Freitagabend war es wieder so weit. Ich konnte zumindest einen Mitfahrer für die 10.Ausgabe der Mecklenburger Seen Runde begeistern.
Start 24.5. um 22 Uhr.
KM 0 (22:00 Uhr) - Start im relativ großen Pulk, aber alle nur mit Rennrädern und Klickpedalen, wir so (ich hab wieder das Eichhörnchen auf dem Gepäckträger):
KM 7 - Die Aufregung legt sich langsam, die Partymeile am ersten Anstieg ist passiert und wir sind auch passiert, vom Rest des Feldes. Blick nach hinten, keine Scheinwerfer mehr in Sicht.
KM 43 (00:19 Uhr) - Depot 1 Feldberg (Pavillons am See) - Noch 20 Räder am Ständer, ungefähr genauso viele Helfer an den Pavillons. Es gibt Käsestulle und Banane, außerdem Partystimmung, DJ, Lagerfeuer und Anfeuerung. Als wir fertig sind, fahren wir mit den anderen letzten beiden Radlern los.
KM 47 - Die beiden anderen Radler treten wohl konstant irgendwelche Wattzahlen. Am ersten Anstieg kommen wir super mit, in der Ebene ziehen sie locker weg, wieder allein im Dunkeln.
KM 55 - An vielen Abzweigungen stehen freiwillige Feuerwehren und weisen den Weg. Als wissentlich Letzte können wir die frohe Kunde vom Schichtende überbringen (die nächsten Starts erfolgen erst um 02:00 nachts).
KM 82 (02:28 Uhr) - Depot 2 Neustrelitz (eine Schule). Langsam wird es voller an den Ständern, wir holen Zeit auf Leute auf, die sich sehr lange an den Depots aufhalten (Massage, Quatschen usw.). Es gibt Nudelbrühe, Melone und Bananen. Wir sind nicht mehr die Letzten.
KM 115 - Die Melone war gut für einen vollen Bauch, aber hatte keine Substanz. Es geht ab ins Loch, die Energie fehlt, ich muss abreißen lassen, als mein Mitfahrer gerade Anschluss an erste Fahrer in unserem Tempo findet. Für so einen Fall Traubenzucker dabei, der rettet mich bis:
KM 125 - Depot 3 Schwarz (Lagerfeuer am See). In Schwarz ist immer ein riesiges Lagerfeuer, die Temperaturen um die 12° sind dieses Jahr erträglich. Die Trainingsjacken nicht gerade atmungsaktiv, aber dafür wasserdicht. Fachsimpeln mit einem anderen Fahrer, der uns nur 80km zugetraut hat und überrascht war uns zu sehen. Langsam wird es hell.
KM 156 (06:33 Uhr) - Depot 4 Röbel (Vereinsheim des Fußballvereins). Für mich das beste Depot. Es gibt Nudeln mit Tomatensauce und Köttbullar, schwedische Haferkekse, Blaubeersuppe und Gewürzgurken. Im Hintergrund wirken hier Schweden der Vätternrundan (300km Radrennen) mit, die Ideengeber für die Mecklenburger Variante waren. Energielevel bei mir inzwischen wieder ok, der Wind spielt auch mit. Leichte Regenfälle in den nächsten Stunden stören kaum, es könnte nur etwas wärmer sein.
KM 192 (09:34) - Depot 5 Nossentiner Hütte (direkt bei der Feuerwehr). Wir hatten eine perfekte Fünfergruppe gebastelt, die leider am Plauer See zerbrochen ist, wir wollten langsam weiterrollen, während die anderen drei Fahrer wieder aufschließen, aber da kam einfach nichts mehr und irgendwann fährt man dann normal weiter. Im Depot kam die Gruppe kurz nach uns an, es ging aber erstmal zur Massage, so lange wollten wir aber nicht warten.
Kulinarisches Highlight hier wieder mal der Kirschstreuselkuchen.
KM 242 (12:19 Uhr) Depot 6 Alt Schönau (ein Bauernhof). Highlight hier der Obstsalat. So langsam waren wir im Feld angekommen bzw. hatten Starter von 20:00-22:00 eingeholt. Immer wieder konnte man in Gruppen fahren und so Kraft sparen. Der Hintern und die Schultern zwickten nach 14 Stunden ganz ordentlich.
Unter anderem waren wir längere Zeit mit Klaus Christel unterwegs, mit 81 Jahren der älteste Teilnehmer.
KM 278 (14:09 Uhr) Groß Vielen (ein Hinterhof). Warum auch immer, hier gibt es Becher mit Käsehäppchen. Der Körper dankt eh für jede Energie, die zugeführt wird, also rein damit. Inzwischen ist mein Mitfahrer ganz unten im Tal angekommen, Hintern durch, Hose unbequem, Energielevel am Boden. Aber so langsam ist auch das Ziel in Sichtweite. Inzwischen über 16 Stunden unterwegs und mehr als 30 Stunden wach (Körper sagt du muss „vorschlafen“, Aufregung sagt nö).
KM 306 (15:45 Uhr) Neubrandenburg. Nach knapp 18 Stunden im Ziel.
Inzwischen ordentlich Schlaf nachgeholt. Der Kopf fängt schon an die ganzen Torturen zu verdrängen und die positiven Sachen hervorzuheben. Die ganzen Helfer drumherum, die coolen Leute, die man unterwegs trifft, die unglaubliche Ruhe nachts (in 6 Stunden Dunkelheit waren gefühlt 3 Autos unterwegs, sonst nur Vögel zu hören und Fahrradgeräusche), die Vorfreude auf die Depots. Ich kanns nur empfehlen. Mit einem halben Jahr Training (viel Fahrradfahren) ist es möglich und im Gegensatz zu vielen anderen Radrennen gibt es keine Mindestgeschwindigkeit. Wer Freitag 20 Uhr startet hat 28 Stunden Zeit für die 300 km.
Ab heute „Hide the pain“-Kette :D
Strava:
Zweifacher Finisher der MSR300: Das Eichhörnchen, eigentlich sollte dazu eine ziemlich große Flagge mit einem Panda ans Rad. Wegen Luftwiderstand und Gruppenfahren (man hängt sich fast in den Speichen) hab ich es dann aber doch gelassen und nur die kleine Holzplatte in die Smartphonehalterung geklemmt (Navigation braucht man nicht, die Strecke ist perfekt ausgeschildert, ich kann die aber eh auswendig).