Nein, es gibt kein neues nicht immer fachgetreues Wissenschaftsmagazin.
Obwohl.
Ein wenig schon.
Inzwischen haben wir alle Jobs hier. Manche mehr (@Bouba ), manche weniger (@Remsen ). Durch das Voranschreiten des Lebens hat jeder eine gewisse, sehr bestimmte Expertise - auch außerhalb des Jobs. Stadtmensch. Autofahrer. Versierter Schmuddelfilmzuschauer. In einem gewissen Spektrum sind wir dadurch in der Lage eine natürlich rein subjektive, aber doch von einer gewissen Datengrundlage beseelten, Zukunftsperspektive auszumalen. Diese würde ich gerne hier sammeln und am Ende des Threads können wir dann ein einwegmesserscharfes Bild der Zukunft haben und wir wissen alle, was auf uns zukommt und können entspannt durchatmen.
Das Format ist einfach. Ihr sagt nur die Zukunft vorher.
Ihr beschreibt das Attribut in einem selbst gewählten Detailgrad, was euch als Grundlage dient (bspw. seit 30 Jahren in Ostdeutschland wohnend, seit 10 Jahren in der Forschung tätig, seit 5 Jahren Schiedsrichter) und skizziert, was sich bis 2050 ändern wird. Ich bin immer noch überzeugt von Partikularexpertisen, die sich hier tummeln und von denen man als Durchschnittsotto immer was lernen kann.
Spektrum: Parlamentarische Demokratie nach über 5 Jahren Arbeiten im Kontext Bundestag
Schauen wir in die europäischen Nachbarn, bspw. Schweden, sehen wir eine beachtliche Zersplitterung der Parteienlandschaft in mehrere kleinere Parteien, sodass es ziemlich wahrscheinlich ist, dass die GroKo-Jahre von heute kein Zukunftsmodell sind. Auch innerhalb der Parteien stehen sich die Strömungen selbst auf den Füßen. Über kurz oder lang, muss das eigentlich weiter aufgebrochen werden, da auch die Realitäten immer weniger subsummierbar werden durch individualisierte Nachrichten, Hobbys, Bezugskreise - eben Welten. Dazu wird sich der Bundestag reformieren müssen, das wird ein zäher Akt, er wird das Wort Reform kaum verdienen und ich hatte das schon mal im alten Politik-Thread ausgeführt, aber so viel Staub wie auf diesen Strukturen ist, wird man den vielen bereichsübergreifenden, lang andauernden Problem nicht gerecht. Das merkt man schon heute, aber da muss noch eine Generation durchrutschen, bis sich das auch im Alltag des Bundestags umschlagen wird. Und dann wird der Bundestag weniger Abgeordnete zählen und mehr Parteien. Dadurch wird das 4 Jahre Durchregieren abgelöst durch eine eifrigere Mehrheitssuche für die Gesetze, die man gerade mit dem Aufwind von Presse und Gesellschaft bewegen kann. Kurzfristiges Zuschalten von Wissenschaftlern und leichte Abrufbarkeit von Zahlen und Daten könnte Politik wissenschaftsbasierter werden lassen. Gleichzeitig wird die Forschung vermutlich abhängiger denn je sein von Drittmitteln aus der Wirtschaft.
Transparenz wird unumgänglicher sein. Öffentliche Ausschüsse, nachvollziehbarerer Status von Gesetzesvorhaben, direkteres Feedback durch die Bürger:innen. Ändert wird sich dadurch vermutlich wenig, aber es fühlt sich besser an. Die Hinterzimmerabsprachen werden vermutlich im gleichen Maße perfider, aber es wird öfter auffliegen. Wir werden vermutlich elektronisch wählen und auch kleinere Bürgerentscheide digital erledigen können, sollte Andi Scheuer nicht weiterhin zuständig sein dafür. Da Amerika uns immer ein paar Jahre voraus ist, ist es gut möglich, dass deutlich mehr Personen einer gewissen Öffentlichkeit in die Politik treten. Vielleicht ein MrWissen2Go oder eine May Thi. Wenn man den Trend zur Personenwahl und zum Senden über eigene Kanäle wie Podcast oder eigenen Wochenrückblicke als Videoformat verfolgt, wird die Politik vermutlich noch mehr nebeneinander reden sein mit dem Sprachrohr gezielt gerichtet auf kleine Gruppen. Nur die dann jungen Leute werden wahrscheinlich nicht erreicht, da sich die Realität dort schon 2mal schneller änderte.
Man merkt, dass die Struktur arg porös ist nur die Kraft in den Händen, die sich an der Machterhaltung klammern ist aktuell noch größer. Ich sehe allerdings aktuell keine Partei, die sich so einen Umbruch wagt. Vermutlich braucht es dafür erst schwindende Mehrheitsmöglichkeiten.