Die allgemein gültige Quantitätsgleichung lautet ja
Menge des Geldes * Umlaufgeschwindigkeit = Preisniveau * Menge der Güter
M * V = P * Y
Natürlich spielt die Geldmenge eine Rolle, aber die Realität hat ja gezeigt, wie untergeordnet diese ist.
Über die letzten Jahre wurde von den Zentralbanken die Geldmenge stetig erhöht und das Gleichgewicht wurde damit top gehalten. Eine immer weiter sinkende Umlaufgeschwindigkeit machte ein Handeln erforderlich, wenn man nicht sinkende Preise, eine Deflation riskieren will. (Steigendes M muss sinkendes V auffangen, damit die rechte Seite der Gleichung stabil bleibt) Das Güterangebot soll ja nicht schrumpfen und im besten Fall wachsen. Inflation war im angepeilten Bereich, pendelte immer zwischen 2,2% und -0,3%.
Seit August 2021 steigt die Teuerungsrate nun an, seit sich die Ukrainesituation weiter zuspitzt und Energiepreise steigen.
Was wir jetzt haben, ist ja keine Inflation im klassischen Sinn, dass einfach blind die Preise steigen. Das gerade ist ja eine Energiekrise, die halt auf alle Bereiche durchschlägt, in denen energieintensiv produziert wird. Baustoffe, Papier, Landwirtschaft, Logistik, und so weiter. Da schlägt einfach der gesteigerte Energiepreis auf alle Waren durch. (P steigt)
Dazu kommt dann noch, dass durch den Krieg und Chinas Covidpolitik Lieferketten massiv gestört sind. Viele Produkte, gerade im Elektronikbereich sind schlicht nicht da, weil sie nicht produziert oder transportiert werden können. (Y sinkt, Problem besteht ausschließlich auf der rechten Seite der Gleichung)
In dieser Situation wäre es jetzt natürlich verlockend, die Geldmenge M zu erhöhen, damit mehr produziert werden kann und ein steigendes Güterangebot Y zu fallenden Preisen P führt. In der jetzigen Situation, mit kurzfristig festem oder sinkenden Y, würde das die Preise noch weiter anheizen. Allerdings in einem verschwindend geringen Maß im Verhältnis dazu, was auf der rechten Seite der Gleichung gerade passiert.
Die EZB steuert nun mit gestiegenen Zinsen etwas dagegen, ebenso die Fed. Dabei geht es aber weniger um eine aktive Senkung von M, als mehr um ein Signal an die Märkte, dass man M nicht weiter steigen lässt, man also die Spirale der steigenden Preise nicht noch befeuern will. (M rauf würde nicht zwangsläufig bedeuten Y rauf, sondern eher P)