Wo denn?
Ungefähr alle Medien die von Opferzahlen aus Gaza berichten haben diese von der Quelle Hamas da die diese veröffentlichen.
Dann werden die einfach fröhlich verwendet. Nur wenige Medien hinterfragen das kritisch.
Veröffentlicht die IDF etwas wird das aber sofort alles kritisch hinterfragt.
Kriegsparteien als Quelle sind natürlich nie unabhängig aber wenn ich hier einer Seite glaube schenken mag dann eher der IDF als jeder anderen.
Es gibt genügend andere Quellen, die die Zahlen bis zu einem gewissen Grad bestätigen. Und ob ich jetzt über 50.000 oder 30.000 Opfer spreche macht den Kohl dann leider auch nicht mehr Fett. Davon ab ist
dein gutes Recht, aber so wie die Hamas wurde halt auch die IDF schon oft genug beim Lügen erwischt.
Ein jüngstes Beispiel für die sich weltweit verschlechternde Sicherheitslage: der Mord am Deutsch-Israeli Yaron Lischinsky und seiner Partnerin in der Nähe des Jüdischen Museums in Washington.
Die Beiden haben sich auch für den israelisch-palästinensischen Friedensprozess und die Aussöhnung mit den Nachbarn eingesetzt. Aber interessiert das den blinden Israel- und Judenhass? Natürlich nicht.
Der Täter war wohl im linksextremen Milieu und in der „Pro-Palästina-Bewegung“ aktiv. In diesem Zusammenhang warnt Volker Beck vor einer Radikalisierung von Einzeltätern:
Du sprichst mir ein „stalinistisches Weltbild“ zu, verweist auf K-Gruppen und DDR-Ideologie, das ist eine Lesart, die auf Etikettierung setzt, nicht auf Auseinandersetzung. Mein Text ist keine nostalgische Rekonstruktion vergangener Blocklogik, sondern eine Analyse gegenwärtiger Machtverhältnisse.
Der zionistische Siedlungskolonialismus begann nicht erst 1948, sondern im 19. Jahrhundert, in einer Region, die bereits bewohnt war. Dass viele der jüdischen Einwanderer Flüchtlinge waren, ändert zudem nichts daran, dass diese Flucht oft durch eine Praxis der Landnahme begleitet war, die die arabische Bevölkerung systematisch marginalisierte. Auch Fluchtstaaten können kolonial sein, wenn ihre Sicherheit auf Vertreibung, Diskriminierung und Ausschluss basiert:
Dass es jüdisches Leben in „Palästina“ seit Jahrhunderten gibt, ist unbestritten. Aber die Behauptung, Juden seien ein indigenes Volk, das exklusiven Anspruch auf das Land erheben kann, ist eine problematische Vereinnahmung des Judentums.
Wenn behauptet wird, dass Israel der sicherste Ort für Jüdinnen und Juden sei, dann mag das für manche stimmen, aber es widerspricht den empirischen Tatsachen, wenn man bedenkt, dass Israel heute der einzige Ort auf der Welt ist, an dem Jüdinnen und Juden in regelmäßigen Intervallen in Kriegen, Raketenangriffen und Terroranschlägen ums Leben kommen. Die Sicherheitslage ist prekär, nicht wegen des Jüdischseins, sondern wegen des Staates als militärischer Akteur, der in einem dauerhaft feindlichen Verhältnis zu seiner Umgebung steht.
Wenn ein Staat existenziell auf externe Unterstützung angewiesen ist, um seine militärische Dominanz aufrechtzuerhalten, dann stellt sich doch die Frage: Für wen ist dieser Staat da? Für die dort lebende Bevölkerung, oder für eine geopolitische Funktion im Rahmen westlicher Bündnisse?
Dass in arabischen Ländern Juden vertrieben wurden, ist unbestreitbar. Dabei handelt es sich um eine parallele Katastrophe zur Nakba, beide haben bis heute ungeklärte historische, politische und moralische Schulden hinterlassen. Aber dieser Umstand rechtfertigt nicht die fortgesetzte Vertreibung und Unterdrückung von Palästinenser*innen, und erst recht nicht deren rassistische Diskriminierung innerhalb Israels.
Was den Antisemitismus in arabischen Gesellschaften angeht: Niemand bestreitet, dass es ihn gibt. Aber seine Entstehung ist kein bloßes „islamisches Erbe“, sondern auch ein Resultat der politischen Geschichte des 20. Jahrhunderts, der Kolonialzeit, des globalen Antisemitismus, der Zusammenarbeit europäischer und arabischer Eliten, der Funktionalisierung des Nahostkonflikts für politische Herrschaft. Wenn man den Antisemitismus dort kritisiert (was getan werden muss), sollte man nicht den Fehler begehen, ihn als ontologisch zu begreifen, als etwas, das immer schon da war und den Konflikt „erklären“ kann.
Du fragst: „Wo ist das Mutterland?“ Die moderne Kolonialismusforschung (Wolfe, Veracini oder Said) zeigt, dass Siedlerkolonialismus nicht zwingend ein externes Mutterland braucht, sondern sich durch bestimmte Strukturen auszeichnet; dauerhafte Landnahme, Verdrängung der angestammten Bevölkerung und Aufbau einer exklusiven politischen Ordnung.
All das trifft auf Israel weitestgehend zu, besonders im Westjordanland, aber auch innerhalb der Grünen Linie, wo arabische Bürger*innen systematisch benachteiligt sind. Die Besatzungspolitik, die Siedlungsbewegung, die Ausbürgerung, die Zerstörung von Häusern und die Zweiklassengesellschaft entlang ethnischer Linien: Diese Realität ist keine polemische Erfindung, sondern vielfach dokumentiert, auch von israelischen Menschenrechtsorganisationen.
Du fragst: „Was also tun? Staat abschaffen? Juden wohin?“ Das ist eine rhetorische Falle. Sie unterstellt, dass jede Kritik an Israel zwangsläufig auf seine Vernichtung hinausläuft. Aber es gibt andere Modelle; binational, föderal, postnational. Modelle, die nicht auf Exklusivität, sondern auf Gerechtigkeit und Gleichberechtigung beruhen. Modelle, die Israel nicht als „jüdischen Staat“, sondern als Staat aller seiner Bürger begreifen, ob jüdisch, muslimisch, christlich, säkular. Dass es hierfür eine sozialistische Revolution benötigt, versteht sich von selbst.
Selbstverständlich trenne ich die jüdische Bevölkerung vom imperialen, bürgerlichen Klassenstaat Israel und delegitimiere letzteren. Was denn auch sonst? Wie ich es bei jedem anderen bürgerlichen Klassenstaat, und den imperialen schon mal doppelt und dreifach, tue.
Ja, genau das ist aber halt auch der Grund dafür, weshalb andere Staaten, deren ökonomisches Gewicht ungefähr dem von Hessen entspricht, nicht innerhalb von zwei, drei Monaten gleich vier (oder fünf, ich komme schon gar nicht mehr mit) andere Staaten mit Raketen beschießen, offen deren Personal liquidieren und für sich beanspruchen, die einzige relevante Militärmacht in ihrer Weltregion zu sein, und das dann notfalls auch mit Angriffskriegen durchzusetzen.
Bin im Garten und komme zu keiner adäquaten Antwort. Vielleicht in den kommenden Tagen.
Wollte nur schnell mal den Schluss eines Kapitels aus Herfs „Drei Gesichter des Antisemitismus“ reinposten, weil ich gerade beim Lesen irgendwie passend fand.
Dass du das an dieser Stelle als „passend“ empfindest, ist aufschlussreich. Es ersetzt die Auseinandersetzung mit einer gegenwärtigen Analyse durch den impliziten Vorwurf historischer Kontinuität: Als wäre jede Kritik an Israel als imperialer Staat eine Fortsetzung „ostdeutscher Judenfeindschaft“ unter anderem Vorzeichen. Der Vorwurf steht im Raum: Antizionismus gleich Antisemitismus, und wer Israel kritisiert, spricht letztlich mit der Stimme Honeckers. Das ist keine politische Analyse.
Die DDR war, wie jeder bürgerliche oder bürokratisch deformierte Staat, keineswegs frei von Widersprüchen, auch nicht in ihrer Haltung zu Israel. Aber sie war zugleich Teil eines historischen Lagers, das, zumindest formal, internationale Solidarität mit antiimperialistischen Bewegungen pflegte. Dass sie dabei in ihrer Rhetorik instrumentalisierte und oft selbst verkürzt und strategisch argumentierte, ist aus marxistischer Perspektive nicht überraschend, aber auch nicht der springende Punkt. Die Frage ist nicht, wer etwas sagt, sondern ob es wahr ist.
Die faktische Kritik an Israel als einem Siedlerkolonialstaat mit strukturell rassistischer Verfasstheit, als militärisch abgeschotteter Vorposten westlicher Interessen im Nahen Osten, ist keine DDR-Rhetorik. Sie ist das Ergebnis materialistischer Analyse, basierend auf der realen Klassenstruktur dieses Staates, seiner politischen Ökonomie und seiner Funktion in der imperialistischen Weltordnung. Dass auch ein degenerierter Arbeiterstaat wie die DDR Ähnliches behauptete, macht den Inhalt nicht falsch, so wenig wie es die Wahrheit der Oktoberrevolution entwertet, dass Stalin sich später auf sie berief. Dass die DDR diese Position ideologisch verzerrt, bürokratisch deformiert und oft opportunistisch vertrat, ändert nichts an der materiellen Richtigkeit des Arguments.
Israel ist ein kapitalistischer Nationalstaat, organisiert entlang ethnischer Linien, mit einem staatlich abgesicherten System der Landenteignung, Vertreibung und Hierarchisierung der Bevölkerung. Diese Analyse ist keine „DDR-Propaganda“, sondern deckt sich mit Befunden auch israelischer Menschenrechtsorganisationen wie B’Tselem, Adalah oder Breaking the Silence.
Was du (indirekt) tust, ist ein Klassiker bürgerlicher Ideologie: Die berechtigte Kritik an einem imperialistischen Staat wird zur „Wiedergängerin des Antisemitismus“ erklärt und damit delegitimiert. So entzieht man sich der historischen und materiellen Analyse, indem man Kritiker*innen mit dem Verdacht moralischer Unreinheit überzieht. Die Shoah wird dadurch nicht erinnert, sondern funktionalisiert.
Ja, ich trenne zwischen der jüdischen Arbeiterklasse, in Israel, in Europa, weltweit, und dem zionistischen Staat. Und ja, ich stelle mich als Kommunist auf die Seite der Arbeiter*innen, der Marginalisierten, der palästinensischen wie der jüdischen, gegen ein System, das ihre Solidarität durch ethnische Spaltung verhindert.
Der Zionismus hat, mit voller Absicht, die jüdische Arbeiterklasse in eine nationale Mobilisierungsmasse verwandelt, nicht in ein revolutionäres Subjekt. Ein marxistisch-leninistischer Internationalismus misst den jüdischen Menschen in Israel nicht daran, ob sie „richtig“ glauben oder „legitim“ dort leben, sondern daran, ob sie bereit sind, Seite an Seite mit ihren palästinensischen Kolleginnen, Nachbarinnen und Genoss*innen für einen gemeinsamen Staat der Gleichheit, des Friedens und der sozialen Gerechtigkeit zu kämpfen. Nur das ist dauerhaft sicher, alles andere bleibt belagerte Festung in feindlicher Umgebung.
Kein Post zum Angriff der USA auf den Iran?
Jungs, ich bekomm das ohne euch nicht mit. Wer hat denn da wieder gepennt?!
Etabliertes Muster imperialer Gewalt, die dort zuschlägt, wo wenig Widerstand zu erwarten ist. Der Angriff fügt sich ein in eine lange Reihe militärischer Interventionen gegen Staaten, die als geopolitisch störend oder ungehorsam gelten. Der Iran ist aus der Perspektive westlicher Machtblöcke ein unbequemer Akteur, strategisch exponiert, diplomatisch isoliert und weitgehend schutzlos. Kurz, ein Ideales Ziel eines militärischen Zugriffs. Unterm Strich ist das alles aber viel weniger brisant als der Krieg in der Ukraine, weil es im Gegensatz zu diesem eben kein Ringen halbwegs gleichwertiger Machtblöcke ist, was die klassische Voraussetzung für einen Weltkrieg wäre, sondern ein ungleiches Gefecht, das sehr sicher ein Luftkrieg bleiben wird, weshalb es höchstwahrscheinlich auch keinen Regimewechsel geben wird.
Oder der Iran ist ein Staat, dessen Führung aktiv Terror finanziert und unterstüzt, aktuell geschwächt ist und dessen Proxys ebenfalls erheblich geschwächt sind durch Angriffe der letzten Monate und ein Staat, der eben durch seine Arbeit an der Atombombe und sein erklärtes Ziel „Tod den USA und Tod Israel“ als relevante Bedrohung angesehen werden könnte.
Die relevanten Bedrohungen, die besonders von den USA definiert werden, kennt man auch im Irak bestens.
Es gab doch gerade in den letzten Tagen Berichte, dass US-Nachrichtendienste verneint haben, dass der Iran (direkt) vor dem Besitz von Nuklearwaffen sei. Ist das dann umgekehrte Psychologie und eigentlich eine Bestätigung des Besitzes? Mit der Massenvernichtungswaffenlüge als Grund für den Einmarsch im Irak ist das jedenfalls nicht vergleichbar.
Gut, wenn natürlich die mögliche Bedrohung, dass Iran, der lauthals die Vernichtung Amerikas und Israels propagiert UND erwiesenermaßen ein Atomprogramm hat, bei dem nicht ausgeschlossen werden kann, bzw. starke Indizien vorhanden sind, dass es nicht nur zur friedlichen Nutzung gedacht ist, verneint wird, dann erübrigt sich wohl jeglicher Austausch darüber und wir lassen sie lieber einfach weiter werkeln und drücken weiter die Daumen, dass die ach so bösen Israelis und Amis natürlich nur bullshit erzählen und die Mullahs in Wirklichkeit keinen Terror unterstützen, die Region destabilisieren mit Ihren Proxys und natürlich auch nicht das ziel haben, auch eine Atombombe zu haben.
What could possibly go wrong…
Ja, das stimmt. Dazu hatte ich auch schon einen Artikel gepostet, der aussagte, dass Trump diese Berichte egal seien. Das meine ich ja, Trump definiert es einfach als Bedrohung und dann wird angegriffen, so wie die Massenvernichtungswaffen damals auch einfach erfunden wurden. Es ist einfach schlicht egal, was die Tatsachen sind.
Also gehst du ernsthaft davon aus, dass der Iran die Bombe in den nächsten Jahren auf Israel oder die USA geworfen hätte? Ja, dann können wir den Austausch tatsächlich sein lassen.
ich gehe davon aus, dass der Iran die Bombe gebaut hätte, ja.
Allein diese Bedrohung würde mir als Nachbarstaat ausreichen, alles zu tun, damit ich meine Existenz nicht nur darauf fußen lassen müsste, dass sie „die schon nicht einsetzen werden“.
Von der völligen Unantastbarkeit, die das Regime dann hätte, dann noch gar nicht gesprochen.
Die Verhinderung der Atombombe im Iran ist für mich ein Ziel, das definitiv erreicht werden muss!
Der Unterschied zum Irak ist halt, dass es stichhaltige Punkte gibt, die glaubhaft nahelegen, dass der Iran an Nuklearwaffen arbeitet (der IAEA-Bericht zum Anreicherungsgrad war vor ein paar Tagen ja schon mal ganz kurz Thema; der Aufhänger dazu waren auch ein paar Suggestivfragen, die mit recht einseitigem Bias formuliert waren) und der Angriff der USA (nach heutigem Wissensstand) nicht auf einer selbst ausgedachten Lüge basiert.
Wie weit der Iran noch von einer funktionierenden Nuklearwaffe entfernt ist, ist dann ein anderes Thema.
gegen diese argumentation spricht, dass Trump selbst sich immer als Antikriegspräsident präsentiert hat und er jetzt gehörig unter innenpolitischem Druck steht.
Dieser Angriff hat ihm sicherlich nicht viele Pluspunkte eingebracht und es gibt ja auch schon das Bild seiner Posts, wo er geschrieben hat „Kamala hätte uns in 6 monaten in einen krieg gebracht“ und als antwort drunter steht „stimmt, Du hast es in 5 geschafft“.
Welchen Vorteil sollte Trump von diesen Angriffen deiner Meinung nach haben.
Da es ihm als narzisstischen Selbstdarsteller nur um seinen Ruf innerhalb seiner Fanbase geht, war dieser Angrif diesbezüglich sogar eher sehr kontraproduktiv.
Warte mal… Ist das nach den letzten 10 Jahren Trump als Politikfigur echt dein Ernst?
Hier für dich. /r/conservative nach Topbeiträgen in den letzten 24h sortiert:
https://www.reddit.com/r/Conservative/top/
Denkst du nicht, dass dieser Luftangriff nicht doch erst Mittel wurde, nachdem innenpolitisch Druck kam aufgrund der Ereignisse der letzten Wochen?
Mit ein wenig Zeit im Rücken, wollte ich jetzt doch noch kurz (und diesmal wirklich kurz) auf das eingehen, was du in deinen letzten paar Posts geschrieben hast.
Denn es ist mir klar geworden, dass unsere jeweilige Rede und Gegenrede deshalb auf so unfruchtbaren Boden fallen, weil wir aus ganz unterschiedlichen Richtungen kommen.
Du argumentierst in einem bzw. aus einem utopischen Möglichkeitsraum heraus, was es dir auch ermöglicht, mit einer gewissen Lockerheit zu konstatieren, dass es doch für den Staat Israel möglich wäre, sich auf andere Weise zu organisieren. Der Staat Israel wurde aber explizit als jüdischer Staat gegründet (und aus guten historischen Gründen), was bedeutet, dass es darin eine jüdische Mehrheit in der Bevölkerung geben muss, ansonsten er seine Schutzstatus für eben diese Bevölkerung verlieren würde. Wir haben aktuell ein Verhältnis von ca. 78 % jüdischer Bevölkerung, 20 % arabischer Bevölkerung und 2 % christlicher und sonstiger Bevölkerung. Man kann also kaum von einem religiösen Ethnostaat, zumal auch die jüdische Bevölkerung keineswegs als monolithischer Block erachtet werden kann. Es gibt neben der großen Masse an Reform- und orthodoxen Juden, weit weniger Ultra-Orthodoxe als man vielleicht annehmen würde - und jede Menge Juden, die sich gar nicht als explizit religiös beschreiben würden.
Wenn wir die Zahlen mal mit Deutschland (vor ein paar Jahren noch zweitgrößtes Einwanderungsland der Welt, weiß nicht, ob das immer noch so ist) vergleichen, dann sehen wir ja, dass das nicht so furchtbar weit voneinander entfernt ist, und das bei einer weitaus kompakteren geografischen Verfasstheit. (D: 69% ohne Einwanderungsgeschichte, 26% mit Einwanderungsgeschichte, 5% mit einseitiger Einwanderungsgeschichte; Daten vom Statistischen Bundesamt 2025).
Im Gegensatz zu dir, der du, wie mir scheint, oftmals eine philosophischen Möglichkeitsraum ausloten willst - und offenbar ja auch eine sozialistische Revolution voraussetzt um deine Praxisvorschläge in die Tat umsetzen zu können - versuche ich immer aus einem möglichst plumpen, der Realität verpflichteten Standpunkt heraus zu argumentieren.
Jetzt kann man sich natürlich prächtig darüber streiten, was das sein soll: Realität. Aber als bekennender Kommunist wirst du wahrscheinlich zumindest noch etwas auf dem Boden des historischen Materialismus stehen und mir zugeben müssen, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt.
Und da trennen sich wieder unsere Pfade. Da wir offenbar aus unterschiedlichen Seinswelten kommen, scheint es uns gar nicht möglich zu sein, unser jeweiliges Bewusstsein über die Welt mit dem des jeweils anderen zu koppeln und in Einklang zu bringen. Ich weiß nicht, ob diese Erkenntnis schon ausreicht, um eine Kommunikation zu ermöglichen, die sich nicht nur im gegenseitigen Umdieohrenhauen von Pamphleten erschöpft.
Du verfügst mit großer Leichtigkeit über Begriffe und Theorien, nicht aber über basales, ich möchte sagen: im Ruch des Trivialen stehendes Faktenwissen. Es macht bei mir den Eindruck, als wären Kenntnisse über die empirische jüdische Geschichte kaum vorhanden, was im Grunde nicht schlimm ist, das kann man ja erfragen, was aber zu seltsam-wohlwollend klingenden Aussagen führt, wie z.B. dass du durchaus eingestehst, dass es eine jüdische Präsenz in Palästina schon seit Jahrhunderten gebe - nein, wie ich schon schrieb, seit Jahrtausenden. Und niemand, der sich ernsthaft mit Altertumsgeschichte beschäftigt, bezweifelt eigentlich, dass die Juden in den Regionen Judäa, Samaria, Galiläa seit ca. 1100 bis 900 v.u.Z. ansässig sind und somit wohl mit Fug und Recht als indigen gelten können.
Erst im 7. Jahrhundert u.Z. kamen, im Zuge der islamischen Expansion, arabische Stämme in diese Regionen und siedelten sich an. Das ist ebenfalls eine lange Siedlungsgeschichte und niemand, der bei Trost ist, zweifelt die Zugehörigkeit der Araber zum in Frage stehenden Land an. Aber die Zahlen sprechen ja für sich.
Ich wollte mich kurz fassen. Und das kommt dann dabei heraus. Ich streiche oben den entsprechenden Satz durch. Zumindest in Gedanken.
Unsere fundamental unterschiedlichen Auffassungen zeigen sich nicht zuletzt in den Begrifflichkeit, besonders deutlich am Beispiel des Zionismus. Dir ist es vollkommen klar, dass man den Begriff - in Übereinstimmung sowohl mit postkolonialen Theorien als auch mit den verordneten Sprachregelungen aus sowjetischen Zeiten - negativ gebraucht, quasi als Synonym für Rassismus und Faschismus bzw. deren Verstärkung.
Für mich bedeutet (und wohl für 99 % derer, die sich selbst als Zionisten bezeichnen) der Begriff, der Glaube an die Notwendigkeit eines Nationalstaates für die Juden in ihrem indigenen Herkunftsgebiet. Ich weiß, du lehnst das Konzept des Nationalstaates an sich ab. Und das ist ein der Theorie etwas sehr Feines. In unserer Lebenswelt aber existieren Nationalstaaten. Und wenn du nicht gegen jeden anderen Nationalstaat das Gleiche wie über Israel sagst und das Gleiche forderst, was du gegenüber Israel forderst (nämlich letztlich seine Auflösung zu einer Föderation von bloßen Individuen, in dem die Jagdzeit auf Juden wieder wie selbstverständlich eröffnet wäre), dann misst du am Ende des Tages mit unterschiedlichem Maß.
Wer dem Neusprech davon, dass Israel das neue Nazideutschland sei (was du, das möchte ich an dieser Stelle explizit betonen, nicht tust, ich gleite hier nur etwas ins Allgemeine ab) argumentativ entgegentreten will, gibt diesem schon Recht. Denn nichts wäre abwegiger, als überhaupt versuchen zu wollen, solchen Unsinn mit Fakten zu widerlegen. Je öfter aber solche Vergleiche wiederholt werden, umso mehr Leute glauben, dass doch ein Körnchen Wahrheit in ihnen steckt. So gelingt es auch, oder ist es schon gelungen, eine neue antisemitische Sprache zu erfinden, die weltweit Linke mit Islamisten und beide mit katholischen Geistlichen vereint.
Verwendete die arabisch-islamische Propaganda, was Israel betraf, bis in die sechziger Jahre noch eine genuin nationalsozialistische antisemitische Sprache, die Israel vor allem mit dem kommunistischen Reich des Bösen in Verbindung brachte, änderte sich dies, als die panarabische Bewegung und die Sowjetunion sich annäherten. Nun entdeckte man, unter tätiger Mithilfe von Linken, dass es sich beim Staat Israel eigentlich um den Wiedergänger des »Dritten Reiches« handele. So entstand ein international verwendbarer antisemitischer Topos, der sich auch deshalb großer Beliebtheit erfreute, weil seine Propagandisten nun in völlig verdrehter Form den Nationalsozialismus verarbeiten konnten. Da man gelernt habe, dass Völkermord sich nie wiederholen dürfe, müsse man vor allem den »israelischen Faschismus« bekämpfen.
Für den einfachen Menschen wie mich ist das nur noch ein absoluter Mindfuck.
Sorry, dass ich jetzt am Ende so abgedriftet bin. Ich hoffe, es ist einigermaßen deutlich geworden, was ich sagen wollte.
Und ganz eigentlich wollte ich sowieso das Video eines Gesprächs mit Stephan Grigat posten, den ich für einen in der Sache des Nahen Ostens äußerst kompetenten Beobachter und Wissenschaftler halte. Und bei dem die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass seine Meinung hier als „zionistische Propaganda“ abgetan wird.
Ich finde seine Äußerungen aber wichtig, weil sie nämlich unsere ursprüngliches Thema hier, die aktuelle Lage im Iran, in den Fokus nehmen. Und das ist ja vielleicht noch für ein paar Leute mehr interessant als für uns zwei Seppel.
edit: Ich garantiere euch, dieses Video ist verfügbar.