Es war ja irgendwie klar, dass mit dem Hinzunehmen der Hausarztimpfungen die Diskussionen und auch die Mauscheleien zunehmen würden. Und, so zynisch muss man sein, es war auch klar, dass Leute mit mehr Ressourcen und Verbindungen diese auch nutzen würden.
Man sollte bei lauter Entrüstung aber nicht vergessen, dass zumindest im Moment nur etwa 20% der Dosen von Hausärzten verimpft werden, 80% gehen nach wie vor über die Impfzentren. Und da gibt es, egal ob gut oder schlecht, viel weniger Flexibilität.
Hab ich ja auch nicht geschrieben. In den letzten Posts waren aber wieder viele Verallgemeinerungen über unterschiedlichste Gesellschaftsgruppen zu lesen, da war mir dieser Grundsatz als Reminder einfach wichtig.
Erstens das. Und wenn er sie nicht hat, dann kann er sich doch easy going aus allem raushalten, was ihn in die Gefahr einer Ansteckung bringt. Das kann die Putzfrau genauso wenig wie der Spargelernter oder die Honorarkraft, die von Musikschule zu Musikschule mit dem Bus fährt, um ihr Pensum runterzureißen und die Söhne und Töchter des Geschäftsmanns an Klavier und Klarinette zu unterrichten und auf einen Stundenlohn knapp über 12 Euro zu kommen.
Beim dritten Mal lesen ist mir aufgegangen, dass hier nicht von einem Spar-Gelernten die Rede ist
Von da aus ist es dann auch nicht mehr weit zum Spahn-Gelernten. Vorname Jens. Ausbildung: Bankkaufmann.
Dieses ganze Ding ist von vorne bis hinten Klassenkampf von oben. Wer kackt ab? Kleinstunternehmen, Familienbetriebe. Wem gehts wieder dufte? Der Autoindustrie.
Wer darf mit seiner autoritären Esofaschokacke laufen und bekommt den Weg freigeprügelt? Die Idioten, die einfach so sehr gegen Ihre Interessen handeln, dass es sie nicht anficht, wenn es sie umbringt. Und warum dürfen die das? Das ist Wahlvolk für alle bürgerlichen Parteien. Besonders für die Grünen und die CDU.
Wem kann man jetzt mirnichtsdirnichts die Demo verbieten und nach Herzenslust auf engstem Abstand kesseln? Die Menschen, die eine tatsächliche Systemkritik hervorbringen. Auf die kann man nämlich scheißen und draufhauen, die wählen sowieso keinen.
Diese ganze Krise sieht nach willkürlichem Verpeile aus, aber unserer Herrscher in Staat und Kapital wissen ganz genau, dass alles nach ihren Zwecken ausgerichtet ist, und dass man Krisen dafür nutzen kann, die Torpfosten zu verschieben.
Endet hier erstmal. Gnarz.
Hat er?
Woher denn?
Trip nach Moskau, von mir aus, aber hier in Deutschland?
Privatpraxen, die Impfstoffe erhalten haben, „Leibärzte“, etc. Abgezweigt.
Gibt ja diese Leaks zu Feuerwehrchefs und Dorfbürgermeister, da dürfte es eine große Dunkelziffer von abgezweigten Impfdosen für Privilegierte gegeben haben.
Kenn da auch genug.
Und da wird auch kein Hehl draus gemacht.
Gast kürzlich: „Hab mich bei nem befreundeten Arzt impfen lassen nachdem wir im Impfzentrum niemanden erreicht haben und mein Hausarzt die Tage keinen Termin frei hatte…“
Das wird nicht die absolute Ausnahme sein.
Vor allem Hausärzte. Es heißt ja immer so schön „die Hausärzte kennen ihre Patienten“, aber das ist doch Bullshit. Die kennen Oma Irmgard, die da wöchentlich vorbeischaut. Aber ich war seit 5? 7? Jahren nicht mehr bei meinem offiziellen Hausarzt. Woher soll der bitte wissen, in welcher Priostufe ich bin? In welchem Beruf ich mittlerweile arbeite? Und solche Leute wie mich hat er bestimmt hunderte, vielleicht tausende in seiner Kartei.
Dann hast als Hausarzt die offensichtlichsten Kandidaten durchgeimpft. Dann gehen irgendwelche armen AssistentInnen in tagelanger Arbeit die teilweise immer noch analogen Akten durch, um andere alte Leute oder Menschen mit Vorerkrankungen zu identifizieren. Rufen an und stellen sicher, dass jeder, der möchte, auch seinen Termin hat. Das alles passiert btw neben regulärem Praxisbetrieb, ist ja nicht so, dass man dafür extra Kapazitäten zur Verfügung hat.
Dann geht man noch die Warteliste durch der engagierten Leute, die sich proaktiv gekümmert haben und angerufen haben mit „bin Prio 4, aber falls was übrig bleibt, bevor es weggeworfen wird…“.
Und dann? Komplette Kartei durchtelefonieren? Logistisch nicht machbar.
Da wird halt dann weggeballert was da ist, an jeden, der kommt. Und Leute mit Kontakten haben halt schon vor Wochen etwas bekommen, „bevor es weggeworfen wird“. Manchmal wars wirklich so, manchmal hat der Arzt vielleicht auch bewusst noch 2-3 Shots für seine Golfbuddies zurückgestellt. Wie will man das kontrollieren?
Natürlich. Aber wie bereits hier mehrfach erwähnt wurde: Kein Restaurant darf plötzlich öffnen nur weil Geimpfte ein paar Freiheiten zurückbekommen. Der Inhaber ist also nicht morgen mit einem Haufen Geimpfter im Raum. Erst wenn die Inzidenz gesunken ist, dann darf das Restaurant gleichermaßen für Geimpfte und Getestete öffnen.
Das geht denke ich mal jedem so. Nur würde eine Aufhebung der Impfreihenfolge daran erstmal nichts zum positiven ändern. Nur weil man plötzlich in der Theorie darf, hat man nicht sofort einen Termin. Entweder man hat ausreichend Vitamin B (dann kann man aber auch jetzt schon an der Schlange vorbei) oder Glück und kann halt zügig irgendwo durchkommen. Oder man ist genauso in der großen Verlosung wie alle anderen auch, nur dass da noch die bisher Priorisierten als eigentlich schwächste zusätzlich drin sind. Ob so ein Hauen und Stechen auf Kosten dieser letztlich zu mehr Solidarität in der Gesellschaft führt, vermag ich zu bezweifeln. Und der Sozialschwache wird letztlich doppelt benachteiligt, denn er hat meist auch weniger Vitamin B.
Von einer verfrühten Aufhebung der Priorisierung halte ich somit absolut nichts. Nur weil einige Ärzte es nicht zu genau nehmen wollen/können oder manchmal auch ein gewisser Pragmatismus sinnvoll ist, brauchen nicht alle losrennen und die Schwächsten damit überholen.
Mittlerweile gibt es ja zu Hauf Studien die genau diesen Klassenunterschied bestätigen. Sozial schwache Viertel haben Inzidenzen in den hunderten, die besser gestellten teilweise nahe 0. Als Folge gibt es nun vereinzelt mehr Impfstoff für Brennpunkte. Ob das mehr als der Tropfen auf den heißen Stein ist, wird man sehen. Das Problem ist somit zumindest theoretisch erkannt. Und in Details ist die bisherige Priorisierung auf jeden Fall diskutabel: Steuerberater sind priorisiert weil wichtig, haben aber kaum Risiko, und der von dir genannte Arbeitssklave guckt in die Röhre.
Das grundsätzliche Problem ist ja, dass man es nicht allen Recht machen kann. Es gibt unzählige Gruppierungen, die aus welchen Gründen auch immer wichtiger oder risikobehafteter sind. Deswegen gibt es diese ganze Priorisierung bei der zuerst die gesundheitlich Schwachen dran kommen sollten, dann wichtige Berufsgruppen um den Laden am Laufen zu halten und dann Schritt für Schritt den Rest. Irgendwo musste man leider Schnitte machen. Im Groben finde ich die getroffene Wahl aber richtig.
Will man nun in der jetzigen Phase die Personen mit Menschenkontakt schützen? Die mit mittelhohem Risiko? Die in Hochinzidenzgebieten? Die in sozial schwachen? Alles sofort und gleichzeitig geht einfach nicht. Und wenn man nun jegliche Priorisierung über Board wirft, hilft man den eigentlich anfälligsten am wenigsten.
Was man auch nicht außer acht lassen sollte: Die Impfrio wird ja so oder so in wenigen Wochen beendet. Doch noch gibt es unzählige Menschen mit erhöhtem Risiko. Ab irgendwann im Juni wird sich dann jeder nach Kräften um einen Termin bemühen können. Und bis dahin halten wir auch noch alle durch!
BItte gerne mitteilen! Ich mag auch und hab gar keinen Hausartzt. Hier im Ort sagt ein Hausarzt sogar, er verimpft kein Astra…regt mich das auf!
Die Diskussion hier in den letzten Posts zeigt sehr schön, warum sich unsere Politker/unser Staat in den letzten Monaten unter anderem auch so schwer getan hat, unbürokratisch zu handeln.
Weil es immer genug Leute gibt, die, egal, wie entschieden wird, drauf hauen.
Die einen sagen „hebt die scheiße auf, feiert die ärzte, die einfach pragmatisch wegimpfen, die Missbrauchsquote wird verschwindend gering sein“, die anderen sagen „Bloß nicht, da impft der eine Arzt dann seinen Golfkollegen“…
mich nerven solche Diskussionen. wenn in den Hausarztpraxen eine Menge xy.abc mehr weggeimpft wird und da auch noch viele unmobile Menschen dabei sind, die sonst noch nicht geimpft worden wären und da dann auch Menge xy an Golffreunden dabei ist: GO FOR IT!
Mehr machen, weniger diskutieren und vor allem „nicht allen recht machen wollen“, sondern entscheiden, machen und dann sagen „Ich steh dazu, weil ich es einfach besser finde“
Aber auch diese neiddebatte jetzt ist wieder soo…zäh und ätzend und überhaupt…
herrgott, entscheidet, dass die geimpften gewisse grundrechte zurück bekommen (zumal, das vor gericht sowieso sonst bald kassiert werden würde, wenn nicht) und dann steht dazu und versucht nicht wieder, bloß niemandem auf die Füße zu treten.
Das ist auch wieder der Grund, warum auch diese Frage nicht schon lange geklärt ist, obwohl seit monaten klar ist, dass genau diese situation eintreten würde.weil keiner irgendwem auf die füße treten will.
Zum Thema Lockerungen für Geimpfte/Genesene
Ich bin davon überzeugt, dass er gute Gründe gab, bestimmte Gruppen zuerst zu impfen. Vielleicht gibt es die auch noch immer. Darum geht es mir auch nur am Rande. Ob man alles sofort für alle freigibt, sollen Leute entscheiden, die sich damit auskennen.
Meine Einstellung speist sich aus Anekdoten und das ist natürlich höchst unwissenschaftlich. Und trotzdem:
Die Leute in meinem Umfeld im Alter von 50-65 haben sich nach meinem Empfinden neben den ganz Jungen (denen ich es viel eher nachsehe) am wenigsten an Vorsichtsmaßnahmen gehalten. Da wurde alles ausgereizt, was gerade noch erlaubt ist. Mehrmals pro Woche trifft man unterschiedliche Freunde und Verwandte in der Wohnung. Eingekauft wird auch mindestens 4x pro Woche, weil man ja sonst so wenig unternehmen kann. An den wöchentlichen Gruppenwanderungen und Skatabenden wird selbstredend auch festgehalten. Auf die Option Home Office wird verzichtet, weil das so kurz vor der Rente echt eine unbequeme Umstellung wäre. Mit allen, denen man über den Weg läuft, wird sich schon immer lautstark, ohne Abstand und ohne Maske unterhalten. Es gibt da einige Leute in meinem Umfeld, für die sich seit Beginn der Kacke fast nichts geändert hat. Nur die Restaurantbesuche alle vier Wochen fallen aus und sie müssen ab und zu eine Maske tragen. Natürlich gibt es hier viele andere Fälle, aber ich habe ja gesagt, dass es nur ein subjektiver Eindruck ist. Ich habe aber auch jetzt schon öfters gehört, dass Impftermine verschoben wurden, weil zu viele abgesagt haben für eine Ampulle az. Kann man nicht wenigstens dafür sorgen, dass sich diejenigen, die az ablehnen, noch hinter den Soloselbstständigen anstellen müssen?
Auf der anderen Seite kenne ich einige Menschen in unserem Alter, die sich an alles halten, denen die Decke auf den Kopf fällt, die ihre Freunde wirklich nicht gesehen haben seit über einem Jahr und gleichzeitig in psychotherapeutischer Behandlung sind, ohne Aussicht auf einen Impftermin, weil sie zu keiner Gruppe gehören und keinen Hausarzt haben.
Auch fällt mir auf, dass dieser Einwand, dass man als Ungeimpfter doch nichts davon hat, dass die anderen wieder mehr dürfen, nicht selten von Leuten kommt, die einen Impftermin oder sogar bereits die Impfung haben. Ich finde, man hat sehr wohl etwas davon. So wie es jetzt läüft, wird nämlich das Gerechtigkeitsempfinden vieler verletzt. Das mag man gerne schnell bagatellisieren, aber wenn man der Meinung ist, dass man die Allgemeine Belastung für manche während der Pandemie ernstnehmen muss, dann sollte man auch diesen Aspekt nicht einfach wegwischen, auch wenn es unterm Strich stärkere Argumente für eine Lockerung für Geimpfte zu geben scheint.
Um nochmal kurz das Bild mit dem Rettungsboot aufzugreifen. Die Leute, die jetzt bereits geimpft am Strand den Schirmchendrink schlürfen, sind diejenigen, die sich zuvor an Deck des Luxusdampfers nicht haben einschränken wollen. Die, die jetzt noch immer frierend im Schlauchboot hocken, waren zuvor auch monatelang in der Einzelkabine ohne Meerblick, während viele der Strandleute beim Bingoabend auf Deck 8 Spaß hatten.
Ich kann schon verstehen, dass da kein Neid, sondern vielmehr Missgunst aufkommt. Vielleicht bin ich aber auch nur zu sehr geprägt von der Ignoranz einiger Leute in meinem Umfeld.
btw, ich hatte bereits meine erste Impfung, aber ich finde, man sollte mich noch eine Weile kasernieren.
Boomer, schlimmste Menschen, I hear you. 50-65. Prime Babyboomer. Eine Generation, die „es Mal besser haben sollte“ als die Eltern. Fair enough, die Eltern haben immerhin zwei Weltkriege angefangen.
Aber wir als GenX/Y haben angesichts der Übermacht dieser Ichbezogenen, verwöhnten, selbstgerechten Generation versagt und die Boomer waren die, die im Sozialismus der BRD groß geworden sind und jetzt den Nachfolgenden den neoliberalen Knüppel zwischen die Beine schmeißen.
Wir haben in den 90ern angeschoben und gegen Atomstrom, Faschismus und deutsche Angriffskriege Demonstriert und Rot-Grün gewählt. Und dann kam Boomer-Gerd und hat uns alle unter den Bus geschmissen.
Und achtet drauf, die haben nicht nur nix getan um den Abfuck des Planeten zu verhindern. Nein, die werden sich bis zu allerletzt an ihre Posten klammern und alles durchrauchen, was noch geht.
Ist natürlich alles sehr subjektiv. Ich selbst habe noch keinen Termin und gönne trotzdem jedem bereits Geimpften die Möglichkeit in absehbarer Zeit sich ohne Schnelltest zum Einkaufen und in die Gastronomie begeben zu können. Persönlich finde es überaus gerecht wenn Geimpfte mit Getesteten gleichgestellt werden und diese zu Recht auf Grund ihrer individuellen Faktoren früher dran waren. Ich empfände es zutiefst ungerecht wenn, nur weil sie schneller waren, flächendeckend ohne Priorisierung gesunde Menschen ohne relevantes Risiko geimpft werden und für andere aus dem Raster fallen würden. Daher bin ich dafür die Impfprio nicht zu früh aufzuheben. Sobald die Risikogruppen fertig sind, darf dann schnellstmöglich jeder seine Chance wahrnehmen.
Du meinst also, dass es für stark Belastete ein zusätzlicher Abwärtsstrudel ist, wenn andere scheinbar bereits wieder mehr Normalität haben, man selber aber noch kein Ende des Tunnels sieht? Das ist durchaus ein valides Argument, welches ich auch noch nicht bedacht hatte. Entsprechend wichtig wäre es die Anpassungen als das zu vermitteln was sie sein sollen: Als Gleichstellung von Geimpften zu Getesteten und nicht als Freiflugschein zur Party nach Malle.
Die gibt es natürlich. Diese Egoisten/gesellschaftlich Privilegierten machen aus meiner Sicht nur ein Bruchteil der Personen aus. Die überwiegende Mehrheit am Ufer entstammt aber dem Deck 3, wärmt sich weniger dekadent auf und ist dennoch bereits in Sicherheit, man sieht sie nur nicht am Strand. Und wir von Deck 2 kommen auch noch an.
Mal was aus der Praxis.
Ich sitze die meiste Zeit privilegiert im Homeoffice. Aber ab und zu muss ich auch raus, weil meine, wie soll ich sagen, körperliche Präsenz vonnöten ist. Und das sind dann meistens Ochsentouren.
Nächsten Montag fahre ich 6 Stunden mit dem Zug nach Gelsenkirchen. Dort bin ich dann 2 Tage lang am Theater und mach mein Zeug auf der Bühne, in der Garderobe, in der Kantine - zusammen mit den ca. 10 anderen Personen, mit denen ich zusammenarbeite.
Am Mittwoch fahre ich wieder 6 Stunden zurück nach Hause.
Ich vertraue voll darauf, dass alle Schutz- und Hygienekonzept gut durchdacht sind und ihren Zweck erfüllen. Mir wäre aber weitaus wohler, wenn ich schon ein bißchen Impfstoff intus hätte.
Ich höre euch jetzt sagen: Dann fahre doch nicht nach Gelsenkirchen. Schalke ist eh abgestiegen. Mag sein. Aber als Freiberufler im, wie es so schön heißt, Kulturbetrieb kann ich mir die Kohle nicht einfach entgehen lassen.
Nur um das mal klar zu stellen:
Das. Stimmt. Einfach. Nicht.
Zumindest im Februar/März war es anscheinend kein Problem der Impfstoffknappheit, da hat hat man pro Woche hundertausende von Impfdosen nicht verimpft bekommen:
Von daher finde ich es billig das Impfversagen auf die Knappheit zu schieben. Am Anfang schon. Dann aber lange Zeit nicht mehr! Wie es mittlerweile aussieht, weiß ich nicht.
Damals wurde auch noch ganz anders geplant, seit Anfang April, also seit Hausärzte mit dabei sind, liegt der Anteil der verimpften Dosen am Gesamtliefervolumen laut dem impfdashboard (einmal nach unten scrollen) konstant bei rund 85%. Und ich weiss nicht, wieviel von den fehlenden 15% schon fest eingeplante Zweitdosen sind. Von ca. 40% Verimpfung wie in diesem Artikel vom Februar kann momentan also keine Rede sein.
Das kann sich über den Sommer ändern, weil da ja anscheinend noch einmal deutlich viel mehr Impfstoff ankommen soll, auf der anderen Seite gibt es eben das AZ-Problem, CureVac kriegt die Rohstoffe nicht aus den USA raus, und J&J haben auch noch Startschwierigkeiten mit der Produktion.
Ich hätte nicht gedacht, dass über 70% der bisherigen Impfdosen von Biontech/Pfizer kommen. Es wurde so viel über AZ berichtet, da hätte ich gedacht, dass die einen mengenmässig noch viel grösseren Anteil hätten.
Da habe ich mit den etwas inflationär gesetzten Punkten ja was losgetreten
Ich muss dir dennoch ein trotziges „stimmt ja wohl“ entgegensetzen.
- Zum einen spricht der Artikel von „Wenn es nun in dem Tempo weitergeht, bleibt viel liegen“. Das Tempo wurde aber langsam aber sicher erhöht. Und was bringt es in Woche A alles hektisch zu verimpfen und in Woche B dann wegen Lieferverzögerungen alles verschieben zu müssen?
- Lieferungen fielen immer wieder aus oder wurden drastisch verringert. Sowohl Astra als auch Biontech waren betroffen.
- Ein nicht unerheblichen Anteil wurde für die Zweitimpfungen zurückgehalten. Vor allem zu Beginn, als die Lieferungen noch unsicherer waren, war das durchaus kein falscher Gedanke. Der Anteil wurde aber mit der Zeit etwas verringert.
- Nur weil etwas an die zentrale Stelle geliefert wurde, heißt es noch nicht, dass es zum Verimpfen bereit liegt. Es muss auch erst einmal zu den entsprechenden Oberarmen gelangen. Und gerade die Logistik mit Biontech war und ist wohl nicht trivial. Ein gewisser Teil ist also immer im Zulauf.
- Um eine gleichmäßige Auslastung zu erreichen muss jede Lieferung auf die Zeit bis zur nächsten Aufgeteilt werden. Es bringt also nichts Mo-Mi alles wegzuimpfen und den Rest der Woche Däumchen zu drehen.
- Und selbst wenn man die Logistik und Ausfallrisiken ignoriert und auf Teufel komm raus alles sofort raushaut: Bis heute wurden in gut 4 Monaten etwa 35 Millionen Dosen geliefert. Damit wurden knapp 24 Millionen Menschen mindestens einmal (knapp 7 Millionen davon zweimal) geimpft. Wie das_f schon schrieb, recht konstante 15% der Dosen sind somit noch nicht verimpft (Zulauf, Reserve, Dosen für die kommenden Tage bis zur nächsten Lieferung. Das ist ganz grob Material für eine Woche mit aktuellem Tempo). Wie das auch nur annähernd zu der Schlussfolgerung „Es gibt genug Impfstoff“ führt verstehe ich nicht
. Wenn wir in einigen Wochen an die 100 Millionen gelieferte Dosen haben, dann kann man so langsam mal davon anfangen zu reden.