Regelfragen und -diskussionen - die 90-Minuten-Hurensohn-Schreien-Flatrate

Das hat man doch vor 3 Jahren in der Bundesliga versucht, nach 2 Wochen haben wieder alle rumgeheult, wie es denn so viele gelbe und rote Karten geben könnte und der Versuch wurde wieder abgebrochen.

Kleine Anekdote meinerseits: Bei uns kam es auch Mal zur Situation, dass ein Spieler gelb forderte, worauf ein gegnerischer Spieler den Schiedsrichter informierte, dass gelb fordern auch gelb gibt. Darauf hat dann wieder einer von uns reagiert, der meinte, dass der gegnerische Spieler dafür dann jetzt auch gelb bekommen müsste, worauf dann ein anderer Gegner wieder auf unseren Spieler reagiert hat. Am Ende hätte der Schiedsrichter vermutlich 10 gelbe Karten verteilen können.

1 „Gefällt mir“

Was völlig in Ordnung gewesen wäre. Und keiner der Spieler hätte es wohl jemals nochmal gemacht.

Ich befürchte nur, dass die Schiris von ihren jeweiligen Beobachtern wohl nicht gut beurteilt werden, wenn sie sich wirklich ans Regelwerk halten würden: Gelb fürs Fordern, Gelb für Schwalbe, 6 Sekunden Regel, Ball freigeben, Abstand zum Freistoß.

Die Regel gab es nie. Man hat nur irgendwann mal gesagt, dass das eine Unsportlichkeit darstellt und dementsprechend sanktioniert werden sollte. Hat sich leider nie so wirklich durch gesetzt. Zumindest erinnere ich mich nicht daran, dass das jemals konsequent so gehandhabt wurde.

Ich bin ja seit dieser Saison auch ausgebildeter Beobachter. Zumindest bei uns in Hessen darfst du einem Schiedsrichter keinen Abzug für etwas geben, was von der Regel gedeckt ist. Wenn er z.B. nach sechs Sekunden pfeift und indirekten Freistoß gibt, kann ich da die Note nicht für runter setzen. Er wird dann halt vermutlich aus dieser Aktion resultierend mehr Ärger im weiteren Spielverlauf kriegen - wenn er den dann nicht gut gehandlet bekommt, kann ich dafür abziehen.

Das ist halt das Problem in vielen Fällen, daher ist das vermeintlich kleine Licht mit den sechs Sekunden so debattierwürdig.

So oder so geht es ja erstmal darum, dass das Spiel flüssig läuft und alle gesund nach Hause gehen.

Tue mich auch ganz schwer nach einer knallharten Sechssekundenregel-Durchsetzung zu schreien, nur eine quasi überflüssige Regel bietet immer wieder auch Angriffspunkte gegen das Regelwerk. Wer weiß, vielleicht findet ja bald ein findiger PSG-Anwalt einen Weg darüber sich einen FFP-Bonus zu erstreiten, weil die Gegner einfach zu häufig den Ball zu spät gespielt haben :thinking::smiling_face:

Jede Regel lässt sich ja auf ein bestimmtes Fehlverhalten zurück führen. Dementsprechend könnte diese auch einfach mittlerweile obsolet sein und durch allgemeines Zeitspiel abgedeckt werden.

Manchmal sind weniger Regeln für ein gutes Spiel halt doch förderlicher :person_shrugging:

Da würde mich ja mal ganz grundsätzlich interessieren, wie ein Beobachter Fingerspitzengefühl einschätzt.
Amateurspiel, beide Teams im Mittelfeld der Tabelle, Team A führt kurz vor Schluss mit 4:1, beide Mannschaften haben oft gewechselt, alle Tore in der 2.HZ gefallen. Aber es ist offensichtlich, dass beide Teams nur noch auf den Schlusspfiff warten und den Ball locker hin und herschieben.

Der Schiedsrichter pfeift pünktlich 90:00 ab.
Wäre sowas für den Beobachter ein Fehler oder einfach Ermessensspielraum ohne negative Auswirkungen? Davon ausgehend, dass allein die Wechsel eine Nachspielzeit von 3 Minuten rechtfertigen würden, aber eben eh kein Team mehr angreifen wollte.

1 „Gefällt mir“

Das ist glaube ich Ermessensspielraum des Beobachters, ob er dafür einen Abzug gibt oder nicht. Ich würde es wohl nicht machen, aber regeltechnisch muss verlorene Zeit nachgespielt werden, daher wäre es nicht korrekt und dürfte sich entsprechend in der Note widerspiegeln. Beobachter sind auch nicht anders als Schiris auf dem Platz…der eine lässt was durchgehen, der andere ist eher strikt. Bei uns sind da z.B. abgeschnittene Stutzen immer ein Thema. Regeltechnisch verboten, unter den Beobachtern immer heiß diskutiert, ob man dafür nun abzieht oder nicht.

Das kommt drauf an, was mit „Fingerspitzengefühl“ gemeint ist. Wenn er eine Situation durch gute Regelauslegung taktisch clever löst, dann kann ich das in der entsprechenden Kategorie durchaus aufwerten. Aber der Grat zwischen „Fingerspitzengefühl“ und „kein Spielraum mehr“ ist oft sehr schmal, so dass die Schiris insbesondere in Beobachtungsspielen doch eher nah am Regelwerk pfeifen, um keine Abzüge zu riskieren, also dem Beobachter möglichst wenig Möglichkeiten geben, Dinge subjektiv negativ für sie auszulegen.

1 „Gefällt mir“

Okay, aber dann sind wir wieder bei der 6-Sekundenregel.

Dann gibt es da doch immer Angriffspunkte :grin::+1:

Also theoretisch dürfte ich auch für die 6-Sekunden-Regel einen Abzug geben, ja. Aber so ein Beobachtungsbogen läuft über mehrere Schreibtische, z.T. auch über die von Mitgliedern des Verbandsausschusses. Wenn die dann lesen dass ich so einen unverhältnismäßigen Abzug gebe, dann war’s das für mich auch erstmal ne Weile mit höherklassigen Beobachtungen oder attraktiven Ansetzungen.

Was dann aber jedes Mal Abzug bedeuten müsste, wenn nur 2 Minuten statt der viel realistischeren 10 oder noch mehr nachgespielt werden.

Wo wir wieder bei der Nettospielzeit wären.

Hach, gibt es vielleicht mal experimentelle Spielansetzungen, in denen sowas ausprobiert werden kann?

Nettospielzeit ist für mich am Amateurbereich einfach nicht umsetzbar. Aber wir werden ab kommender Saison wohl Nachspielzeiten wie bei der WM bekommen. Das IFAB hat dahingehend zur kommenden Saison klargestellt, dass Torjubel explizit ein Grund sind, nachspielen zu lassen:

image

Bisher waren diese Verzögerungen nur nachzuspielen, wenn sie „signifikant“ waren.

Ich denke ab nächster Saison werden also 8-10 Minuten Nachspielzeit keine Seltenheit sein.

1 „Gefällt mir“

Warum ist das nicht umsetzbar?

Gibt genügend Sportarten wo genau das funktioniert… :thinking:

1-2 Leute die die Zeit nehmen und ggf. dir das Spielberichtsformular abnehmen und ab dafür?

Oder vertraut man den Vereinen per se nicht?

Weil der Fußball auf den unteren Ebenen schlicht und einfach nicht die erforderlichen Menschen dafür hat.

Die Zeitnahme als Schiri auf dem Platz ist für mich unmöglich. Ich kann nicht bei jedem Ausball die Uhr stoppen und dann nach zwei Sekunden wieder laufen lassen. Ganz abgesehen davon haben die meisten Schiris gar nicht das technische Equipment und Verständnis. Da pfeifen viele noch mit der Standard-Casio-Uhr ohne Stoppuhr sondern gucken halt auf die normale Uhr, wann sie angepfiffen haben.

Es müsste also entweder ein zweiter Offizieller dazu oder der Heimverein muss die Sache übernehmen. Ersteres scheidet aus, es gibt ja schon nicht genug Offizielle, um zu jedem Spiel einen Schiri zu schicken, wie sollte man es dann schaffen zwei zu schicken? Option zwei wäre teilweise möglich, aber auch nicht komplett flächendeckend. Wenn Sonntags die erste Mannschaft spielt, dann sind sicher genug Leute vom Verein da, damit sie einen abstellen können, der das übernimmt. Aber wer mal Dienstag Abends B-Jugend gepfiffen oder gesehen hat, der weiß, dass man da gerne mal vor null Leuten spielt.

1 „Gefällt mir“

Wenn das aber zur Regel wird, kommen da halt zwei drei Leute und bedienen die Uhr an Spielfeldrand :person_shrugging: ist dann auch einfach die Regel die man einhalten muss für die Teilnahme am Spielbetrieb

Wer sollen denn diese zwei, drei Leute sein, die da pro Spiel auftauchen, wenn man schon mit dem einen Schiedsrichter pro Ansetzung langsam an Grenzen kommt? Völlig weltfremde Forderung.
Der Fußball ist auch deswegen so ein Breitensport ohne Beispiel geworden, weil es so relativ einfach überall zu spielen ist und wenig gebraucht wird.

Ja aber da brauchste auch keinen Zeitnehmer oder Schiedsrichter.

Jeder andere Breitensport kriegt es auch hin „gestoppte Zeit“ bei noch viel kleineren Vereinen umzusetzen.

Aber König Fußball hat nicht jemand vom Heimteam übrig, die/der ne Uhr stoppen können…?

1 „Gefällt mir“

Bei uns beim Handball hat sich die Heimmannschaft drum gekümmert, dass jemand aus dem Verein (aus anderer Jugend, Eltern…) die Zeit gestoppt haben und den Spielberichtsbogen ausgefüllt haben. Da hat auch ne 5 Minuten Einweisung gereicht, dass das ganze ohne große Probleme gelaufen ist.

2 „Gefällt mir“

Sehe das auch nicht als Problem und das ist ja das am meisten vorgebrachte Argument. Hatten wir hier glaub ich auch schon. Bei uns auf den Dörfern hier findest du überall locker einen der Alteingesessenen, der sich da hinsetzen würde. Viele der Älteren freuen sich doch über Aufgaben oder helfen gern. Wenn nicht, nimmste eben die Ersatzspieler.

Beim Nachwuchsspiel notfalls halt ein Elternteil, der Nachwuchsleiter oder so. Die müssen ja auch immer mal pfeifen, da wäre das Zeitnehmen sogar noch angenehmer. Dort, wo ich gespielt habe (Sachsen-Anhalt und Stadtgebiet Hannover), hätte ich das nie als Problem gesehen. Die Vereine wissen das ja rechtzeitig und können das mit einplanen, wie halt auch Ordner etc. Daher ist das für mich kein haltbares Argument, das gegen die Nettospielzeit spricht. Ich hätte das sehr gern mal getestet gesehen.

1 „Gefällt mir“

Dann komm ich mal mit dem Gegenargument.
Jedes Amateurhallenturnier. Immer Ärger mit dem Stoppen der Uhr und ab wann die Zeit wieder läuft. Wenns da noch um echte Punkte gehen würde, pures Chaos.

Lieber konsequent bestehende Regeln anwenden, dann werden halt 10 Minuten nachgespielt. Gerne auch, wie endlich von Streich auch mal prominent angesprochen, gelbe Karten für Kleinkram bis die Schiritasche abreißt.
Ball mitgenommen gelb, Ball gesperrt gelb, Ball weggerollt gelb, diskutiert obwohl nix mit der Szene zu tun gelb. Da hat sich mittlerweile so viel Scheiße eingeschlichen, die gegen den Geist des Spiels ist, einfach weil es funktioniert. Als Verteidiger biste ja noch der Dumme, wenn du den Gegner einen Freistoß schnell ausführen lässt, obwohl du dich ungestraft hättest davorstellen können.

9 „Gefällt mir“

Bei den Hallenturnieren, denen ich so beigewohnt habe, lag das oft aber auch nur an fehlender Kommunikation zwischen Schiedsrichter und Kampfgericht. Mal wird angehalten, mal nicht usw. Und bei vielen Turnieren ist es gar kein Thema.

Dass bei einem Hallenturnier aufgrund der stark begrenzten Spielzeit noch mehr auf die Zeit geguckt wird, ist ja auch klar. Bei 60 Minuten Spielzeit fallen die fünf, sechs Sekunden nicht so ins Gewicht. Zählt für mich also auch nicht. :smiley:

1 „Gefällt mir“