una goes Langstrecke - Deutscher Langstrecken Cup, Saisonfinale, 6h Oschersleben 11.10.2025
Die DLC Saison ist zu Ende, die 6h von Oschersleben sind Geschichte. Und was soll man sagen? Wir haben es gepackt! Es begann mit Drama, es endete mit Drama, doch mit dem Ergebnis sind wir außerordentlich zufrieden. Doch der Reihe nach…
Qualifying 1
Fabio Urgese fuhr als erster, legte gleich top Rundenzeiten im Nassen hin. Wir lagen recht schnell konstant auf P1. Zwar fuhren längst nicht alle Teams, doch ein erstes Ausrufezeichen war es allemal :D
Dann ging ich auf Regenreifen raus. Das frisch aufgebaute Motorrad nach dem Crash in Schleiz hatte noch keine echte Probefahrt absolviert. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass mir eines nicht aufgefallen war. Das Federbein war extrem weich. Das bemerkte auch mein aufmerksamer Mechaniker Lorenz und wies mich darauf hin, bevor ich rausging. Nach wenigen Metern auf der Strecke war klar, dass da was nicht passte. Ich fuhr nur auf der Feder. Gleichzeitig wollte ich das Motorrad aber zumindest einmal heiß fahren und schauen, ob sonst alles funktioniert. Nach fünf Runden ging es wieder rein und die Diagnose war klar: Das Federbein muss vermutlich beim Sturz den Gasdruck verloren haben, da war nix zu machen.
Lorenz machte sich mit Noah vom Bikerpoint Celle auf den Weg nach Magdeburg, um das Federbein aus dem Motorrad von Theo Liebig vom Nachbarteam JTT Racing auszubauen. So konnte ich vor dem Rennen nicht mehr eingreifen.
Andreas Braun übernahm und fuhr Q1 bis zum Ablaufen der Zeit. Am Ende standen wir tatsächlich auf Position 1. Provisorische Pole Position auf einer 100 PS schwachen RS660. Was für ein Zwischenergebnis!

Qualifying 2
Fabio und Andi wechselten sich im zweiten Qualifying ab und fuhren sehr beachtliche Zeiten auf der abtrocknenden Strecke. Zunächst war es noch zu nass für Slicks. Eventuell hätte eine Mischbereifung aus Regenreifen vorn und Slick hinten Sinn gemacht. Doch Fabio blieb am Ende auf Regenreifen draußen, schließlich dauert es in Oschersleben ohnehin immer ewig, bis nach Abtrocknen der Strecke wieder so richtig Grip herrscht.
Fabio fuhr so lange, bis der Reifen einfach nachgegeben hat, das war zwei Minuten vor Zeitablauf. Mit 1:43.5 standen wir in diesem Moment auf Pole Position! Es gingen kurz zuvor allerdings ein paar Teams auf Slicks raus. Daher gingen wir davon aus, jetzt noch etwas durchgereicht zu werden. Doch es passierte… zunächst gar nichts! Nur ein Team schaffte es, Fabios Zeit zu unterbieten. Felix Kauertz auf der BMW von BAM Racing setzte in letzter Sekunde eine 1:40.9 und verdrängte uns von Position 1. Doch ansonsten kam nichts mehr.
Kam zu glauben, aber wahr: Beim ersten Einsatz einer RS660 auf der Langstrecke standen wir nach der Qualifikation direkt auf Startposition 2 insgesamt und auf dem ersten Platz der Supersport-Klasse! Wahnsinn!

Rennen
Natürlich war uns klar, dass die Quali für ein Langstreckenrennen nur ausgesprochen begrenzte Relevanz hat. Unsere Taktik war klar: Fahren, bis der Tank leer ist. Planerisch also ein Boxenstop alle 40-45 Minuten.
Der Rennstart begann jedoch ausgesprochen unglücklich. Startfahrer Andreas Braun erlitt beim ersten Antritt wohl einen Muskelfaserriss oder Vergleichbares und humpelte etwas unglücklich in Richtung Motorrad. Er bekam das Bike zwar schnell als Laufen, verlor jedoch insgesamt 14 Positionen in der Startrunde. Danach kämpfte er sich bravurös nach vorn und übergab den Transponder beim ersten Boxenstop an Fabio auf Position 7 insgesamt und in Schlagdistanz zum Supersport-Podium auf Position 4 in der Klasse.

Zwischenzeitlich kamen Lorenz und Noah mit dem Federbein zurück, montierten es in Windeseile und mein Motorrad war für den dritten Stint startklar.
Fabio brannte dann ein wahres Feuerwerk ab und katapultierte uns auf Platz 6 im Gesamtklassement und Platz 3 in der Klasse. Sollte hier etwa wirklich am Ende ein Trio aus Sportbikes um das Podium in der Supersport-Klasse kämpfen?

Nach etwa 1:25h übernahm ich das Motorrad von Fabio und fuhr erstmals seit meinem Crash wieder so richtig Motorrad. Zugegeben, es fehlte etwas an Vertrauen, doch zumindest fuhr ich einen konstanten Rhythmus und das Motorrad machte seine Sache super, ohne jeden Fehler. Allerdings war ich erstaunt, wie lange es dauerte, bis der Tank leer war. Insgesamt dauerte mein Turn über 50 Minuten. Körperlich war das alles gut verkraftbar. Allerdings überholte uns das Team MSF1. Deren Panigale V2 hatte schließlich 50 Prozent Mehrleistung im Vergleich zur RS. Zwar hatten sie mit Justin Hänse auf R7 auch ein leistungsmäßig schwaches Bike dabei, doch die ZX6R und die Panigale waren für uns nicht zu halten.
Spannend ist auf jeden Fall das Traffic-Management auf einem schwachen Motorrad. Selbst an den 600ern beißt man sich derart die Zähne aus, weil man auf jeder Geraden 50-100 Meter verliert. Doch verglichen mit den übrigen Bikes waren unsere Bremspunkte teilweise 100 Meter später. Da muss man sich schon richtig selbst in den Arsch treten, einfach stehen zu lassen und auf der Bremse vorbeizufahren.

Bei meinem Stop waren wir auf P8 insgesamt und P4 in der Klasse. Von hinten schlich sich allerdings Pepe Tuning auf Superbikes immer dichter heran. Mir schwante schon, dass wir die wohl nicht halten werden. Aber Top 10 schien absolut in Reichweite!
Fabio und Andi fuhren sich die Seele aus dem Leib in den folgenden Turns. Wir waren konstant, machten zuverlässig unseren Job, hatten keinerlei Schwierigkeiten bei den Stops. Doch Andi kam in einer Safety Car Phase zum Boxenstop, weil der Tank leer war. Das hieß, Fabio musste am Boxenausgang warten bis das Safety Car vorbeifuhr, eh die Ampel wieder auf Grün schaltete. Wir verloren dort eine Runde auf MSF. Hinzu kam, dass deren Team im Schnitt 10 Minuten länger fahren konnte und somit sicher weniger Stops einlegen müsste als wir. Doch Fabio holte in seinem Stint zwischen 2 und 5 Sekunden pro Runde auf, sodass wir zu Beginn meines zweiten Stints eigentlich nur noch rund 30 Sekunden dahinter lagen.
In meinem zweiten Outing - ich übernahm auf P8/P4 - muss ich jedoch gestehen, dass mir etwas die Angst im Kopf umherspukte. Immer wieder kamen ein paar Regentropfen auf dem Visier und der Scheibe an. Nach dem Crash in Schleiz war das für mich mental echt anstrengend. Dann platzte einem Fahrer noch der Auspuff und überall um die Strecke lagen Auspuffteile und Dämmwolle, ausgangs Shell S sogar genau auf der Ideallinie. Doch abermals fuhr ich - wenn auch etwas gehemmt - konstant meine Runden und wir lagen auf P9, als ich nach knapp 55 Minuten reinkam.
Andi fuhr einen wunderbaren dritten Stint und übergab auf gesichertem Platz 9 an Fabio für den letzten Stint. Fabio fuhr weiterhin wie der Teufel und allmählich steigerte sich die Nervosität. Sollten wir wirklich ein Top 10 Resultat einfahren?
10 Minuten vor Schluss dann Hektik in der Box! Fabio kam rein. Leistungsverlust. Ich musste nochmal raus. Schnell alles angezogen und für die letzten Minuten das Motorrad heimtragen. Wir fielen durch den zusätzlichen Stopp leider hinter das V4 Trio von RP-Racing zurück. Andernfalls hätten wir Platz 9 einfahren können.
So blieb am Ende von 6h Fahrzeit ein zehnter Platz insgesamt und Platz 4 in der Supersport Klasse. Ganz ehrlich: Mit so einem guten Resultat hatte ich nicht gerechnet.

Man kann also sagen: Experiment geglückt! Die kleine RS660 hat sich in diesem starken Umfeld bewährt, fuhr zuverlässig und zügig ihre Kreise.
Vielen Dank an alle Beteiligten, die damit ein echtes Statement gesetzt haben. War das unser letzter Langstrecken-Einsatz? Ich denke nicht!
PS: Fotos und Videos kommen in den nächsten Tagen nochmal reichlich hier rein, denke ich.