Urbig macht im Training einen sehr ordentlichen Eindruck.
Heute gegen Celtic erwarte ich so etwas wie einen Befreiungsschlag. Ergebnistechnisch kann man dem Team wenig vorwerfen, aber die Spielweise wird immer konservativer und Tuchel-ähnlicher. miasanrot hat das in einem aktuellen Artikel (FC Bayern: Quo vadis, Kompany? Das 0:0 darf nicht täuschen) treffend beschrieben, ich zitiere mal etwas ausführlicher:
Zu Beginn der Saison gab es große Kritik an seiner Spielidee, weil die Münchner in den Spitzenspielen vermeintlich zu naiv und offensiv agierten. Im weiteren Saisonverlauf reagierte Kompany darauf, ließ deutlich pragmatischer spielen – zunächst mit unspektakulärem Erfolg.
Das führte in den vergangenen Wochen aber immer mal wieder zu zähen Auftritten, wo der Knoten gegen tiefstehende Mannschaften erst spät platzte. Zu wenig Tiefe, zu wenig Bewegung, zu wenig Gier auf das Tor – dafür aber eine vermeintlich stärkere Absicherung in der Defensive, die sich an der gestiegenen Anzahl der Gegentore aber nur so semi untermauern lässt.
Es scheinen beide Varianten noch nicht optimal justiert zu sein. Gerade in den Spitzenspielen zeigt sich das immer wieder. Ob es der mindestens in Phasen naive Auftritt in Barcelona ist oder der ideenlose Vortrag am Samstagabend in Leverkusen: Gerade auswärts tun sich die Bayern auf diesem Niveau schwer damit, Spiele auf ihre Seite zu ziehen.
Die beiden Extrembeispiele zeigen, dass beides auf höchstem Niveau zu Problemen führen kann: Gnadenlos hohes Pressing, aber eben auch das sehr tiefe Verteidigen ohne echte Entlastungsphasen nach vorn. Man sollte nicht den Fehler machen und das 0:0 in Leverkusen deutlich besser bewerten als den Auftritt in Barcelona.
[…]
Gerade auf der linken Defensivseite hat Leverkusen einen Schwachpunkt ausgemacht, wie Xabi Alonso hinterher erklärte. Hiroki Ito hatte nach 68 Minuten 54 Ballkontakte – 14 mehr als Konrad Laimer über die gesamten 90 Minuten. Grund dafür war das Pressing der Leverkusener, die Bayern immer wieder auf Ito lenkten, um dessen Optionen dann zuzustellen und ihn zu pressen. Sieben lange Bälle musste der Japaner schlagen, nur einer davon kam an.
Dem 25-Jährigen ist dabei kein großer Vorwurf zu machen, war er doch meist auf sich gestellt. Immerhin ließ er sich nicht zu großen Fehlern zwingen, fand mitunter sogar ganz passable Lösungen. Ein ordentliches Startelfdebüt nach langer Verletzung.
Die Frage, die eher gestellt werden muss: Warum gelang es den restlichen Bayern-Spielern um Ito herum nicht, diese Situationen besser aufzulösen? Aleksandar Pavlovic war der ballnahe Sechser, der mit nur 48 Kontakten in 68 Minuten kaum Einfluss auf die Partie nehmen konnte. Kingsley Coman und Jamal Musiala fanden ebenfalls nicht die richtigen Wege in die Zwischenräume. Und so blieben Optionen für echte Raumgewinne oft aus.
Letztendlich gibt es gegen hohes Pressing nur eine Lösung: Sich immer wieder befreien, den Gegner arbeiten lassen und ihn nicht belohnen. Dann wird man zu längeren Ballbesitzphasen kommen und kann womöglich Kontrolle in die Partie bekommen. Zwischen der 30. Minute und der 40. Minute hatten die Bayern dahingehend vielleicht ihre beste Phase, als sie sich zwei-, dreimal lösen konnten und etwas Luft schnappen konnten.
[…]
So gut Minjae Kim verteidigen kann, so offensichtlich sind auch seine Probleme im Aufbauspiel. Sei es, weil er einen Tick zu lange überlegt, bis der Pass kommt oder weil er einen Mitspieler mit einem Zuspiel unnötig unter Druck setzt. Es ist kein Zufall, dass Leverkusen die Pressingfallen eher auf der linken Bayern-Seite aufgestellt hat.
[…]
Und so stellt sich auch für Kompany jetzt in dieser entscheidenden Saisonphase die Frage, wohin er eigentlich will. Die Bayern haben sich nach einigen Absagen mehr oder weniger bewusst für einen Trainer entschieden, der auf diesem Niveau bisher nur als Spieler Erfahrungen gesammelt hat.
Das bedeutet auch, dass man eine Lernkurve wie einst bei Nagelsmann in Kauf nimmt, dass man ihm Rückschläge zugestehen muss. Was auch gar nicht schlecht sein muss. Auch die erfahrensten Trainer sollten im Idealfall in der Lage sein, sich ständig zu hinterfragen und ihre Idee je nach Gegebenheit und Situation anzupassen.
Seit der furiosen Anfangsphase dieser Saison scheint Kompany hier ein Stück weit in einen Selbstfindungsprozess geraten zu sein. Das Spiel der Bayern ist deutlich zurückhaltender und vorsichtiger geworden. Gegen Leverkusen fiel besonders auf, wie risikoarm das Spiel war. Immer wieder wurde nach Ballgewinnen die vermeintlich sichere Variante gewählt. Das wiederum hat Risiko und Druck aber eher erhöht, weil die Entlastung ausblieb.
Es scheint ein bisschen, als wäre der Belgier gefangen zwischen seiner Wunschvorstellung von gnadenlosem Offensivspiel und der Sorge, dass man mit dieser Kaderzusammenstellung schnell an Grenzen kommt und insbesondere auf höchstem Niveau bestraft wird. Er hat gemerkt, wie schnell die Stimmung rund um ihn kippen kann.