Energiewende - Der Diskussionsthread

Ausgehend von Nevers Post finde ich, dass dieses Thema ein eigenen Thread verdient hat und nicht parallel im Politik thread diskutiert werden muss.

Ausgangspunkt sind die erwähnten Aussagen über e-fuels.

Hier stimme ich komplett zu. In Zukunft werden wir etwas umdenken müssen und den Wirkungsgrad nichtmehr so stark in den Fokus stellen (Zumal nie mit erwähnt wird, dass auch ein Verbrennungsmotor beim Wirkungsgrad nur im Bereich von 20% liegt). Wie du richtig sagst ist verlustbehaftete Speicherung immernoch besser, als PV und Wind vom Netz zu nehmen.

An dem Punkt jedoch möchte ich stark widersprechen:

Wasserstoff ist in manchen Einsatzgebieten über Jahrzehnte erprobt. Beim Thema Infrastruktur und Verteilung im großen Stil gibt es sicher noch einige offene Fragen, das ist klar. Aber es ist mitnichten so, dass es „Millionen offene Fragen“ gibt, für die nicht bereits erste Lösungsansätze vorliegen.
Zumal beim Wasserstoff der Fehler in der öffentlichen Wahrnehmung gemacht wird, diesen immer nur auf den Einsatz bei PKW zu beschränken. Dort wird er vermutlich keine große Zukunft haben (aber einfach aus dem Grund, dass Batterie-PKW hier effektiver sind, der Vergleich fällt bei e-fuels aber noch schlechter aus). Wasserstoff ist generell aber so vielseitig einsetzbar, und wenn wir im Verkehrssektor bleiben, spielen hier der Schwerlastverkehr, Luft- und Schifffahrt etc. die große Rolle beim Wasserstoff.

Um aber nochmal auf die zitierte Aussage zurück zu kommen. Ja, es gibt bei allen Themen ungelöste Probleme (auch was die Systemtauglichkeit von Batterie-PKW angeht), aber aktuell gibt es kaum/keine Vorteile von e-fuels im Vergleich zum Wasserstoff, der idR eh immer der erste Schritt bei der Herstellung von e-fuels ist.

Wasserstoffherstellung fällt natürlich auch noch unter Power-to-X, aber ich denke da wolltest du nicht drauf hinaus.
Auch Wasserstoff kann zu gewissen Prozentsätzen ins Erdgasnetz eingespeist werden (mehr und mehr F&E-Projekte prüfen aktuell, wie hoch dieser Prozentsatz ausfallen kann). Übrigens steht die Verbrennung von Wasserstoff in herkömmlichen Motoren aktuell nicht groß im Fokus weil größtenteils nur Nachteile gegenüber der Brennstoffzelle gesehen werden, aber auch das ist prinizipiell möglich und Forschung und Entwicklung dazu findet durchaus statt.

Meine persönliche Antwort darauf ist ebenfalls Nein, und da kommen wir wieder zusammen. Es wird und sollte kein „Entweder- oder“ geben, sondern verschiedene Technologien werden in ihren jeweiligen Bereichen ihre Daseinsberechtigung haben.

Ich wollte deinen Post auch garnicht zerpflücken sondern als Ausgangspunkt nehmen, dieses wichtige (und spannende) Thema aus dem Politik thread auszulagern.

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Gleichzeitig sind aber trotz Jahrzehnten an Forschung noch immer viele Kernprobleme nicht gelöst. Den ersten Wasserstoff-Verbrennungsmotor gab es 1807. MAN rüstete Busse schon in 1996 mit Wasserstoffmotoren aus. BMW baute 2000 schon wasserstoff-betriebene Autos. Aber für Speicherung und Transport gibt es noch immer keine skalierbare Lösung. Viel wurde schon geforscht und viel wird derzeit geforscht, dass das Problem aber trotz dessen noch existiert, macht mich zumindest skeptisch, dass es hier sehr bald schon einen Durchbruch gibt. Zumal es von technologischem Durchbruch zur Implementierung im Deutschland-Maßstab mit allen regulatorischen Hürden noch ein sehr weiter Weg ist, wenn allein ein Windrad genehemigen zu lassen Jahre dauert.

Nicht falsch verstehen, ich mag Wasserstoff, glaube aber, die großflächige Anwendung ist eher ein sehr langfristiges Thema.

Da kann ich zustimmen, bei Großmotoren, die auf Schiffen und Kraftwerken eingesetzt werden, ist heute schon ein gehöriger Teil Wasserstoff (ca. 25%) technologisch kein Problem.

Gut, der Hauptvorteil ist halt die bestehende Infrastruktur. Gas-Pipelines, Tankstellen etc. pp. Wasserstoff kann da wie du erwähnst nur zu einem gewissen Prozentsatz eingespeist werden und der Rest ist dann fossil, was ja auch kein Zielzustand sein kann. Oder halt synthetisches Gas.

Das ist noch ein bisschen eine Religionsfrage: Wenn Wasserstoff kommt, Brennstoffzelle oder Motor? Derzeit tendiert gefühlt die Mehrheit zu Ersterem, aber vollständig geklärt ist diese Frage noch nicht, wie du sagst ist tendenziell beides noch Forschungsthema.

Hab ich auch null als zerpflücken wahrgenommen, bist ja sehr sachlich und ausgewogen auf die Punkte eingegangen. :up:

Finde das Thema sehr spannend, einerseits da es mich beruflich betrifft, aber auch weils einfach saurelevant für uns als Gesellschaft ist. In der Schifffahrt wird übrigens grünes Methanol das nächste „Ding“. Elektro und/oder Hybrid wirds nur auf kleineren Schiffen in Küstennähe geben, außer bei Batterien gibts noch kranke Durchbrüche.

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Der Artikel beschreibt im Grunde ja „nur“, dass es verschiedene Arten der Wasserstoffspeicherung gibt und kommt dann zu dem Schluss den ich so teile, dass es für verschiedene Anwendungen verschiedene Lösungen geben wird. Das ist aber ja erstmal kein Hindernis sondern nur vernünftig, angepasste Lösungen zu verwenden.
Du kannst dir auch heute schon einen Wasserstoff-PKW (übrigens auch ein E-Auto) kaufen und dank eines zumindest existenten Tankstellennetzes durch Deutschland fahren (Hier eine Übersicht der Tankstellen: https://h2.live/).
Wie Eingangs geschrieben halte ich Wasserstoff-PKW nicht für die Lösung, möchte aber aufzeigen dass auch jetzt großflächigere Infrastrukturen schon möglich sind. Und der große Ausbau dezentraler H2-Produktion läuft gerade erst an.

Der Genehmigungsprozess zum Aufstellen einer Elektrolyse ist langwierig und zäh, aber alles in allem in weniger als einem Jahr machbar.

In manchen Bereichen zumindest eher mittelfristig, das stimmt. An der Geschwindigkeit wie jetzt in allen Sektoren Grundsatzfragen im Bereich Wasserstoff angegangen werden merkt man natürlich auch, wie diese Themen bisher größtenteils verschlafen wurde.

Aber um zum Ausgangspunkt der e-fuels zurück zu kommen; Auch hier wird Wasserstoff als Ausgangsstoff benötigt, einige Punkte lassen sich also zumindest ähnlich darauf übertragen.

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