Kalter Entzug. Ich war die letzten Jahre zwar vor allem nur noch Party- und Feierabendqualmer (tagsüber bis auf wenige Ausnahmen schon seit 2-3 Jahren überhaupt gar nicht mehr), aber nachdem ich im letzten Sommer dann festgestellt hatte, wieviel ich dann doch noch jeden Abend auf dem Balkon geraucht habe, habe ich es dann einfach mal spontan angegangen als der Packen Tabak leer war. Mit dem Gedanken hatte ich auch schon länger gespielt. Ich wusste eigentlich schon immer, dass ich nicht bis ins Alter rauchen wollte. Corona war dann auch ein zusätzlicher Faktor, da hieß es auch oft dass Raucher ein erhöhtes Risiko haben.
Direkt nach dem Aufhören war ich ein paar Tage mit nem Kumpel unterwegs zum Wandern/Radfahren und dort also gut abgelenkt. Danach gab es dann zumindest abends ab und zu noch die Gewohnheitsmomente, aber da ich keinen Stoff zuhause hatte, ging das dann doch relativ einfach und ich kam auch nicht so wirklich in Versuchung. In ein paar Momenten war es zwar schon etwas krasser, aber mit Ablenkung ging das ganz gut. Bin dann ein paarmal einfach ne Runde spazieren gegangen und habe dann anstelle des giftigen Qualms frische Luft eingeatmet. Diese Momente hatte ich aber auch höchstens in den ersten 2-3 Wochen, danach war es schon ziemlich unproblematisch und ich hab auch schon kaum noch dran gedacht. Nun gab es dank Corona ja länger keine großen Festivals oder Feiern (wo ich früher gerne mal ne Schachtel an so nem Tag/Abend durchgeschmort habe…) Das hat natürlich auch Irgendwie geholfen. Und die meisten meiner Freunde haben in den letzten Jahren auch nach und nach aufgehört, somit war der Gruppenzwang auch nicht mehr so wirklich da.
Körperlich hatte ich auch absolut gar keine Entzugserscheinungen. Das hat mich am meisten überrascht. Auch keine Gewichtszunahme oder so. Das war bei mir wirklich reines Gewohnheitsrauchen. War unterm Strich echt überrascht wie leicht es mir dann gefallen ist. Immerhin waren das fast 20 Jahre, die ich mal mehr, mal weniger, aber doch durchgehend und ohne große Unterbrechungen gequalmt habe.
Finde den Gedanken an eine Zigarette mittlerweile tatsächlich sogar ziemlich ekelhaft. Ich würde zwar gar nicht unbedingt ausschließen dass ich im Suff auch mal rückfällig werden könnte und da mal ne Kippe von jemandem rauchen würde, aber das wäre für mich völlig in Ordnung weil ich genau weiß dass es dann auch dabei bleiben würde. Dieses regelmäßige Qualmen, auch und vor allem Zuhause sehe ich bei mir einfach überhaupt gar nicht mehr.
Um abschließend vielleicht noch 1-2 Tipps zu geben: Mir hat es echt geholfen, mich zuvor ausreichend zu motivieren und mir wirklich bewusst zu werden warum ich denn eigentlich aufhören will. Hatte da auch sporadisch verschiedene Videos geschaut. Vom reinen Motivations-Pitch bis hin zu Videos, die mir nochmal aufgezeigt haben, was man sich da eigentlich mit jedem Zug reinpfeift und was das genau mit den Organen macht. Und was besonders motivierend war: Was passiert im Körper nachdem man die letzte Zigarette geraucht hat. Also dieser ganze Regenerationsprozess. Dafür hatte ich auch am Anfang so eine App, weiß allerdings nicht mehr genau wie die hieß. Dort könnte man dann auch immer verfolgen, wie lange man schon rauchfrei war, wieviele Kippen man nicht geraucht hat und wieviel Geld man schon gespart hat.
Zusätzlich hilft es, sich auch einfach mal zu reflektieren in welchen Situationen man überhaupt zur Kippe greift und warum eigentlich. Mein Eindruck ist, dass man diese körperliche Abhängigkeit wohl echt nur dann hat wenn man richtig viel raucht. Der Rest ist einfach nur krasse Gewohnheit oder weil das Gehirn einfach z.B. beim Biertrinken schon so darauf getrimmt ist, dass dazu auch eine Zigarette gehört.
Ach und @raynewooney, ebenfalls Glückwunsch und Respekt!