Der Politik Thread - Archiv 2020—24

Aber genau das trifft leider nicht auf jeden zu. Bei manchen hängen Jobs und damit Existenzen davon ab, ob sie pünktlich sind oder nicht. Dass die für sowas wenig Verständnis haben ist doch klar.

Und der Großteil der anderen hat dafür halt auch kein Nerv. Da wollen Leute nach stressigen Jobs nach Hause oder zur Arbeit und dann sitzen die Klimakleber im weg. Und dann sind wir beim Punkt von Lars. An wen geht diese Protestaktion? Geht sie an die Politik, dann sollte sich auch der Protest an die Politiker richten. In der kompletten Bevölkerung ist das Thema Umweltschutz doch noch gar nicht akzeptiert genug, als das man damit Leute zum Umdenken bringt. Da wäre vermutlich Aufklärarbeit deutlich sinnvoller als sich auf die Straße zu setzen.

Das rechtfertigt natürlich alles keine Gewalt, aber wenn die Leute „normal“ von der Straße gezogen werden dann ist das für mich bei gewissen Gegebenheiten durchaus verständlich.

Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich nicht mehr in der Situation bin, nach einem stressigen Tag 45 Minuten nach Hause zu fahren und dann noch von den Menschen aufgehalten zu werden, während meine Kinder Zuhause auf mich warten

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Können wir das bitte verbannen oder wie früher durch irgendwelchhe anderen Wörter automatisch ersetzen lassen. Ich kann’s wirklich nicht mehr hören/lesen.

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Input sammeln da ich gar nicht wüsste mit welchen Beispielen ich da an den Start gehen sollte.
Wo ist die Grenze wo ihr vielleicht dazu fähig wärt.

Damit meine ich weder jemanden im Selbstverteidigungsgriff zur Abwehr halten noch besoffen im Bierzelt mit dem Nachbarn der einen eh schon aufn Sack geht rangeln.

War vielleicht jemand schonmal an einem Punkt wo er keinen anderen Ausweg mehr sah?

Bis auf wenige Jugendsünden muss ich wirklich zugeben dass ich bisher nie in solche Situationen gekommen bin.

Auch in den 90ern gabs brutale Hooligans und gefühlt sogar öfter körperliche Auseinandersetzungen als heute. Lichtenhagen und Hoyerswerda sind 30 Jahre her. Höre gerade einen Podcast indem es darum ging, dass Gullit Anfang der 1990er nicht zu Bayern gewechselt ist, weil die Stimmung in Deutschland damals sehr offen rassistisch war. Heute eher undenkbar, dass daran ein Wechsel scheitert. Denke die täglichen Bilder prägen dieses Bild des „immer schlimmer werdens“ ganz gewaltig. Weiß nicht, ob das in der Praxis wirklich der Fall ist, die Statistik spricht jedenfalls dagegen:

image

Die Anzahl der Gewaltdelikte sinkt seit dem Peak in 2007 deutlich - und das obwohl die Anzeigebereitschaft deutlich gestiegen ist. Es gibt Annahmen, dass die Gewaltdelikte seit Anfang der 1990er sich halbiert haben.

tl,dr: Dieses „es wird alles schlimmer“ ist m.E. zur Hälfte unserer Verklärung als alte Männer und zur anderen Hälfte der verstärkten medialen Berichterstattung zuzuschreiben. Nicht zwingend der Realität.

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Jeder Streik/Protest, der keinen stört, ist ein verschenkter Protest.

Je mehr Chaos, Unfrieden entsteht bzw. verursacht wird, desto besser für die Protestierenden und das meine ich weder zynisch, noch missbilligend.

Den Friday for Future „Gören“ wurde gesagt, sie sollen doch lieber Samstags demonstrieren und am besten irgendwo, wo niemand beinträchtigt wird.

Am Montag hat Verdi deutschlandweite Streiks im Nah- und Fernverkehr angekündigt und Volker Wissing und diverse Arbeitgeberverbänden sind allen ernstes so dreist und holen das Argument raus, dass das zu einer Unzeit kommt und diese Arbeitnehmer eine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft haben. Irgendein jung FDPler, Anfang/Mitte 20 und Student hat letztens ernsthaft auf Twitter gefordert, dass man Streiks generell abschaffen sollte.

Wir haben 2023 und „die da oben“ schaffen es immer noch mit den billigsten Mitteln, dass der Pöbel sich lieber selbstzerfleischt, anstatt gemeinsam und solidarisch dagegen vorzugehen, dass irgendwelche Manager von Banken, die vom Staat gerettet werden müssen, sich trotzdem noch Millionen oder sogar Milliarden an Boni auszuzahlen, nur um dann ein Jahr drauf mehrere Tausende Leute zu entlassen.

Und wenn man mal nach Frankreich guckt, ist der Protest der Klimaaktivisten ja noch totaler Kindergarten. So lange ich denken kann, ist dort eine Erhöhung des Rentenalters im Gespräch und jedesmal wenn sich ein Politiker getraut hat, das laut auszusprechen, stand aufgrund eines Generalstreiks das ganze Land still und da wurde nicht nur Auto bei den Protesten angezündet.

Das geht nicht gegen dich persönlich, aber jedes, absolut jedesmal wenn ich sowas lese, denke ich an den Fall von vor einigen Jahren, wo ein Mann die Golden Gate Bridge (?) bestiegen hat, um sich von dort runterzuschmeißen und sich damit umzubringen. Das war irgendwann Nachmittags in der Rush Hour, als alle wieder nach Hause wollten. Die Polizei hat daraufhin den Verkehr auf beiden Seiten unterbrochen und nachdem die Menschen da ca. eine Stunde standen, hatten sie so dermaßen die Schnauze voll und haben den Typen angeschrien, dass er doch bitte springen soll, damit sie endlich weiterfahren können.

Ich frage mich dann jedesmal, wann genau unsere Gesellschaft so entmenschlichend geworden ist, dass Menschen und deren Probleme, oder im Fall der Klimaaktivisten Ängste, so dermaßen am Arsch vorbeigehen bzw. die dann sogar sauer werden, weil sie einen der 365 Tage im Jahr mal später nach Hause kommen, oder ihre Arbeit nicht ausführen können und teilweise sogar gewalttätig gegen diese Leute werden.

Da habe ich NULL Verständnis für.

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Nur um das klarzustellen, ich würde keine Gewalt anwenden und ich würde sie vermutlich nicht Mal von der Straße ziehen. Ich wäre einfach nur unzufrieden damit und bin deswegen froh, nicht in diese Situation zu kommen.

Aber genau das widerspricht sich doch. Auf der einen Seite sagst du ja zurecht, dass Protest genau das verursachen soll, auf der anderen Seite verstehst du nicht, wieso es das tut.

Was hat Chaos im öffentlichen Nahverkehr denn mit Entmenschlichung zu tun?

Ich finde die Kleber auch maximal nervig, aber ich glaube nicht, dass ein bisschen Stau auch nur eine einzige Existenz gefährdet.

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Weil das bei Unzufriedenheit und Chaos entsteht?

Ich glaube ich verstehe dich nicht wirklich.

Wenn Montag durch den Streik keine Züge der deutschen Bahn und in Hamburg z. B. keine S-Bahnen fahren, dann ist das entmenschlichend?

Drum wäre es umso wichtiger, eine Protestform zu finden, hinter der sich die meisten BürgerInnen sammeln können, statt mit einer sehr polarisierenden Protestform die Gesellschaft NOCH mehr zu spalten. Leider geht doch der öffentliche Diskurs - befeuert von einigen Medien und Schundblättern - derzeit nur um das Festkleben selbst. Und daher ist die Wirkung m.E. auch sehr limitiert, falls überhaupt eine vorhanden ist. PolitikerInnen werden nicht anders entscheiden weil sich ein paar Leute wo festkleben und neue MitstreiterInnen für die Sache gewinnt man auch nicht, eher im Gegenteil. Und als Thema ist der Klimawandel so oder so sehr präsent (ohne dass genug passiert). Also der Protest ist m.E. absolut legitim und auch die Sache natürlich unterstützenswert, aber zweifle einfach am Effekt.

Fände da so ein zweites Occupy („We are the 99%“) zielführender, mit Belagerungen von Politikerparkplätzen, Banken und co. Der sich eindeutiger gegen „die da oben“ richtet und damit die absolute Mehrheit der Leute abholt.

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Vielleicht verstehe ich dich auch falsch.

Da stimme ich dir zu. Ich behaupte aber einfach mal, dass Chaos und Unzufriedenheit dazu führt, dass Menschen falsch reagieren und deswegen es für mich nicht überraschend ist, wenn solche Reaktionen auf Proteste entstehen.

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Ah, ok. Ich meinte Chaos und Unzufriedenheit schon im gewaltfreien Sinne, auch wenn man nicht abstreiten kann, dass die Franzosen (bis vor ein paar Tagen) mit ihren französischen Revolution Streiks sehr effizient waren.

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Was daran scheitern würde, das der größere Teil der Bevölkerung die Bedrohung für die demonstriert wird immer noch nicht verstanden hat. Sonst würde keiner über den Protest meckern, weil er deswegen 30 Minuten zu spät nachhause kommt sondern verstehen das er sonst bald wahrscheinlich kein zuhause mehr hat was auf sie wartet.

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Versteht dieser Teil der Leute die Bedrohung denn mehr, wenn sich Leute auf der Straße festkleben? Das Gegenteil ist m.E. der Fall, diese Leute verschließen sich der Klimathematik noch mehr und noch aktiver - aus reiner Antihaltung.

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Das ist eine sehr gute Frage.

Es bringt zumindest erst einmal mehr Aufmerksamkeit auf das Thema. Aus Gesprächen in Kantine, Büro und Co habe ich jetzt zumindest etwas mehr Verständnis vernommen. Die ganze Autonarren wird man aber wahrscheinlich aber so oder so nie überzeugen.

Ich glaube schon je extremer desto besser, um überhaupt erst mal Gespräche zu erzeugen. Und jeden, den man dann überzeugt bekommt ist ja schon ein Gewinn. Den Wirkungsgrad eines Protests unter Ausschluss der Öffentlichkeit hat ja maniac schon gut zusammengefasst.

Vor ein paar Wochen gab es ja die Proteste in den Museen. Die haben ja einige genauso kritisiert(da nicht verstanden) und ich glaube nicht das da jemand gestorben ist weil ein Arzt zu spät am Unfallort erschienen ist. Also allen kann man es sowieso nicht recht machen.

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Wenn man sich die verschiedenen statistischen Dokumente vom BKA anschaut ist dieser Trend tatsächlich sinkend. Ich habe jetzt nur mal die Gesamtstraftaten seit 1987 in einem DIagramm dargestellt:

grafik

Die Abbildung basiert auf den Daten aus folgender Tabelle:

Dort die Tabelle T01, Fälle ab 1987

@Mummel Ich denke der Eindruck der Häufung an Straftaten täuscht, da die mediale Berichterstattung immer häufiger (und detaillierter) über Verbrechen berichtet. Täglich werden neue Fälle in den Medien diskutiert, während dies früher gerne unter Verschluss gehalten wurde. Rein subjektiv habe ich ebenfalls das Gefühl, das die Gesellschaft immer weiter verroht und die Täterschaft jünger und skrupelloser wird, aber ich denke diese Eindrücke sind eben genau Folge der medialen Aufbereitung.

Die Tabelle(n) vom BKA ist / sind generell ganz interessant, da man hier auch die einzelnen Straftaten oder verschiedenen Tätergruppen untergliedert auswerten kann. Leider ist der aktuellsten Bestand noch von 2021, im Laufe der kommenden Woche müsste aber die Auswertung bis 2022 erscheinen.

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Die gleichen Gespräche hat Fridays for Future gebracht, denke nicht, dass durchs Festkleben irgendjemand nun die Faktenlage mehr verstanden hat als es vorher der Fall war. Von den paar wenigen Antis die ich kenne (meist eher entferntere Bekannte, cosy bubble ftw) und random Kantinengesprächen entnehme ich subjektiv eher eine zunehmende Antihaltung und Zynik als gestiegenes Verständnis.

Und einen Protest unter Ausschluss der Öffentlichkeit will doch hier keiner!? Occupy war doch überall sehr präsent.

Finde bei aller Legitimität und Unterstützung der Sache sollte man darüber diskutieren können, ob es nicht zielführendere Methoden gäbe, die ggfs. eine breitere Masse hinter sich sammeln statt Teile dieser breiten Masse komplett gegen sich aufzubringen. Und die dennoch sehr sichtbar sind.

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Wenn dein Chef dich raus schmeißt, weil du wegen einer Klimaprotest Aktion zu spät kommst, dann ist nicht der Typ, der protestiert hat, das Problem.

Es werden übrigens weiterhin immernoch mehr Verkehrsverzögerungen durch Unfälle wegen überhöhter Geschwindigkeit produziert als durch Klimaaktivisten. Evtl. sollte man alle Menschen, die ein Auto haben, das über 160 fährt, in Präventivhaft nehmen. Und wenn dann einer in der Leitplanke hängt dann einfach Mal hin gehen und in den Bauch treten.

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Erklär das demjenigen den es betrifft. Die können sich ihre Jobs oftmals leider nicht aussuchen.

Sorry, aber das ist ziemlicher bullshit. Abgesehen davon, dass ich in keinsterweise die Gewalt verteidigt habe hat das eine mit dem anderen doch überhaupt nichts zu tun.

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