprozess gibt es eine spektakuläre Wendung. Das besondere an der Doku ist, dass ein großer Teil aus Sicht der Soldaten erzählt wird, mit Hilfe der Helmkameras, das heißt man kann die beklemmenden Bilder in Mossul selbst miterleben, die das ganze Elend erzählen. Eine Doku, die auf jeden Fall keinen kalt lässt.
9/10
Dickinson (Drama/Comedy)
Dramedy über die amerikanische Poetin Emily Dickinson. Zum Hintergrund: Dickinson gilt heute als einer der bedeutendsten Dichterinnen überhaupt, konnte/durfte aber als junge Frau im 19. Jahrhundert keines ihrer Werke veröffentlichen, sie wurde erst nach ihrem Tod berühmt und hat schätzungsweise 1.700-2.000 Gedichte geschrieben. Auch existierte bis vor kurzem nur ein einziges Bild von ihr (jetzt sind es evtl. zwei).
Die Serie ist eine gute Mischung aus lustigen Situationen und dem Drama, dass Dickinsons Leben beschrieb, es ist trotz des Schauplatzes im Amerika der 1850er-Jahre außerdem an vielen Stellen ziemlich modern, zum Beispiel was die Musik angeht. Auch sehr interessant, wie die damalige Jugend ihre Zeit verbrachte, zumindest in dieser Interpretation. Zudem wird Dickinson gespielt von der großartigen Hailee Steinfeld (momentan auch in der Serie „Hawkeye“ zu sehen). Die Serie hat 3 Staffeln und wird zum Schluss hin mMn immer besser. Anschauen!
9/10
Swagger (Drama)
Die Serie orientiert sich an der Geschichte von Kevin Durant, der sie auch mitproduziert. Es geht um das junge Basketball-Ausnahmetalent Jace Carson, der versucht, Basketball-Profi zu werden und sich vielen Hindernissen stellen muss: Rassismus, sportliche Rückschläge, Verletzungen, die Versuchungen windiger Manager und Sponsoren. Sein Jugendteam „Swagger DMV“ und deren Coach Ike stehen im Mittelpunkt der Geschichte, es wird aber auch versucht, gesellschaftliche Themen (BLM, Corona, Missbrauch junger Sportler) zu behandeln. Während andere Serien das Thema Corona bspw. komplett aussparen, geht Swagger einen mutigen Weg, manche Dialoge werden, weil es eben zu der Zeit die Regel war, komplett mit Maske geführt. Auch der Social Media Wahnsinn wird abgebildet und kritisch hinterfragt. Sehr gelungen fand ich als Laie die Basketball-Spielszenen, man weiß zum Teil nicht, ob es schauspielernde Basketballer oder basketballspielende Schauspieler sind, der Hauptdarsteller Isaiah Hill scheint auf jeden Fall auch im Real-Life was draufzuhaben.
8/10
Acapulco (Comedy)
Einfach ne richtig tolle Feel-Good Serie über den armen Hotelangestellten Maximo, der im Acapulco der 80er Jahre im prunkvollsten Hotel Las Colinas Karriere machen will und sich dabei mit verrückten Gästen und Kollegen herumschlagen muss. Hat ein bisschen Jane-the-Virgin Vibes, ist aber mMn viel lustiger erzählt, bringt das 80er Feeling rüber und spart auch nicht mit Gefühl. Sehenswert.
8/10
Infiltration (Sci-Fi)
Die Erde wird mal wieder von Aliens heimgesucht. Diese gängige Formel wird in diesem Fall aber sehr interessant aus verschiedenen Perspektiven erzählt, in Amerika, England, Afghanistan, Japan. Mit viel Suspense, ohne das Ganze auf die Spitze treiben zu wollen. Wie immer muss man etwas das Hirn ausschalten, um die Entscheidungen nachvollziehen zu können, aber wer auf diese Art Sci-Fi steht bekommt eine hochwertig gedrehte Version davon mit tollen Schauspielern.
7/10
Foundation (Sci-Fi)
Nach den Romanen von Isaac Asimov. Ich hatte die Serie schon mal erwähnt, da ich Ähnlichkeiten bei der FDP vermutete: Die herrschende Klasse will ihr Galactic Empire dadurch schützen, dass immer drei Klone des ursprünglichen Herrschers Cleon I. gleichzeitig regieren, im jungen, mittleren und fortgeschrittenen Alter. Der führende Mathematiker Hari (wie immer grandios gespielt von Jared Francis Harris, den die meisten aus Chernobyl kennen) prognostiziert durch seine Rechnungen aber den Untergang des Weltreichs, wodurch er an den Rand der Galaxy flüchten muss, um dort seine Foundation aufzubauen und die Menschheit nach dem Untergang des Reiches weiter bestehen kann. Wer Science-Fiction mag sollte der Serie eine Chance geben.
07/10
Schmigadoon! (Musical/Comedy)
Musical-Parodie von Saturday-Night-Live-Produzent und -Legende Lorne Michaels: Ein Päarchen steht kurz vor der Trennung und versucht, ihre Beziehung durch einen gemeinsamen Ausflug zu retten. Sie verirren sich im Wald und landen in der Stadt Schmigadoon, wo alle Menschen nur singen und tanzen. Ein Albtraum, vor allem für ihn, denn er hasst Musicals, und nun können sie erst gehen, wenn sie die wahre Liebe gefunden haben. Die Serie zieht Musicals durch den Kakao und gleichzeitig ist es eine Liebeserklärung daran, mit schmissigen Nummern (Cornpudding!) und komischen Gastauftritten, unter anderem von Martin Short als Kobold. Und Hauptdarstellerin Cecily Strong (SNL) find ich eh toll.
7/10
The Morning Show (Drama)
Hatte ich letztes Jahr schon Mal erwähnt: Drama hinter den Kulissen einer amerikanischen Morning-Show. Mitch Kessler (Steve Carell) und Alex Levy (Jennifer Aniston) sind das beliebteste Fernsehpaar Amerikas, doch dann ist Mitch in einen metoo-Skandal verwickelt und muss den Sender verlassen. An seine Stelle tritt die aufstrebende Reporterin Bradley Jackson (Reese Witherspoon), die jedoch mit eigenen familiären Problemen zu kämpfen hat. Ich fand die erste Staffel etwas stärker, doch auch in der zweiten wird eine interessante Geschichte erzählt und die Hauptdarsteller sind über alle Zweifel erhaben, einfach großartig gespielt.
8/10
Und der Vollständigkeit halber noch zwei nicht so aktuelle Serien, die man aber trotzdem gesehen haben sollte:
Teheran (Thriller)
Toller israelischer Spionage-Thriller um eine Mossad-Agentin, die im Iran auf sich allein gestellt ist, als eine Mission scheitert.
8/10
For all mankind (Sci-Fi)
Was wäre gewesen, wenn die Russen als Erste auf dem Mond gelandet wären? Spannende Sci-Fi für alle Raumfahrt-Fans, vor allem die erste Staffel ist athmosphärisch super, fängt den Pionier-Geist in der Raumfahrt in den 60ern/70ern perfekt ein. In der zweiten für meinen Geschmack dann zu viel Action, aber immer noch sehenswert.
7/10