Der Politik Thread - Hungrig, nackt und nüchtern.

Ich glaube du hast das falsch verstanden. Es geht nicht darum irgendwen unter den Bus zu werfen. Es geht vor allem darum, dass Gendern und LGBQT-Rechte nun mal reine Kleintelpolitik sind. Das ist für 10% der Wahlberechtigten ein wichtiges Ding. Und für nochmal 10% ist es wichtig weil es strikt abgelehnt wird. Für den großen Rest ist es hingegen eher unwichtig, einfach egal. Die Denken da vermutlich recht pragmatisch nach dem Motto Leben und Leben lassen.
Insbesondere vor dem Hintergrund, dass sich die Gesellschaft seit Jahren von Krise zu Krise hangelt (Finanzkrise, Corona, Krieg in Europa) und andere Themen (Klima, Migration) omnipräsent sind, kann man damit zwar das entsprechende Klientel erreichen, die Masse aber nicht. Die bekommt eher den Eindruck als würden die aus ihrer Sicht wichtigen Themen nicht angegangen wenn sich monatelang um Gendern gestritten wird.
Mag sein, dass du durch Twitter und Co. einen anderen Eindruck gewinnst. Hier mal zwei recht aufschlussreiche Umfragen von der Tagesschau:

Ich will damit übrigens überhaupt nicht sagen, dass die Themen unwichtig sind oder dass es gut ist wie damit u.a. von der Springerpresse Politik gemacht wird. Nur halten die Konservativen diese Themen ja nicht unbegründet monatelang am köcheln. Weil sie in der Sache den Meisten Wählern egal sind, sie sich aber wunderbar eignen Verdruss zu fördern.

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Damit lässt du aber völlig außer Acht, dass LGBTQ-Menschen statistisch deutlich häufiger das Opfer von Mobbing sind, die Selbstmordrate ist höher (man korrigiere mich, falls ich die Statistiken falsch im Kopf habe), es immer wieder zu Gewalttaten (auch Mord) an diesen Menschen kommt, aufgrund ihrer sexuellen Orientierung bzw. ihrer Geschlechtszugehörigkeit und dass Homosexualität in einigen Ländern immer noch mit der Todesstrafe geahndet wird.

Das ist für mich kein Thema um „politisch zu punkten“, das ist ein Thema um solchen Menschen Hoffnung zu geben und ihnen aktiv zu zeigen, dass die Gesellschaft sie nicht ausschließt. Im Grunde also eine Frage von Moral und Ethik.

Und zum einen verstehe ich es, wenn Leute die AfD mit Anti-queer verbinden und daher dort ihr Kreuz machen, denn wie du schon sagtest, halten die gerade das Thema immer wieder aktuell. Was ich aber nicht verstehe ist, was wollen die Leute da von der Politik? Was tut denn die Ampel für LGBTQ-Menschen? Was wären Massnahmen, die sich die Leute wünschen? Homosexualität wieder unter Strafe stellen? Homosexualität darf nur im Privaten ausgelebt werden und nicht öffentlich? Gleichgeschlechtliche Ehe wieder abschaffen?

Da werden (genauso wie beim Gendern) auch wenig bis keine politischen Kapazitäten gebunden. Daher sehe ich auch keinen Zusammenhang mit den großen Krisen. Ich würde das eher umdrehen und Leute fragen, warum es für sie so wichtig ist, sich täglich gegen LGBTQ zu äußern, wenn es auf der Welt doch viel größere Probleme gibt.

Und nochmal, ich verstehe nicht, warum sich so viele Leute über den Pridemonth, Prideflaggen, etc aufregen. Wo ist das Problem sowas zu ignorieren? Ich ignoriere ja auch den Stolzmonat. Das einem da gewisse Sachen aufgezwungen werden, oder „unchristliche“ Lebensarten propagiert werden ist einfach nur Bullshit.

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Dafür würden mich ja mal die Gründe interessieren:

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Sicherlich wird da einiges an Grünenverdruss mit dabei sein, aber hat sich die Situation in den letzten 5 Jahren wirklich so verbessert? Wärmepumpe installiert und damit Klima gerettet? Wenn man das so liest, dann kann man das Thema gar nicht oft genug aufs Tablett bringen…

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Wenn Du Dir anschaust, welche Gründe zugelegt haben, dann haben die auf einer subjektiven und kurzfristig gedachten Maslow-Pyramide eben Priorität vor einem „Luxusproblem“ wie Klimaschutz.

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Wieder einmal hat Selenskyi etwas geschafft, was Putin nur großmäulig versprochen hatte. Entnazifizierung.

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Dass sich diese beschissene Sahra Wagenknecht und ihre megalomanische Partei wie die Afd verhält ist bezeichnend. Was für eine furchtbare Frau.

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Ich glaube, dass „die Leute“ gemerkt haben, dass man sich für vernünftigen Klimaschutz eben doch in gewissen Aspekten einschränken muss, und darauf hamse keine Lust angesichts der anderen Sorgen und Herausforderungen. Vielerorts funktionieren Beruhigungspillen noch, hier eben nicht mehr. Gleichzeitig wird den Leuten klar, dass es ein diffuses Problem ist, man da eben nicht ein plakatives Gesetz machen kann, um das Thema abzuräumen, sondern einen langen Atem braucht.

Mit anderen Worten: ein fürchterliches Thema, um Politik zu machen.

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Oder einfach kapituliert. Die Menschheit ist eh am Arsch!

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Jetzt mal nur auf das Thema LGBTQ bezogen - dieses „Man bekommt es aufgedrängt“, ich verstehe den Widerwillen nicht. Ich würde ja z.B. erzreligiöse Hetze dagegen à la „Das ist gegen Gott, treibt Ihnen das aus!“ fast schon respektieren. Aber Leute, die angeben, das Thema sei Ihnen egal, aber sie fühlten sich belästigt und müssten sich ständig damit beschäftigen? Ich habe ein ziemlich breit gefächertes Umfeld, von migrantisch geprägt, über extrem links und beim Fußball auch extrem rechts. Ich hab bedingt durch meine Unibiografie Kontakte mit Soziologen, Juristen, Sozialarbeitern. Ich arbeite in einer Behörde. Ich bin fast nur mit Arbeiterkindern aufgewachsen, komme aber aus einem Akademikerhaushalt. Mein Einblick in verschiedene Lebenswelten ist insgesamt schon ok, würde ich sagen.
Das einzige Mal im Leben, wo ich mich wirklich mit dem o.g. Thema auseinandersetzen muss, weil es mir aufgezwungen wird, ist nicht auf der Arbeit über (nicht existente, sondern von konservativen erfundene und teilweise ins Gegenteil verkehrte) Sprechverbote. Auch nicht, wenn ich mit linken Spießern einen trinke. Sondern genau einmal im Jahr, wenn ich bei meinen Eltern zu Gast bin und dann dort anlässlich eines Geburtstages ebenfalls anwesender berenteter Arzt im Laufe des Abends irgend ein wahlloses Thema aufgreift um sich (oft mit erfundenen Belastungen oder falschen Behauptungen) an dem Thema abzuarbeiten. Nur dann bin ich tatsächlich mit dem Thema konfrontiert und damit belastet. Aber doch nicht, weil meine Wurstpackung jetzt vier Wochen lang bunt leuchtet. Ich respektiere das Thema, hätte oben bei den Berufsbezeichnungen auch (freiwillig!) gegendert, wenn ich es an der Stelle nicht für kontraproduktiv gehalten hätte, aber im Grunde betrifft mich das kaum und belastet mich null. Man kann sich gut mit unsachlichen Punchlines dran abarbeiten und spalterisch das Gefühl von Belastungslagen heraufbeschwören, aber ich sehe die einfach bei 90%+ nicht gegeben. Auf mich wirkt die diesbezügliche Empörungspolitik schlicht als sehr einfaches populistisches Instrument.

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Ich möchte an dieser Stelle noch einmal sagen, dass das nicht meine Gedanken sind, sondern die der Kommentarspalten unter solchen Beiträgen. Ich distanziere mich sehr davon. :bush:

Also…falls es so verstanden wurde.

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Tatsächlich ist da wohl was dran, dennoch halte ich die Einstellung „Machen wir halt weiter so, ist eh alles verloren“ für ähnlich falsch und dumm wie „Machen wir halt weiter so wie immer, *“.

befülle * wahlweise mit:

  • der Effekt auf die Klimaerwärmung ist eh nicht bewiesen.
  • die Menschheit hat bisher noch immer einen Ausweg gefunden.
  • die Wissenschaft wird’s schon richten.
  • als Einzelperson kann man doch eh nix tun, das ist Sache der Politik
  • als Einzelperson kann man doch eh nix tun, das ist Sache der Wirtschaft

Hauptsache, ich habe ein bequemes Argument um mich nicht einschränken zu müssen.

Das spannende ist doch, dass man das Thema einfach links liegen lassen könnte von konservativer Seite. Ein Regenbogen im Promiprofilbild, ein Gendersternchen auf der Limo. Wie gesagt, ich sehe die Belastung nicht. Wenn diese unbelastete Gruppe sich dann aber hinstellt und aus den genannten Dingen Belastungen herbeifabuliert und den Diskurs aufbläht, nur um dann zu bemängeln, es gäbe wichtigere Themen - da fehlt mir wirklich das Verständnis. Dann sollen sie sich doch diesen wichtigen Themen widmen, statt es absichtlich nicht zu tun, andere aber als schuldige dafür zu benennen. Aber das ist natürlich deutlich schwieriger. Das ist mir auch klar.

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Behauptest du da etwa gerade es ginge einigen Politikern gar nicht um das Wohl des Landes und um Konsensfindung sondern um Macht und die unbedingte Diskreditierung des politischen Gegners, gerne unter Zuhilfenahme von Fake-News, vor allem aber ohne Rücksicht auf die daraus entstehenden gesellschaftliche Folgen?

Ja, doch… Den Eindruck kann man beim ein oder anderen Thema schon bekommen.
:usad:

edit: Ich ergänze noch, dass es nicht nur Politiker sondern auch andere gesellschaftliche Gruppen gibt die das Betreiben.

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Es war doch schon immer leichter vermeintliche Feindbilder zu schaffen und denen die Schuld zu geben. Besonders leicht natürlich wenn das nicht die Mehrheit ist (LGBTQIA+) und dazu vielleicht auch sowieso nicht wählen darf (Ausländer). Denn nicht nur haben viele Menschen wie du richtig schreibst durch diese Gruppen und Themen keine Belastungen, viele haben in der Realität auch einfach überhaupt keinen Kontakt mit den Personen persönlich. Das erleichtert das Narrativ dann natürlich nochmal, weil man sich mit den realen Personen nicht beschäftigen muss, sich mit diesen auch gar nicht austauschen kann. Und wenn man vielleicht doch einen Ausländer oder homosexuelle Person kennt, kann man das leicht für sein Argument nutzen indem man noch sagt „schau ich kenn aber XYZ und der ist gar nicht so“.

Und dann sind viele Personen schon in ihrem Gedanken gefangen: mir geht es so schlecht (was ja auch nicht unterschätzt werden darf und auch bei vielen stimmen mag). Der Ausländer bekommt alles. Warum bekommen die ein Monat die ganze Aufmerksamkeit und auf mich schaut niemand? usw.

Dass es diesen Menschen ohne Pride Month auch nicht besser gehen würde, weil genau die politischen Kräfte die diese Narrativ verstärken auch sonst nichts für sie machen würden, wir halt übersehen. Vermeintlich Linke oder progressive Parteien schaffen es selbst zu wenig, die richtigen Themen und Angebote für diese Menschen zu setzen. Hier kommt natürlich noch dazu, dass populistische Parolen rauswerfen immer einfacher ist als Lösungsansätze zu präsentieren und noch dazu diese dann, in einem politischen System in welchem natürlich auch einzelne regierende Personen oder Parteien nicht einfach machen können was sie wollen, umzusetzen.

In Deutschland könnte man jetzt ja vielleicht noch sagen, dass Menschen wirklich hoffen, dass die AFD nicht nur schimpft sondern auch für sie politisch handelt. In Österreich hat die FPÖ inzwischen schon öfter zeigen können, dass sie das dann nicht macht. Und wird trotzdem gewählt. CDU/CSU haben noch das Argument, dass es für einige dann wirklich „gemütlicher“ bleiben kann. Die können dann schön weiter ihren Benziner fahren und auf die Bahn schimpfen.

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Ihr sprecht mir so aus der Seele. Genau das Thema hatte ich gestern mit meiner Frau beim abendlichen Spaziergang. Mir fällt es einfach zunehmend schwerer die Menschen zu verstehen. Wie kann man nur so große Angst vor Regenbogen, queeren Menschen und schwarzer Haut haben? Es will mir einfach nicht in den Kopf.

Es zählt doch nur ob idiot oder kein idiot.

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Nachtrag zu den Jungwählern/Schülern:

Thema: Wehrpflicht

Es gibt ja nicht wenige, die mit dem Gedanken der Wiedereinführung bzw. dem Beenden der Aussetzung der Wehrpflicht schwanger gehen.
Gleichzeitig wird diesen Leuten teils vorgeworfen, dass sie doch nur für die Wehrpflicht oder den Zivildienst wären, weil sie das selbst längst hinter sich haben und nicht betroffen sind. Außerdem hätten sie eine nostalgische Brille auf und wollen über die Köpfe der Betroffenen hinweg so etwas entscheiden. Schließlich sein diese jungen Leute ja vernünftig und wollen auf keinen Fall ein Jahr verlieren und sich von Unteroffizieren grundlos anschreien lassen.

Im Unterricht hatte es sich letztens angeboten und ich habe in einer neunten Klasse das Thema aufgegriffen. Nach der Klärung einiger Verständnisfragen habe ich dann über die Wehrpflicht abstimmen lassen.

Eine deutliche Mehrheit war dafür. Ich habe dann noch erklärt, dass ja grundsätzlich jeder dort hingehen kann, auch nur für 9 Monate. Trotzdem blieben sie dabei, dass sie gerne eine Pflicht für alle hätten.

So sehr hat es mich jetzt auch nicht gewundert und man muss sagen, dass es nur eine sehr kleine Stichprobe ist. Aber zumindest hat es mir ein weiteres Mal gezeigt, wie weit entfernt viele Kommentatoren von der Lebenswirklichkeit der jungen Leute sind.

Und vielleicht sollten wir auch eher einen Thread rund ums Thema Schule öffnen. Es könnte ja nicht der letzte Post in eine solche Richtung sein.

Schließen will ich dann aber auch noch mit einer kleinen Umfrage zum Thema. Wehrpflicht verstehe ich hier so, dass sie auch den Zivildienst einschließt.

KDV = Kreigsdienstverweigerung

Sollte die Wehrpflicht wieder eingeführt werden?
  • Ja, aber nur für Männer.
  • Ja, aber jetzt für alle Geschlechter.
  • Nur wenn man ohne KDV-Antrag Zivi machen kann.
  • Nein.
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Ich komme mit dieser reinen Wehrpflicht nicht klar.
Aber ein Soziales Jahr oder THW Dienst oder eben Bundeswehr mit der Möglichkeit diverse Ausbildungen und Führerscheine gratis zu bekommen würde ich wieder begrüßen, dürften der Gesellschaft und auch vielen jungen Leuten für die Zukunft helfen.

Und natürlich dieses dann für alle Geschlechter.
Eine entsprechend höhere "Bezahlung"dürfte der Mitivation ebenfalls dienen.

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Ach Mist, ich hatte schon geahnt, dass ich die Umfrage unklar erstellt habe. Es war eigentlich so gedacht, dass die Option mit dem KDV-Antrag nur in Verbindung mit einem „Ja“ gewählt wird. Dieser Schlafmangel - mit mir kann man jedenfalls keinen Krieg gewinnen.

Ist vielleicht auch Wehrpflicht ein komplett falscher Begriff im Jahr 2024?

Das soziale Jahr passt doch viel besser und wenn dabei dann die Option besteht zum Militär zu gehen, wäre das für mich viel passender und Kriegstreiberei wäre nicht mehr der Standardzustand.

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Ein verpflichtendes soziales Jahr finde ich ebenfalls nicht verkehrt. Mein FSJ damals hat mir in vielerlei Hinsicht persönlich sehr geholfen. Und auch die sozialen Einrichtungen würden sehr von zusätzlichem Personal profitieren.
Naja und wer sowas nicht möchte, für den/die kann dann der Wehrdienst eine Alternative sein.