Ich hab mich derweil nach Ori (das mich immer noch sprachlos zurücklässt, was für ein fantastisches Spiel), wieder an Divinity Original Sin II rangewagt, hatte es irgendwann mal weggelegt, weil andere Spiele kamen aber bin jetzt wieder richtig tief drin.
Der Grund, warum ich es damals nicht mehr gespielt hatte, ist, weil man selbst für ein RPG sehr viel Zeit braucht. Das Spiel ist einfach so komplex, sehr viel Text, sehr viele Systeme die ineinander greifen, viele Dialoge, Charaktere, rundenbasierte Kämpfe.
Aber wenn man sich erstmal reingekämpft hat ist es ein wahnsinnig gutes Spiel, man erstellt sich einen Charakter und gesellt bis zu 3 andere Charaktere um sich, alle mit eigener Hintergrundstory, alle mit eigenen Fähigkeiten und eigenen Zielen. Man kann diese auch während des Spiels gegen andere austauschen, oder alleine auf die Reise gehen, dann verpasst man aber denke ich einiges. Jeder Charakter hat zwar am Anfang bestimmte Eigenschaften, aber eigentlich kann man sich die Personen so entwickeln lassen, wie man will. Mein Mensch ist ne Kampfmaschine und hat gute Überredungskünste, mein Zwerg kommt sehr gut mit Elementzaubern klar, meine Elfin ist eine gute Bogenschützin und kann heilen, meine Echse kann sehr gut schleichen, stehlen und Schlösser knacken. Es gibt aber noch Dutzende anderer Attribute, Fähigkeiten und Spezialeigenschaften.
Es gibt so viel zu entdecken und zu looten, da ist der Witcher nichts dagegen, Waffen, Essbares, Zauber, Geld, Metalle, Seelen, Zutaten, Tränke…
Am besten ist aber das rundenbasierte Kampfsystem, weil da erst die ganze Komplexität so richtig deutlich wird, die Stärken und Schwächen der Charaktere kommen extrem zum Tragen und beeinflussen den Kampfstil maßgeblich, stürze ich mich voll ins Getümmel mit Schwert, Axt und Dolch, attackiere ich mit Fernkampfwaffen, agiere ich mit Zaubern oder beschwöre Bestien herauf, ist einem alles selbst überlassen. Die Umgebung wird voll mit einbezogen, ist es kalt ziele ich auf ein Wasserfass in Gegnernähe, das ausläuft und deren Bewegungsfähigkeit enorm einschränkt, Öllachen werden in Brand gesteckt, besiegte Gegner zum Leben erweckt und gegen die andere Truppe eingesetzt.
Am Anfang ist noch vieles Zufall und man fühlt sich erschlagen wegen den ganzen Möglichkeiten, aber mit der Zeit weiß man, welche Fähigkeiten gut kombinierbar sind und welche Charaktere, Waffen und Zauber man wie einsetzen muss.
Großartig ist auch der Entscheidungsgrad, den man hat, Nebenmissionen sind schnell mal vorbei oder können gar nicht beginnen, weil ich zB eine Tempelbewohnerin, die ich jetzt bräuchte, früher schon Mal in einem Raubzug getötet hatte. Alles hat Konsequenzen, neben der Hauptstory hat man quasi freie Hand welche Missionen man spielen will und wie man es angeht.
Also wirklich ein Brett von RPG, über 100 Stunden ist man wohl locker beschäftigt und langweilig wurde es bislang nie, stattdessen hat man so viel reingepackt dass man sich immer auf den nächsten Abschnitt freut, und dazu wurde es für ein solch komplexes Spiel erstaunlich gut für die Switch-Konsole umgesetzt, selbst als Handheld auf der Couch kann man es super spielen. Absolute Empfehlung.