Es ist zwar kein aktiver Spieler mehr und passt daher nicht zu 100% hier herein, aber wenn wir über unterbewertete Fußballer reden, führt kein Weg an diesem Typen vorbei.
Daniel Jensen!
Große Namen im Mittelfeld hat Werder in den 2000er Jahren genug rausgebracht. Diego, Micoud, Özil oder Frings waren Superstars mit internationalem Format. Umso weniger in Erinnerung bleiben die Nebenleute: Ein Frank Baumann, Kapitän der Double Mannschaft, der auf der Sechs souverän und unaufgeregt die Bälle gewonnen und verteilt hat. Ein Tim Borowski, der auf der Halbposition mit seinem überragenden One-Touch Spiel das Spiel schnell gemacht und durch Sturmläufe aus dem Hinterhalt eine unterschätzte Torgefahr dargestellt hat. Und der unterbewertestete von allen: Jensen.
In all den Jahren gab es kaum einen Spieler mit besserer Ballannahme und Technik wie ihn. Vor allem auch dank ihm war der Übergang von Micoud zu Diego fließend, ohne dass Werder seine Torgefährlichkeit einbüßte oder den Spielstil groß umstellen musste. Besonders überragend war dabei sein Auge für den freien Raum bzw. die Bewegung des Stürmers zu antizipieren und einen perfekten Steil- oder Chippass zu spielen. Beim Schreiben dieses Beitrages nervt es mich richtig, dass von damals so wenig Videomaterial zur Verfügung steht. Generell kann ich nur empfehlen, wann immer man alte Werder Clips aus der Zeit sieht, darauf zu achten, ob Jensen beteiligt ist, denn sehr häufig ist das der Fall auch wenn das Tor dann schlussendlich von einem der „großen“ Namen erzielt wird.
Trotzdem habe ich versucht ein paar Beispiele zu finden - leider leider sind mittlerweile viele Videos, von denen ich wusste, dass sie definitiv existieren nicht mehr da.
Eine relativ „einfache“, aber Toreinleitende Spielverlagerung in den freien Raum bei 0:39
Dieser geniale Steilpass auf Klasnic
und natürlich hatte Jensen seine Hände auch beim legendären C-Elf 3-2 Sieg gegen Real Madrid in der Champions League im Spiel.
4:42 - das ist Peak Daniel Jensen! Er kontrolliert einen rausgeschlagenen Ball aus kurzer Distanz perfekt mit der Brust und spielt den Ball ohne Verzögerung über 30 Meter Zentimetergenau in den Lauf von Hunt - genau so, dass Hunt den Ball noch an Casillas vorbeilegen kann, ohne dass dieser beim Rausstürmen den Ball klären kann.
Wenn man Schwächen anführen möchte, dann ist das wohl einerseits seine vergleichsweise geringe Torgefahr - Fernschüsse wie gegen Zagreb sah man äußerst selten und auch sonst hat sich Jensen selten im Strafraum aufgehalten.
(3:00)
Andererseits hatte Jensen leider zu häufig mit kleineren Verletzungen zu kämpfen und hätte noch viel mehr Spiele absolvieren können. Als Werder-Fan blutet mir zudem das Herz, dass er sich in seiner letzten Saison mit Schaaf überworfen hat und somit nie sein „Abschiedsspiel“ bekommen hat. Er war sein letztes Jahr ohnehin durchgängig verletzt, wurde aber zum Saisonende wieder fit und hätte einen letzten Abschied verdient gehabt.
Für mich war er mindestens so bedeutend für Werder wie ein Micoud oder Diego. Aber durch seine zurückhaltende Art und die generell tiefere Positionierung auf der Halbposition war er meist „nur“ derjenige, der die Chancen eingeleitet hat, nicht aber an der finalen Torchance beteiligt war. Dadurch war er selten im Fokus, aber ein wahnsinnig unterschätzter Spieler - weshalb er einfach mit in diesen Thread gehört, auch wenn er nicht mehr aktiv ist und man ihn somit nicht mehr aktiv beobachten kann.