Ein verpflichtendes soziales Jahr finde ich ebenfalls nicht verkehrt. Mein FSJ damals hat mir in vielerlei Hinsicht persönlich sehr geholfen. Und auch die sozialen Einrichtungen würden sehr von zusätzlichem Personal profitieren.
Naja und wer sowas nicht möchte, für den/die kann dann der Wehrdienst eine Alternative sein.
Da hat unser Bildungssystem zumindest schonmal etwas erreicht.
Lass uns aber gerne mal was zu Bildung/Schule/Unis/… aufmachen. Da hat sicherlich der eine oder andere was loszuwerden. Von sich selbst und möglicherweise auch von den Kids (Spoiler: da hat sich nämlich nicht so viel verändert in den letzten Jahren).
Allgemein sehr spannend zu beobachten wie sich die Threads über die letzten 15-20 Jahre verschoben haben. Anfangs noch mit dediziertem Schul-Thread, Anfang der 2010er dann Boom im Studium-Thread. Seit knapp 10 Jahren ist der Arbeit-Thread mit Geschichten von Herbert rege besucht. Und jetzt überlegen wir einen Schul-/Uni-/Bildungsthread aufzubauen um mehr über Einblicke in „deren“ Einsichten zu diskutieren.
Wann macht der erste den „Endlich geschafft jetzt wird 24/7 gezockt - Rente ole“ Thread auf?
Ich merks mir mal für 2050 vor.
So ne Abstimmung ohne Details einer Ausgestaltung ist doch witzlos. Eine Wehrpflicht oder Dienstpflicht kann ja nun wirklich alles bedeuten. Ein paar unsortierte Gedanken:
- Die Träger der sozialen Einrichtungen freuen sich sicher aufs Lohndumping wenn man endlich wieder mehr Jugendliche ausnehmen kann. Andererseits spart man das FSJ momentan soweit kaputt, dass nicht mal jeder der will eine Stelle bekommt.
- Finanziell ist es total irre haufenweise Geld in die Idee zu Stecken ein Heer von Stümpern aufzubauen die immerhin mal in Gewehr gehalten haben, wo man stattdessen in erster Linie gut trainiertes Fachpersonal bräuchte das komplexe Waffensysteme bedienen kann.
- Finanziell noch irrsinniger in Zeiten des akuten Fachkräftemangels dem Arbeitsmarkt jährlich nochmal mehrere 10.000 Menschen zu entziehen. Menschen die nicht nur nichts einzahlen sondern obendrauf auch noch Geld kosten.
- Was ist so toll an der Vorstellung Leute zu irgendwas zu zwingen? Ich hätte wenig Freude wenn in der Kita meines Sohnes jemand gezwungenermaßen die Kinder bespaßen soll. Der Veggi-Day, im Keller ne Wärmepumpe oder der Genderstern. Nix davon ist Pflicht aber alles bedroht die gottgegebene Freiheit. Aber Dienstzwang, Leute in sinnlosen Zivijobs oder ner Kaserne einsperren, das brauchemer.
- Wieso soll ausgerechnet die Generation die den Klimawandel, die verlotterte Infrastruktur, die Schieflage der Rentenkasse, die Corona-Pandemie usw. am meisten ausbaden musste und muss nochmal einen auf den Deckel kriegen? Wieso keine Dienstpflicht für Rentner? Vor dem ersten Rentenbezug noch ein Jahr im Altersheim Suppe aufwärmen, im Fuhrpark an Autos schrauben, im Cyberabwehrbunker und Beschaffungsamt die Excel-Skills einbringen usw., das wäre doch mal eine Alternative.
- Eben genannten Probleme (Rente, Klima, Infrastruktur) sind übrigens REALITÄT. Dass der Russe vor Passau und Bauzen steht eher hypothetisch. Wenn, dann müsste Deutschland im Rahmen der NATO in Polen, Estland, etc. helfen. Da sind wir wieder bei modernen Waffensystemen. Wäre da das Kanonfutter der Wehrpflicht eine große Hilfe?
Soll ich weiter machen?
Ich habe meine Wehrpflicht genossen. Nicht aus Sicht der Armee, doch wir hatten eine gute Truppe und wir hatten eine gute Zeit. Auch das jährliche, obligatorische Schiessen in den letzen 20 Jahren auf einem Schiessstand haben wir genutzt, um uns alle ein Mal im Jahr zu treffen und danach mit Tee und Schnaps im Stüberl den Nachmittag zu verbringen. 18 Wochen Ausbildung am Stück mit 19 Jahren.
Danach gibt es Wiederholungskurse, ich glaube für rund 10 Jahre und so zwei bis drei Wochen im Jahr. Den ersten habe ich verschoben und musste bezahlen (ist nicht günstig). Danach hat man mich in die Reserve verschoben und 10 Jahr lang nicht aufgeboten (das kostet dann nichts). Im letzten Jahr durfte ich nochmal zwei Wochen hin. Ich durfte für diese zwei Wochoen sämtliche Kleidung ersetzen, vom Hemd bis zu den Hosen. Passte alles nicht mehr. Die zwei Wochen waren wir zu fünft in einem Büro, ich habe zwei Wochen fast nur geschlafen, bin an der Sonne gelegen und habe gut gegessen.
Mein Kollege hatte weniger Glück. Der war sportlich in seiner Jugend so ein Tier, dass er zu den Grenadieren KSK (Spezialkräfte) kam. Da gab es dann schon ein paar Psychos und der hatte definitiv eine harte Zeit.
Ich bin dadurch in der Küche gelandet, zwei Kumpel sind seither Sanifahrer.
Ich bin absolut dafür einen „Vaterlands-Dienst“ oder wie auch immer gennant einzuführen. Ich habe damals im medizinischen Bereich Zivildienst gemacht. Völlig ausserhalb meiner Bubble. Es war ein gutes Jahr. (11 Monate)
Auch für das Thema Integration junger Menschen sehe ich da nur Vorteile.
Aber klar Vorraussetzung sollte sein, absolute freie Wahl zwischen dem wo (Bundeswehr, Sozial, Feuerwehr etc.). Keine unnötige Begründung warum.
Und alle müssen, Frauen,Männer und Diverses.
Kann man machen, aber dann ohne Fuck Militär Scheisse.
Wenn sie wollen lass sie doch.
Mein Wunsch wäre, wie oben erwähnt, dass dort etliche Führerscheine gratis gemacht werden dürfen.
Und beim THW bitte auch, einfach überall wenns geht.
Kann nur von Vorteil sein und wir müssen das auch wieder für jüngere Leute interessanter werden lassen, dass sie einen LKW oder Bus oder Krankenwagen oder oder oder lenken und nicht mal eben mit 10k vor Prüfung um die Ecke kommen.
So macht dir das keiner.
Man sollte natürlich weiterhin die Möglichkeit haben alles zu verweigern. Mit wie auch immer gearteten Konsequenzen. Jemand der partu keinen Bock hat, den braucht man dafür natürlich nicht. Aber das sind die allerwenigsten. Ich selbst hätte damals auch kein freiwilliges soziales Jahr gemacht, wenn ich das nicht als Wehrdienstersatz hätte machen müssen. Und so ging es 3/4 der damaligen FSJler, die ich kennelernte. Sehr viele, mich eingeschlossen, brauchen manchmal einen kleinen Schups in die richtige Richtung.
„Sinnlos“ dürfen diese Jobs natürlich nicht sein. Sie sollten einen sozialen oder der Allgemeinheit dienlichen Kontext haben und müssen von entsprechenden Fortbildung und Gemeinschaftsaktionen begleitet werden.
Weil es kein „auf den Deckel kriegen“ sein soll und auch nicht sein darf. Es muss natürlich ein positives Image bekommen und sollte dann eher als praxisnahe Erweiterung der bisherigen Schulpflicht angesehen werden und nicht als geklautes Jahr.
Hier auch nochmal Habeck zum Thema Gendern und Fleischverbot und das diese Themen immer von der anderen Seite hochgehalten werden.
https://x.com/nurderk/status/1802598857253015890?s=46&t=WDQgaPVLMeDhTSPDpdvEEQ
Ihr habt ja sicherlich alle diese Volte der Geschichte mitbekommen,dass F*tzenfritze jetzt sagt, es hätten mehr Wärmepumpen eingebaut werden müssen (nachdem Blackrock in eine große Wärmepumpenfirma eingestiegen ist).
Jetzt meine Frage dazu:
Das ist ja so dermaßen offensichtlich kaputt alles, dass ich mich frage, ob ich hier einer tendenziösen linken Bubble auf X aufgesessen bin oder es wirklich soooo normal geworden ist, nur noch rumzusödern?
Versteht mich nicht falsch, so naiv bin ich nicht, dass Politiker nicht ihr Fähnchen nach dem Wind hängen, aber das ist ja wirklich eine dermaßen offen gekaufte Meinungsänderung, die ja auch noch die ganze Identität der „aber die grünen wollen alles vorschreiben“-Union verleugnet, dass die da doch irgendeine Relativierung/Erklärung abliefern müssen, warum jetzt die Habecksche Wärmepumpe doch gut ist und sie damit nicht komplett eingestehen, letztes Jahr Scheiße erzählt zu haben.
Gibts da irgendwelche Antworten auf Fragen in diese Richtung, die Merz oder Linnemann (hoffentlich) mal gestellt worden sind?
Ich mein, dass Söder sich hinstellt und erst sagt „wir kürzen Hochwasserschutz“ um dann zu sagen „man hätte nicht mit hochwasser rechnen können“ und dann „wir haben den hochwasserschutz intzensiviert“ - geschenkt. aber erst zu sagen „abends ist meist wärmer als mittags“, um dann, nachdem man in Sonnenschirme investiert hat zu sagen „ach ne, mittags ist wärmer als abends“ ist schon echt ein neues Level.
Das ist doch das Gleiche wie die Debatte zu Atomkraft. Nach Fukushima waren sich alle einig, dass man von Atomkraftwerken weg will.
Kaum ist die CDU in der Opposition ist die Ampel am Atomausstieg schuld und eine (praktisch gar nicht mehr mögliche) Laufzeitverlängerung für diverse Atomkraftwerke wird gefordert.
Die CDU beweist immer wieder, dass sie keine Ahnung, keine Lösungen, keine Überzeugungen und vor allem keine Moral hat.
Dejo, bist/warst du in der Truppe oder hast aktuellen Einblick, der deine Thesen mit Blick auf den Zustand der Truppe untermauern? Ich nehme mal ein paar Punkte heraus und bringe eine andere Sicht ein.
Disclaimer: Ich war Zeitsoldat, Offizier bei der Luftwaffe mit Verwendung im Bereich Personal, ÖA, Nachwuchsgewinnung und stv. Chef für über 200 Soldaten. Meine Verlobte ist in leitender Position im Personalbereich des Heeres. Und besonders den ersten der folgenden Punkte kann ich überhaupt nicht teilen.
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Heer von Stümpern aufbauen, wo man ja eigentlich vordringlich gut trainiertes Fachpersonal braucht?
Ganz so einfach ist das nicht. Der Bundeswehr fehlten seit Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht über sämtliche Dienstgradgruppen hinweg die Soldatinnen und Soldaten. Zwar sind diese Vakanzen beispielsweise durch die Verlagerung in den zivilen Bereich oder schlicht Stellenabbau bis 2018 stabilisiert worden, doch sie steigen mittlerweile wieder in schöner Regelmäßigkeit.
In gewissen Teilbereichen fehlt es beispielsweise vor allem an Mannschaftsdienstgraden für die einfachen Tätigkeiten, weshalb zum Teil A8-9-besoldete Portepee-Unteroffiziere deren Arbeiten machen und ihrer eigentlich höherwertigen Tätigkeit nicht in vollem Umfang nachgehen können.
Gleichzeitig gibt es in der Tat einen Mangel an Führungsnachwuchs. Wenn man sich vor Augen hält, dass bis Aussetzung der Wehrpflicht etwa 25-30 Prozent des der Hörsäle in Offizier- und Unteroffizierschulen aus ehemaligen GWDL/FWDL bestand, ist es nicht verwunderlich, dass die Vakanzen in eben diesen Dienstgradgruppen bei 20.000 unbesetzten Stellen liegen. Macht lt. Bericht der Wehrbeauftragen insgesamt 17 Prozent Vakanz.
Im Bereich der Mannschaftsdienstgrade fehlen ebenso mehr als 10.000 Soldat*innen, was sogar fast 24 Prozent Vakanz ausmacht.
Wir haben also über alle Dienstgradgruppen hinweg zu wenig Personal und brauchen mitnichten nur hochausgebildete Führer hochmoderner Waffensysteme. Das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen von damals. In vielen Verbänden mangelte es eher an Indianern und es gab zu viele Häuptlinge… -
Fachkräftemangel noch verschärfen?
Natürlich wird es immer eine Konkurrenz zwischen öffentlichem Dienst (wozu auch die Bw zählt) und allen übrigen Berufsfeldern geben. Aber hier kommen wir mal wieder auf das Beispiel der Uffz/Offz-Ausbildung. Denn viele derjenigen, die weiter am Ball bleiben, konnten sich das vor ihrer Wehrdienstzeit so gar nicht vorstellen. Ich kann es nicht belegen, aber ich würde mich doch sehr wundern, wenn der frühere Wehrersatzdienst bzw. Zivildienst nicht viele Menschen dazu bewogen hat, beispielsweise in der Pflege zu bleiben.
Und zum Thema Arbeitsmarkt: Es geht bei einer potenziellen Dienstpflicht ja noch gar nicht um Fachkräfte, sondern solche, die es in Zukunft erst werden sollen/können. Und die Bundeswehr ist in Sachen Aus- und Weiterbildung eine große Ressource. Stichwort Berufsförderungsdienst (BFD), Zivile Aus- und Weiterbildung (ZAW), zivil anerkannte Studiengänge für Truppenoffiziere… Ehemalige Soldaten sind in der Regel körperlich fit und sehr gut ausgebildet. Nur wenige haben im Anschluss an ihre Verpflichtungszeit Probleme, am Arbeitsmarkt eine gute Anstellung zu finden. Ich wage auch zu behaupten, dass einige ex-Soldaten ohne ihren aktiven Dienst nie im Leben eine so gute Qualifikation on the job erworben hätten. Das ist natürlich spekulativ, aber so war mein Eindruck als stv. Chef. -
Dienstpflicht für Rentner:
Das halte ich genauso für eine absolut verschenkte Ressource.
Übrigens bin ich auch der Meinung, wir sollten für pensionierte Soldaten mit entsprechender Qualifikation eine Möglichkeit zum Eintritt in das Schulsystem bieten. Das wird zum Beispiel so in Großbritannien gern gemacht. Jemand, der an einer Technischen Schule in der Erwachsenenbildung Avionik unterrichtet hat, kann doch an jeder Berufsschule auch Elektrotechnik unterrichten. Mal als Beispiel. Das gibt aber unser Schulsystem nur ausgesprochen schwer her. -
Vergleich REALITÄT:
Unsere vertraglichen Verpflichtungen gegenüber NATO-Partnern (zu denen möglicherweise ja auch bald die Ukraine gehört) sind ebenso real. Unsere mehrheitlich gewählte Regierung wird daran auch nicht rütteln, sondern alles daran setzen, diesen Verpflichtungen nachzukommen. Natürlich wäre es großartig, wenn wir das nicht bräuchten, aber das wird - vermute ich - so nie passieren.
Eine generelle Dienstpflicht für alle wäre in meinen Augen eine tolle Idee. Sicherlich wird es nicht alle unsere Probleme lösen, aber durch geschickte Umverteilung von Aufgaben kann einiges an Arbeitskraft der ausgebildeten Fachkräfte eingespart werden. Natürlich gibt es da nicht nur High-Flyer aber einfache Tätigkeiten, die momentan allesamt von einer Fachkraft erledigt werden, könnten sicher auch von jungen Schulabgängern erledigt werden.
Wer zum Beispiel mal mit Stellenbewertungen und -bemessungen im öD zu tun hatte, wird sich möglicherweise auch an die in Teilen schwachsinnigen Stundenvorgaben der Landesschulbehörde für die kommunal einzustellenden Schulsekretär*innen denken müssen. Die Landesschulbehörde zahlt nämlich beispielsweise an einer einzügigen Grundschule die Personalkosten einer Verwaltungskraft für 13 Wochenstunden. Da schafft man richtig was weg in Sachen Schriftverkehr, Sekretariatsarbeit, Elternbriefe usw… In solchen Bereichen wäre zusätzliche Manpower Gold wert!
Wenn wir das Thema Dienstpflicht ganzheitlich denken, dann ergeben sich echte Chancen, wie man aus den knapp 800.000 Schulabgängern pro Jahr einen großen Teil gewinnbringend für die Bevölkerung einsetzen kann. Zumal ein solches Jahr sicher für viele in Sachen Berufsorientierung sehr förderlich ist. Es gäbe so viele Möglichkeiten. Feuerwehr, THW, Pflege, Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen, wegen mir auch Müllabfuhr, DRK, Schwimmausbildung, Rettungsdienst oder unzählige Sparten, die ich vergesse oder gar nicht kenne.
Nein ich wurde tatsächlich ausgemustert und meine Punkt bezüglich dem Heer von Stümpern bezog sich miteher auf solche Aussagen:
Dein Beitrag dreht sich im Kern doch um folgendes Argument:
Das will ich auch gar nicht in Abrede stellen, dass der ein oder andere erst durch die Zeit als Zivi bzw. in der Grundausbildung auf den Geschmack kommt im jeweiligen Bereich zu arbeiten. Anekdotisch könnte ich auch von jemandem berichten der als Mechatroniker beim Bund untergekommen ist, vermutlich erst durch seine Zeit beim Grundwehrdienst.
Nur ist das für mich unter aller Kanone jemanden durch Zwang dazu zu bringen für ein Taschengeld (FSJ hat ca. 2.50€ Stundenlohn) die Aufgabe des Sekretariats auszuüben oder Lücken bei der Kitabetreuung zu übernehmen. Das würde die Aufgabe für echte Fachkräfte dann nur noch unattraktiver machen. Aber natürlich wäre es für den ÖD toll wenn man an der eigenen beschissenen Personalpolitik und den Arbeitsbedingungen nichts ändern muss. Auch hierzu könnte ich jetzt anekdotisch Berichten wie unsere Kita trotz 1.5 unbesetzten Stellen eine davon nicht besetzen durfte obwohl es eine sehr geeignet Bewerberin gab (die dort ihre Ausbildung gemacht hat!). Oder wieso mein Schwiegervater als langjähriger Schulleiter (auch zu reduzierten Bezügen) gerne noch ein Jahr dran gehängt hätte aber wegen erreichen der Altersgrenze leider aus dem Dienst ausscheiden musste und seine Schule nun seit über einem Jahr ohne Schulleiter da steht.
Nee, das überzeugt mich leider nicht. Wenn man die Leute hingegen angemessen entlohnen würde könnte ich mich da aber überzeugen lassen. Aber die Dienstpflicht herzunehmen um schlechte Personalpolitik, auch schlechte Personalgewinnung, auf dem Rücken junger Leute zu kaschieren finde ich schlecht.
Da machst du jetzt mit der Entlohnung ein Fenster auf, über das wir noch gar nicht gesprochen haben. Die Finanzierbarkeit ist natürlich noch ein ganz anderes Thema und sicherlich sollen die Schulabgänger auch ordentlich entlohnt werden.
Wenn man danach geht, kann man direkt die Kurve zum bedingungslosen Grundeinkommen nehmen. Wenn ich weniger Zeit in meinem Leben für Erwerbstätigkeit aufwenden muss, um meine Familie zu ernähren, kann ich mich auch mehr für unsere Gesellschaft einbringen. Theoretisch.
Steuererleichterungen für Freiwilligendienstler? Kopplung der Bezahlung eines möglichen Dienstjahres an das Durchschnittseinkommen von Auszubildenden? I’m all for it. Vielleicht ja auch über ein Anreizsystem vom Schlage bevorzugte Studienplatzvergabe für diejenigen, die einen Dienst abgeleistet haben?
Du drischst auf vermeintlich schlechte Personalpolitik und Arbeitsbedingungen im ÖD ein. Natürlich gab es da Verfehlungen und Fehlplanungen. Aber damit machst du es dir auch sehr leicht. Was wäre denn dein Lösungsansatz? Glaubst du, mit mehr Lohn und geregelten Arbeitszeiten lockst du genug junge Leute an? Meinst du, es würde reichen, jetzt an diesen Stellschrauben zu drehen? Haben wir vielleicht weit darüber hinausgehende Probleme demografischer Natur? Sind manche vielleicht sogar geografisch bedingt?
Die Anzahl unbesetzter Lehrstellen hat sich seit 2010 mehr als verdreifacht. Alle Branchen ächzen über Nachwuchsmangel. Völlig egal, ob jetzt Tourismus, öD, Handwerk, Soziales, MINT… Das alles auf Fehler in der Personalwirtschaft zu schieben, ist aus meiner Sicht zu kurz gedacht.
Denn Standort und Demografie sind einfach Themen, die mit in die Betrachtung dessen gehören. In dünn besiedelten Gebieten mit nominell und qualitativ weniger Bildungsperspektive sind auch mehr Lehrstellen unbesetzt. Gleichzeitig überaltert in diesen Regionen die Bevölkerung durch Wegzug der jüngeren Generationen. Ein schwieriger Teufelskreis, der extreme Auswirkungen auf den lokalen/regionalen Arbeitsmarkt hat (im übrigen auch und besonders auf die medizinische Versorgung).
Wenn wir mal eine andere Dimension betrachten: Ein Anreizsystem zur Übernahme von Dienst für das Allgemeinwohl fände ich noch toller als eine Dienstpflicht. Sei das nun über Steuererleichterungen, zusätzliches, steuerfreies Grundeinkommen oder sonst was. Für alle Menschen jeden Alters möglich, sofern ein nachweislich gemeinwohlzuträglicher Dienst geleistet wird.
Ich persönlich bin der Ansicht, dass wir die Probleme im Sozialsektor nicht über Bezahlung, Arbeitsbedingungen und Imagekampagnen allein in den Griff bekommen. Stattdessen finde ich es sogar gut, dass die Option der Dienstverpflichtung wieder in Betracht gezogen wird. Es zeigt, dass der Staat sich seiner Verpflichtung zur Sicherstellung der Daseinsvorsorge bewusst ist und Lösungen sucht. Gerade das Thema Gesundheit und Pflege ist zu wichtig, als dass solche Themen nicht diskutiert werden dürfen.
Der Artikel der SZ ist leider hinter einer Paywall, daher hier der Artikel vom Spiegel dazu:
Die Verfassungsreform sieht vor, dass der Ministerpräsident in Zukunft nicht mehr vom Staatspräsidenten mit der Bildung einer Regierung beauftragt wird, sondern direkt vom Volk für fünf Jahre gewählt wird. Außerdem soll ein Mehrheitsbonus von 55 Prozent für die meistgewählte Partei eingeführt werden. Mit diesem Bonus soll dem Wahlgewinner automatisch – auch wenn dieser nicht die absolute Mehrheit der Stimmen erhält – eine komfortable Mehrheit sowohl in Abgeordnetenkammer als auch Senat garantiert werden.
Wie schön das wäre, wenn Melonis Partei bei der nächsten Wahl wegen ein paar Stimmen zweite Kraft würde…