Regelfragen und -diskussionen - die 90-Minuten-Hurensohn-Schreien-Flatrate

Und warum nicht im Profibereich? :ka:

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:eggplant::grin:

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Ganz anderes Thema:

Ich fände es eine tolle Änderung, wenn in Zukunft derjenige den Elfmeter schießen muss, der maßgeblich an der Situation beteiligt war. Also wen jemand gefoult wird dann der Spieler. Wenn jemand schießt und der Ball wird mit der Hand geblockt, dann derjenige der geschossen hat. Bei Chelsea gestern z.b. der Spieler, der die Flanke geschlagen hat.

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Das ist die wildeste Idee für eine Regeländerung, die ich seit langem gehört habe. Ich liebe sie.

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Ist das nicht im Basketball so üblich?

Ansonsten, noch was um den ganzen Scheiss von gestern ad acta zu legen: Der Elfer ist einfach eine Hop oder Top Situation. Wenn er drin ist Tor, bei Gehalten / Pfosten / Vorbei gibt es Abstoß für den Torhüter.
Kein Reinlaufen, kein Nachschuss. Sprich, wie im Elferschießen.

Da ein Elfer eh schon ziemlich overpowered ist wäre es doch ganz nett, wenn der Torhüter der Held ist, sobald er ihn gehalten hat und sich nicht noch um den Nachschuss sorgen müsste. Und all der Ärger von gestern wäre auch nicht passiert.

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Das war vor 1-2 Jahren tatsächlich mal eine Überlegung beim IFAB. Wurde aber verworfen.

Wo man schon bei den Ellos ist, wie wäre es denn damit diese indirekter Freistoß Regel einfach mal zu verwerfen?

Wenn es eine aussichtsreiche Position ist, dann hat es doch sowieso kaum Effekt, ob da jetzt einer vorher den Ball antickt und Patrick Andersson den Ball in die Maschen jagt :person_shrugging:

Welchen Mehrwert bietet diese Regel, außer dass man wieder einen Sonderfall hat, den 80 Mio Bundestrainer erstmal verstehen müssten?

Und wenn dem Spieler beim Foul die Beine gebrochen werden, wartet man bis er wieder fit ist? Oder kann man sich bei Verletzungen des Gefoulten den Schützen dann doch aussuchen? Dann haben bald noch mehr Leute noch mehr Aua bei Fouls im Strafraum.

Da ist es natürlich in Sportarten mit freien Wechsel einfacher. Aber ich könnte mir vorstellen, dass wenn der Spieler verletzungsbedingt den Elfer nicht schießen kann, dann darf man den Schützen frei wählen. Dann muss der Verletzte Spieler aber auch 5 Minuten draußen „behandelt“ werden. Ich glaube nicht, dass viele Mannschaften danach 5 Minuten in Unterzahl spielen wollen, nur damit sie den Elfmeterschützen selber bestimmen können. Bei Spielern die wirklich verletzt sind darf natürlich sofort gewechselt werden. Ich glaube nicht, dass sich jemand dann gezielt auswechseln lässt, damit ein anderer Spieler schießen darf.

Wir machen es wie beim Baseball.
Es wird für den gefoulten Spieler ein Designated Hitter von der Bank eingewechselt, der anschließend aber auch im Feld spielen muss oder nach seinem Schuss wieder ausgewechselt und von einem weiteren Bankspieler ersetzt wird.

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Im Hockey beim Penalty genauso. Allerdings sind es da auch seltenst Verteidiger, die in solche Situationen kommen, das könnte im Fußball gerade nach Standards anders aussehen, wenn die IV mit aufrückt.

Einen „Nachschuss“ gibt es glaub ich nur im Fußball, oder? Gab es für die Verwerfung eine Begründung, @FoxoFrutes ?

Beim Basketball geht es nach dem letzten Freiwurf doch auch mit Rebound bzw. offenem Spiel weiter, wenn der versemmelt wurde oder?
Und ich würde fast sagen, dass es beim Handball auch weitergehen würde, es dort nur relativ selten ist, dass der Ball überhaupt im Spiel bleibt.

Man möchte den Fußball attraktiv machen und das macht man in erster Linie über Tore. Wenn der Nachschuss weg fiele, würde das die Anzahl der Tore senken, daher trägt so eine Regeländerung nicht zur Attraktivitätssteigerung bei.

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Also ich finde ja, dass klare und einfache Regeln einen Sport zugänglich machen und man weniger verkopfte Spezialsituationen benötigt.

Ich kann nachvollziehen, dass man Ideen aus anderen Sportarten durchaus attraktiv findet, aber ich wäre eher dabei zu sagen, dass man viele Dinge zunächst versucht zu vereinfachen. Egal, wie strikt die Regel ist, am Ende ergibt sich immer eine Grauzone, da ein Schiedsrichter beteiligt ist - und der pfeift oder pfeift halt nicht.

Den Ansatz mit dem „der Gefoulte schießt selbst“ finde ich selbst ganz witzig, allein weil dann auch mal sicherlich wirklich schwache Schützen ranmüssen.
Aber müsste dann konsequenterweise sowas auch beim Freistoß dann eingeführt werden?

Mit der Begründung könnte man aber auch das Abseits abschaffen, den Elfer 5 Meter nach vorne verschieben und Tore, bei denen der Schütze vorher Hand gespielt hat, nicht kategorisch verbieten… :ka:

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Ich dachte wir hätten einen eigenen Thread für die Leute hier, die selber Schiedsrichter sind - aber das war dann wohl im alten Forum. Das hier kommt dem am nächsten.
Also: Sofacoach hat einen neuen Schiedsrichter in seinen Reihen. Zwar nicht für Fußball, aber auf dem Feld müssen wir uns als Berufskollegen doch alle was anhören lassen.

Ich habe am Wochenende die C-Lizenz zum Baseball-Umpire als Klassenbester abgeschlossen. An den letzten beiden Wochenenden fand der Lehrgang dafür mit 11 anderen Lehrlingen aus dem Verband statt. Schiedsrichterausbilder war ein Schiedsrichter aus der 1. Bundesliga, ein geiler Typ mit Berliner Schnauze, dem man die Begeisterung für sein Handwerk angesehen hat und der das auch gut vermitteln konnte. Die ersten drei Tage waren reiner Theorieunterricht. Regeln, Mechanics, Kommunikation, Pre-Game Aufgaben oder Ausrüstung standen auf dem Lehrplan. Die meisten Teilnehmer haben erst ein Jahr Baseball gespielt und kannten daher viele der Regeln noch nicht. Umgekehrt waren aber auch ein paar Latinos dabei, die seit über 20 Jahren spielen und die an alle urbanen Regelmythen geglaubt haben, die im Baseball existieren. Das ist ungefähr vergleichbar mit dem Handspiel im Fußball: Jeder hat eine unterschiedliche Meinung wie die Regel lautet und es entstehen erstmal minutenlange Diskussionen, es werden irgendwelche abstrusen Szenarien gesponnen oder von den wildesten erlebten Situationen berichtet.

Auch beim Thema Ejections (Platzverweise) hingen wir ziemlich lange fest. Irgendwo auch verständlich, weil es ein faszinierendes Thema ist, gerade wenn der Ausbilder aus dem Alltag aus der 1. Bundesliga erzählt - gleichzeitig ist dieses Thema in den Ligen in denen wir als Umpire arbeiten eher uninteressant. Bis auf eine einzige offensichtliche Beleidigung habe ich in meinen 8 Jahren als aktiver Spieler jedenfalls keine einzige Ejection erlebt und ich hoffe, das bleibt auch so. Aber wie meinte der Ausbilder so schön: Das erste Mal ist das Schlimmste, danach wird es zur Gewohnheit. Es tut nicht weh, jemanden zu ejecten…

Der letzte Tag des Lehrgangs bestand dann aus Praxisarbeit. Dafür sind wir in eine Sporthalle gegangen, haben ein verkleinertes Feld aufgebaut und Mechanics, Laufwege, Positionen und Übernahme von Aufgabengebieten geübt. Das ist schon verrückt, wie schwer man sich mit vermeidlich leichten Sachen tut wenn man noch keine Erfahrung hat. Kleines Beispiel: Zuerst wurden die Mechanics geübt: Aus signalisieren, Safe signalisieren, Aus-Call verkaufen und Safe-Call verkaufen. Danach wurden einfache Aus/Safe Entscheidungen an der ersten Base geübt - und direkt beim ersten Call hab ich mich so drauf konzentriert, die Mechanic richtig auszuüben, dass ich ein klares Aus als Safe gegeben habe - aber immerhin mit perfekter Mechanic :hardlove:
Man hat sich dann aber recht schnell reingefunden. Später wurden noch Sachen wie Strikes/Balls, Balks, Hit by Pitch, Check Swing oder Aufgabenübernahme geübt. Auf dem niedrigsten Niveau umpt man mit dem 2-Mann-System: Es gibt einen Plate Umpire, der Strikes und Balls callt, Fair/Foul Entscheidungen oder Catch Entscheidungen im Outfield sowie alle Plays an Home-Platte trifft und einen Base Umpire, der alle Entscheidungen auf den drei Bases zu treffen hat. Aber eben nicht immer - in bestimmten Situationen übernimmt der Base Umpire auch Catch-Entscheidungen im Outfield, weshalb der Plate Umpire die Entscheidungen an den Bases treffen muss. Und in weiteren Sondersituationen hat der Plate Umpire die Entscheidung an dritter Base zu treffen - alles sehr verwirrend und kompliziert. Im übrigen auch sehr anstregend. Auch wenn Baseball eigentlich ein recht „starres“ Spiel ist, läuft man als Umpire ziemlich viel und hat durch ständiges in die Knie gehen auch schnell mal ein Brennen in den Oberschenkeln. Dazu kommt extrem hohe mentale Belastung weil innerhalb von einer Sekunde hunderte verschiedene Szenarien entstehen können.

Bei höheren Lizenzlehrgängen lernt man dann noch das 3-Mann-System und am Ende das 4-Mann-System kennen. Bevor man aber das 3-Mann-System erlernt, muss das 2-Mann-System perfekt sitzen, weshalb man mit der C-Lizenz erstmal mindestens 2 Jahre als Umpire gearbeitet haben muss, bevor man die B-Lizenz angehen darf.

Am Ende des anstrengenden Praxis-Tages folgte dann noch die theoretische Prüfung. 25 Fragen, eine Stunde Zeit, von den 50 Punkten mussten mindestens 37 erreicht werden. Schafft man das, hat man die C-Lizenz und darf Spiele auf Landesebene umpen. Besteht man die Prüfung nicht, hat man zumindest die D-Lizenz und dürfte im Jugendbereich Spiele übernehmen.
Bei der B-Lizenz benötigt man dann schon ein Prüfungsspiel, dort wird im Lehrgang auch mit Videostudium gearbeitet und der Fokus liegt eher auf der Praxis - im C-Kurs geht es in erster Linie darum, die Regeln zu vermitteln.
Ob es mich später in die B-Lizenz treibt muss ich erstmal abwarten. Man dürfte damit immerhin als Teil eines Teams mit A-Kollegen schon Spiele in der 2. Bundesliga umpen. Jetzt gilt es erstmal, die ersten Einsätze auf dem Feld zu absolvieren und zu schauen, ob mir das ganze Spaß macht. Nebenbei habe ich diesen Winter auch die Ausbildung zum C-Scorer absolviert, jetzt fehlt noch die Trainerlizenz und ich bin die eierlegende Wollmichsau :ronaldo:

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Geil. Glückwunsch. Das liest sich mega interessant. Schreib doch gerne mal ein paar Berichte von deinen ersten Spielen. Ich stelle mir selbst dieses simple „Safe oder Aus“ callen an 1B total schwierig vor, wenn man das dutzende Male in Realgeschwindigkeit bewerten muss. Vor allem wenn man vorher noch wissen muss, ob man nun überhaupt die Calls an den Bases machen muss oder nicht (wovon hängt das ab welcher Ump jetzt was macht? Groundball ich, Flyball du?) Die Mechanics kommen da sicher mit der Übung und werden Routine. Das ist ja quasi wie wenn ich nen Elfer pfeife, da muss man am Anfang auch noch nachdenken „Okay, laut und lange pfeifen, auf den Punkt zeigen, direkt in Position laufen“. Irgendwann geht es automatisch.

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Ich werde natürlich berichten! Mit etwas Glück haben wir vor Saisonbeginn ein Testspiel welches ich umpen darf.
Ich denke auch, dass die Mechanics schnell in Fleisch und Blut übergehen. Aber dadurch dass der Ausbilder beim Einüben kurz zuvor extrem auf die perfekte Ausführung geachtet hat, wollte man die natürlich krampfhaft gut umsetzen und hat dadurch total den Blick für die Situation vergessen.

Safe/Aus Entscheidungen an erster Base sind natürlich schwierig, als Hilfe hat man aber das akustische Signal des Balles im Handschuh. Man schaut also auf die Base, schaut wann eine Berührung vorliegt, und entscheidet dann ob sie vor oder nach dem Pop des Balles im Handschuhs passiert ist. Ist es gleichzeitig, wurde uns aus der Erfahrung des Ausbilders heraus empfohlen, ein Aus zu callen. Im Lehrbuch steht ein anderer Standpunkt drin, nämlich dass man defensive Leistung honorieren soll. Bedeutet: Hat der 3rd Baseman einen spektakulären Dive hingelegt um dem Ball noch zu bekommen, feuert den Strahl in Richtung erste Base und Ball und Runner sind gleichzeitig da → Aus.
Kommt ein einfacher Groundball zum 2nd Baseman und der lässt sich aufreizend viel Zeit mit dem Wurf um cool und lässig auszusehen → Safe.
Ich werde da wohl einfach dem Ausbilder folgen und Aus geben - im Lehrgang haben aber alle Teilnehmer immer auf Safe entschieden, weil man die ganze Situation noch als Spieler bewertet hat und nicht aus Schiedsrichterperspektive.
Aber auch wenn man den Läufer zuerst auf Base gesehen hat, darf man nicht sofort „Safe“ brüllen, sondern muss sich mit seiner Entscheidung zwei Sekunden Zeit lassen. Es kann nämlich noch passieren, dass der 1st Baseman den Ball aus dem Handschuh verliert, keine richtige Kontrolle hatte oder sein Fuß nicht mehr auf der Base stand. Nichts ist ärgerlicher auf Safe zu entscheiden, nur um dann zu sehen wie der Ball vor der Base entlangrollt. Timing is key.

(wovon hängt das ab welcher Ump jetzt was macht? Groundball ich, Flyball du?)

Ich kann das ja mal kurz skizzieren, ohne zu sehr ins Detail zu gehen.

UmpSkizze

Der Base Umpire hat im 2-Mann-System drei Positionen die er einnehmen kann. A, B und C. Welche er einnimmt, hängt von der Runner Konstellation ab.
A ist der einfachste Fall. Wenn kein Läufer auf Base ist und nur dann, befindet sich der Base Umpire (BU) immer in A. Sieht er einen Groundball, geht er ein Stück in das Feld rein und zur Base um optimale Sicht für eine Safe/Out Entscheidung zu haben.
Schlägt der Batter einen langen Ball ins Outfield (Left oder Center), der möglicherweise mehrere Bases bedeuten könnte, rennt er zwischen 1st Base und Pitcher in das Infield und begleitet den Runner bei all seinen Aktionen. Dabei muss er darauf achten, ob er die Bases ordnungsgemäß berührt, er nicht behindert wird um dann an einer Base eine Entscheidung zu treffen, sollte es zu einem Play kommen.
Schlägt der Schlagmann aber einen Ball ins Right Field, hat der BU die Möglichkeit rauszugehen. Das muss er mit einem Handzeichen anzeigen und ansagen. Er läuft dann ins Outfield rein um möglichst nahe beim Outfielder zu sein, wenn dieser seinen Catch macht. Der Plate Umpire (PU) übernimmt dann die Bases und geht mit dem Läufer mit. Warum macht er das nur bei einem Schlag ins Right Field? Nur da hat der Base Umpire eine bessere Sicht als der PU auf den Catch. Bei Center oder Left Field stehen beide weit entfernt, weshalb dort einfach der PU den Call übernehmen kann.
Und so ähnlich funktioniert das in der B und C Position. Diese Positionen muss der BU abhängig von der Runnerkonstellation einnehmen.
Beispiel: Es gibt nur einen Läufer auf dritter Base. BU steht in C, denn von da hat er die beste Sicht auf ein potentielles Play an dritter Base.
Läufer auf erster Base: BU steht in B, denn von dort ist er am nächsten an der zweiten bzw. ersten Base, wo am wahrscheinlichsten ein Play stattfinden wird.
Diese beiden blauen Linien die ich eingezeigt habe, bilden das „V“. Wird ein Flyball in dieses V geschlagen, übernimmt der BU wieder die Catch/No Catch Entscheidung (ohne aber ins Outfield zu laufen, da er sonst mit Läufern kollidieren könnte). Warum nur in diesem V? Er steht näher dran und kann die Entscheidung besser treffen. Wird ein Ball außerhalb dieses „V“ geschlagen, befindet er sich automatisch sehr nahe an den Foul Lines. Und die Entscheidung über Foul/Fair kann nur der Plate Umpire treffen, der direkt an den Linien steht. Daher übernimmt der PU in dieser Situation auch die Catch Entscheidung.

Das sind alles Entscheidungen und Absprachen die die Umpire innerhalb von Bruchteilen treffen müssen. Dabei gucken sie nicht auf den Ball, sondern auf die Outfielder und wie sie sich bewegen. Bewegt sich ein Leftfielder nach links in Richtung Foul-Linie, weiß der Plate Umpire, dass er den Call übernehmen muss. Bewegt er sich in Richtung Center Field, weiß BU, dass der Ball ins V geschlagen wurde und er übernehmen muss. Sprechen sie sich nicht richtig ab, haben sie das Problem, dass beide die gleiche Szene angucken und der andere Teil des Spiels nicht beachtet wird. So gucken z.B. beide zu einem Catch und keiner hat gesehen, ob die Baserunner auch regelkonform losgelaufen sind.

und dann gibt es noch Sondersituationen, in denen der Plate Umpire die dritte Base abdecken muss. Beispiel: Läufer auf 1. Base. BU steht in B, also näher Richtung 1B/2B.
Langsamer Ball in Richtung Shortstop. Der wirft den Ball zur ersten Base, weil nur dort ein Aus möglich ist. Der Läufer der von der ersten Base gestartet ist, sieht das und stoppt nicht bei der zweiten Base, sondern sprintet direkt zur dritten Base weiter.
Der 1st Baseman fängt den Ball fast zeitlich als der Schlagmann an der Base ankommt und feuert ihn dann direkt zur dritten Base, wo der andere Läufer gerade ankommt. Es gibt ein extrem knappes Play.
In diesem Szenario hätte sich der BU beim Schlag zum Shortstop gedreht, dann 180° in Richtung 1st Base um dort eine Aus/Safe Entscheidung zu treffen und dann in Sekundenbruchteilen wieder 180° zur dritten Base um aus großer Entfernung dort eine Entscheidung zu treffen. Unmöglich. Deswegen rennt der PU von der Homeplate in Richtung dritter Base und übernimmt dort den Call.
Calls dürfen übrigens nicht ohne weiteres überstimmt werden. Siehst du als PU, dass dein BU-Kollege an 1st Base eine Safe/Aus Entscheidung falsch gemacht hat, darfst du ihn auf keinen Fall alleine überstimmen, auch wenn du der Crew-Chef bist. Der BU hat aber die Möglichkeit, deine Meinung zu erfragen. In dem Fall müsst ihr euch zu einer Besprechung zusammenfinden und der BU muss seine eigene Entscheidung ändern. Ist möglich, macht aber einen Scheiß-Eindruck und man verliert jegliche Autorität bei den Mannschaften.

Genau so darf man nicht jede Regelverletzung callen, die man sieht. Beispiel: Spieler schlägt einen Homerun und berührt beim Ablaufen der Bases die zweite Base nicht. Als Umpire musst du das erkennen, musst den Homerun aber erstmal zählen lassen. Erst wenn die andere Mannschaft anschließend ein Appeal spielt (also quasi eine Regelwidrigkeit reklamiert), darfst du den Schlagmann wegen Übertreten der zweiten Base ausgeben.

Ähnlich wie beim Fußball gibt es auch viele Vorteilssituationen. Du erkennst eine verbotene Aktion, sagst auch laut an dass du sie gesehen hast, darfst aber das Spiel nicht unterbinden weil du erst das Resultat der Aktion abwarten musst. Abhängig vom Resultat setzt du dann die Strafe für die Regelverletzung um oder durch die Aktion sind so viele Vorteile entstanden, dass die Strafe dadurch negiert wird. Also quasi wie beim Football wenn beim Touchdown ein Defensive Holding einfach declined wird. Aber auch hier ist Timing wieder der Schlüssel und man muss höllisch aufpassen, die Situation nicht schon vorher zu unterbrechen.

Das ist ja jetzt doch wieder recht ausführlich geworden, aber ich denke das ist ein gutes Zeichen dafür, dass es mir echt Spaß gemacht hat.

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Also das ist ja völlig irre, was für eine Situations-Awareness du da selbst auf unterstem Level haben musst. :uirre:

Callst du denn von Position C dann auch Safe/Aus an 1B, wenn der Batter nen Groundball schlägt? Dann wird der PU ja den Call für den Runner von 3B an Home übernehmen, aber du musst ja dann quer übers Feld den Call an 1B callen, oder?

Also wow, großen Respekt, wirklich.

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Genau so würde es ablaufen. Ist natürlich nicht ganz optimal, aber da in der Situation ja nur auf den Zeitpunkt der Base- bzw. Handschuhberührung geachtet werden muss, geht das schon.

In meinem Beispiel wo der PU die dritte Base übernimmt, wäre es ja so gewesen, dass der Runner der an der dritten Base ankommt mit dem Ball im Handschuh berührt hätte werden müssen und solche Entscheidungen sind viel schwieriger zu treffen. War die Berührung des Handschuhs mit Ball eher da, als der Kontakt des Läufers mit der Base (akustisches Signal hilft dir nicht)? Hat der Fielder die Kontrolle über den Ball, auch nach der Berührung? Stand der Fielder, als er den Ball noch nicht hatte, im Laufweg des Läufers und hat ihn somit blockiert (nicht legal, automatisch safe)? oder hat er ihn erst blockiert, als er schon den Ball hatte (erlaubt)? oder wurde er durch den Wurf beim Fangversuch in den Laufweg hereingeleitet? Konnte er den Ball nur dort fangen, oder hätte er die Möglichkeit gehabt, den Ball auch in einer anderen Position zu fangen? Ist der Läufer mit übertriebener Härte in die Situation geslidet?
Da ist eine geringe Distanz und eine „unverwackelte Kamera“ sehr viel wichtiger, als bei Entscheidungen an der 1st Base wo „nur“ ‚Was war zuerst?‘ entschieden werden muss.

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