WM 2026 in Kanada, Mexiko und den USA

Vor allem bin ich nicht in der Lage, zwischen Dünnschiss, Pferdeäpfeln und totaler Scheiße zu differenzieren. Wo reicht ein missbilligender Blick, was ist zu boykottieren, wann gehe ich auf die Straße? Keine Ahnung. Früher in einer Welt sich gegenüber stehender politischer Systeme war das einfacher, wenigstens gegen Krieg konnte man immer demonstrieren. Heutzutage gibt es Umerziehungslager in China für Uiguren, Arbeiter werden in Billiglohnländern ausgebeutet, unseren Müll schippern wir nach Asien usw usf. Trotzdem kaufen wir alle Produkte „Made in China“, kaufen bedenkenlos Elektrogeräte (auch wenn bei der Rohstoffgewinnung ganze Regionen verseucht werden) und ordnen doch fast immer moralische, ethische oder sonstige Bedenken dem eigenen Wohl(stand) unter. Klar, mit ein paar Ausnahmen.

Ich werde jedenfalls die WM nicht nur dehalb boykottieren um mir auf meine moralisch angeschlagene Schulter klopfen zu können. Auf der anderen Seite steht diese unfassbare Zahl von 15000 toten Arbeitern, das macht das ganze Elend so greifbar und empörend, insbesondere wenn man dann Infantino und Beckham von Plakaten grinsen sieht. Und wenn man sich die Details dann noch ansieht, insbesondere die Verflechtungen zwischen Frankreich (auch Platini) und Quatar, könnte man sowieso nur noch kotzen. Da ist Franz mit seinem Köfferchen und einer komischen Überweisung ja noch ein Unschuldsengel.

Also ich verstehe jeden, der sich den Mist in Quatar nicht ansieht, aber wenn ich doch ein Spiel anschaue, würde ich mich dagegen wehren wenn jemand mit dem moralischen Zeigefinger daherkommt. Ich frage mich, was man machen kann außer sich zu Empören? Mit einem Leserbrief ist es halt nicht getan und wenn ich mir ein lustiges Protesttrikot anziehe interessiert es halt auch Keinen.

Effektiv wäre wahrscheinlich ein Boykott der Sponsoren, in den USA hat das ja zeitweise gut geklappt während der Trump-Diktatur. Zumindest hatte es FOX dazu bewogen, Mal zu überlegen, wer da alles frei im Fernsehen reden darf.

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Achja, immerhin darf der ÖR ein wenig kritisch berichten.

Viele machen es sich hier zu einfach. Wenn ich nun mal ein Laptop zum Arbeiten wirklich brauche, und selbst wenn ich mir nur alle 8 Jahre einen kaufe, dann habe ich (neben dem Gebrauchtmarkt) halt keine Wahl als mir ein Produkt von Apple (oder Samsung, oder Asus, oder sonstwem, nimmt sich eh nichts) zu kaufen. Aber selbst im Technikbereich steigt durch Konsumentennachfrage das Angebot nach faireren und nachhaltigeren Produkten, siehe Fairphone.
Hier gibt’s um eine vollkommen unnötige Luxusveranstaltung zur Selbstbeweihräucherung von ekelhaften Funktionären und zu Werbe- und Legitimationszwecken eines abartigen Unrechtsstaates, bei dem im Zuge des Baus offenbar

FÜNFZEHNTAUSEND

Menschen gestorben sind.

Ich kann diese Art von whataboutism nicht leiden. Es geht doch nicht darum, alles gleich sofort richtig in allen Bereichen des Lebens zu machen zu machen. Und wenn man das nicht kann, sich alles andere gleich zu legitimieren. Aber da wo man es problemlos machen mal machen kann, WARUM ZUM TEUFEL NICHT!? Mal mit dem Zug fahren statt zu fliegen, mal zu dem Fair Trade Pulli greifen statt zu H&M, mal nicht zum Billigfleisch greifen, mal eine beknackte Fußball WM nicht verfolgen. Natürlich müsste der große Wandel letztendlich durch Regularien durchgesetzt werden, als Konsument sitzt man aber definitiv an einem der Hebel, der zu Veränderungen führen kann - wie gesagt, da braucht man doch einfach auf das seit Jahren gefühlt exponentiell ansteigende Angebot an tatsächlich fairer und ökologischer Kleidung, Nahrung, Möbel oder was weiß ich schauen.

Viel Spaß beim Schauen der WM.

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Ich weiss nicht. Vielleicht macht man es sich ja gerade mit einem Boykott zu einfach - wirklich schmerzt es einen ja nicht, den TV nicht einzuschalten. Zudem war ja auch die Frage, ob ein Boykott überhaupt ein wirksames Mittel ist. Ich habe das meine Zweifel.

Wenn nur die Hälfte des anvisierten Publikums weltweit einschalten würde, würde das insbesondere die Sponsoren und die TV-Rechte-Käufer treffen, die gutes Geld investiert haben, und diese würden sich sehr gut überlegen, nochmal so eine Veranstaltung zu sponsern. Was letztlich auch die FIFA treffen würde, und man in Zukunft solche WMs vielleicht nicht mehr nach Katar oder sonstwohin vergibt.

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Nun. Die WM 2026 wird in Nordamerika stattfinden, 2030 darf sie nicht in Asien stattfinden. Problematisch kann es dann also wieder 2034 werden - ob da die WM 2021 noch jemanden interessiert?

Die Sponsorenverträge sind geschlossen, das Geld ist eingesackt. Ein Boykott würde meines Erachtens niemanden ernsthaft treffen. Der FIFA wird es jedenfalls herzlich egal sein wenn weniger Zuschauer einschalten, wahrscheinlich ist das sowieso einkalkuliert. Man kann von AI halten was man will, ich meine jedoch auch, dass man die WM aktiv nutzen sollte, um über die Katastrophen zu berichten und die Aufmerksamkeit auf die Menschenrechtslage zu lenken. Jetzt gilt es doch, das Hochglanzimage ordentlich zu matten statt den Wüstenmurks nur zu ignorieren.

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Warum ist die WM denn

?

Für mich ist die eins der tollsten und wichtigsten Sportereignisse. Die Spieler sehen das sicherlich nicht anders. Das Ganze Ding wurde eben vor Jahrzehnten schon gehijacked von alten weißen Pimmeln und mittlerweile will halt jeder seinen Nutzen draus ziehen.

Aber unnötig find ich die überhaupt nicht. Das solche Sportereignisse Kriege ersetzen, da denke ich, sind wir drüber hinaus, aber einfach als sportlichen Wettkampf, why not?

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Passend zum Thema hat der ZDF ein 13 Fragen gemacht, Neven Subotic und der Journalist Hubi dürfte ja dem ein oder anderen linken Gesindel hier bekannt sein.

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Und auch der DFB schafft es ziemlich schnell, selbst die letzten niedrigen Erwartungen die ich vielleicht noch an ihn habe grandios zu unterbieten.

Das „Highlight“ unter den Aussagen:

Flick fügte hinzu, es würden weitere Gespräche mit Organisationen wie Amnesty International oder Human Rights Watch geben. „Wir werden nicht nur sportlich gut vorbereitet sein. Wir haben bei Bayern München gesehen, wie wichtig das auch den Fans ist.“ Man wolle dieses Thema „weghaben“, damit wir „uns dann, wenn wir in Katar sind, auf die Dinge konzentrieren, die wichtig sind - nämlich erfolgreich Fußball zu spielen“.

:fresse:

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Schlimmer ist eigentlich die Bemerkung, „wie wichtig das Thema bei den Fans ist“. Man sollte doch annehmen, dem DFB bzw seinen Vertretern sollte das Thema ebenso wichtig sein.

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Allein die Vorstellung, man könnte so ein störendes Thema wie Menschenrechte ein Jahr vorher schon abarbeiten, damit man später Ruhe davor hat. :love:

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Ich prophezeie: Im Frühjahr werden ein paar Nationalspieler medienwirksam die Kampagne „We kick Katar“ gründen. Geld wird eingesammelt um irgendwas tolles damit anzustellen. Während des Turniers werden sie sich jedoch auf Grund von Bedenken bezüglich Langzeitfolgen öffentlicher Kritik nicht zu den Missständen äußern.

Wann hätte der DFB jemals einen Anlass geboten, das anzunehmen?

Ach, ich meine mich düster erinnern zu können, dass der DFB irgendwann Mal aktiv daran mitwirkte, seine NS Vergangenheit aufzuarbeiten. Schwierigen Themen war man zwar meist, aber wohl nicht immer verschlossen.

Aber richtig, bei Bierhoff und Flick darf man eigentlich keine positive Überraschung in Sachen Katar annehmen.

Meine Güte, ist das ekelhaft.

Das einzige, was doch wirklich dagegen helfen würde wäre eine kritische Fanbase wie es diese bei Vereinen gibt. Nur auf radikale Weise, Unterbrechungen oder gar den Ablauf so zu stören, dass ein Spiel nicht stattfinden kann (vgl United - Liverpool z.B.) tut allen weh. Weil es dann keine Sendezeit gibt.

Da ist aber eben das Problem, dass es erstens keine organisierten Fanszenen bei den allermeisten Ländern gibt (außer so rechte Mobs wie bei Ungarn) und selbst wenn, diese in einem Staat wie Katar erst gar nicht rein kommen.

Und es gibt noch genügend Ländern, in denen das den Menschen egal ist. Die wollen nur die Unterhaltung. Was glaubt ihr warum sonst bei der letzten EM fast nur noch Sponsoren aktiv waren, die aus solchen Ländern kommt.

Vor allem würden sie nicht mehr rauskommen.

In Deutschland würdest du nicht mal rauskommen.

Nach Polen hat auch Schweden verkündet, nicht gegen Russland in den Playoffs zu spielen. Prognose: Russland fährt mit Freilos nach Katar. Zu Gast bei Freunden.

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Und damit auch fix Weltmeister.