Ich will mal ein bisschen empfehlen und begründen, warum der Elch da oben so etwas besonderes ist.
Aus meiner Nominierungs-PN:
3. Northern Exposure – Ausgerechnet Alaska (1990)
Der frisch ausgebildete New Yorker Allgemeinmediziner Joel Fleischman wird zur Abzahlung seiner Studienfinanzierung in ein kleines Dorf in Alaska versetzt und muss lernen mit der Lebenssituation in der Wildnis klarzukommen. Der Humor der Serie erwächst aus den sehr eigenwilligen Charakteren, die Einzigartigkeit aus einem im Original sensationellen Soundtrack und einer Liebe zum Detail in der Darstellung der dörflichen Welt, die aber immer wieder große philosophische Themen aufnimmt und äußerst liebevoll erzählt.
Bisschen ergänzend: Northern Exposure ist eine absolute Wohlfühl-Serie. Natürlich ist es komisch, wie Joels Ansprüche und das Unverständnis darob der Bewohner des Dorfes aufeinanderknallen. Vor allem werden aber unendlich viele kleine und große Geschichten der einzelnen Charaktere erzählt, die ohne Ausnahme alle interessant sind:
Wir haben den Ex-Astronauten, der jetzt der Big Businessman des Ortes ist und alles für Tourismus u.ä. erschließen will. Es gibt den Barmann mit seiner jungen Frau, die alte Frau des Krämerladens, den Ex-Knackie-Grunger mit Holzfällerhemd und hohem Kunstanspruch, der die lokale Radiostation versendet. Es gibt die zweite Hauptfigur, die Buschfliegerein Maggie, deren Liebes/Hass-Beziehung zum Arzt den Ausgangspunkt und Kern der Cicely-Welt bildet. Und allem voran gibt es die - in den Neunzigern hat man noch gesagt: - Indianer, die indigenious people da. Wie die Serie deren Stellung zwischen eigenen Traditionen und „westlicher Kultur“ darstellt, ist einfach nur Bombe. Joel Fleischmans „Sekretärin“ und der junge Ed, der immer mit LA-Rams-Shirt durch die Gegend rennt, Filmregisseur werden will und sich daher wahnsinnig gut in Hollywood auskennt, andererseits aber eben auch in den moralischen Leitlinien seiner Herkunft lebt, sind allein schon diese Serie wert. Und ich kratze echt nur an der Oberfläche.
Kurz: Auch wenn die Charaktere natürlich bestimmte Rahmen erfüllen, sind sie alle fast klischeefrei und kriegen sehr viel Raum, sich individuell zu entwickeln.
Desweiteren: Hölle, ist das alles 90er! Aus jeder Pore atmet die Serie fast schon hippiesk die positive Stimmung linksliberaler Hoffnung auf eine bessere Welt mit dem erwarteten Ende des Kalten Krieges (tja…schade…). Aber sie schafft das mit einer Leichtigkeit, die das Ganze niemals belehrend wirken lässt - höchstens äußerst sympathisch naiv.
Zu sehen gibt es das Ganze wohl nur auf Datenträger. Vor 2 Jahren ist eine neue Edition herausgekommen, auf der wohl endlich der Original-Soundtrack zu hören ist und nicht im Studio nachgespieltes Plänkelgezupfe wie in älteren Releases (irgendwelche rechtlichen Gründe). Ich freue mich sehr auf den baldigen Re-Run. Ich weiß, es wird kaum jemand den Schritt machen, aber wer auf leichte Geschichten mit unerwartetem, teils endlosem Tiefgang kann, der nehme jetzt halt verdammtnocheins 80 Euro in die Hand und bestellt die Blu Rays von dem Besondersten, was man nach Twin Peaks in den 90ern sehen konnte:
northern exposure blu ray
P.s.: Spoiler: Der Elch kommt in der Serie gar nicht vor, sondern trottet nur durch den Vorspann.
p.p.s.: Herrjeh, ich habe ja den Einsiedler noch nicht ewrwähnt. Der ist toll…
Edit: Ach ja. Negatives: Zu Beginn der zweiten (?) Staffel gibt es eine kurze (?) Phase, in der sich jeder dahergelaufene Regisseur daran versucht hat, das Ganz noch weirder und noch abgedrehter zu machen. Darunter leidet das sehr, kriegt dann aber spätestens zur nächsten Staffel wieder die Kurve und findet zur Klasse zurück.