Hat großen Spaß gemacht sich das anzuschauen, danke dafür! Irre, dass 2014 ein Jahrzehnt her ist und verrückt, die Kaderzusammenstellung zu sehen, bzw. zu realisieren, dass zwischen im besten Alter und Reif für die Rente im Fußballerleben wirklich nur ein kurzer Moment vergeht.
Auch nochmal so im Zeitraffer gezeigt zu bekommen, dass zwischen vorzeitigem Ausscheiden und Titelgewinn im Zweifel nur eine Hand breit liegt. So wie wir beim letzten Turnier zur Halbzeit schon 3:0 gegen Japan führen können und dann doch verlieren, hat die Überzeugung 2014 dafür gesorgt, dass wir uns immer wieder das Pendel gegriffen haben.
Mit Problemen gegen Ghana, hartem Kampf gegen die USA, dem nötigen Glück gegen Algerien, einem starken Neuer gegen Frankreich, sowie einem offenen Visier gegen Argentinien in einem Spiel, in dem die Waage einfach genau im richtigen Moment in unsere Richtung gekippt ist, obwohl wir auch vorher schon locker hätten einen schlucken können.
Im Endeffekt all diese zweifelhaften Momente einfach weggesaugt und die Spiele immer wieder gezogen, weil das Kollektiv und die Zahnräder in diesem Jahr aber auch einfach gepasst haben. Die simplen Fußballweisheiten haben uns da irgendwie komplett durch das Turnier hinweg die Weichen gestellt.
Kitzelt auch Erinnerungen hervor, das alles so zu sehen. Bin in diesem Sommer einige Male zwischen Deutschland und UK hin- und hergereist, war die ganze Vorrunde in Liverpool und kann mich an die nette, ältere Dame im „The Flute“ erinnern, die sich mein besoffenes Gelaber im Spiel gegen Portugal anhören musste. Einige Zeit später prangte am selben Pub die handgeschriebene Info: „England flags to give away, barely used.“
Zum Halbfinale gegen Brasilien war ich auch auf dem Weg von A nach B und hatte völlig verplant, dass an dem Tag das Spiel stattfindet. Bin also auf dem Weg nach Frankreich irgendwo in Belgien von der Schnellstraße ab und hab mir in irgend 'nem winzigen Ort in der erstbesten Kneipe an der ich vorbeikam das Spiel angeschaut. War in einem Leihwagen unterwegs, den sie zu meinem Leidwesen geupgradet hatten, da die gammelige Mittelklasse die ich mir leisten konnte und gebucht hatte gerade nicht verfügbar war. Hab also diesen neuen, teuer aussehenden, nicht mir gehörenden Wagen direkt vor der Tür abgestellt und mich alle 5-10 Minuten mal paranoid umgedreht, ob das Teil schon von jemandem geknackt oder geklaut wurde. Hab mich auch irgendwie nicht so recht getraut zu jubeln, da die Kneipe sowie der ganze Ort irgendwie 'nen komischen vibe hatten. Zusammen mit meinen zwei Gläsern Bananensaft also auch die 7 Tore einfach anteilnahmslos runtergeschluckt, um nicht als Deutscher aufzufallen, da ich das Klientel in dem Laden nicht so recht einschätzen konnte. Irgendwie 'n verstörender Abend, schade dass ich nicht mal mehr die Ortschaft erinnere, würde mir das gerne nochmal anschauen.
Finale dann in Norddeutschland auch irgendwo im Außenbereich eines Pub, Götze macht die Bude, man rennt wie von 'ner Faust voll Hummeln gepeitscht irgendwo in die Menge, ich springe im Eifer der Emotion 'nem Typen mit 'ner um die Schultern gebundene Deutschlandfahne auf den Rücken, dieser verliert, weil er mit diesem Smackdown-Move natürlich nicht rechnen konnte, sofortig die Bodenhaftung und mault sich mit einem lauten Knall kerzengerade auf’s Gesicht, inmitten von Kopfsteinpflaster. Meine von Herzen kommende Entschuldigung wurde Gott sei Dank mit einem „Passt schon“ inklusive Schulterklopfer entgegengenommen, statt dass ich jemandem im Freudentaumel des Finaltores versehentlich die Walnuss geknackt habe. Auch hier eine Hand Breit.