Der Mensch macht die Menschen zu Egoisten, zumindestens in der westlichen Welt und nur wenige entscheiden sich dafür weniger egoistisch zu sein.
Den allerwenigsten traue ich zu überhaupt auch nur wenige Situationen ohne primär eigenes Ego anzugehen.
Me first, aber das ist wohl meine Ansicht.
Ich hätte gerne ein Diagram wie sich der Egoismus der Menscheit über alle Jahre verändert hatte.
Die blaue Linie lässt wenig Hoffnung
Berufsschule Klasse 11a, erste Stunde Ethik:
Erstellt ein Diagramm über den Egoismus der Menschheit über die Jahrtausende nach eurer Vorstellung.
Der Mensch hat die Gesellschaft erst geschaffen, in der sich Egoismus lohnt. Urgesellschaften waren solidarisch, aber nicht weil das jute Leute waren, sondern weil die Gemeinschaften ein besseres Skillset und Überlebenschancen hatten.
Diese Ideologie des Recht des Stärkeren ist eine sehr junge in der Menschheitsgeschichte. Und eine längst widerlegte.
Meine Rede
Innerhalb ihrer Gruppe.
Andere Gruppen/Stämme whatever, wurden nicht selten als Gegner/Feinde angesehen und bekämpft.
Ich bin schon der Ansicht, dass innerhalb des Menschen etwas destruktives, selbst-vernichtendes ist.
Ausnahmen mögen meine Behauptung nur bestätigen. Aber grundsätzlich galt in der Natur das Recht des Stärkeren. Angefangen beim Recht der Fortpflanzung bis hin zu Teritorialansprüchen verschiedener Stämme etc.
Das man auch schwächere, kranke oder beeinträchtigte Teil der eigenen Gruppe (Menschheit ansich) schützen sollte, ist doch erst eine relativ neue Entwicklungen (menschheitsgeschichtlich gesehen). Und wird heutzutage doch leider viel zu oft als Schwäche betitelt.
Wie schon oft gesagt, sehe ich das (also die Zukunft der Menschen) leider recht pessimistisch. Ich meine wenn man sich das Mal überlegt, wir haben hier solch einen wunderschönen Planeten und könnten seit Jahrtausenden ein voll geiles Leben führen. Aber nein, es gibt schon immer Krieg, Not und Elend. Und damit meine ich jetzt nicht die Naturkatastrophen. Nein, der menschgemachte Bullshit.
ja, es ist in gewisser weise ekelhaft, aber wie gesagt bin ich kein störrischer csu-wähler, ich schaue mir die wahlprogramme der parteien schon recht genau an und entscheide dann was ich wähle. bisher habe ich, bis auf die linken und afd, in meiner „wähler-laufbahn“ fast alle parteien gewählt, sogar einmal die grauen panther.
und ja, im extremfall ist sich jeder selbst der nächste behaupte ich mal, am besten lässt sich das wohl beim thema geld/wohlstand verdeutlichen. und um was dreht sich unser leben tag ein, tag aus zu 90%? genau, geld verdienen um sich einen gewissen wohlstand/lebensstandard zu erarbeiten, oder bei einigen geht es schlichtweg tag für tag ums überleben.
einfache frage an dich:
Partei A kündigt zur nächsten wahl an, dass alle arbeitnehmer bei einem wahlsieg anstatt bisher 20 % jetzt 40 % vom lohn in die rentenversicherung einzahlen müssen, die rentenkassen sind leer. sagen wir für dich heisst das ab sofort 300 euro weniger jeden monat. die rentner bekommen dann ab sofort 300 euro mehr rente.
Bei Partei B bleibt alles wie bisher.
Du bist arbeitnehmer und musst noch 30 jahre buckeln.
welche partei wählst du aktuell? welche partei wählst du, wenn du rentner bist?
einfache, natürlich frei erfundene frage, einfache antwort bitte.
spinn das beispiel beliebig weiter. du bist unternehmer und bekommst von einer partei A jährliche steuerentlastungen von 25k in aussicht gestellt. partei B will von dieser steuerentlastung gar nix wissen und schlägt stattdessen eine erhöhung des kindergeldes von 250 auf 500 pro kind vor. du bist unternehmer und hast keine kinder. wen wählst du?
wie weit geht deine nächstenliebe? allen menschen mit kindern würde es auf einmal so viel besser gehen, aber du als unternehmer ächzt monatlich, damit du zb die gehälter deiner angestellten bezahlen kannst.
ich weiss, das sind alles extrembeispiele, aber mich würde deine antwort dazu einfach interessieren. wenn es (sehr deutlich) spürbar an den eigenen geldbeutel geht, dann ist mit solidarität mit der gemeinschaft sehr schnell schicht im schacht.
diese materiellen dinge kann man natürlich auch auf sämtliche, andere bereiche übertagen. bin ich für mehr windräder? auf jeden fall! will ich ein windrad in meinem garten? eher schwierig oder? wenn man ganz ehrlich ist?
und so weiter und so fort. grundsatzdiskussion incoming, ich bleibe aber bei meiner these, wenn es an den eigenen wohlstand/wohlfühloase geht, wird solidarität recht schnell zum fremdwort und ich schließe mich da definitiv nicht aus. ekelhaft, ich weiß.
Nun, wenn die Schere zwischen arm und reich so weit auseinandergeht wie es derzeit der Fall ist, dann wäre es vielleicht schon angebracht eben die Partei zu wählen, die dagegen steuern will, auch wenn man selbst dadurch einen Nachteil erleidet. Ein guter Unternehmer wird Wege finden, nicht pleite zu gehen. Beim Arbeitnehmer wird es schon schwieriger.
Ich sehe es so: glückliche Menschen und Mitarbeiter sorgen dafür, dass es meinem Unternehmen und meinen Kunden und Lieferanten gut geht. Wenn niemand mehr Geld ausgibt, leiden alle. Wer eine gesunde Gesellschaft will, muss diesen Ausgleich schaffen und erhalten. Es mag vielen Bayern scheißegal sein, wie es den Sachsen oder Brandenburgern geht, aber ich hätte große Probleme damit, wenn Bürger meines Landes ins Elend stürzen, während ich überlege, in welches Land ich denn als nächstes fliegen will. Aber das ist meine politische Einstellung und das würde das Thema sprengen.
da bin ich auch grundsätzlich deiner meinung, zugleich ist das eben auch der springende punkt: wie groß ist mein eigener nachteil, wenn ich auch an andere denke, wenn ich, wie in deinem beispiel, gegen die schere arm-reich vorgehen will?
ist der eigene nachteil für mich unmittelbar (ob jetzt objektiv oder auch nur subjektiv empfunden) zu gross, werde ich normalerweise nicht an die gemeinschaft denken. und in meinem beispiel mit den 300 euro weniger pro monat als arbeitnehmer würden wahrscheinlich auch eher 95% die partei wählen, bei der ich diesen nachteil nicht erleide, auch wenn ich omi und opi noch so lieb hab. vielleicht wär in unserem forum die quote niedriger, aber ich als arbeitnehmer möchte meine 300 euro behalten, das gebe ich ohne umschweife zu.
Ich mache dir keinen großen Vorwurf, ich wollte nur verdeutlichen, dass viele Menschen eben nicht so wählen, dass es auch anderen Gruppen besser geht. Das war nie so und wird es wahrscheinlich auch nie werden. Es muss entweder einen selbst treffen oder es muss eskalieren, wie in der Türkei gerade. Ansonsten wählt man meist opportun oder weil von der eigenen Ideologie getrieben.
ich hab es auch nicht als vorwurf aufgefasst ich verstehe deine sichtweise sehr gut und würde mir wünschen, dass die schere nicht mehr so weit auseinander klafft. der ursprung der diskussion war ja, das viele menschen keinen grund haben, andere parteien zu wählen, wenn es einem selber gut geht. liegt irgendwo in der natur des menschen, das ist natürlich nicht die erklärung bzw. ausrede für alles, ein wenig (oder viel mehr) gemeinschaftssinn wäre gesamtgesellschaftlich natürlich hervorragend, aber ich sehe mich da beileibe nicht als blaupause, mit meinen (extrem)beispielen wollte ich versuchen, dions „ekelhaft“ an mich etwas zu entkräften.
Naja, eine Wahlentscheidung ist ja jetzt auch selten auf einzelne Fragen runter zu brechen. Zumal im deutschen System die Versprechungen vor der Wahl später ja ohnehin selten ganz radikal umgesetzt werden können.
Man kann ja auch mal so heran gehen und sich fragen was es mich denn kostet wenn eine bestimmte Partei so weiter regiert wie bisher. Umweltschäden gehen etwa zur Lasten der Allgemeinheit, also auch letztlich zu Lasten des eigenen Geldbeutels. Die Energiekrise ist zu Teilen auch hausgemacht. Ich fände es zum Beispiel sinnvoll wenn der Strom dort wo er erzeugt wird günstiger ist und das Leiten durch Stromtrassen in den Süden eingepreist wird. Das wäre dann natürlich teuer für Bayern oder BaWü, aber eben auch das (gewollte) Ergebnis der dort gewählten Politiker. Egoistisch formuliert: Was hat denn der Norddeutsche davon, dass er die Kosten für Stromleitungen in den Süden bezahlt während er sich Windräder in den Garten stellt? Dann hat der Raviolibayer der noch 30 Jahre buckelt zwar seine 300€ mehr in der Tasche aber eben auch eine höhere Stromrechnung.
Das ist nur ein Beispiel, wieso man vielleicht doch nicht nur seine egoistischen Interessen oder sein eigenes Konto im Hinterkopf haben darf.
Sind wir mal ehrlich. Der Grund warum viele Leute keine andere Partei wählen ist, dass sie sich überhaupt nicht ernsthaft damit beschäftigen, außer alle vier Jahre mal ne Woche. Meine Oma hat auch gesagt sie wählt immer das selbe, sie weiß eh nicht wer was will. Um in deinem Beispiel zu bleiben, die würde auch die selbe Partei wählen wenn die Rente gekürzt, das Kindergeld erhöht oder wenn man sie am nächsten Tag ins Gefängnis stecken würde.
Davon abgesehen finde ich die Lebensqualität in Bayern auch groß. Wie hier schon genannt gibts eine tolle Landschaft und Natur, gute Anbindung für Reisen usw. Auch wenn ich da nicht wohne kann ich schon verstehen wieso man das schätzt. Ob das jetzt zwingend mit der Politik zu tun hat bezweifle ich aber. München ist ja auch ne tolle Stadt ohne, dass die CSU da viel zu sagen hätte in den letzten Jahren. Was mir jedoch etwas sorgen bereitet ist die Dichte an Idiotenvereinen da unten :)
Und auch das ist ist ein Narrativ der Wissenschaft unserer Zeit bzw. der des 19.Jhd. über früher, denn entgegen diesem Narrativ gab es Tausch und Kooperation und gegenseitige Unterstützung zwischen diesen frühen Gemeinschaften, wenn es zweckdienlich war.
Also klar haben sich die Leute auch die Köppel eingehauen. Egalitäre Gemeinschaften sind nicht aus einer altruistischen Genmatsche raus entstanden, sondern durchgesetzt worden. Auch mit Gewalt, aber z.b. auch mit etwas, das die Kulturanthropologie „leveling mechanisms“ nennt.
Der gewaltförmige Überlebenskampf ist das herleiten einer Gesellschaftsform der Gegenwart aus einem vermeintlich genau so gestrickten Urzustand. Und das ist genau so eindimensional wie die Annahme Menschen wären intrinsisch auf Kooperation ausgelegt.
Bei den Urmenschen fehlt uns die schriftliche Überlieferung, viel davon ist pure Spekulation. Mit zunehmendem Besitz und Wohlstand steigt der Egoismus, man will sich das alles bewahren. Ich weiss nicht, welche Konflikte Naturvölker untereinander austragen, ich gehe jedoch davon aus, dass es dort zu wenig weniger Egoismus kommt. Dasselbe gilt für Menschen, die als Gemeinschaft in Armut leben.
Und es ist auch verständllich, dass man nicht immer für das grosse Ganze wählt, sondern sich über seine persönliche Zukunft Gedanken macht. Das liegt in erster Linie an der Finanzierung, die dann einfach anders verteilt wird. Es gibt Themen, bei denen ich zu meinem eigenen Nachteil abstimme und bei anderen Abstimmungen denke ich da nur an uns.
Immer wieder gern empfohlen als Grundlage einer auf neueren Erkenntnissen basierenden Diskussion über die Entwicklung menschlicher Gesellschaften:
David Graeber, David Wengrow - Anfänge, eine neue Geschichte der Menschheit
It’s a fun read, too.
Dieser Gedanke ist so dermaßen in DIESER Gesellschaft entstanden und hat nichts Natürliches. Der funktioniert nur unter der Annahme, dass prinzipiell Mangel herrscht. Das ist der Fehler im Menschenbild des Raffers und Gewalttätigen.
Natürlich ist das in dieser Gesellschaft entstanden, zuvor gab es diesen Wohlstand auch nicht. Ich habe auch nicht behauptet, dass das eine natürliche Entwicklung ist, doch es zeigt sich halt, dass mit mehr Wohlstand auch die Ängste über dessen Verlust steigen und dadurch ein grössese Mass an Egoismus entsteht. In weiten Teilen auf der Welt geht es uns besser als jemals zuvor. Doch kaum steigen die Energiepreise, werden Anstand und soziales Denken über Board geworfen und man denkt nur ans eigene Portemonnaie.
Mal was anderes: irgendwie nehme ich die aktuellen Handlungen und Äußerungen von China ziemlich mit Sorge zur Kenntnis. Wo soll das noch hin führen?