Gerade bei Europawahlen sind auch Kleinparteien eine besonders sinnvolle Alternative, da es hier keine 5% Hürde gibt. Und jede „große“ Partei hat mal klein angefangen. Und beispielsweise ist Volt vom Endergebnis her bereits auf einer Höhe mit den Linken. Da ist also durchaus auch Potential für die 5% bei der nächsten Bundestagswahl.
Wenn man sich einmal das Gesamtergebnis in Deutschland anschaut, dann finde ich es immer noch vergleichsweise „gut“. Also zumindest im Vergleich zu anderen Ländern, wo der rechte Populismus längst die Mehrheit findet.
Ich sehe das Problem auch gar nicht unbedingt bei der AfD selber. Dieser rechte Haufen tut halt das, was ein rechter Haufen so tut. Stimmenfang ist einer der wenigen Kernkompetenzen. Problematisch ist viel mehr, dass andere Parteien (insbesondere SPD und Grüne) keine Antwort darauf haben.
CDU/CSU sagt „wir machen das mit den Fähnchen“ und punkten damit stabil. Die FDP hat keine Kompetenzen, kann es aber gut verkaufen und das BSW schafft es mit prägnantem Personal direkt auf Platz fünf.
Die Grünen mögen inhaltlich gute Themen und auch das charismatische Personal haben. Und selbst Internet können sie ein bisschen. Ich erinnere mich noch an die Anfangszeit der aktuellen Regierung und den Videobotschaften von Habeck, der den damals nötigen Energiedeal mit Katar erklärt. Doch haben sich AfD, FDP und CDU/CSU zusammengetan, um diese Partei grundsätzlich zu diskreditieren. Dagegen wurde bisher kein Mittel gefunden und die Partei wirkt teilweise wie ein Mobbingopfer, das sich seinem Schicksal ergeben hat.
Schlechter ist da nur die Außendarstellung der SPD. Aber das schon seit 10 Jahren. Da fehlt es am nach außen klar kommunizierten Profil und an charismatischen Personen, die vorweg gehen. Warum sollte man als mäßig interessierter Mensch diese Partei wählen? Wofür stehst sie, außer dem „Versagen der Ampel“? Eine Sichtweise, die geschickt so oft mantraesk wiederholt wird, dass Max Mustermann sie irgendwann glaubt.
Gegen Populismus ist es schwierig anzukommen. Argumente mögen vorhanden sein, doch müssen sie auch offensiv und klar kommuniziert werden, damit sie gehört werden. Und da besteht deutlicher Verbesserungsbedarf.