Der Kino- & Filmthread - Geht mal mehr ins Kino, ihr Penner!

Bis morgen Abend kann man über den Rahmen des Europäischen Filmpreis ‚Der Rausch‘ im dänischen Original mit deutschen Untertiteln noch hier. Plätze allerdings begrenzt.

2 „Gefällt mir“

Ging übrigens tatsächlich gut damit und zurecht wartet ihr auf „Der Rausch“.

Toller Film. Ähnlich wie „Three Billboards […]“ mit Fokus auf den handelnden Personen, ganz ruhig erzählt. Nach dem letzten YouTube-Rabbithole und der täglichen Social Media Flut fast ein bisschen cineastischer Yogakurs. Nur hier riecht’s nach Fusel statt Räucherstäbchen. Wir begleiten 4 Mittelklasse-Lehrer bei dem Experiment mit einem konstanten Alkoholpegel aus ihrem fad gewordenen Alltag auszubrechen, obwohl ihr Leben keine größeren Probleme hat. Dabei entstehen allerlei Kuriositäten, Matts Mikkelsen spielt toll und er kommt jetzt vermutlich genau zur richtigen Zeit, in der man diesen Rausch fast neidisch mitverherrlicht als pandemiegeplagter Zuschauer. Das ist genau der Film, den man kurz vor dem ersten Außengastronomie-Besuch gucken muss.

4 „Gefällt mir“

Kommt der nicht erst im Dezember raus? Kann man ihn irgendwo vorher sehen? Das wäre toll.

In den Berliner Open-Air-Kinos läuft er jetzt zumindest.

1 „Gefällt mir“

Also in meinem kleinen Indiekino um die Ecke in Nürnberg läuft er ganz regulär ab heute.

EDIT: hat eigentlich jemand „Nomadland“ gesehen und kann was dazu sagen?

Dass es die Möglichkeit des Kinobesuchs gibt, hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm.

Die machen jetzt alle auf. Die größte Kette in Deutschland/Europa macht ab dem 17.06 hier auf.

Gehört zwar eher in den Serienthread, aber den hasse ich ein bisschen, daher:

Aufbauend auf dem Lied von Bo Burnham „Welcome to the internet“, habe ich mir sein Netflix Special „Inside“ angeguckt. Und dann am Tag drauf, habe ich es mir nochmal angeguckt. Denn es ist sehr gut.

In den deutschen Medien hat das neue Special der 1. Generation YouTuber Bo Burnham bislang wenig Aufmerksamkeit gefunden. In Amerika boomt der mit 30 Jahren auch eher Boomer. Ins Forum fand er zurecht seinen Weg und der wird nun weiter beschritten. Denn er skizziert in diesem Video-Theaterstück, worauf sich eine ganze Generation hinbewegt. Wie ‚Room‘ mit Sarkasmus und RGB-Lichtern. Bo Burnham hat ein Netflix Special in seinem alten Kinderzimmer konzeptioniert, aufgenommen und geschnitten. Eine Mischung aus Selbsttherapie, kritischer Innensicht, ironischer Außensicht und tollen Licht- und Einstellungsgestaltungen, die jeden von uns, der es gerade mal geschafft hat in Corona mal wieder die alten Französisch-Kenntnisse aufzufrischen peinlich verstummen lässt. Zurecht.

Ich will nicht mehr als nötig verraten, um euch Ignoranten zu überzeugen, aber hier bleibt garantiert mindestens 1 Lied im Ohr, weil es in verhohnepiepelt auch ganz gut hinhaut mit dem vercharteten Sound. Und dazu gibt’s das Phänomen Internet in einem nachdenklichen Praxisbeispiel mit vielen Fragen, die auch auf jetzige Influencer einprasseln werden und wenig Antworten. Er war eben vor 14 Jahren berühmt im Internet, die große Welle kam noch und kommt weiter. Die statische Einstellungen und alles in diesem kleinen Raum entfalten dennoch so eine wahnsinnige Kraft. Es wird gelacht, aber es ist kein Comedy Special. Es ist deutlich mehr. Und vor allem sehr sehenswert.

6 „Gefällt mir“

Alles was Splashi sagt.

Unglaublich gut. Die Kameraeinstellungen und Lichteffekte sind unglaublich gut - besonders wenn man bedenkt, dass Bo das alles selbst geplant, aufgenommen und geschnitten hat.

Ich muss mir das auch alles nochmal anschauen. Beim ersten Ansehen lag die Laufzeit bei etwa drei Stunden. 1.5 Stunden Inside gefolgt von 1.5 Stunden Existenzkrise.

2 „Gefällt mir“

Der Mann hat das halt mit ohne ökonomischen Druck in dem kleinen Häuschen auf seinem großen Anwesen wo auch ein großes Haus steht gemacht und hat viel mehr Ressourcen. Also ich verstumme da gar nicht. Ein Vollprofi liefert ein Vollprofiprodukt ab.

Gut ist es, aber nicht wegen der DIY Inszenierung.

2 „Gefällt mir“

Wind River (zu sehen bei Netflix)
Viel Schnee gegen die heißen Temperaturen.
Bei Wikipedia ganz passend als Murder Mystery Neo Western zusammengefasst, das trifft es ziemlich gut. Vom gleichen Regisseur sind auch „Hell or High Water“ und „Sicario“. Hier geht es deutlich ruhiger zu.
Dazu sehr schöne Kamerafahrten durch ein karges und verschneites Wyoming.

4 „Gefällt mir“

Vom gleichen Drehbuchautor. :richter:

Mein Senf dazu ist dass ich Wind River auch empfehlen kann. Sicario sowieso. Nur mit Hell or High Water wurde ich überhaupt nicht warm und fand ich extrem langweilig.

1 „Gefällt mir“

Meisengeige oder Casablanca?

Weder noch. Metropolis Filmtheater.

1 „Gefällt mir“

Ich seh, ich seh
Was stimmt denn nicht mit den Österreichern? Sehr ruhig beginnender Horrorstreifen, spielt fast nur in einem Haus, steigert sich dann langsam aber sicher bis zum heftigen Finale. Also quasi wie Funny Games. Die Kinderdarsteller können Victor aus Les Revenants Konkurrenz machen (wer es nie gesehen hat, das ist das unheimlichste Kind überhaupt).
Schön, dass solche Ideen eine Filmförderung bekommen. Man muss aber wirklich Lust haben den zu gucken, bei mir lag der mehrere Jahre auf der Platte (gibts ab und an in der Mediathek).

Ich habe heute das regnerische Wetter und die fußballfreie Zeit genutzt, mich ein wenig durch die Streaming Dienste geklickt und letztendlich The Tomorrow War angesehen. Große Erwartungen habe ich bei Filmen, die statt Kino Start direkt auf einem Streaming Dienst laufen ohnehin nicht. Aber das Setting und die beteiligten Schauspieler haben mich zumindest Neugierig gemacht und auf einen leichten Blockbuster Film hoffen lassen.
Besonders in Erinnerung wird mir dieser Film letztendlich aber nicht bleiben. Vielleicht am ehesten noch als Film, der für mich einige sehr interessante Ansätze hatte, diese dann aber nicht weiter verfolgt hat und mir am Ende als nicht mehr als ein belangloser und durchschnittlicher Film in Erinnerung bleiben wird. Gerade die ruhigeren Momente, in denen die wirklich guten Schauspieler auch einmal spielen durften fand ich ziemlich stark. Dazu finde ich das Setting und die Zeitreise Thematik interessant und die Effekte können sich meiner Meinung nach auch absolut sehen lassen. Leider wird das ganze durch Logikfehlern und einem eher dünnen Drehbuch wieder zur zunichte gemachte und gipfelt in einem furchtbar kitschigem Ende.

4/10

4 „Gefällt mir“

Ich hab den gestern auch geschaut und frag mich, ob diese interessanten Ansätze da eigentlich nur zufällig aufgekommen sind. Weil ja sonst schon sehr viele dumme Aktionen den Film dominieren.

1 „Gefällt mir“

irgendwie wirkt das alles wie ein Remake von Starship Troopers.

Nur ohne die Duschszenen… Das ist sehr bedauerlich.

Gestern nun auch endlich „Der Rausch“ gesehen.

Richtig gut. Typisch Vinterberg ruhig und intensiv erzählt. Mikkelsen ist ja eh über jeden Zweifel erhaben, die anderen Schauspieler auch gehobenes dänischen Niveau. Die Figuren sind durchweg glaubwürdig dargestellt. Als Mittdreißiger wird man schon manchmal etwas nervös und fragt sich, wie sich eine solche Midlifecrisis vermeiden lässt, die einen zu solch einem Experiment treibt.

Interessant ist, dass der Film nicht überzogen den Zeigefinger hebt. Klar, durch den überbordenden Alkoholkonsum (bei dem es natürlich nicht nur bei den geplanten moderaten Mengen bleibt) entsteht am Ende auch viel Drama, aber eben auch sehr viel Positives. Und Splashi hat recht, in Pandemiezeiten rückt der verherrlichende Aspekt vermutlich noch etwas mehr in den Vordergrund.

Aber Vinterberg traut dem Zuschauer durchaus zu, selbst zu urteilen, ob das Positive oder das Negative überwiegen.

Fazit: mit ner AA-Gruppe würde ich den Film wohl nicht aus Therapiegründen schauen, für Leute mit einigermaßen gesundem Verhältnis zum Alkohol (außer im Sauerland) aber ein Fest (vgl. Vinterberg 1998).

8/10

2 „Gefällt mir“

Der nächste Streifen aus der Oscar-Riege, für den ich jetzt wieder innen im Kino sein konnte war: Nomadland.

Nachdem ein großes Industriewerk inklusive Arbeiterwohnsiedlung mit eigenen kleinen Häusern dem Wirtschaftsdruck zum Opfer fielen, war Fern (Frances McDormand) plötzlich obdachlos. Alle Arbeiter:innen wurden aufgefordert umzusiedeln, aber Fern hing emotional am Ort und hatte keine finanziellen Mittel. Sie begann in ihrem Van zu leben. Ein Schicksal, dass viele Amerikaner:innen erleiden, vor allem aufgrund der schlechten staatl. Altersvorsorge und der daraus resultierenden Armut. Ein Einblick in das Leben und die Leute wird in Nomadland gegeben, mit vielen echten Personen vor der Kamera.
Dazu oder dadurch wurde alles mit kleinerem Set gedreht, fast ausschließlich Tageslicht verwendet, kein Hollywood Glamour im Staub der Altersarmut in der Weite der US und A.

Eigentlich spannend soweit, aber für mich bleibt der Film dann etwas zu dokumentarisch passiv für das Drama, dass es ist und sein woll. Man begleitet Fern, ihre Beweggründe werden angedeutet, aber nie zuende erzählt, man bekommt eben die kurzen Einblicke in Menschen, die man bekommt, wenn man Leute auf dem Campingplatz trifft. Leider bleibt dann durch diesen Stil auch die beeindruckende Optik der Natur aus. Irgendwann im Film, fragte ich mich, ob es eine Doku nicht besser getan hätte dann. So ist es nur eine gute Dokubühne für ein sehr zurückhaltendes Drama mit natürlich guter Frances McDormand in der ihr liegenden Rolle als etwas gnarzige, aber gut herzige alte toughe Dame, die nicht Dame genannt werden möchte.

Aber mich hätte noch viel mehr das Politische und Gesellschaftliche Drumherum interessiert und ich hab das Gefühl da hat man durch den Stil etwas Potential liegen lassen, zumal meine Erwartungen hoch waren, nachdem der Film so abräumte und ich jüngst erst Three Billboards erneut sah.

Wer so einen Film erwartet, wird enttäuscht sein. Wer nach dem Alkoholrausch, aber mit der Altersarmut liebäugelt und dafür ein romantischen Begleitfilm mit zwischenmenschlich wärmendem Lagerfeuer der Imperfektion mag, der findet hier was. Es ist eben wie im Campingstuhl am Waldrand sitzen. Tut mal ganz gut, man fährt herunter, der Anblick ist für eine Weile auch ganz schön. Aber reicht dann auch.

6/10

7 „Gefällt mir“