Okay ich habe noch das alte Dokument in OneDrive gefunden, dass ich damals auf meinem Firmenlaptop angelegt habe.
Das Dokument heißt fails.txt.
Das meiste was dort drinnen steht, habe ich eigentlich schon erwähnt, aber es gibt noch wie gesagt noch so kurze Notizen.
Meine Notizen über Herberts Verhalten:
E-Mails weiterleiten ohne Kommentar/Zusammenfassung → Vermutung: Fehlendes Verständnis der Sachlage
Gespräche ohne Kontext → Wie ist das mit dem Kabel?
Keine Wissbegier
Kein Troubleshooting → Muss Vorarbeit im Firstlevel leisten.
Könnte Prozesse dokumentieren → Surft lieber im Internet.
Fragt nicht ob er etwas machen kann, wenn er nix zu tun hat.
Und jetzt noch paar Storys:
PDF lässt sich nicht öffnen
Herbert bekommt einen Anruf von einem Mitarbeiter und dieser hat ein Problem. Er kann es nicht direkt lösen und kommt nach dem Anruf zu mir.
Er fragt mich, ob ich von dem Problem wüsste, dass sich PDFs nicht öffnen lassen.
Ich sage nein. Was ist denn das Problem oder welche Fehlermeldung erscheint?
„Keine Ahnung, habe ich mir noch nicht angeschaut.“
Bis heute weiß ich nicht, was das Problem war oder ob er es sich noch irgendwann angeschaut hat. Die Motivation war wohl nicht so groß, das Problem zu verstehen. Aber was erhofft er denn von mir für eine Antwort?
„Ah ja genau das PDF-Problem. Da musst du nur den Konami-Code eingeben und dann geht es wieder.“
Wieso kann man sich nicht einmal das Problem vorher anschauen oder wenigstens verstehen, was genau passiert? Solche Fragen haben mich in den Wahnsinn getrieben.
DocuWare-Server aus Versehen heruntergefahren
Herbert hat wie fast immer, die Benutzer für neue Mitarbeiter viel zu spät angelegt (oder gar nicht, wie bei dem Vorfall, der letztendlich dafür gesagt hat, dass ich mir sicher war hier nicht zu bleiben).
Warum er die Aufgaben immer vor sich hin geschoben hat, weiß ich nicht. Die meisten Aufgaben waren gut dokumentiert. Manche Aufgaben waren sogar mit Aufzählungen versehen, damit er eigentlich nur hätte sagen müssen, dass er bei Punkt 4.1 ein Problem hat. Manchmal hat er aber bestimmte Punkte einfach übersprungen, weil er die nicht gerade jetzt lösen konnte/will. Aber genug Off-Topic.
Auf jeden Fall hat mal wieder eine neue Mitarbeiterin angefangen und immerhin waren bestimmte Softwarezugänge angelegt. DocuWare aber nicht.
Da die Mitarbeiterin DocuWare aber ziemlich dringend brauchte, stand sie Herbert komplett auf der Matte. Mehrmals täglich und das über 2-3 Tage. Wie kompliziert kann die DocuWare-Anlage sein? Es ist ja auch nicht so, dass es einen externen Dienstleister gibt, den man anrufen könnte.
Aber nein Herbert hat die typischen Mausbewegungen gemacht, die darstellen sollen, dass er gerade „etwas probiert“. In Wirklichkeit hatte er aber keine Ahnung und war wahrscheinlich extrem angespannt, dass ihm die Mitarbeiterin beim „Arbeiten“ zugeschaut hat.
Irgendwann meldet unser Monitoring-Tool einen Alarm. Ein Server ist offline. Welcher? Der DocuWare-Server.
Aber warum? Ehe ich schauen konnte, was passiert ist, kam schon Herbert zu mir und hat mir gesagt, dass er gerade aus Versehen den Server heruntergefahren hat. Er konnte natürlich nicht erklären, wie er das gemacht hat und ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen.
Ich meine, als ITler hat man bestimmt schon mal einen Server aus Versehen heruntergefahren, weil man dachte es wär der eigene Client oder ein anderer Server etc. Aber er konnte mir nicht mal erklären, was er 10 Sekunden zuvor gemacht hat.
Auch wenn es nur DocuWare war und ein Herunterfahren keine große Sache ist, ist das trotzdem Ausfallzeit. Und ICH musste mal wieder sein Versagen bereinigen. Zugegeben, ich musste mich nur via Remote auf dem Hyper-V verbinden und dort die VM starten, aber wenn ich nicht da gewesen wäre, dann hätte wohl die Hälfte wieder nicht arbeiten können. Wundern tut mich nur, dass das einige der wenigen Situationen war, in denen er direkt zu mir kam. Wahrscheinlich hat er gemerkt, dass das ziemlich blöd werden kann.
Was war noch mal das Problem?
Beim Schreiben der vorherigen Story ist mir eine Story einer Kollegin eingefallen, die sie mir mal erzählt hat. Ich war also nicht dabei.
Es gibt einen Springer-Platz beim Empfang. Meistens für Azubis. Hier ging wohl irgendwie einer der Kalender nicht mehr richtig und konnte nicht hinzugefügt werden.
Auf jeden Fall ging besagte Kollegin zur IT und fand dort Herbert. Herbert musste man meistens immer richtig zwingen mitzukommen. Wenn er alleine war, hat er das auch in seinem Tempo gemacht. Hands-on-Mentalität oder Motivation war da aber nie zu erkennen.
Er ging also runter zu dem Platz und die Kollegin erklärte das Problem.
Sie guckte erst ein wenig zu und da sie eben auch ein wenig IT-Affin ist, hat sie schon gemerkt dass er ein wenig überfordert ist und wieder seinen Ich-Klick-Einfach-Auf-Dem-Bildschirm-Rum-Move macht. Also hat sie nach ein paar Minuten beschlossen an ihrem Platz nebendran weiterzuarbeiten. Kann ja für jemanden auch nervig sein, wenn man beobachtet wird.
Die Zeit verging und nach 20-30 Minuten, hat sich Herbert bemerkbar gemacht. Aber nicht weil er etwas sagen wollte. Er wollte aufstehen.
Die Kollegin die zwei Meter nebendran saß, fragte natürlich: „Konntest du das Problem lösen?“
Er sagte: „Öhm, was genau war noch mal das Problem?“ …
???
…
???
Und so eine ähnliche Situation kam noch mal irgendwann vor.
Er ging dann wie so oft hoch, weil er „noch was schauen musste“.
Seine Hoffnung war eigentlich immer, dass sich das Problem von selbst löst oder dass die Leute zu mir oder später dem anderen ITler kamen.
VPN-Zugang einrichten
Ich habe hier auch noch einen genau so gesagten Satz aus einem Meeting. Eine Mitarbeiterin kam aus der Elternzeit zurück und ist auch alleinerziehend. Daher hat sie direkt Homeoffice beantragt. Da sie vor Corona schon in Elternzeit war, hatte sie noch keinen VPN-Zugang.
Hier war sie schon mehrmals bei Herbert, damit sie endlich diesen Zugang bekommt.
Sie kam auch teilweise zu mir, aber das war schon der Zeitpunkt, wo ich gar nichts gemacht habe, weil ich keine Lust mehr hatte seine Arbeit zu erledigen.
Dieses Thema wurde dann im Meeting vom Vorgesetzten angesprochen und seine Antwort war:
„Ich hatte das noch in Erinnerung, dass ich da was machen musste. Aber irgendwie…äh weil da braucht man ja noch den Rechner. Also das geht ja nicht Remote, wenn sie nicht da ist.“
Im Meeting habe ich auch gesagt, dass das schon geht UND dass die Mitarbeiterin da war. Also eigentlich zwei völlig absurde Ausreden, warum er wieder etwas nicht gemacht hat.
Es kann doch nicht so schwer sein mit Menschen zu reden?
„Hallo ich würde gerne bei dir den VPN-Zugang einrichten. Kannst du mir den Laptop ins Büro bringen?“
Dann ist die Mitarbeiterin in Zugzwang und man hat erstmal Zeit gewonnen. Der User fühlt sich abgeholt und man hat was sinnvolles gemacht. Aber lieber gar nix machen und warten bis die Leute genervt zu jemand anderem gehen.