20 Stunden an counting. 
Ich bin nun sogar von der Game Pass- zur Steamversion gewechselt, da Steam hier noch 2-3 Tweaks mehr möglich macht und (mal wieder) generell besser läuft. Ich betone das, weil ich ohne Configfiles und Mods schon längst aufgegeben hätte.
Zum Spiel selbst:
- Die Zone ist nach RDR2 die schönste Sandbox und schlägt für mich in Sachen Liebe zum Detail sogar Night City, auch wenn es Schmarrn ist, die 3 schönsten Open Worlds überhaupt gegeneinander gewichten zu müssen.
- Das Spiel wirft einen rein und alles will einen töten und das Spiel schafft dies nicht nur durch den Einstieg in die Story zu vermitteln, sondern direkt durch das Gameplay: Beim Handeln wird man beschissen, beim Reparieren wird man ausgenommen, Mutanten bekämpfen heißt simpel Munitionsverschwendung und jede nicht getroffene Kugel gegen menschliche Gegner sogar für eine Chance auf eine fliegende Granate in die eigene Richtung.
- Das Gunplay fühlt sich an wie eine Mischung aus DayZ und Escape From Tarkov, der Sound der Waffen und Schritte und Wettereffekte ist brilliant
Nach 10 Stunden war mein Fazit:
„Ich habe 11 Stunden mit dem Spiel verbracht und kann nicht aufhören, daran zu denken“ und so geht es mir noch immer, mit jedem neuen Gebäude/Region/Gebiet/POI.
Umso undankbarer und sicher auch fragwürdiger ist ein Review nach „klassischen Methoden“, denn mir ist spätestens jetzt klar, dass man es ganz anders „konsumieren“ muss, wenn man es nach 45-50 Stunden durchspielt und einen Test dazu schreibt. Ich möchte hier nochmal RDR2 als Beispiel nennen: Für einige war das entschleunigte Missionsdesign und die Tatsache, dass man viel durch die Welt reist, ein Kritikpunkt und ja, es beißt sich mit modernen Games und Designphilosophien, aber gerade deswegen feier ich es wahrscheinlich so. Du kannst nicht einfach 5 Waffen im Rucksack tragen, um Geld durch Verkauf anzuhäufen. Du kannst nicht durch Schnellreise Regionen skippen, die ‚by design‘ so gedacht sind, dass sie mehrfach passiert mit unterschiedlichem Motivator. Dennoch: Muss man alles mögen.
Zur Technik:
Die PC-Version ist absolut spielbar - auch mit Midrange-Hardware - aber erst, nachdem man bei Nexus Mods gestöbert hat und in ein paar Configurationsfiles rumgeschraubt hat. Das Ding ist: Es ist erschreckend, wie unnötig manche dieser Dinge wären, hätte mal jemand die PC-Version getestet. Das ist mit ziemlicher Sicherheit nicht mehr ausgiebig passiert in den letzten Wochen. Beispiel: Das Game hat hardcoded die beiden Einstellungen „Mouse smoothing“ und „Mouse acceleration“ auf „an“ ohne Ingame-Option, es auszustellen. Das Ding ist: Diese Settings braucht kein Mensch und das sie einem aufgezwungen wurden, hat keinen technischen Grund, es wurde einfach nur nie beachtet und blieb so enginebedingt im Spiel. Das Deaktivieren der beiden Sachen macht nun die Maus plötzlich viel direkter (= raw input) und das Spiel viel geschmeidiger: Und man stellt fest: Die träge Maus lag ja gar nicht an FSR 3, der neuen Technologie zur Framegenerierung (kurz: mehr FPS dank Fake-FPS), sondern am Optionsmenü und plätzlich hat man nicht nur seine Maus gefixt, sondenr mit FSR auch ein paar Frames Reserve.
Zu Bugs und A-Life:
Ich habe so ca. 10 Stunden gebraucht, um zu realisieren, dass es designtechnisch nicht der Ansatz wie von vor 17 Jahren beim Vorgänger war: Man hat ein paar richtungsweisende Mainquests, der Rest wird aufgefüllt durch Fetch- und Killquests und verpackt in einer aus Zonen bestehenden Mosaikwelt (technisch bedingt) in der man der Welt Leben eingehaucht hat durch „A-Life“, welches praktisch im Hintergrund Stalker und Mutanten auf Reisen schickt und Konflikte generiert, nur war das Sytsem damals schon komplett broken und ohne eine der geilsten Moddingszenen in der Videospielegeschichte wären nicht nur diese Systeme in Vergessenheit geraten, sondern würde es ein Stalker 2 nicht mal durch den Pitch schaffen.
Wenn man dann mal aus den ganzen Doomposts und dem Rumgehate der OG-Stalkerfans, zu denen ich mich zähle, rauskommt und das Spiel einfach als das sieht, was es ist, dann bleibt trotzdem noch verdammt viel Liebe übrig, sei es wegen den zahlreichen Hints und Eastereggs auf Vorgänger, die Ukraine, das Disaster oder gar andere Games und Universen, dem großartigen Einführen einer neuen Generation in die Zone und endlich mal wieder einem Spiel, in dem man nicht der Held ist und Mittelpunkt des Geschehens, sondern einfach ein weiterer Loser, der sein Glück in der Zone sucht.
Wie sehe ich das Spiel? Ich sehe es im Ist-Zustand als eine verbuggte Loveletter an die Fans und es wurde in Sachen QoL und modernen Gameplayelementen ausreichend getan, um auch neue Spieler und potentielle Fans abzuholen und die grundlegende Welt und die Tatsache, dass das Game in einer Engine gebaut wurde, die sauviele Leute da draußen kennen, stimmt mich positiv für die Zukunft, denn der aktuelle Ist-Zustand ist - ähnlich dem Original vor 17 Jahren - ein Rohdiamant, der wohl einiges schneller durch die Community geschliffen werden wird, als die Vorgänger mit seiner Engine aus der Hölle. Etwas was ich über Starfield und Fallout 4 nicht sagen kann.
Mein Tipp: Liegenlassen und auf Updates und den Modsupport warten, da geht der Spaß erst richtig los. Ein echter Stalkerfan wird Abkotzen über A-Life, wird Abkotzen über gebrickte Quests und Trigger, aber ein echter Stalkerfan hat jetzt schon 10+ Mods installiert, jongliert zwischen Hard- und Quicksaves, hatet mit gleichgesinnten in den Foren rum und ist dann doch im Spiel und macht den ganzen Scheiß nicht zum ersten Mal mit.