Ich habe Dragon’s Dogma 2 nach 45 Spielstunden durchgespielt und 3 Vocations auf Level 10 gebracht.
Selten war ich so sehr von einem Spiel (=Gameplayloop) begeistert, auch wenn quasi nichts Neues ins Spiel kam und es sich schon nach den ersten 10h bereits anfühlte wie ein DD1 Remake und weniger wie ein DD2. Mein Gedanke war: Ich wollte damals einfach noch mehr von der Welt, noch mehr Vieher, noch mehr Regionen. Der Rest ist mir egal.
Noch seltener wurde ich ‚emotional‘ so sehr von einem Spiel fallengelassen, wie von DD2. Die südliche Region versprach Großes: „Neue Kultur, neues Gear, neue Vieher!“ dachte ich. Am Ende fühlte sich der Süden an wie ein MMO-Questhub mit lauter Fetchquests, die meine Intelligenz beleidigen mit eingestreuten Quests, die so wage sind, dass man sie gut und gerne verkackt und nicht korrigieren kann, falls man nicht wie ich jedes Mal vor einem Dialog oder Queststart direkt in einer Wirtschaft speichert, um einen Fallbackpunkt zu haben. Wo ist die Vorstellung von wichtigen Charakteren in Cutscenes? Wo sind neue Gegnertypen, die evtl. (noch mehr) zum neuen Biom/Setting passen? Wo zum Fick sind die großen Riesenmonster, die in dem neuen Gebiet lauern? (Es gab insgesamt 2 stationäre Bossen und Drachen. Das wars).
Das ‚Ende‘ habe ich gestern gespielt und muss es immer noch verdauen. Auch hier wird einem gern das wage Questdesign zum Opfer, denn es gibt mehere unterschiedliche Enden. Diese können wir evtl. noch gesondert disuktieren, aber alle haben sie eins gleich: Es fühlt sich so an, als hätten sie 1/3 des Spieles weggelassen, den finalen Drachenkampf mit einem unglaublich ödem „Build-Up“ rangetackert und gesagt „ja, passt. Das lassen wir so.“
Ich wurde 52 Stunden gut unterhalten und bin sauer. Sauer, da DD1 damals vor 12 Jahren ein kleines (nie vollendetes) ARPG war, welches im Schatten von Skyrim und Dragons Age stand. Heute verkauft man uns ein DD2, welches die AAA-Antwort auf die Großen wie Elden Ring sein sollte und das ist DD2 allein wegen dem altbackenen Gamedesign und Questdesign und dem Umfang nicht im Entferntesten. DD2 ist eher ein Remake von DD1 (ohne Dark Arisen!) und auch hier in den wenigsten Bereichen „fertiggestellt“ sondern wie schon vor 12 Jahren gefühlt zusammengetackert und schon jetzt mit dem faden Beigeschmack, dass ein DLC gefühlt viel früher kommen wird, als ursprünglich gedacht und das finde ich bei einem Vollpreis-Preistag halt einfach scheiße. Jemand hat sich bei Reddit die Mühe gemacht und die Monstervielfalt mit DD:DA verglichen: „So DD2 has 61% of the enemies in DDDA by number, and DD2 has 58% of the enemies in DDDA by category.“
Ich bin sehr gespannt, WANN sie den DLC callen, aber das Grundspiel fühlt sich an einigen Stellen so an, als hätte man bewusst Sachen weggelassen oder rausgenommen, um sie später als „Finale Version“ verkaufen zu können. Ich habe nichts gegen DLCs, die das Spiel erweitern und zahle gerne, aber den Vergleich mit Elden Ring (nicht qualitativ, sondern vom Umfang) muss DD2 beim gleichen Preisschild erlauben und wir reden hier von grob (=gefühlt) 1/5 des Umfangs, ganz egal ob Gegnervarianten/Regionen/generell Spielzeit.
Nur ganz kurz zu NG+: Ich glaube, DD2 ist das einzige RPG, dass ich kenne, welches bei NG+ die Gegner einfach gar nicht irgendwie hochskaliert. Ihr könnt euch vorstellen wie unterhaltsam das ist, selbst mit einer neuen Vocation. Allein die Pawns mit Level 40+ zerlegen mit ihrer DPS alles, ohne eigenes zutun. 
tl;dr: Selten wurde ich so von einem Spielstart angehypt und dann so krass von einem Game im weiteren Verlauf fallengelassen. Das hat nicht mal Starfield geschafft und bei Selbigem hatte ich 120 Spielstunden Unterhaltung und ging die meiste Kritik erst viel später mit. Episches Storytelling brauche ich nicht und die wenigsten Games schaffen es, aber es fühlt sich alles an wie zusammengeflickt und mit einem Ende, dass einem die Sprache verschlägt, egal ob Inszenierung oder Timing.