Ich crossposte einfach mal aus einem anderen Forum meine eigene Rennstreckenerfahrung aus diesem Jahr hierhin. Vielleicht erfreut sich ja jemand daran :)
Wie die Zeit vergeht… Die Rennsaison des pOT Racing Teams neigt sich schon wieder dem Ende entgegen. Zeit für einen kleinen Rückblick.
Dieses Jahr standen (bislang) drei Events auf dem Tableau. 1x Oschersleben und 2x Sachsenring.
Oschersleben - 03./04.05.2021
Nach Installation von Quickshiftern und Slicks ging’s zu Saisonbeginn zum Shakedown nach Oschersleben. Anwesend waren neben einem gixtreibenden Vater-Tochter-Gespann noch die Zeugen Bärnie, Jan und ich. Zwei davon übrigens einmal neu eingekleidet.
Wegen komischer Gesetzeslage durften wir nicht im Fahrerlager pennen. Also haben wir auch keine Box gemietet, sondern einfach im Fahrerlager ein Zelt für die Bikes aufgestellt und uns eine Unterkunft in Braunschweig organisiert. Das war allerdings Glück im Unglück, denn dadurch entgingen wir der extrem frostigen Außentemperaturen. Über Nacht und auch noch die ersten paar Turns hatte es 3-4°C Außen- und deutlich unter 10°C Asphalttemperatur.
Es war wirklich, wirklich frostig. Gerade in den ersten 1-2 Turns. Wir fuhren also das erste Mal mit Slicks, vorgewärmt auf 80°C und kamen nach dem Stint im Fahrerlager mit unter 50°C Reifentemperatur an. Da war man also mit etwas Vorsicht gut beraten.
Das Lager
Der Fahrer I
Der Fahrer II mit Bike II & III
Das Zwischenfazit nach Tag 1, trotz aller Widrigkeiten
Technisch verlief alles reibungslos. Die Quickshifter (Modell Healtech iQSE (übrigens sehr zu empfehlen und mit knapp über 200€ wirklich günstig) funktionierten nach kurzer Nachstellung per Handyapp absolut geschmeidig und die Slicks (Bridgestone V02 soft vorn und V01 soft hinten) harmonierten entgegen unserer Erwartungen auch hervorragend mit den Fahrwerken. Reifenbilder waren wie aus dem Bilderbuch.
Tag 2 war wieder kalt, aber darüber hinaus noch windig. Böen bis zu 80 km/h haben den Tag tatsächlich ein kleines bisschen vermiest. Rekordrunden waren nicht zu erwarten, Spaß hat’s trotzdem gemacht. Bis auf ein paar kleine Kratzer am Gix-Gespann und etwas Nacken bei der Fahrerin endete ein gelungener Saisonauftakt. Nächster Halt nach der Stop & Go Strecke in der Börde der deutlich flüssigere Sachsenring.
Sachsenring I - 03./04.06.
Der Wetterbericht vielversprechend, die Anreise holprig für einzelne, das Teilnehmerfeld umso größer, viel Liebe, sehr viel Egopolitur und generelle Rosabrilligkeit machten sich breit. Mit dabei diesmal: Die drei von der Tankstelle, Paul (Gix 600), Needle (Gix 750), Mark (S1000RR).
Das Wetter
Die Box
Die 2-Takt Open
[video]2-Takt Open - Sachsenring - Bike Promotion - 03./04.06.2021 - YouTube
Die drei von der Tankstelle
Die Veranstaltung war fast schon kitschig schön. Alle mit satten Rundenzeitverbesserungen, mit einer Ausnahme alle in einer Gruppe und nahezu gleich schnell, also ergab sich viel gemeinsame Fahrzeit und viel Action auf der Strecke.
Persönliche Highlights neben der Zeitenbrennerei sicherlich der rasende Scharwei mit 1:36:2 min und damit satte sieben(!) Sekunden schneller als im Vorjahr. Außerdem bei Maak und mir die Ellbogenschleiferei, verbunden mit der Feststellung, dass die Positionierung der Schleifer nicht optimal und die Qualität der Daineseschleifer selbst verbesserungswürdig ist. (Gibt es hier jemanden mit 3D-Drucker und entsprechenden Kenntnissen, solche Dinger in etwas abriebfester herzustellen?) Diesmal blieben auch alle Fahrer samt Bikes ganz.
Das Elend
Sachsenring II - 19./20.07.
Weiter ging es mit der Herrlichkeit in leicht veränderter Konstellation. Die drei von der Tankstelle und Needle trafen mit Gelb und Zony zusammen für erneute Aufzynderei, begleitet von zwei Nieder-/Ober-/Klischeebayern.
Erstes Highlight war schon die Navigation. Apple Karten wollte uns über die Karthalle, Waldmann, Wasserfall, Sachsenkurve und Queckenberg ins Fahrerlager leiten. Haben es sicherheitshalber nicht verifiziert.
Die Boxenmarkierung am Stock
Die Box
Die Bayern
Nach ausschweifender Grillierung und Verhopfung am ersten Abend wurde es morgens schon recht zeitig unsachlich. So unsachlich, dass es auch Kleinholz gab:
Aber außer einem leicht gekürzten Kupplungshebel und viel Kies in der Verkleidung gab es keine nennenswerten Beschädigungen. Randnotiz: Die Ursache des Crashs war ein falsch eingestelltes Kupplungsspiel, was dafür sorgte, dass Needle fälschlicherweise davon ausging, dass die Kupplung am Einsatzbike rutschte. Deshalb kam er nach einer Runde rein, tauschte Bikes und lowsiderte mit kalten Reifen in der Queckenberg.
Den Vormittag schlossen die mit Abstand günstigsten Bikes im Grid in den Top 10:
Das konnten wir zwar nicht ganz bis zum Schluss halten, hatten aber trotzdem am Ende des ersten Renntages gut lachen.
Wichtig dabei war nämlich, dass die an Tag 1 gefahrenen Zeiten die Startaufstellung der Rennteilnehmer an Tag 2 ergaben.
Die Startaufstellung
Man beachte Position 4, 8, 19 & 23.
Bei der folgenden Fahrerbesprechung wurde schon mal gedanklich die Taktik durchgegangen. Das war auch das bestimmende Thema der weiteren Abendgestaltung. Die Bayern haben wiederum ihre Skills am Glas demonstriert. In erstaunlicher Geschwindigkeit war zumindest einer von beiden mit erheblichen Mengen Rum befüllt worden. Der Rest blieb selbstredend nüchtern, ob der bevorstehenden Aufgaben.
Der Ausblick von Startplatz 8
Tag zwei war etwas „holprig“ in Kawaland. Im zweiten Turn hatte ich einen Moment ins Omega hinein. Bis heute ist unklar, was da los war. Ich habe gebremst und es hat rhythmisch derart gescheppert, dass ich direkt in den nächsten Notausgang reingefahren bin. Dort angekommen fiel ein recht großer Kiesel aus dem Fender. Ich vermute, das war die Ursache, danach war alles wieder in Ordnung.
Eine weitere Schrecksekunde verursachte Zeuge Bärnie, der auf dem Leichensammler ins Fahrerlager zurückkam. Bärnsprech: „Aus dem Omega raus zog sie nicht mehr!“ - Deutsch: „Der Tank war leer.“ Also alles halb so wild.
In der Mittagspause gab es etwas Regen, die Strecke war jedoch noch vor dem ersten Turn der frisch entjungferten Gruppe A Fahrer wieder trocken.
Der Spannungsbogen baute sich ab 16:20 Uhr so richtig auf. Boxenausfahrt, Runde in die Startaufstellung, Vorstart, alles lief nach Maß. Dann ging es an den Start. Sollten sich die harten Monate der Vorbereitung, der Schweiß, die Spreewaldgurken, der viele Rum, die Abende im Postgut, die irritierten Anfeindungen ob der bockwurstorientierten Ernährung und die kurzen Nächte auf Feldbetten endlich bezahlt machen? Sollte es endlich Rennsieger in unseren Reihen geben?
Nachdem alle am richtigen Startplatz standen, wurde vorn die Flagge geschwenkt, die Ampeln gingen an - und gefühlt nach einer halben Sekunde auch schon wieder aus. In der ersten und zweiten Reihe gab es einige Hüpfer und Problemchen am Start. Holeshot Scharwei hingegen nutzte die Chance und knallte direkt von P4 auf 1 vor.
[video]Sachsenring II - 19./20.07.21 - Triple M - Rennstart Just for Fun Rennen - YouTube
In einem Feld, gespickt mit RSV4, R6, GSXR 750, S1000RR und allem, was Rang und Namen hat, führte ein effektiv 500€ „teures“ Moped, pilotiert vom inoffiziellen King of the Ring, die ganze erste Runde.
[video]Sachsenring II - 19./20.07.21 - 500€ PC37 leads the pack - YouTube
Die 1000er Armada zog zwar Stück für Stück vorbei, doch Jan zeigte zeigte vielen Treibern von 20-30x so teuren Bikes, wo der Hammer hängt. Wir verneigen uns aufrichtig vor dieser Zynderei!
Doch auch Weiter hinten im Feld gab es ereignisreiche Runden mit diversen Ausbremsmanövern (u.a. eines außen rum in Turn 1).
Vorn hielt sich die PC37 weiterhin wacker. Die 6 Runden vergingen wie im Flug. Es war eine irre Gaudi, der Laptimer der Kawa zeigte kontinuierlich erfreulichere Nachrichten an. 37.0, 37.0, 36.6, 36.4, doch die Vorderleute waren zu weit weg.
Denn nach einer absoluten Masterclass Performance landete Marc Marwei am Ende auf P1 in der Klasse! Es war also wirklich so weit. Wir hatten einen Rennsieger in Box 14!
Doch damit nicht genug! Ein weiteres Podium für Box 14 errang Bärnholm in der 750er Klasse mit Platz 3.
Und die goldene Ananas ging an Team Kawa mit P4 in der 600er Klasse. Trotzdem gab’s einen Pokal und fürs Ego eine 1:36.416, also nur 18 Tausendstel langsamer als der Klassensieger.
Genosse Daytony konnte ebenfalls noch einen Top 10 Platz in der 600er Klasse für sich beanspruchen. Box 14 war also voll im Geschäft und die vermutlich erfolgreichste Box im ganzen Paddock.
Die Siegerehrung:
Das inoffizielle pOTest-Bild:
Ja, es ist eine gigantische Ressourcenverschwendung, wenn 150 Motorräder den ganzen Tag mit Reifenwärmern in der Box herumstehen, hunderte Liter Sprit verblasen und einen Hinterreifen an zwei Tagen komplett durchnudeln. Doch der Spaß, die Emotion, die mentale Auszeit, das bekommt man nirgendwo anders. Jeder, der gern schnell Motorrad fährt und sich hin und wieder von der StVO eingeschränkt fühlt, sollte diese Erfahrung zumindest mal machen. Zwar ist man nach zwei Tagen Rennstrecke körperlich vollständig gerädert, doch die mentale Erschöpfung des Alltags wird komplett abgeschüttelt. Ihr fahrt kaputt, aber zufrieden nach Hause und grinst bei jeder kleinen Erinnerung an die zurückliegende Realitätsflucht vor euch hin. Gedanken an die nächsten Termine und die Freude auf Wiederholung überwiegen jedwede Strapaze, die im Nachgang folgt. Ausrüstung und Motorrad verladen, 4 Stunden durch die Republik fahren, alles wieder ausladen, saubermachen… geschenkt.
Es wird hier vielleicht auch den einen oder anderen interessieren, was dieses Hobby so kostet. Effektiv kommen ziemlich sicher 500€ am Tag dafür heraus. Und ja, für dieses völlig beknackte Hobby gebe ich gern solche Summen aus.