Das größte Problem bei dieser Debatte ist für mich einfach, dass gerade diese ganzen „Traditionsvereine“ immer mit den gleichen Argumenten kommen, wie es hier auch verdeutlicht wird. Dass aber bei fast allen Vereinen, die in dieses Raster fallen, über Jahre hinweg aus Ökonomischer Sicht absolutes Missmanagement betrieben wurde, wird dabei fast nie erwähnt.
Alle Vereine, die im Profifußball der DFL angegliedert sind, sind in erster Linie inzwischen Wirtschaftsunternehmen und dabei spielt es nicht mal eine Rolle, ob es noch ein eingetragener Verein ist oder ein Konzern.
In erster Linie wurde hier über Jahre hinweg es verpasst, den Verein auch entsprechend aufzustellen. Da kann man gut den Vergleich mal zu so Unternehmen wie Neckermann oder Nokia ziehen. Wir machen die Dinge halt eben so, wie wir Sie schon immer getan haben. Dadurch verpasst du aber irgendwann den Sprung noch wirklich konkurrenzfähig zu sein. Meistens werden dann die ganzen wichtigen Posten in diesen Vereinen besetzt, die in erster Linie keine Manager sind, sondern Sportler. Und genau da fehlt es dann am Entscheidenden Wissen teilweise, um sich eben Marktwirtschaftlich anzupassen. So sehr ich selbst ein romantischer Fußballtraditionalist bin, so funktioniert dieses Business (und das ist es eben in erster Linie) einfach nicht (mehr).
Warum funktionieren denn gerade aktuell der SC Freiburg und Union Berlin so gut? Weil die dort ein klares Management auch einfach hinter der sportlichen Leitung haben. Da weiß jeder, was er tut, es wird ein klarer Plan verfolgt und keiner hat eine völlig absurde Erwartungshaltung. Oder die Eintracht als anderes Beispiel. Früher konntest du den Verein komplett in die selbe Riege, wie ich es oben erwähnt habe, nahtlos einführen aber eben gerade durch das Management (Axel Hellmann), ist es eben gelungen sich bewusst mit einem klaren Plan strategisch aufzustellen und zu positionieren. Und dann kannst du es auch schaffen, sowohl dich weiterhin als Traditionsverein zu vermarkten, dich aber gleichzeitig auch dem (gerade internationalen) Markt zu positionieren. So wirst du eben auch für Sponsoren und externe Geldgeber immer interessanter. Wenn wir mal bei diesen Beispielen bleiben, dann weiß man gerade bei allen drei Vereinen, wofür diese Clubs stehen. Und durch eine klare Positionierung kannst du dich eben auch entsprechend Vermarkten.
All das hat bei den allermeisten Vereinen nie stattgefunden, oder tut es nur sehr langsam und das dann auch noch viel zu spät. Da ging es immer nur darum kurzfristig den maximalen Erfolg rauszuholen und dafür wurde alles reingebuttert ohne auch nur einen klaren Plan zu haben, was überhaupt in den nächsten 5-10 Jahren passieren soll. Und alle diese Vereine (die besten Beispiele dafür sind Schalke, der HSV und Hertha BSC) haben dadurch einen riesen Fall erlitten. Denn auch die allermeisten Unternehmen, die so auf den Markt treten, sind schneller wieder verschwunden als das man sie kannte.
Wenn ich jetzt mal die ganze Literatur nehme, die ich gerade für meine Masterarbeit lese, wo es um Professionalisierung im Sport geht, dann könnte ich wohl zig Beispiele finden, was alles bei so vielen Vereinen falsch gemacht wird und könnte daraus locker 3 Arbeiten verfassen. Also völlig losgelöst von der Sponsoren und TV-Gelder-Debatte, bei der ich den Ansatz der Verteilung auch auf Basis der Fanbasis als einen durchaus interessanten Punkt sehe (wenn auch nur Anteilig), dann sollten sich die ganzen Verantwortlichen bei den ganzen Traditionsvereinen erstmal selbst an die eigene Nase fassen.
Und das ein Verein nur auf Pump und mit guten Management funktioniert ist auch völliger Quatsch. Ich würde bei den ganzen Diskussionen hier mal RB ausklammern, weil Sie in meinen Augen das System ab absurdum führen (dürfen), aber es gehört halt eben auch eine sportliche Kompetenz und klare Positionierung ebenso dazu, was ich auch bei Vereinen gerade wie Hoffenheim und Wolfsburg nicht erkennen kann, weshalb diese auch alles andere als Erfolgreich sind.
Es gibt schon einen Grund, wieso die Bayern und in Ansätzen Borussia Dortmund dem Rest doch sehr weit voraus sind. Sowohl sportlich als auch finanziell gesehen.