Hab mir die komplette Dosis gegeben. Dass das Thema „Katar“ aufkommen wird, war so vorhersehbar, da brauchte es keinen Nostradamus.
Aber wie arg unvorbereitet unsere Oberen dann dazu wirkten, war schon fatal. Das war Kindergarten-Niveau, wobei man da den Kindern schon arg unrecht tut, sich mit diesem Kasperltheater von mir vergleichen zu lassen.
Jedenfalls trug allen voran Mayer mit seiner extremen Dünnhäutigkeit besonders dazu bei, dass das hoch kocht und so endete, wie es endete.
Man stelle sich mal vor: Der Chef macht euch rund und will aber im nächsten Atemzug von euch, dass ihr ihn direkt wieder wählt, obwohl ihr die Möglichkeit habt, eure Stimme anderweitig einzusetzen. Klingt strategisch extrem unklug vom Chef.
Doch genauso ist es adaptiert geschehen. Er ging bei dem Thema Katar sofort auf Abwehrhaltung und orientierte sich am Beschluss des Gerichts, dass das Thema Qatar Airways Sponsoring heute nicht Thema wird und wiegelte das Thema durch Reinreden bei den Vortragenden ab. Die Stimmung kochte hoch und erste Buh-Rufe kamen auf.
Direkt danach will er aber, dass der neuen Satzung bitte zugestimmt wird… da hätte in dem Fall drinstehen können, was wollte. Die Meute (leider muss man sie allerdings nach den vier Stunden auch so betiteln, denn das war vom Niveau teilweise ebenso unterste Schublade) wollte nun direkt das Gegenteil von dem was das Präsidium vorschlug (Corona-Pandemie und seine Jünger lassen grüßen). Die Satzung wurde abgeschmettert, obwohl sinnvolle neue Ausführungen drin gestanden hätten (u.a. auch das Thema Menschenrechte war integriert, wenn auch nicht so strikt, wie vom zusätzlichen Satzungsantrag, der später noch zur Abstimmung stand). Doch der Inhalt war nach dem zuvor stattgefundenen Verlauf Nebensache.
Anschließend mussten Hainer und Kahn intervenieren, denn das Thema 70-75% stand unmittelbar bevor. Beide machten nochmal deutlich, wie wichtig es für den Vorstand ist, diesen 5% Puffer für die eventuelle Integration eines weiteren Partners als eigenen Handlungsspielraum zu haben, ohne dass die Mitglieder hierzu mitbestimmen können. Aktuell haben die Mitglieder ab 70% das Recht bei weiterer Veräußerung der Klubanteile mitzubestimmen. Bisher sind schon 25% an Adidas, Audi und die Allianz abgegeben wurden, d.h. der Antrag zielte somit auf die momentan vorherrschende Situation ab.
Kahn und Hainer verwiesen darauf, dass keiner die momentane pandemische Situation abschätzen kann, wie lang diese den Klub noch fordert. Hierzu muss ich aber auch sagen, dass ich da auf Seiten des Vorstandes war, dass sie hier den Puffer für den äußersten Notfall selbst bestimmen können (wir haben schon 80 Mio. Bundestrainer, 80 Mio. Virologen, da brauch es nicht noch 300.000 Hobby-Vorstandsmitglieder). Wenn man aus pandemischen Gründen bspw. im März monetär an die Grenzen kommt und ein strategischer Partner (natürlich sollte es zu den Werten passen, was Kahn aber auch so ausführte) unterstützen kann, dann kann man nicht erst auf die nächste JHV warten oder eine außerordentliche einberufen, um dann von paar Hanseln (gestern 800) für 300.000 Mitglieder abstimmen zu lassen. Das kann äußerst vereinsschädigend enden.
Gestern zeigte jedenfalls deutlich, wie viel Einfluss wenige Personen auf die komplette Struktur des Vereins nehmen können, wenn solche Präsenzveranstaltungen durchgeboxt werden. Hier wäre perspektivisch ein hybrides Modell aus Präsenz und Virtuell sinnvoll, um es allen Mitgliedern einzuräumen bei entscheidenden Dingen mitbestimmen zu können…. Sonst endet es wie auf Schalke oder beim HSV.
Und um noch auf einige „Fans“ von gestern einzugehen…. Ich bin klar gegen Katar und Co., für eine verstärkte Positionierung in Sachen Menschenrechte usw., jedoch sollte man dann auch nicht jeglichen demokratischen Weg verlassen, wie es einige gestern getan haben mit Buh-Rufen bei anderen Meinungen etc. Keine Frage, das Präsidium präsentierte sich zum Teil auch sehr unprofessionell, dünnhäutig und nicht schlichtend. Und von Stunde zu Stunde merkte man dann auch den steigenden Alkoholpegel bei einigen Mitgliedern, sodass das ganze immer mehr in den Konfrontationsmodus übersiedelte und man sich dann auch teilweise neben Mayer auch für den ein oder anderen Anhänger fremdschämen musste.
Nichtsdestotrotz war es wichtig, dass Katar als Thema so stark auftauchte, das Präsidium Hausaufgaben bekam und grundsätzlich auch einige Dinge überdenken muss. Andererseits war es aber auch fatal zu sehen, wie eine kleine Gruppe aufgrund der momentanen Situation extremen Einfluss auf die Struktur nehmen kann. 800 Mann können dann 300.000 Mitglieder repräsentieren und das passt nicht.